Unternehmen Zuversicht #2
Die Bilder, die uns erreichen, sind erschreckend. Denken Sie an die riesige Elektroschrotthalde in Agbogbloshie, Ghana, wo alte Geräte aus Europa, Nordamerika und Asien unter freiem Himmel brennen. Oder an das größte Sondermülllager der Welt in Herfa-Neurode, Hessen, wo 3,2 Millionen Tonnen giftige Stoffe wie Cyanid, Arsen und Quecksilber in blauen Fässern unter Tage verschwinden. Was für eine Welt wollen wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen?
Müll ist längst ein globales, systemisches Problem. Weltweit fallen jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Tonnen Siedlungsabfälle an. Hinzu kommen Industrieabfälle, Bauschutt, Elektroschrott, Chemikalien, Sonderabfälle und radioaktive Rückstände. Viele Länder haben keine funktionierenden Entsorgungs- oder Recyclingsysteme. Illegale Deponien, brennende Müllberge und Plastikinseln im Ozean sind sichtbare Symptome eines überforderten Umgangs mit Abfall.
Deutschland gehört zu den größten Abfallerzeugern Europas – mit rund 400 Millionen Tonnen jährlich, davon etwa 40 Millionen Tonnen aus Haushalten. Trotz hoher Recyclingquoten wird viel Müll ins Ausland exportiert oder nur minderwertig wiederverwertet („Downcycling“). Das deutsche System der Mülltrennung gilt zwar als vorbildlich, ist aber teuer, aufwendig und teilweise ineffizient.
Müll bleibt ein gigantisches Problem – auch bei der Energiegewinnung.
Besonders kritisch wird der Atommüll gesehen, während Windkraft und Photovoltaik oft als nahezu müllfreie Alternativen gelten. Doch diese Einschätzung verdient Widerspruch.
Nachhaltigkeit braucht Vernunft, nicht Verzicht
Ich bin überzeugt: Wir Menschen können die Umweltprobleme lösen – nicht durch Rückschritt und Verzicht, sondern durch kluge Innovation. Verzicht würde bedeuten, Milliarden Menschen den Zugang zu Wohlstand zu verwehren. Die Antwort liegt in Fortschritt und Wettbewerb.
Unser Familienunternehmen WIHA lebt das seit drei Generationen: Wir reduzieren Verpackungen, setzen auf Recycling und Kreislaufwirtschaft. Doch vor allem achten wir auf Langlebigkeit. Wer langlebige Produkte herstellt, spart Ressourcen und vermeidet Abfall. Genau diese Denkweise brauchen wir auch bei der Energieversorgung.
Ohne nachhaltige Energie keine nachhaltige Produktion
Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist richtig. Zumal deren Vorräte endlich sind, und ihre Förderung bereits heute schwieriger und teurer wird. Sie verursachen CO2 und hinterlassen umweltgefährdenden Abfall, etwa Schwermetalle in Kohleschlacken. Doch Wind- und Solarenergie sind keineswegs rundum saubere Alternativen.
Schon die Herstellung von Solarmodulen verursacht gewaltige Mengen an toxischen Abfällen. Der Strahlenphysiker Walter Rüegg beschreibt es so: „Auf ein einzelnes Solarmodul entfallen gut ein Kilogramm Kupfer – und etwa 200 Kilogramm Bergbauschlämme. Diese Schlämme, Tailings genannt, bestehen aus fein vermahlenem Erz, das in starken Säuren, Basen oder anderen Lösungsmitteln aufgelöst ist … Weltweit verursacht die [Photovoltaik] rund 100 Millionen Tonnen Kupfer-Tailings – pro Jahr. Da sie nicht radioaktiv sind, das heißt nicht zerfallen, bleiben sie bis ans Ende der Zeiten unverändert toxisch.“
Auch die Entsorgung ist ein ungelöstes Problem. Laut Fraunhofer-Institut fällt bis 2050 ein globaler Berg von 60 Millionen Tonnen Photovoltaik-Abfall an. Darin enthalten sind Aluminium, Kupfer, Glas, aber auch Schwermetalle wie Cadmium, Arsen und Blei sowie wertvolle, aber bislang kaum recycelte Stoffe wie Indium und Gallium.
Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, dass bis 2050 weltweit mehr als 200 Millionen Tonnen ausgemusterte Solarmodule anfallen werden. Der Unterschied zur Fraunhofer-Schätzung ergibt sich aus unterschiedlichen Szenarien: IRENA rechnet mit einem früheren Austausch vieler Anlagen und berücksichtigt mehr Systemkomponenten, daher fällt die Prognose deutlich höher aus.
Bei der Windkraft sieht es kaum besser aus. Rotorblätter enthalten Verbundstoffe, die nicht recycelt werden können. Sie landen oft im Ausland auf Deponien. Das Umweltbundesamt rechnet für die 2030er-Jahre mit bis zu 50.000 Tonnen Rotorblattmüll pro Jahr.
Kurz gesagt: Wind- und Solarenergie sind keineswegs müllfrei. Ihre Müllprobleme treten nur verzögert und oft fernab der Öffentlichkeit zutage. Die riesigen Mengen an technologischem Altmaterial stellen eine erhebliche Umwelt- und Recyclingherausforderung dar, vergleichbar mit den Abfallmengen ganzer Industriezweige.
Die vernünftigste Alternative, um nachhaltig, sauberen Strom ohne CO2-Emission zu erzeugen, aber auch langlebigen, nahezu ewigen Müll zu vermeiden, Abfälle sogar als Energieressource nutzen zu können, ist: Kernenergie.
Die unterschätzte Alternative: Moderne Kernenergie
Kernenergie wird meist auf das Thema „Atommüll“ reduziert. Dabei ist die tatsächliche Abfallmenge gering: Der gesamte hochradioaktive Abfall Deutschlands würde in einen Würfel mit 30 Metern Kantenlänge passen. Das ist verschwindend wenig im Vergleich zu den Müllmengen, die durch Wind und Solar entstehen.
Ja, dieser Abfall ist gefährlich. Aber auch das wird oft überschätzt. Dank technischer Innovation und fundierter Forschung gibt es heute Lösungen, um den Müll sicher zu handhaben und sogar als Ressource zu nutzen:
- Moderne Reaktoren der Generation IV, wie Thorium-Salzschmelzreaktoren oder schnelle Brutreaktoren, produzieren extrem wenig Abfall. Simon Michaux kommt zu dem Ergebnis, dass durch solche Reaktoren 636-mal weniger Atommüll als durch heutige Leichtwasserreaktoren erzeugt wird. Ein golfballgroßer Thorium-Brennstoff ergibt nur einen Golfball an Spaltprodukten als hochradioaktiven Müll.
- Die Spaltprodukte zerfallen schnell: Nach zehn Jahren ist 80 Prozent der Strahlung abgeklungen, nach 300 Jahren ist der Restmüll harmlos.
- Der Großteil des bisher als Atommüll geltenden Materials (Plutonium, Uran-238, Transurane) kann in modernen Reaktoren als Brennstoff genutzt werden. Was bleibt, sind fast nur noch Spaltprodukte mit kurzer Halbwertszeit.
Sie sehen, mit Thorium-Salzschmelzreaktoren kann der Altbestand an Atommüll genutzt werden. Aus dem Problem wird ein Wertstoff. Der hochradioaktive Abfall schrumpft auf wenige hundert Tonnen – und auch diese können durch kluge Technik entschärft werden.
Ein vollständig ausgebautes System von Thorium-Salzschmelzreaktoren mit 60 Gigawatt elektrischer Leistung und 90 Prozent Auslastung – also etwa so viel wie der heutige Grundlastbedarf Deutschlands – würde pro Jahr rund 6 Tonnen Spaltprodukte erzeugen. Das ist ein Bruchteil dessen, was herkömmliche Kernkraftwerke hinterlassen. Und genau diese geringe Menge wäre langfristig zu lagern – statt tausender Tonnen Mischabfall wie bisher.
Einige Visionäre wie Elon Musk halten es für denkbar, künftig Müll ins All zu schicken – für 10 Euro pro Kilogramm. Für 60.000 Euro könnten diese 6 Tonnen Spaltprodukte, die langfristig gelagert werden müssten, dann ins All entsorgt werden.
Und selbst wenn das unrealistisch ist, zeigt das: Die Mengen Müll, die bei modernen Formen der Kernenergie entstehen, sind so gering, dass sie technisch beherrschbar wären. Demgegenüber stehen 170 Milliarden Euro, die Deutschland laut Bundesregierung bis 2100 für ein Endlager ausgeben will. Ist das der beste Weg oder wäre es nicht klüger, auf Innovationen und bessere Lösungen in der Zukunft zu setzen?
Chancen durch Technologie: ein realistischer Optimismus
Die technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Kernenergie sind für mich ein guter Grund, um optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Auch andere innovative Leistungen stimmen mich zuversichtlich. Neue Verfahren wie Pyrolyse, Plasma-Recycling oder Waste-to-Energy machen es möglich, Abfall wieder in Rohstoffe oder sogar in Energie umzuwandeln. Besonders vielversprechend ist das Konzept des „Urban Mining“, die Rückgewinnung seltener Erden, Metalle und Kunststoffe aus Elektroschrott oder Altanlagen.
Wenn Deutschland hier eine Vorreiterrolle übernimmt, entstehen nicht nur neue Exportmärkte für Hightech-Entsorgungsanlagen und Reaktortechnologie, es ergeben sich auch neue Arbeitsplätze, geopolitische Unabhängigkeit und eine echte Kreislaufwirtschaft, die Abfall nicht mehr als Last, sondern als Ressource begreift.
Wenn selbst Atommüll zu Energie wird, warum sollten wir nicht auch für andere Umweltprobleme technische Lösungen finden?
Deutschland war einmal das Land der Ingenieure. Warum nicht wieder? Der Weg in die Zukunft liegt nicht in Angst, sondern in Neugier, Mut und Vertrauen in den menschlichen Erfindergeist.
„Zuversicht ist kein Gefühl, das man einfach hat. Sie ist eine Haltung, die man sich erarbeitet.”
Wilfried Hahn





