
Beate Uhse (1919–2001) war eine der prägendsten Unternehmerinnen Nachkriegsdeutschlands und eine Pionierin in der Enttabuisierung von Sexualität. Als ehemalige Pilotin wagte sie nach 1945 den Schritt in eine völlig neue Branche: Sie gründete den ersten Sexshop der Welt und machte mit Versandhandel, Aufklärungsbroschüren und erotischen Produkten Themen zugänglich, die zuvor im Verborgenen lagen.
Ihr erstes Erfolgsprodukt war eine Broschüre über die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode, bis 1947 verkaufte sich die Schrift etwa 32.000-mal zum Preis von 50 Pfennig und verschaffte Beate Uhse Startkapital, um einen Versandhandel aufzubauen. Das „Versandhaus Beate Uhse“ gründete sie 1951 mit vier Angestellten, zehn Jahre später hatte „Beate Uhse“ bereits fünf Millionen Kunden. 1962 eröffnete sie in Flensburg den ersten Sexshop der Welt.
1970 war Beate Uhse Sponsorin des Love-and-Peace-Festivals auf Fehmarn, auf dem Jimi Hendrix am 6. September 1970 ein letztes Mal auftrat. Er starb am 18. September 1970.
Beate Uhses Unternehmertum verband Mut, Kreativität und ein Gespür für gesellschaftliche Bedürfnisse. In einer Zeit, in der über Sexualität kaum offen gesprochen werden durfte, schuf sie Räume für Aufklärung und Selbstbestimmung, besonders für Frauen.
1989 bekam sie das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre unternehmerischen Leistungen verliehen.
Trotz Anfeindungen und juristischer Hürden entwickelte sie ihr Unternehmen zu einem internationalen Konzern. Beate Uhse steht damit nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch für die Befreiung der Sexualität aus Tabus – ein Vermächtnis, das weit über ihr Geschäft hinausweist.
Beate Uhse starb am 16. Juli 2001 in St. Gallen.
„Die Lust des Erinnerns – 50 Jahre Playboy Deutschland“ von Immo Sennewald