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Dieser 13. Oktober war wirklich historisch, finden Sie nicht? Eine Ära des Friedens bricht gerade im Nahen Osten aus, eine Epoche von dauerhafter Harmonie, wie Donald Trump es formuliert hat.
Wenn er es sagt, muss es ja stimmen! Er hat das Abkommen zwischen Israel und der Hamas tatsächlich erzwungen. Dafür lässt er sich im israelischen Parlament feiern und überreicht sich dabei quasi selbst den Friedensnobelpreis, den er nicht bekommen hat. Trump-Bewunderer sind begeistert, Trump-Verächter geben es mehr oder weniger schamhaft zu: Es ist doch ein Segen, dass es ihn gibt. Der Mann hat geliefert!
Hat er? – Von Frieden kann noch keine Rede sein, allenfalls von Waffenstillstand. Ein paar Tage hält er, dann gibt es wieder Tote. Und wer die Hamas wie entwaffnen soll, das ist auch noch offen.
Noch offener ist, wie und unter welcher Regierung der geschundene Landstrich wieder aufgebaut werden soll. Sicher dabei ist nur, dass Deutschland als Geldgeber schon mal in der ersten Reihe steht. Musterhaft.
Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben. Trump, der unbestrittene Anführer des Westens, ist immer der größte, wenn es darum geht, Bewegung in eine Sache zu bringen. Wo die klassischen Mittel der Diplomatie versagen, macht der große Zerstörer sich eben seine eigenen Regeln. Es sind die des Showgeschäfts.
Wie aus dem Ende der Erstarrung dann eine dauerhafte Lösung werden kann, das ist dann leider zu kompliziert für ihn. Das eine hängt mit dem anderen aber zusammen: So ungeduldig wie unberechenbar, ist der Friedensfürst dennoch der Mann der Stunde.
Auch in der Ukraine schauen alle wie gebannt: Was fällt ihm als nächstes ein? Weltpolitik als Serie, gegen die House of Cards harmlos war. Leider, leider funktioniert seine Methode nicht in Moskau. Da mag er Putin noch so viele rote Teppiche ausrollen, das von ihm groß angekündigte Treffen der beiden in Budapest – auch in diesem Monat –, es fällt aus. Die Männerfreundschaft funktioniert nicht. Und nicht nur Selenskyj atmet auf.
Was war sonst? Ja, richtig, der Herbst der Reformen. Wie konnte ich das nur vergessen? Ist ja auch schon wieder vorbei, dieser Herbst. Erst hat Kanzler Merz sein Kabinett zur Klausur versammelt und die Chance versemmelt: Was für ein Irrtum, zu glauben, mit einer Beschleunigung der Behörden mit ein wenig Digitalisierung und KI, zu der wahrscheinlich am Ende der Strom fehlt, sei das Wichtigste getan! Das Entscheidende fehlt, solange der Staat nicht bereit ist, seine Übergriffigkeit und seine Regelungswut zu zügeln.
Der fleißige Bürger wird weiter bevormundet. Die Reform des Bürgergelds ist ein Witz. Der Staat hängt nach wie vor an falschen Dogmen, sieht sich nach wie vor nicht als Dienstleister der Bürger, sondern als Hüter einer irren Moral. Noch immer ist die Klimareligion das Maß aller Dinge. Noch immer wird Deutschland deindustrialisiert. Noch immer geht es wirtschaftlich bergab. Noch immer erweist sich Schwarzrot als Fortsetzung der Ampelkoalition.
In Berlin regiert der vermeintlich unerbittliche Zwang zum Kompromiss. Merz verzichtet auf Richtlinienkompetenz, macht nur noch Vorschläge und stellt Vermutungen darüber an, was er morgen vielleicht entscheiden könnte. Oder auch nicht. Von seinem verzwergten Koalitionspartner lässt er sich sagen, was er lassen soll. Aus Angst. Aber wovor? Die Umfragewerte der AfD klettern und klettern doch gerade deshalb. Kanzler Merz wird eher die Kontrolle über die eigene Partei verlieren, zuerst im Osten, als über eine oder besser über die Alternative nachzudenken.
Doch was zählt das alles? Die Deutschen haben anscheinend größere Sorgen. Tausende protestieren gegen einen schweren Verstoß gegen die vorgeschriebene Blauäugigkeit. Es bedrückt sie, dass der Kanzler gewisse Probleme im Stadtbild(!) entdeckt hat. Stadtbild? – Geht gar nicht!
Na servus!
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