Ist ja interessant! #1
Im Sommer dieses Jahres sind von meinem bereits vor fünf Jahren erschienenen Buch „Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus“ erstaunlich viele Exemplare verkauft worden, nachdem der Verkauf bis dahin vor sich hin gedümpelt hatte. In dem Buch geht es um den Vergleich der beiden Fassungen des Buches „Massenpsychologie des Faschismus“: Nämlich die Fassung von 1933, als der Psychoanalytiker Wilhelm Reich Kommunist war, versus die Fassung von 1946, als er sich im amerikanischen Exil zum Antikommunisten entwickelt hatte. Aufgrund genau dieses Buches war er dann aus der KPD ausgeschlossen worden und fortan hatten ihn die Kommunisten als Freiwild betrachtet.
Der plötzliche und späte Erfolg meines Buches führte zu der Idee, einen Post auf Instagram zu machen und diesen zu bewerben, um den Verkauf weiter anzuheizen. Doch umgehend erhielt ich von Meta die mechanische Notiz, die Werbung sei abgelehnt, denn der Post würde gegen die Richtlinien verstoßen. In dem verlinkten Teil der Richtlinien ging es um verbotene, intransparente Wahlwerbung. Ich glaubte an einen Scherz der allzu wenig intelligenten KI und legte Widerspruch ein. Es gab keine Reaktion.
Einige Wochen später erschien mein neues Buch „Fragliche Herrschaft: Ein Streifzug durch die Geschichte der Philosophie“. Wiederum lehnte Meta eine Werbeschaltung auf Instagram ab, mit eben derselben Begründung: Intransparente Wahlwerbung. Und erneut gab es keine Reaktion von Metas Seiten.
Nun wäre es das Recht eines jeden privaten Unternehmens, Geschäfte welcher Art auch immer ohne oder mit Begründung, auch mit absurder Begründung, abzulehnen. Bemerkenswert ist die Reaktion einiger meiner Follower, die, und darauf bin ich sehr stolz, aus entgegengesetzten politischen Lagern stammen. Die Einen machten eine neue Richtlinie der EUdSSR verantwortlich, vor der Meta einen Kotau mache. Die Anderen vermuteten, dass Meta sich an einer Trigger-Liste der Trump-Administration orientieren würde.
Bemerkenswert! Denn es ist anscheinend so, dass beide politischen Lager mit den nichtssagenden Begriffen Rinks und Lechts gegenwärtig verstärkt zu indirekten Zensurmaßnahmen tendieren – aber sie bezichtigen jeweils die Gegenseite der Zensur …
Nun läge es auch innerhalb der Entscheidungsfreiheit eines privaten Unternehmens, sich politisch zu positionieren. Doch sind Unternehmen wie Meta auch vulnerabel für politische Zugriffe: Die Staatsgewalt kann ihre Entscheidungsfreiheit einschränken.
Ist Meta nun Triebfeder der Entwicklung oder Opfer der Staatsgewalt? Das erreichte Niveau des Korporatismus wird dadurch gekennzeichnet, dass diese Frage nicht mehr klar zu beantworten ist.
Ist ja interessant!
Der Autor dieses Artikels hat in der Edition Sandwirt das Buch „Gegen den Strich gelesen – 12 überraschend freiheitliche Denker“ veröffentlicht.




