1970: Willy Brandt (geb. 8. Dezember 1913, gest. 8. Oktober 1992) ist als deutscher Bundeskanzler auf Staatsbesuch in Polen und legt in Warschau vor dem Ehrenmal für die Helden des Warschauer Ghettos einen Kranz nieder. Unerwartet sinkt er auf die Knie. Der „Kniefall von Warschau“ vom 7. Dezember 1970 wird als als Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs verstanden.
1971: Willy Brandt erhält in Stockholm den Friedensnobelpreis für seine auf Versöhnung angelegte Ostpolitik.
1972: Der Radikalenerlass wird beschlossen. Im Januar 1972 einigte sich Bundeskanzler Willy Brandt gemeinsam mit Ministerpräsidentenkonferenz darauf („ Extremistenbeschluss“), Bewerberinnen und Bewerber sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst fortan auf deren Verfassungstreue zu überprüfen. Der Erlass betraf nicht nur Mitglieder von Parteien, sondern auch Personen, die nicht parteigebunden waren. Von 1972 bis zur ab 1985 erfolgten endgültigen Abschaffung der Regelanfrage, zuletzt 1991 in Bayern, wurden bundesweit insgesamt 3,5 Millionen Personen überprüft.
1972: Die von Willy Brandt als Kanzler angeführte SPD/FDP-Koalition besaß im Bundestag keine handlungsfähige Mehrheit mehr. Grund dafür war Brandts Ostpolitik, diese hatte zu so großen Differenzen in der Koalition geführt, dass mehrere SPD- und FDP-Abgeordnete diese verlassen hatten. Am 20. September 1972 stellte Bundeskanzler Willy Brandt im Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage, dies war das erste Mal in der Geschichte der BRD. Sein Ziel war es, die Vertrauensfrage zu verlieren und so Neuwahlen zu erzwingen. Das gelang ihm, es wurden neue Bundestagswahlen anberaumt, bei denen dann Brandt zum zweiten Mal zum Kanzler gewählt wurde (mit 91 % die höchste Wahlbeteiligung aller Bundestagswahlen, die SPD erhielt mit 45,8 Prozent ihr bestes Ergebnis).
1974: Am 6. Mai 1974 trat Brandt überraschend als Bundeskanzler zurück. Der unmittelbare Auslöser war die Guillaume-Affäre: Günter Guillaume, enger Mitarbeiter und persönlicher Referent Brandts, entpuppte sich als Spion der DDR.
„Freiheitlich ist ein Sozialstaat nur, wenn er die Gefahr bürokratischer Überwucherung bannt und eigenverantwortliches Engagement großschreibt.“ – Willy Brandt in seinen „Erinnerungen“, 1989
„SPD: Trümmerfrauen und Ampelmännchen“ von Michael Klein