Katastrophen: Der Königsweg der Schadensvermeidung

Unternehmen Zuversicht #4

Katastrophen verunsichern, sie treiben uns in hektisches Denken und sorgen für irrationale Reaktionen. Doch gerade in Krisen zeigt sich, wie entscheidend Vernunft, Technologie und Fortschritt sind.

Die Frage, vor die uns jede Katastrophe stellt, ist: „Wie können wir aus Fehlern lernen, statt uns vom Alarmismus in kollektive Angst versetzen zu lassen?“

Die Macht der Bilder

Katastrophenbilder brennen sich uns schnell ins Unterbewusstsein, wie zum Beispiel vom sauren Regen entlaubte, dürre Wälder; Rauch über Fukushima; schmelzende Gletscher; gewaltige Eisklippen, die vom Schelfeis abbrechen; umherirrende Eisbären, die keine Scholle mehr finden. Solche Bilder werden als Beweis für das Versagen der modernen Gesellschaft und ihres Fortschrittsoptimismus angeführt, als Mahnmal einer angeblich zerstörerischen Wirtschaftsweise. 

Doch was, wenn nicht der Fortschritt das Problem ist, sondern die Weigerung, kluge Lösungen durchzusetzen?

Ein prägnantes Beispiel ist die Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021, bei der 180 Menschen starben. Noch ehe das Wasser vollständig abgeflossen war, wurde die Ursache in den Medien und von Teilen der Politik rasch ausgemacht: der Klimawandel. Doch wie ernsthaft war diese Analyse? Wurde bedacht, dass der Hochwasserschutz über Jahrzehnte sträflich vernachlässigt wurde? Dass Fehlplanungen, mangelhafte Infrastruktur und der politische Verzicht auf überfällige Modernisierungen maßgeblich zur Katastrophe beigetragen haben? Wer nur in globalen Erzählungen denkt, übersieht oft das Naheliegende – und mitunter auch das Verantwortliche.

Hier zeigt sich, dass Technik und Planung, nicht Verzicht, der wahre Schutz vor Katastrophen sind.

Das habe ich auch persönlich erlebt: Ich bin in Sasbach in der Rheinebene aufgewachsen. Das Haus, in dem wir damals lebten, stand in Hanglage – wie viele andere Häuser auch. Eines Tages regnete es so stark, dass sich auf dem Acker oberhalb des Hauses die Krume löste. Teile des Hangs rutschten ab und verwandelten sich in eine Schlammlawine, die das untere Stockwerk überflutete. Zum Glück kamen keine Menschen zu Schaden. Was war die Ursache? Es fehlten Regenwasserrückhaltebecken, und die Häuser waren an ungünstiger Stelle gebaut worden – ein Fall mangelnder Vorsorge und unterlassener technischer Entwicklung.

Der Alarmismus der Gegenwart

Katastrophen rufen Reflexe hervor und sorgen so für einen Rückgriff auf „schnelles Denken“, wie es der Psychologe und Preisträger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften Daniel Kahneman beschreibt. 

Angst aktiviert dieses reflexhafte Notfallprogramm, das in Bedrohungssituationen hilfreich sein kann, aber oft zu Kurzschlusshandlungen führt. Denken Sie an Fukushima 2011. Niemand starb an der Strahlung, aber über 2.000 Menschen kamen durch die panische Evakuierung ums Leben. Deutschland zog die Konsequenz und stieg aus der Kernkraft aus – ungeachtet der Tatsache, dass Kernenergie die sicherste aller Energieformen ist.

Vergleichsweise unbeachtet blieb hingegen das Dammbruch-Unglück in Brumadinho, Brasilien, 2019, bei dem 272 Menschen starben – durch die Folgen des Abbaus von Rohstoffen, die für erneuerbare Energien benötigt werden.

Hier zeigt sich eine Doppelmoral: Ein Atomunfall ohne direkte Strahlentote führt zum Ausstieg aus der Kernenergie, während eine Rohstoffkatastrophe ohne politische Konsequenzen bleibt. Das zeigt einen unausgewogenen und emotional gefärbten Umgang mit Risiken.

Einfluss ideologischer Narrative

Ein wesentlicher Faktor, der den rationalen Umgang mit Katastrophen erschwert, ist der Einfluss ideologischer Narrative und einiger NGOs. Diese Organisationen beanspruchen moralische Deutungshoheit und propagieren einfache Lösungen, die jedoch oft nicht faktenbasiert sind. 

Ein Beispiel sind viele Kampagnen gegen Kernenergie, die auf Ängste setzen, statt auf objektive Risikobewertung. Obwohl Kernkraft nachweislich eine der sichersten Energiequellen ist, wurden ideologische Narrative geschaffen, um sie zu verteufeln.

NGOs und Lobbygruppen nutzen gezielt emotionale Kampagnen, um politische Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dies führt dazu, dass wissenschaftlich fundierte Lösungen ignoriert oder verhindert werden. 

Statt sich an den Prinzipien von Aufklärung und Innovation zu orientieren, wird eine Politik des Verzichts und der Reglementierung gefördert, die langfristig zu Wohlstandsverlusten führt.

Der wahre Schutz vor Katastrophen

Die Geschichte zeigt uns: der Mensch hat Katastrophen nicht durch Verzicht, sondern durch Innovation gemeistert. Niemand wäre auf die Idee gekommen, Feuer zu verbieten, nur weil der erste Mensch sich daran verbrannte. Stattdessen wurde der sichere Umgang damit entwickelt. Genauso verhält es sich mit modernen Technologien. Die Antwort auf Umweltprobleme liegt nicht im Rückschritt, sondern in intelligenter Nutzung von Wissenschaft und Technik.

Die Zahlen sprechen für sich. Laut einer Forbes-Analyse (basierend auf Daten der Weltgesundheitsorganisation und des Centers for Disease Control and Prevention) sind fossile Brennstoffe mit Abstand die tödlichsten Energiequellen, während Kernenergie die geringste Todesrate pro erzeugter Energieeinheit aufweist. 

Dennoch wird in Deutschland genau die sicherste Energiequelle abgebaut, während riskantere Alternativen gefördert werden. Ein Irrweg, der auf falschen Annahmen basiert.

Fortschritt, Aufklärung und Optimismus

Hans Rosling zeigt in seinem Buch „Factfulness“, dass Menschen dazu neigen, die Welt schlechter wahrzunehmen, als sie ist. Sein Konzept des „negativen Bias“ erklärt, warum wir Fortschritte oft nicht sehen. In den letzten Jahrzehnten haben sich Lebensstandards weltweit verbessert, Hungersnöte und Krankheiten wurden drastisch reduziert – ein Beweis für die positiven Effekte von Wissenschaft und Technik.

Björn Lomborg argumentiert, dass viele Umweltprobleme nicht durch drastischen Verzicht, sondern durch gezielte Innovationen gelöst werden können. In „False Alarm“ kritisiert er die übertriebene Panikmache und zeigt, dass der Klimawandel zwar eine Herausforderung ist, aber keine existenzielle Bedrohung darstellt. Statt überstürzter Maßnahmen plädiert er für intelligente Investitionen in Forschung und Technik.

Steven Pinker weist in „Aufklärung jetzt“ darauf hin, dass Aufklärung und Wissenschaft die Menschheit in eine positive Richtung gelenkt haben. Er zeigt, dass Ängste oft irrational sind und dass sich die Lebensbedingungen trotz medialer Katastrophenrhetorik weltweit verbessern. 

Fortschritt ist kein Feind, sondern unser größter Verbündeter gegen Krisen.

Deutschlands Stärken gestalten Zukunft

Deutschland hat beste Voraussetzungen, eine Zukunft des Wohlstands und Fortschritts zu gestalten – und dabei aus Fehlern der Vergangenheit sowie aus Krisen zu lernen. Voraussetzung ist, dass wir uns auf unsere Stärken besinnen:

Technologische Kompetenz und Innovationskraft

Deutschland ist eine Technologienation mit einer langen Tradition der Ingenieurskunst – von der Erfindung des Automobils bis zu den modernen Werkzeugmaschinen. Zukunftstechnologien wie moderne Kernkraft, synthetische Kraftstoffe, Wasserstoffverarbeitung, Robotik oder industrielle Automatisierung könnten eine Renaissance erleben – wenn sie politisch ermöglicht statt ideologisch behindert werden.

Beispiel: Die Entwicklung von Thorium-Salzschmelze-Reaktoren durch Start-ups wie Copenhagen Atomics zeigt, was möglich ist – auch mit deutscher Beteiligung, wenn der regulatorische Rahmen stimmt.

Industrielle Basis und Wirtschaftsstärke

Trotz aller Herausforderungen ist Deutschland noch immer ein wirtschaftliches Schwergewicht. Eine ideologiefreie Energiepolitik könnte insbesondere den Mittelstand stärken – durch verlässliche Versorgung, planbare Kosten und Technologieoffenheit.

Beispiele: Unternehmen wie Trumpf, Viessmann oder Herrenknecht sind Weltmarktführer – aber zunehmend durch Energiepreise und regulatorische Unsicherheit gefährdet.

Wissenschaftliche Exzellenz und Rationalität

Deutschlands wissenschaftliche Tradition reicht von Humboldt bis Heisenberg. Diese Exzellenz sollte die Grundlage einer faktenbasierten Umwelt- und Technologiepolitik sein – statt sich von kurzfristigen NGO-Kampagnen oder Social-Media-Trends treiben zu lassen.

Beispiel: Die Expertise des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) oder auch eines Paul-Scherrer-Instituts wird zu wenig politisch genutzt.

Moderne Infrastruktur mit Zukunftspotenzial

Deutschlands Infrastrukturnetz – ob Schiene, Strom oder Datennetze – ist ausbaufähig, aber solide. Mit modernen Technologien wie Small Modular Reactors, intelligenten Stromnetzen oder KI-gesteuertem Verkehr könnte Deutschland zum internationalen Vorreiter werden.

Beispiel: Der Einsatz von KI im Verkehrsflussmanagement in Städten wie Darmstadt oder Hamburg zeigt, wie Technologie Infrastruktur effizienter macht.

Gesellschaftliche Kompetenz für Reformen

Deutschland hat mehrfach bewiesen, dass es zu tiefgreifenden Transformationen fähig ist – etwa beim Wiederaufbau nach dem Krieg oder in der Phase der Wiedervereinigung. Was fehlt, ist kein Können – sondern der Mut zu einer vernunftgeleiteten Debatte.

Beispiel: Die Agenda 2010 war schmerzhaft – aber erfolgreich. Ähnlich braucht es heute Reformen für Energie, Bildung und Technologiepolitik.

Ich war in meiner Zeit als aktiver Unternehmer immer gut beraten, mich gerade dann auf diese Stärken zu besinnen, wenn es schwierig wurde. Denn in der Krise zeigt sich nicht nur der Charakter, sondern auch die Substanz.

Mein Fazit lautet deswegen: Fortschritt statt Furcht, der Königsweg für Deutschlands Zukunft ist der Weg der Vernunft.

Deutschland hat sich in der Vergangenheit immer dann am besten entwickelt, wenn es nicht der Angst, sondern der Innovation gefolgt ist. Die besten Jahre liegen nicht hinter uns, sie liegen vor uns. Wenn wir den Mut haben, Wissenschaft, Technologie und wirtschaftliche Vernunft als Lösungen zu begreifen.

Katastrophen verhindern wir nicht durch Verzicht, sondern durch klugen Fortschritt.
Die Welt geht nicht unter. Aber sie wird nicht besser, wenn wir nichts tun. Sie und ich – wir haben es in der Hand.

Dieser Beitrag ist ein Kapitel aus dem Buch „Unternehmen Zuversicht. 12 gute Gründe, warum die besten Jahre Deutschlands noch vor uns liegen” von Wilfried Hahn, das in der Edition Sandwirt erschienen ist und das Sie überall im Buchhandel und hier im Shop des Sandwirts kaufen können. 

„Zuversicht ist kein Gefühl, das man einfach hat. Sie ist eine Haltung, die man sich erarbeitet.” 

Wilfried Hahn

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1 Kommentar. Leave new

  • G. Meinikheim
    29/12/2025 11:38

    War dies ein Traum eines Mitglieds der alten Generation? Die meisten Mitglieder der heutigen Generationen, der Jungen und Mittleren, aber auch vielen Älteren, verfolgt diese Tradition nicht mehr. Der Wiederaufbau nach dem Krieg und auch die Jahrzehnte bis nach der Wiedervereinigung wurden noch bewältigt von einer Kultur des Fortschritts, des Aufbruchs und Durchhaltens in auch schwierigen Zeiten. Die Generationen heute, die im fast vollkommenen Wohlstand aufgewachsen sind, haben oftmals kein Empfinden für schwierige Verhältnisse und wie man diese überwindet, sich aus ihnen befreit durch überlegte und aufopferungsvolle Tätigkeiten. Die Zukunft sieht auch nicht rosig aus, wenn man sich das heutige Bildungsniveau betrachtet. Durch betreutes Denken und Lenken entsteht kein Wohlstand bzw wird er nicht erhalten. Woher soll denn da die Innovationskraft herkommen für die Zukunft?
    Der Traum des Autors wird höchstwahrscheinlich beim Öffnen der Augen unwiederbringlich zerstört sein.

    Antworten

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