Die Immobilien-Reichtums-Illusion

Nach dem großen Ökonomen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, Ludwig von Mises (1881–1973) gibt es nur eine Funktion für das Geld: die Tauschfunktion. Und diese beruht im Wesentlichen darauf, dass die Menschen dem Geld eine gewisse zukünftige Nachfrage und daraus resultierend zügige Verkäuflichkeit beimessen. Auf dem zukünftigen Nachfragepotenzial basiert die Kaufkraft des Geldes (Tauschwert gegen andere Güter) und aus ebendieser resultiert dann die aus der Tauschfunktion abgeleitete Geldfunktion der Wertaufbewahrung. 

Durch den freiwilligen Leistungstausch bzw. die Geldnachfrage, das Geldangebot und den freiwilligen Tausch gegen andere Güter ergeben sich dann Preise und Preisverläufe. Die Preise sind wiederum die notwendige Grundvoraussetzung für die abgeleitete Rechen- und Koordinationsfunktion des Geldes. Steigende Preisverläufe liefern die Information, dass dieses Gut – relativ zu anderen – zunehmend knapper geworden zu sein scheint. Der gestiegene Preis verspricht zudem hohe Gewinne. Hohe Gewinne sind wiederum ein positiver Anreiz, dieses Gut zu produzieren. 

Irgendwann ist der Markt durch die Angebotsausweitung dann wieder gesättigt, das Angebot dominiert sozusagen im Laufe der Zeit die Nachfrage und die Preise beginnen wieder zu fallen. Bei fallenden Preistendenzen sind die Zusammenhänge in Bezug auf die ökonomischen Anreize und den Informationsfluss entsprechend vice versa zu sehen.

Bitcoin- und Immobilieninvestor Leon Wankum als Impulsgeber

Manche Vertreter und Anhänger der Österreichischen Schule lehnen Bitcoin und die mit Bitcoin verbundenen Anwendungsfälle gänzlich ab oder stufen Bitcoin kritisch ein. Diese Aussage traf lange Zeit auch auf mich zu. Grundsätzlich ist die Österreichische Schule wertneutral, das heißt, sie beschreibt auf Basis verschiedener unwiderlegbarer Gesetzmäßigkeiten was ist, aber nicht was sein soll. Aus diesen Grundsätzen und den Lehren der Handlungslogik resultiert auch die Maßgabe, dass jeder Mensch für sich selbst und freiwillig die Mittel wählen sollte, die er zur Erreichung seiner subjektiv gewählten Ziele präferiert. 

Bitcoin ist jetzt mehr als anderthalb Dekaden Teil der Lebensrealität vieler Menschen und hat viele Kritiker Lügen gestraft. Etliche „Prüfungen” wurden unter anderem aufgrund der Resilienz des Netzwerkes erfolgreich gemeistert.

Zudem hat Bitcoin ganz nüchtern betrachtet vielen Menschen einen exorbitanten Vermögenszuwachs beschert und folglich den Wertaufbewahrungszweck besser erfüllt als die Performance so manch hoch gelobter Wallstreet-Größen. 

Der Punkt der enormen Schwankungen des Bitcoins, hat natürlich für das Image als Spekulationsobjekt gesorgt. Die Schwankungen und Spekulationen machen ihn allerdings auch interessant und sind als emotionaler Marketingfaktor nicht zu verachten. Überdies haben sich viele Bitcoin-Enthusiasten zu profunden Kennern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gemausert. Im Rahmen der österreichischen Fiat-Geldkritik bot sich Bitcoin als eine Alternative zu „Fiat” an, und so liegt es nur auf der Hand, dass viele bekannte Bitcoin-Anhänger ihre intellektuelle Heimat bei der Österreichischen Schule gefunden haben.

Darüber hinaus hat Bitcoin in vielen Bereichen bereits den symbiotischen Zugang in die Realwirtschaft vollzogen. Besonders bemerkenswert stellte sich die Kombination aus Immobilieninvestment und der Bildung einer strategischen Bitcoin-Reserve dar. Als besondere Inspirationsquelle hat sich für mich persönlich Leon Wankum herausgestellt. 

Die Familie von Leon Wankum ist seit vielen Jahren und mehreren Generationen in der Immobilienentwicklung und -verwaltung tätigt. Im Umfeld von erheblichen Preissteigerungen für Baumaterialien und sonstige Vorprodukte, Rohstoffe, Entsorgungsdienstleistungen, Subunternehmer und Arbeitskräfte gingen die ursprünglich angestellten Kalkulationen nicht mehr auf. Nach dem Sommer 2023 katapultierten die zentralen Geldplaner der Europäischen Zentralbank innerhalb ungefähr eines Jahres den sogenannten Leitzins von 0 Prozent auf 4,5 Prozent im September 2023. So schnell können sich fremdkapitalbasierte Unternehmer nicht anpassen, ihre Kalkulationen verändern, und selbstverständlich ist eine derartige Zinsveränderung nicht mit der praxeologischen Zeitpräferenz-Theorie des Zinses in Einklang zu bringen. 

Mit anderen Worten: Das Sparverhalten der Menschen eines Währungsraumes verändert sich ohne eine Ausnahmesituation (zum Beispiel einen Krieg) ebenso wenig urplötzlich wie die fremdkapitalbasierte Investitions- und Konsumnachfrage der Unternehmen und Privathaushalte. 

In einer tatsächlichen Marktwirtschaft würde sich der Preis des Geldes (Zins) durch Angebot und Nachfrage bilden. In der heutigen Zeit wird der Zins jedoch durch einem der positiven Rechtsetzung ähnelnden Verwaltungsakt bzw. das Diktat der Europäischen Zentralbank (EZB) in die Welt gebracht und nicht durch freiwillige Übereinkunft der Teilnehmer der Kreditgeldmärkte. Nicht zuletzt durch stetig zunehmende staatliche Regulierung und energiepolitische Vorschriften – die durch Zwang die Eigentumsrechte der Immobilieneigentümer schädigen – haben sich die Baukosten und der allgemeine Bürokratieerfüllungsaufwand erheblich erhöht.

Die genannten Faktoren haben nicht nur das Unternehmen der Familie Wankum in arge Bedrängnis gebracht. Ohne die von Leon Wankum eingesetzte Bitcoin-Strategie wäre das Unternehmen seiner Aussage nach in der Existenz mehr als gefährdet gewesen.

Grober Einblick in die Bitcoin-Strategie

Vorausgeschickt sei erwähnt, dass jedes Immobilienprojekt andere Eigenkapitalanforderungen der finanzierenden Kreditinstitute impliziert. Das Beispielprojekt der Familie Wankum wurde mit 80 Prozent Fremdkapital und 20 Prozent Eigenkapital ausgestattet. 90 Prozent des Fremdkapitalanteils flossen in das Immobilienprojekt und 10 Prozent wurden zum Auf- und Ausbau einer strategischen Bitcoin-Reserve investiert. 15 Prozent des Mietzinses wurden nach der Fertigstellung der Immobilien nicht wie früher als Instandhaltungsreserve auf ein Tagesgeldkonto gebucht, sondern der monatliche Mieteingang erhöhte kontinuierlich die Bitcoin-Position des Unternehmens. Der ratierliche Einstieg in nahezu identischer nomineller Höhe ließ das Unternehmen vom Durchschnittspreis (Cost-Averaging) profitieren und reduzierte so die sich aus der Timing-Problematik ergebenen Einstiegsrisiken.

Durch die steigende Nachfrage nach Bitcoin stieg der Bitcoin-Preis kontinuierlich. Die realwirtschaftlichen Probleme des Immobilienunternehmens der Familie Wankum beeinträchtigten das Eigenkapital nicht, da der hohe Bitcoin-Preis die Kapitalbasis des Unternehmens deutlich stärkte.

Fremdkapital auf inflationärer Basis: Das Geschäft mit der Inflation

Die Akzeptanz der Immobilie als Kreditsicherheit ist als integraler Bestandteil der beschriebenen Strategie anzusehen. Diese Aussage trifft auch auf das Immobiliengeschäft im Allgemeinen zu. Bitcoin hingegen, hat sich als Kreditsicherheit noch nicht etabliert. 

Mit Fremdkapital werden die Unternehmen in die Lage versetzt, ihre Eigenkapitalrendite deutlich zu erhöhen. Das gelingt allerdings nur dann, wenn der Mietzins über dem Fremdkapitalzins liegt.

Im herkömmlichen Immobiliengeschäft waren sich die Akteure zudem bislang sehr sicher, dass mit der fortlaufende Geldverschlechterung durch die Ausweitung der Geldmenge (Inflation vom Lateinischen inflare) der Haupttilgungsanteil bewältigt werden kann.

Die von Leon Wankum durchgeführte Strategie kombinierte nun geschickt mehrere Elemente, die ich mit den nachfolgenden Kernpunkten kurz zusammenfassen möchte:

  1. Der absolut knappe Bitcoin (mehr als 21 Millionen Bitcoin wird es auf Basis des Algorithmus, auf den sich das Netzwerk verständigt hat, nicht geben) als hartes deflationäres Geld wird zum Kapitalaufbau genutzt.
  2. Die Verschuldung findet im weichen Fiatgeld statt. Die Geldmenge im Euroraum wurde seit Errichtung der elektronischen Strukturen im Jahre 1999 bis März 2025 fast vervierfacht. Ein gewaltiger Vorteil, wenn man weiches Geld in vergleichsweise härtere Immobilien (Stichwort: Betongold) und noch härteren und absolut knappen Bitcoin (Stichwort: Digitales Gold) investiert – solange der Trend eines steigenden Bitcoins erhalten bleibt.
  3. Bitcoin ist als Kreditsicherheit noch nicht allgemein akzeptiert und die Zinsen sind vergleichsweise hoch. Folglich ergibt es Sinn, Immobilien als etablierte Kreditsicherheit zu nutzen, um einen Teil des Fremdkapitals in Bitcoin zu investieren.
  4. Die aus Zins und Tilgung bestehende Kreditrate ist durch den mietenbasierten Cashflow gedeckt. Im Falle eines exorbitanten Preisrückgangs des Bitcoins oder im Szenario eines länger anhaltenden Bärenmarktes wäre man zur Zahlung der Kreditrate nicht gezwungen, Bitcoin zu vergleichsweise niedrigen Preisen zu verkaufen.
  5. Derartige und andere Anwendungsfälle des Bitcoins mit realwirtschaftlichem Bezug stärken die langfristige Nachfrage nach Bitcoin. Aus diesem Umstand könnte man – bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen – aufgrund des auf 21 Millionen begrenzten Bitcoin-Angebotes gewisse Wahrscheinlichkeiten für signifikante Preissteigerungen annehmen.

Finanzialisierung der Immobilien nach 1971

Im Jahre 1971 endete das sogenannte Bretton-Woods-Währungssystem, welches im Jahre 1944 etabliert wurde. Es handelte sich um ein an den US-Dollar gekoppeltes Währungssystem der sogenannten westlichen Welt. Sämtliche Währungen der westlichen Welt waren an den US-Dollar gekoppelt und dieser konnte unter den beteiligten Zentralbanken im Umtauschverhältnis von 35 US-Dollar für die Unze Gold in das begehrte Edelmetall umgetauscht werden. 

Wie sich herausstellte, existierte diese formale Golddeckung jedoch lediglich auf dem Papier. Die USA hatten Staatsausgaben durch zusätzliche Schulden finanziert und so die US-Dollar-Geldmenge deutlich dynamischer ausgedehnt (inflationiert), als sie im vorgegebenen Umtauschverhältnis Gold hätten vorhalten können. Neben Sozialprogrammen waren unter anderem auch die kostspieligen Kriege in Vietnam und Korea nicht durch Steuereinnahmen zu finanzieren, sondern eben auch durch neue Staatsschulden. Als der damalige französische Staatspräsident Charles De Gaulle (1890–1970) das in New York gelagerte Gold nach Frankreich holen wollte, flog der Schwindel auf. 

Am 15. August 1971 verkündete US-Präsident Richard Nixon (1913–1994) die Abkehr von der formalen Golddeckung. Der Schwindel rund um die US-Staatsfinanzen war aufgeflogen und es begann die Epoche des sogenannten Fiatgeldes und damit die bis heute andauernde Ära der zügellosen Staatsverschuldung und Geldverschlechterung. Im Grunde handelte es sich bei dem Vorgang um eine Staatspleite der USA im Bretton-Woods-Goldstandard und seither sind die Menschen Zeuge einer unfassbaren Insolvenzverschleppung. 

Die Geldmengen der westlichen Welt explodierten förmlich im Laufe der Jahre und so wird Anfang Juni 2025 eine Unze Gold nicht mehr zu 35 US-Dollar, sondern zu rund 3.300 US-Dollar gehandelt. Die quantitative Ausweitung des US-Dollars hat die in Gold gerechnete Kaufkraft und somit die Qualität des US-Dollars erodieren lassen. Quantität und Qualität stehen eben auf Basis der Grenznutzentheorie sozusagen in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis. Die Menschen bekommen immer weniger Gold für ihre US-Dollar, da der US-Dollar zügellos inflationiert wurde. Die Ursache der vornehmlich staatsverschuldungsinduzierten Inflation geht stets dem Symptom der Kaufkraftminderung voraus.

Vom 15. August 1971 an war es nicht mehr ratsam, in Geld (D-Mark, US-Dollar und Co.) zu sparen. Die von der Tauschfunktion abgeleitete Wertaufbewahrungsfunktion entkoppelte sich von den staatlichen Geldern  und die Menschen und großen Kapitalsammelstellen nutzten vermehrt Immobilien, Aktien und Edelmetalle, um Vermögenswerte („gespeicherte Produktivität”) über die Zeit zu bringen. 

Dieser Vorgang ist in ökonomischen Fachkreisen als „Funktionenspaltung des Geldes” bekannt. Jedoch gilt anzumerken, dass es eine Wertaufbewahrung kaum geben kann. Die Menschen können allenfalls spekulativ abschätzen, ob das Gut welches sie zur Wertaufbewahrung zu nutzen gedenken, auch in Zukunft eine gewisse Wertschätzung der Menschen und damit Nachfrage erfahren wird. Aus dieser Nachfrage speist sich dann die Kaufkraft, die dann die Werte über die Zeit bringt. Da die Zukunft ungewiss ist und man diese Nachfrage nicht mit absoluter Bestimmtheit voraussehen kann, sind die Menschen Spekulanten einer ungewissen Zukunft. 

Zurück zu der US-Staatspleite im formalen Goldstandard zwischen 1944 und 1971. Die US-Geldmenge stieg seit 1971 jedes Jahr durchschnittlich um knapp sieben Prozent – von 685 Millionen US-Dollar auf 21.862 Milliarden US-Dollar im April 2025. Parallel dazu stiegen die durchschnittlichen Häuserpreise in den USA auf Basis des Häuserpreisindex pro Jahr um knapp 5,5 Prozent. 

Abzüglich des Fremdkapitalzinses konnte man mit Immobilien die Geldverschlechterungsrate (Inflationsrate bzw. Geldmengenwachstum) nicht überkompensieren. Die durchschnittlichen Nettolöhne blieben zudem in der Realwertbetrachtung über die Jahre ungefähr auf dem identischen Niveau. Die Konsequenz ist, dass die durchschnittlich arbeitende Bevölkerung mittlerweile Probleme hat, sich ohne geerbtes Kapital Wohneigentum zuzulegen. Auch die Mieten wurden immer unerschwinglicher für mittlere und untere Einkommensschichten. 

Datenquelle: FRED (St. Lois FED) und https://dqydj.com/historical-home-prices/

Bildquelle: „Neues Geld für eine freie Welt: Warum das Geldsystem kein Herrschaftsinstrument sein darf“

In Deutschland wird dieser Faktor seit der Finanzkrise nach 2007 bzw. der unmittelbar darauffolgenden Eurokrise immer mehr zum Problem. Zudem verknappt die seit 2015 dynamisch angestiegene Zuwanderung das Wohnraumangebot zusätzlich und lässt die Preise explodieren. Regulierungen, wie zum Beispiel der „Heizungszwang” beziehungsweise der Sanierungszwang und Mietpreisdiktate – euphemistisch und zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung als „Mietendeckel” etikettiert – führten dazu, dass sich die Bereitstellung von Wohnraum kaum noch rentiert. Ein gesellschaftliches Pulverfass wurde durch den politischen Interventionismus zusammengebraut.

Nutzwert versus Marktpreis

Historisch gesehen diente die Immobilie nicht vorrangig als Wertspeicher. Wie ausgeführt, ist die Existenz eines Wertspeichers rein spekulativer Natur, aber die Menschen versuchen natürlich die Werte, die sie in produktiven Phasen ihres Lebens ansammeln, auch in die Zeiten, in denen sie weniger produktiv (im Alter) sind oder sie sind bestrebt den erwirtschafteten Kapitalstock den Nachkommen zu hinterlassen. 

Die Immobilie diente vornehmlich dem Zwecke des Wohnens, des Produzierens oder – im Falle von vermögenden Menschen, also bei einer vergleichsweise besonders teuren Bauweise – dem Zweck eines Statussymbols. Die Verwendung als Wertspeicher hat erst nach dem 15. August 1971 an Dynamik gewonnen, als den Menschen klar wurde, dass durch den endgültigen Wegfall der Goldbindung das Zeitalter des nahezu gänzlich deckungslosen Schuldgeldes eingeläutet worden war. 

Es war schlichtweg nicht mehr möglich, die zuvor generierte Produktivität in Geld zu speichern, und so wichen die Menschen auf Immobilien, Aktien, Gold und so weiter aus. Die Menschen wurden zu Spekulanten einer durch die fortlaufende Geldentwertung immer unsicherer werdenden Zukunft. Auf diese Weise erfuhren sämtliche dieser Vermögenswerte, insbesondere die Immobilien, einen erheblichen Aufschlag, denn die Nachfrage stieg durch die Verwendung als Wertspeicher.

Bei Immobilien ist ein weiterer kritischer Faktor anzuführen. Bei einer beispielhaften Nutzungsdauer von 50 Jahren werden jedes Jahr linear zwei Prozent Anschaffungskosten des Bauwerkes abgeschrieben. Anders ausgedrückt: Die Immobilie wird abgenutzt und ohne permanente Instandhaltungsmaßnahmen schwindet der Substanzwert und somit auch Nutzwert. Der Substanzwert ist sozusagen der Kapitalstock einer Immobilie und dieser stellt die Basis für die zukünftigen Mieteinnahmen dar. Durch die permanente Geldmengenausweitung sind die Marktpreise für Immobilien derartig dynamisch gestiegen, dass sich die Marktpreise deutlich vom Nutz- und Substanzwert entkoppelt haben. Der Grund ist recht einfach. Immer mehr Geld trifft auf einen nur langsam steigenden Immobilienbestand und so steigen bei entsprechender Nachfragedynamik die relativen Preise.

Der Nutzwert bezieht sich, wie der Name schon sagt, auf den Nutzen der Immobilie. Der Nutzen ist, wie schon beschrieben, an sich das Wohnen beziehungsweise die gewerbliche Verwendung. Steigen die Immobilienpreise, fühlen sich die Menschen vermögender und so gibt es einen starken Rückhalt für fortwährende Geldverschlechterung durch unsolide Staatsfinanzen.

Das Spiel geht so lange gut, bis es eine große wirtschaftliche Krise gibt oder bis die Mieter sich den Mietzins auf breiter Front nicht mehr leisten können. Im Extremfall fällt der Marktpreis auf das Niveau des Nutz- und Substanzwertes. Dann wird die Immobilie für die Menschen ein Problem, die zu viel Fremdkapital und zu wenig Eigenkapital eingesetzt haben. Versteigerungen drohen und eine signifikante Abwärtsdynamik setzt ein.

Nun vertreten viele Bitcoiner, Leon Wankum eingeschlossen, die These, dass Bitcoin vielen anderen Vermögensgüterklassen den Rang ablaufen wird. Blicken wir allerdings auf die nachstehende Grafik, dann sehen wir, wie weit Bitcoin noch von der Marktkapitalisierung der Immobilien, Aktien, Anleihen und so weiter entfernt ist. 33 Prozent des weltweiten Vermögens, etwa 330.000 Milliarden US-Dollar, sind in Immobilien angelegt. Dass ein von drei gesparten US-Dollar in Immobilien aufbewahrt werden, belegt sehr eindrücklich die in diesem Beitrag dargelegt These von der Wertspeicherfunktion der Immobilie.

Folgt man der These, dann ist bei Bitcoin möglicherweise noch viel Spielraum für höhere Kurse vorhanden. Immobilien, Gold und Aktien sind relativ knapp. Bitcoin ist relativ und absolut knapp, weil im Gegensatz zu Immobilien und dergleichen bei 21 Millionen Bitcoin keine neuen hinzukommen können, und an der Stelle bekommt die These der sogenannten Bitcoin-Maximalisten definitiv Nahrung.

Quelle: Bloomberg

Entwertete Arbeitszeit 

Jede durch einen schlichten Buchungssatz herbeigeführte Geldmengenausweitung muss später – bei relativer Unterperformance der Gehälter gegenüber den Vermögensgegenständen – mit in diesem Sinne „entwerteter Arbeitsleistung” kompensiert werden. Die Zeit der Menschen wird so durch die hemmungslose Geldproduktion entwertet. So lässt sich die Tragödie um die Geldverschlechterung auf den Punkt bringen. 

In Gold gerechnet wurde die Arbeitszeit eines durchschnittlichen Arbeitnehmers (ledig/kinderlos auf Basis der Daten von Statista) in Deutschland von 1970 bis 2025 um über 90 Prozent abgewertet. Das heißt, ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in Deutschland muss heute zehnmal so lange für eine Unze Gold arbeiten, wie dies 1970 der Fall war. Für Aktien und Immobilien ließen sich ähnliche Beispiele ins Feld führen.

Das Problem ist nun, dass die Entkoppelung der Markpreise sich vom für die Menschen bezahlbaren Wohn- oder Gewerbenutzen im Immobilienbereich komplett entkoppelt hat. Das Fiat-Geld-System hat die Menschen derartig bewirtschaftet – ja geradezu abgewirtschaftet –, dass die Zitrone im übertragenden Sinne nahezu komplett ausgepresst ist. 

Die Symptome notleidender Immobilienunternehmer sind das Resultat der zügellosen Geldverschlechterung. Die Fiatgeld-Welt nähert sich schleichend dem Kipppunkt: Das Ende der Sackgasse rückt mit jedem Tag näher an das in rasender Geschwindigkeit beschleunigte Fahrzeug.

Der dargelegte Umstand trifft selbstverständlich auch auf andere Gütermärkte und realwirtschaftliche Tätigkeiten und Dienstleistungen zu. Mit dem regulären Nettogehalt kann sich ein Durchschnittsverdiener in Deutschland beispielsweise kaum noch einen Handwerker „auf offizieller Basis” leisten. 

Die Menschen wenden sich in der Not dem sogenannten informellen Sektor zu: Die „Schwarzmärkte” als interventionsfreie Märkte feiern fröhliche Urständ und sichern, wie schon zu sowjetrussischen Zeiten oder den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, die Versorgungslage der Menschen.

Immer mehr Menschen erkennen die offensichtlichen Missstände und beginnen, sich nach anderen Ideen umzusehen. Sie werden kreativ und kombinieren ihre realwirtschaftlichen Geschäfte mit Bitcoin-Strategien und anderen Selbstverteidigungsmaßnahmen außerhalb der maroden Fiatgeld-Welt. Die Bitcoin-Bewegung und das Beispiel des Unternehmens der Familie Wankum können den Menschen in diesen Zeiten Mut im Hinblick auf die gewaltige Kraft der menschlichen Kreativität machen.

Um es sinngemäß mit den Worten von Ludwig von Mises abschließend auf den Punkt zu bringen: Auf lange Sicht werden die Menschen den Wert der besseren Ideen erkennen und sie in der Lebensrealität umzusetzen trachten.

Benjamin Mudlack ist Autor des Bestsellers „Neues Geld für eine freie Welt”, der in der Edition Sandwirt erschienen ist und hier im Kaufladen des Sandwirts erhältlich ist.

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3 Kommentare. Leave new

  • Nordlicht
    24/07/2025 18:09

    „15 Prozent des Mietzinses wurden nach der Fertigstellung der Immobilien nicht wie früher als Instandhaltungsreserve auf ein Tagesgeldkonto gebucht, sondern der monatliche Mieteingang erhöhte kontinuierlich die Bitcoin-Position des Unternehmens.“

    Hört sich nach Casino an.

    Antworten
  • Die Idee „Schulden im weichen Geld, Reserve im harten Asset“ klingt elegant. In der Praxis – und das sage ich als jemand, der Fonds- und Bestandsstrukturen seit Jahren kennt – scheitert sie an der Realität der Gebäude und der Finanzarchitektur.
    Erstens: 15 % Rücklage sind eine schöne Modellzahl. In wirklichen Portfolios legt das niemand verlässlich zurück – nicht in Bitcoin, nicht in Cash. Die Bestände sind ausfinanziert, Rücklagen werden bilanziell gebucht und praktisch verzehrt. Um Ausschüttungen zu bedienen, werden die guten Objekte abgestoßen, während Schrottimmobilien nachrücken. FM, Property- und Asset-Management verdienen m²- und AUM-basiert; Instandhaltung ist für sie ein Kostenblock, kein KPI. Ergebnis: flächiger Instandhaltungsrückstau – nicht nur bei Brücken.
    Um klarzumachen, dass es sich hier nicht um Stammtischkritik handelt, sondern um gelebte Praxis, die jeder Insider kennt, erlaube ich mir, sieben Punkte zu benennen:
    Pflichten vs. Wetten: CapEx ist Pflicht, Bitcoin bleibt Wette. Wer Pflichtmittel in Volatilität lenkt, setzt Substanz aufs Spiel.
    Volatilität & Korrelation: BTC-Drawdowns von 60–80 % fallen oft mit Marktstress zusammen. Dann fehlt die Reserve genau dann, wenn man sie braucht.
    Covenants: Banken rechnen mit NOI und Cap-Rates, nicht mit Wallets. Typische LTV-Grenzen liegen bei 60–65 %. Fällt der Wert um 15–20 %, ist der Covenant gerissen – egal wie voll die Wallet ist.
    Accounting & Steuern: BTC-Bilanzierung ist asymmetrisch, Gewinne steuerpflichtig, Verluste bilanzwirksam. Das verzerrt jede Planung.
    Zinsmanagement: Das Kernproblem der Branche ist der Zinsschock. Wer hier keine Caps, Swaps, Duration-Steuerung fährt, löst nichts mit Bitcoin.
    Substanz & ESG: Dächer, Hüllen, TGA, Schadstoffe, ESG-Pfad – die Kosten kommen. In Büros der 70er/80er liegen echte CapEx-Spitzen schnell bei 250–400 €/m². 15 % Rücklage auf Mieteinnahmen reicht dafür nicht einmal annähernd.
    Bewertungsmechanik: +100 bp auf der Cap-Rate, und Werte stürzen zweistellig. Gutachterglätte täuscht über die Realität hinweg, bis es zu spät ist.
    Diese Punkte erklären auch, warum selbst große Häuser wie die DEKA schon zweimal abwerten mussten, warum Banken wie die ehemalige Bayrische Hypothekenbank (heute UniCredit) nur noch Kapital abziehen und den Asset-Managern den Rest überlassen. Die Instandhaltungsrückstände sind systemisch – genau wie die „Ponzi“-Logik dahinter.
    Wenn man Bitcoin trotzdem integrieren will, dann nur als dritte Reserve-Schicht und nach ehrlicher Reihenfolge: Zins/Tilgung, voller CapEx-Plan, Opex, Steuern – danach eine begrenzte BTC-Quote (2–3 % des Eigenkapitals), mit Stop-Regeln und Governance. Alles andere ist Prospektpoesie.
    Fazit: Bitcoin kann Zusatzpuffer sein. Er ersetzt weder Instandhaltung noch Covenant-Disziplin. Wer das verwechselt, verwechselt Rettung mit Show – und lässt die Substanz zurück.

    Antworten
  • Herr Mudlack, Sie schreiben vom „absolut knappen Bitcoin“. Genau an dieser Stelle lohnt es sich, innezuhalten.
    Ja, die technische Begrenzung auf 21 Mio. Coins ist real. Aber ökonomisch bedeutet das wenig. Denn:
    – Bitcoin ist bis zu 8 Stellen teilbar, faktisch also 2,1 Trillionen Einheiten.
    – Zwischen 0 und 1 liegen unendlich viele Zahlen. Die Illusion der Knappheit wird durch Teilbarkeit unterwandert.
    – Ob ich 1 BTC oder 0,00000001 BTC halte, ist egal – die ökonomische Wirkung entsteht durch Bewertung, nicht durch „absolute“ Zahl.
    Genau hier liegt der Denkfehler: mathematische Begrenzung wird mit ökonomischer Stabilität verwechselt. Das „digitale Gold“ ist kein Naturgesetz, sondern ein kollektives Versprechen. Es lebt von Glauben und Erzählung – nicht von einer ontologischen Härte.
    Knappheit ist kein Code, sondern ein Marktphänomen. Und sobald Systeme sich selbst mit „absolut“ rechtfertigen, sollten wir wach werden. Denn dann sind wir nicht mehr bei Ökonomie, sondern schon bei Dogma.
    Und noch eins: Inflationierung findet nicht nur vor dem Komma statt, wie im Fiatgeld, sondern auch hinter dem Komma, wie im Bitcoin – beide Systeme sind sich in der Ausweitung der Bezugsgrößen viel ähnlicher, als man wahrhaben möchte.

    Antworten

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