Im Laufe der Zeit entstanden Machthaber, die ein Territorium beherrschten, in dem sie das Gewalt- und Rechtsprechungsmonopol hatten. Insofern lag es auf der Hand, dass die Herrscher auch das Geldmonopol für sich beanspruchten. Mit dem Geld wurden dann die Ritter, Soldaten, Beamten usw. bezahlt.
Wenn die Herrschaftshäuser schlecht haushalteten, versuchten sie sehr oft, außerhalb ihres Territoriums zu expandieren. Denn die Steuern in ihrem Territorium reichten nicht aus, um die Kosten ihrer Herrschaft und ihres Lebensstiles zu decken. Sie überfielen benachbarte Herrschaftsgebiete und versuchten, deren Bevölkerung zu bewirtschaften oder deren Besitztümer, Rohstoffe und Ähnliches habhaft zu werden.
Die Menschheitsgeschichte ist gepflastert mit derartigen kriegerischen Vorgängen. Das einfache Volk ist zumeist eher friedfertig. Die Machtmenschen und Herrscher hingegen sind seit jeher feindlich. Die Steuern, die sie unter Gewaltandrohung ihren Untergebenen abpressen, sind als feindliche Handlungen einzustufen. Der Angriff auf friedfertige Menschen in anderen Territorien ist selbstverständlich ebenso als feindliche Handlung zu kategorisieren.
Auch der Aufstieg Preußens und die Entstehung des Nationalstaates Deutschland im Jahr 1871 ist durch kriegerische Handlungen zustande gekommen. Drei sogenannte Einigungskriege haben unter hohen menschlichen Verlusten auf sämtlichen Seiten des Krieges zu dem Nationalstaat Deutschland geführt.
Das Geld ist elementar, um die Soldaten für den Krieg und die Rüstungsgüter zu finanzieren. Auch an der Stelle ist Geld wiederum als Machtermächtigungsmittel zu sehen.
Irgendwann werden expansiv agierende Imperien zu groß. Sie überdehnen sich und unterhalten eine kaum noch mit Steuern zu finanzierende Armee. Diese Imperien versinken dann in der Geldverschlechterung. Früher verwässerte man den Edelmetallgehalt der Münzen. Heute ist lediglich ein Buchungssatz erforderlich, um neues Geld zu schöpfen. In beiden Fällen kommt es im Laufe der Zeit zur Teuerung und zur Verarmung der einfachen Bevölkerung. Ihre Löhne, Gehälter und Renten werden nicht entsprechend angepasst, und so stellen sich Kaufkraftminderungseffekte ein. Man könnte auch sagen, dass durch die Geldverschlechterung der Tauschwert der Arbeitskraft mehr oder minder subtil herabgesetzt wird.
Subtil deshalb, weil die Teuerung staatlich legitimiert und durch staatlich bezahlte Statistiker klein gerechnet wird.
Staat, Geld und der endlose Krieg
Das industrielle Töten des 20. Jahrhunderts ist ein Produkt dessen, was im vorangegangenen Abschnitt thematisiert wurde. Insofern ist das mit den Kriegen verbundene Leid auch vor allem ein Produkt der modernen Zentralstaaten. In der öffentlichen Debatte wird leider die zentrale Frage zur Vermeidung von Kriegen vergessen: die Finanzierbarkeit von Aufrüstung und Krieg durch Staatsverschuldung. Wäre eine vorherige Spartätigkeit notwendig, dann wären die Verschuldungsorgien der jüngeren Vergangenheit überhaupt nicht durchführbar.
Das Muster, um vermeintliche Mehrheiten für Aufrüstungsprogramme zu organisieren, ist nahezu immer identisch: Wir sind gut und der Feind XY ist böse. Nun ist jeder einzelne Bürger in der Pflicht, sich dem Kollektiv unterzuordnen und dem Kampf gegen XY zu stellen. – Schon bei diesen Formulierungen stellen Sie fest, dass Kriegsnarrative immer eine starke Form der Kollektivierung beinhalten. Der einzelne Mensch zählt nichts, und wenn er sich dem großen Ziel nicht unterordnet, dann ist er automatisch ein Freund von XY und ein Staatsfeind.
Die damit einhergehenden gesellschaftlichen Spaltungen liegen auf der Hand. Die Finanzierung von Aufrüstung und Krieg geht zumeist mit einer dramatischen Ausweitung der Staatsschulden einher. Aus den wachsenden Staatsschulden ergibt sich eine steigende (inflationierende) Geldmenge und im Laufe der Zeit stellen sich Kaufkraftminderungseffekte (Teuerung) ein. Im ersten Schritt ist die Finanzierung gar nicht so offensichtlich. Die verschuldungsbasierten Ausgaben legen einen Schleier über das, was die tatsächlichen Kosten betrifft.
Dieser Schleier ist nichts anderes als die zeitliche Differenz zwischen Ursache und Wirkung: der Ursache der Staatsverschuldung und der Wirkung der Teuerung.
Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland eine teilgedeckte Goldwährung. Die Golddeckung erschwerte die Ausweitung von Staatsschulden, denen keine tatsächliche Ersparnis zugrunde lag. Insofern lag es auf der Hand, die Golddeckung zur Kriegsfinanzierung abzuschaffen. Vermutlich hätte der Krieg im goldgedeckten Umfeld nur wenige Wochen finanziell bestritten werden können. Da Fiat-Geld das nahezu unendliche Geld darstellt, ist es auch das Geld des unendlichen Krieges.
Kriegsfinanzierung zum Ersten Weltkrieg in Deutschland
Die Entwicklung der Staatsverschuldung Deutschlands und die damit zusammenhängenden Daten sprechen eine deutliche Sprache: Die Verschuldung hat sich im Zuge des Krieges mehr als verzwanzigfacht. Der Außenwert der Mark gegenüber dem US-Dollar sank rapide und die von den staatlichen Behörden errechnete Teuerungsrate ergab fast den identischen Faktor dessen, was die Mark an Außenwert gegen den US-Dollar verlor.
Für einen US-Dollar musste man im Jahr 1914 1,07 Mark tauschen, zum Ende des Krieges 1918 waren dafür 1,97 Mark notwendig. Die errechneten Konsumentenpreise stiegen im identischen Zeitraum um den Faktor 2,45. Über den Tauschwertverlust gegen den US-Dollar konnte man seinerzeit annäherungs- weise die Preissteigerungen errechnen. Heutzutage sind Euro und US-Dollar gleichermaßen inflationärer Natur. Insofern lassen sich auf Basis des Außenwertes der hiesigen Währung keine richtigen Rückschlüsse ziehen. An diesem Beispiel sehen Sie, dass historische Beobachtungen keineswegs für die Gegenwart oder Zukunft einen identischen Erkenntnisgewinn herbeiführen können.

Nach dem Krieg die Hyperinflation
Interessant ist, dass die Hyperinflation der Weimarer Zeit erst deutlich später auftrat. Man sprach auch von einer Art aufgestauter Inflation. Das Geldmengenwachstum hatte sich also angestaut und entlud sich dann später zeitlich versetzt.
Der Keim der Kaufkraftzersetzung war zum Krieg gesetzt worden. Darüber hinaus belasteten die Reparationszahlungen den Staatshaushalt Deutschlands.
Im Dezember 1919 mussten die Deutschen für einen US-Dollar schon 11,14 Mark bezahlen. Auch der von staatlichen Behörden ermittelte Konsumentenpreisindex stieg in ähnlicher Relation.
Die dynamische Entwicklung hielt an und explodierte dann förmlich in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1922. Von Januar 1923 bis Februar 1923 verdoppelten sich die Staatsschulden.
Ab Sommer 1923 brachen die Dämme vollends und es kam zu der bis heute bekannten Hyperinflation, die im November des Jahres 1923 ihren bitteren Höhepunkt erreichte.
Die Mittelschicht war komplett verarmt und bezahlte neben dem unermesslichen Kriegsleid auch die Zeche für den Krieg, die Kriegsausgaben und die sich anschließenden Reparationszahlungen.
Aus verschiedenen Gründen hatten Kaiser und andere Herrscher europäischer Länder den Kontinent in einen bis dahin beispiellosen Krieg geführt. Das Herrschaftsinstrument Geld war elementar für die Durchführung dieses Krieges. Dieser Umstand hat sich bis heute nicht geändert.
Mefo-Wechsel, Zentralbank und Aufrüstung
Auch zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde die Finanzierung der Rüstungsgüterproduktion auf eine recht subtile Art und Weise gelöst. Sie war auch nicht Teil der Staatsfinanzen und diente dem Zweck, die Verschuldung des Deutschen Reiches zu verschleiern.
Es handelte sich um ein Finanzierungsinstrument, welches auf Basis eines Wechselkredites abgebildet wurde. Die Metallurgische Forschungsgesellschaft (kurz: „Mefo“) wurde u. a. von Siemens, Krupp und Rheinmetall als Zweckgesellschaft begründet. Sie begab die Wechsel. Diese gingen als sogenannte „Mefo-Wechsel“ in die Geschichte ein und funktionierten wie eine Art Parallelwährung zur Reichsmark. Die Metallurgische Forschungsgesellschaft erteilte den Unternehmen der Rüstungsgüterindustrie die Aufträge und bezahlte mit den Mefo-Wechseln.
Die Zentralbank, also die Reichsbank, spielte in dem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Sie stattete die Metallurgische Forschungsgesellschaft mit einer Bürgschaft aus und kreditierte die Wechsel der Rüstungsgüterindustrie.
Auf diese Weise erhielten die Unternehmen der Rüstungsgüterproduktion ihre Bezahlung, und die Wechselverbindlichkeiten mussten im Reichshaushalt und im Reichsschuldbuch nicht ausgewiesen werden. Geschäftsführer der Metallurgischen Forschungsgesellschaft waren übrigens Vertreter des Reichswehrministeriums und der Reichsbank. Die Reichsbank war als finanzierende Institution der Dreh- und Angelpunkt.
Im Jahre 1938 erreichte der Gesamtsaldo der Wechsel mit 12 Mrd. Reichsmark ihren Höhepunkt. Ursprünglich sollten diese Verbindlichkeiten durch fest eingeplante Kriegsbeute beglichen werden. Die Laufzeit der Wechsel endete im Jahre 1938, und so schuldete die Reichsbank durch Reichsschuldverschreibungen – also dann durch Staatsverschuldung – um. Der Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht warnte entschieden vor diesem Schritt, weil er mit Verweis auf die Weimarer Zeit Gefahren für die Stabilität der Währung sah. Schacht wurde abgesetzt und die Umschuldung durchgezogen.
Ab 1939 wurde die Reichsbank direkt Hitler unterstellt und damit verpflichtet, dem Reich Kredite in jeglicher Höhe zu gewähren. Die Kriegswirtschaft machte diesen Schritt nötig und so führte dieser Prozess nicht einmal drei Dekaden nach der Hyperinflation von 1923 zur nahezu vollständigen Entwertung der Reichsmark.
Eine imperialistische und inflationäre Elendsgeschichte
Die Verschleierung der Aufrüstung und der tatsächlichen Aufrüstungskosten ist im ersten Schritt gelungen. Dennoch geriet das Reich monetär unter Druck und war vermutlich auch deshalb gezwungen, die Schuldentilgung durch die Unterwerfung fremder Gebiete zu bestreiten.
Es ist klar erkennbar, dass die Rechnung für sämtliche Kosten irgendwann zu tragen ist. Ebenso ist erstaunlich, wie kreativ Herrscher werden können, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht. Mit Interessen sind in erster Linie Machterhalt und Machtausdehnung gemeint.
Die Abfolge dieser imperialistischen und inflationären Elendsgeschichte ist oft sehr ähnlich. Im Falle des Nazi-Reiches erfolgte der Zusammenbruch erst durch die vollständige Kriegsniederlage.
Nebenbei bemerkt: Heute wird die Aufrüstung euphemistisch mit sogenannten Sondervermögen finanziert.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch „Neues Geld für eine freie Welt. Warum das Geldsystem kein Herrschaftsinstrument sein darf” von Benjamin Mudlack, das in der Edition Sandwirt erschienen ist und das Sie überall im Buchhandel und hier im Shop des Sandwirts kaufen können.





