Vor 50 Jahren prägte der britische Zoologe und Evolutionsbiologe Richard Dawkins den Begriff „Mem“. Analog zur biologischen Vererbung der Gene sind Meme Informationsmuster, die kulturell weitergegeben werden – vor allem durch Imitation und Kommunikation. Im Gegensatz zum Begriff „Mem“ haben Meme selbst eigentlich keinen Autor – und was noch wichtiger ist: Sie sind weitgehend immun gegen Kritik. Beispiele für Meme zu finden, ist einfach. Man denke nur an Redensarten, Moden, Gerüchte, oder einen musikalischen Ohrwurm.
Wie Gene so reproduzieren sich auch Meme selbst, und im Allgemeinen hat man den Eindruck, dass sie damit ihre Träger am Leben erhalten. Es scheint deshalb paradox zu sein, von einem Selbstmord-Mem zu sprechen, denn wer sich umbringt, verschwindet ja aus dem Gen-Pool – und damit auch aus dem Mem-Pool. Trotzdem breitet sich das Selbstmord-Mem immer weiter aus, und zwar in zwei komplementären Formen, nämlich als islamischer Terror und als westliches Zölibat.
Die Terroristen stilisieren sich zu Märtyrern des Heiligen Krieges gegen die Ungläubigen und sind dabei sogar bereit, die eigenen Kinder töten zu lassen. Die Zölibatäre, die man bisher nur als Nonnen und Priester kannte, predigen der westlichen Welt Askese und Lustfeindlichkeit. Sie wollen keine Kinder haben, um damit den „CO2-Fußabdruck“ zu reduzieren. Zurecht hat man vom Selbstmord Europas gesprochen.
Hier stellt sich nun die Frage, wie es möglich ist, dass Selbstmörder evolutionär erfolgreich sein können. Die Antwort ist denkbar einfach: Meme, die tödlich sind für ihre Träger, müssen erfolgreich publiziert werden, um sich zu reproduzieren. Das leistet zum einen die Selbstgeißelung durch eine antiwestliche Dauerpropaganda in den Mainstream-Medien, zum andern das, was man „Pallywood“ nennt, also die geschickte, authentisch wirkende Inszenierung des Leids der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen. Hier schlagen die Meme die Gene.
Wichtiger als die biologische Fitness sind diesen Menschen ihre „höchsten Werte“ – im Westen die Rettung der Welt, im Islam der Kampf gegen die Ungläubigen. Das verbindet den Terror der Schreckensmänner mit den asketischen Idealen der Gutmenschen.
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