Der Niedergang im Süden

Merkwürdigerweise erinnere ich mich an einen Artikel des einschlägig bekannten Kolumnisten, Radsportlers und Kunsthistorikers Don Alphonso, in dem er die Architektur der neuen Speckgürtel rund um die gute Stadt Ingolstadt als eine Mischung aus Neopalladianismus und mediterran-mallorquinischer Protzarchitektur beschreibt. Die Grundstückspreise im Umland explodierten damals mit Audi und Bayern-Oil, und alles schien nur noch bergauf zu gehen.

Wikipedia weiß es natürlich genau: „Die Stadt Ingolstadt gehört zu den wirtschaftlich am stärksten wachsenden Gebietskörperschaften Deutschlands. (…) Im Jahr 2016 erbrachte Ingolstadt, innerhalb der Stadtgrenzen, ein Bruttoinlandsprodukt von 16,965 Milliarden Euro und belegte damit Platz 22 unter den deutschen Städten nach Wirtschaftsleistung. Das BIP pro Kopf lag im selben Jahr bei 127.523 Euro (Bayern: 44.215 Euro).“

Ja sakra, kann man da nur sagen – die Stadt an der Donau schien ein bairisches Dubai zu sein, und der Speck quoll aus den Speckgürteln. Umso erstaunlicher – wenn auch nicht völlig unerklärlich – ist die heutige Katastrophe.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet: „Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf hat am Donnerstag eine sofortige Haushaltssperre für die fünftgrößte Stadt Bayerns verhängt. In einem Brief an die Mitglieder des Stadtrats nannte der SPD-Politiker die Entwicklung der kommunalen Finanzen ‚äußerst schwierig‘. Insgesamt müsse die Stadt in den Jahren 2024 bis 2027 rund 100 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt einsparen.”

Und woher kommt diese Misere? Die SZ weiter: „Als Grund für das Haushaltsloch nennt der OB einen Einbruch bei der Gewerbesteuer sowie steigende Personal- und Sachkosten infolge der Inflation. Zudem müsse man zunehmend Defizite bei städtischen Beteiligungen ausgleichen. Eine Verwaltung kann einen Ausgabenstopp erlassen, wenn die Ausgaben die Einnahmen im kommunalen Haushalt übersteigen.“

Die Gründe sind nicht schwer zu eruieren. Auto Motor und Sport hilft uns weiter und schreibt zur Halbjahresbilanz von Audi: „Gewinn bricht dramatisch ein.“

Audi steht zur Jahresmitte 2025 unter erheblichem wirtschaftlichen Druck. Die VW-Tochter hat im ersten Halbjahr deutlich an Ertrag verloren und rechnet auch für das Gesamtjahr mit geringeren Margen.

Ja sapperlot: Das ist ja fast wie in Stuttgart und Heidelberg. Selbst Boris Palmer in Tübingen jammert schon. Die wirtschaftlichen „Perlen der Republik“ verlieren an Glanz – alles entpuppt sich als Talmi und Scheinblüte.

Vielleicht gibt es demnächst einige neopalladianische Protzhütten zum Schleuderpreis, während die Kartoffeläcker in Thüringen knapp werden. Mal sehen.

Ich war erst aus familiären Gründen in Ingolstadt. Noch sieht es nett aus, wie Seehofers Modelleisenbahn im Keller. Der ist ja wohl momentan de berühmteste Promi in der Stadt.

Aber die Probleme hören nicht auf: Man möchte fast sagen analog zu einem ehemaligen Kanzler: „Heidelberg, Heidelberg, ich sage nur Heidelberg!“

Teure grüne Klimaausgaben

Heidelberg steht vor dem finanziellen Kollaps – das Ergebnis jahrelanger grün dominierter Politik, die Ideologie über wirtschaftliche Vernunft stellte. Anstatt solide zu wirtschaften, setzte die Stadt auf teure Klima-Experimente, Prestigeprojekte und symbolische Maßnahmen, deren Nutzen kaum messbar ist. Das Resultat: offizieller Haushaltsnotstand, Investitionsstopp und drastische Sparzwänge.

Millionen wurden für Beratungen, Gutachten und Maßnahmen wie eine „digitale Hitzekarte“ oder kostspielige Klimastrategien ausgegeben. Dabei ging es weniger um echte Problemlösungen, sondern vielmehr darum, sich als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel zu inszenieren – koste es, was es wolle. Währenddessen blieben Pflichtaufgaben wie Schulsanierungen, Straßeninstandhaltung und soziale Infrastruktur auf der Strecke.

Nun greift das Regierungspräsidium durch: Ein rigoroser Kreditstopp wurde verhängt, freiwillige Ausgaben sind eingefroren. Die Stadt muss innerhalb kürzester Zeit Dutzende Millionen einsparen. Doch anstatt aus dem Desaster zu lernen, denkt die Stadtverwaltung über neue Abgaben nach – eine Übernachtungssteuer wird ab 2025 eingeführt, selbst Tagesgäste sollen künftig zahlen. Auch eine Erhöhung der Gewerbesteuer steht im Raum, obwohl diese Maßnahme Unternehmen abschrecken und Arbeitsplätze gefährden könnte.

Ja sapperlot, Heidelberg, die schönste aller Vaterlandsstädte, wie Hölderlin schreibt. Der ultimative Speckgürtel von Mannheim und Ludwigshafen. Sehnsuchtsort jedes japanischen Touristen. Standort des Weinguts Seeger. Die schillernde Sumpfblüte des grünen Baden-Württemberg. Haushaltssperren 2025 in Karlsruhe, Konstanz, Esslingen, Bruchsal. Da fragt man sich: Wann fällt Freiburg? Wo soll das alles hin?

Schuld ist natürlich – wer könnte daran zweifeln – das Trumpeltier: „Belastend wirken neben hohen US-Strafzöllen vor allem Aufwendungen für die laufende Konzernumstrukturierung sowie ein angespanntes Marktumfeld in China und Nordamerika.“ Heißt es. 

Ob sich daran in absehbarer Zeit grundlegend etwas ändert, darf bezweifelt werden. Dafür sorgt schon Uschi. Also heißt es: Gürtel enger schnallen an Donau, Neckar und Rhein. Autos und Maschinen werden natürlich nach wie vor gebaut. Nur eben woanders …

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Der nächste Gang …

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