Die Politik der Realitätsverleugnung

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, der Auflösung des Warschauer Pakts und dem Fall der Mauer schien für viele das Ende der von Kriegen geprägten Geschichte gekommen zu sein. Es gab nur noch eine Weltmacht, und die Gutmenschen begannen, von der One World, dem Weltstaat zu träumen. Schon vor 200 Jahren hatte der Philosoph Hegel das Ende der Geschichte verkündet. Der sehr wirkungsreiche Philosoph Alexandre Kojéve hat die These nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und Francis Fukuyama hat sie dann populär gemacht. Kapitalismus, Liberalismus, Demokratie – mehr geht nicht. Und alle Länder sind, in unterschiedlicher Geschwindigkeit, auf dem Weg dorthin.

Heute glaubt daran kaum mehr jemand. Wir haben es mit drei Großmächten zu tun, deren selbstbewusstes Auftreten die Europäer ratlos macht. Geführt werden sie von Trump, Xi und Putin. Das sind Autokraten, aber keine Heuchler. In aller Offenheit sagen und demonstrieren sie, was sie erreichen wollen. Da ist Trump mit MAGA und „America first“. Da ist Xi, der mit seiner „neuen Seidenstraße“ unterstreicht, dass China die dominierende Wirtschaftsmacht der Welt sein will. Und da ist Putin, der jedem, der Ohren hat zu hören, gesagt hat, dass die Implosion des Ostblocks die „größte geopolitische Katastrophe“ seit dem Zweiten Weltkrieg war – und dass er sie korrigieren will. 

Damit stehen die weltpolitischen Zeichen auf „Großräume“ und nicht auf „Universalismus“. Die USA, China und Russland treiben eine knallharte Realpolitik, auf die Europa mit naivem Moralismus und Empörungslust reagiert. Aber auf geopolitische Fragen gibt es keine moralischen Antworten. Wenn Dämonisierung die Kritik ersetzt, und realistische Urteile als Ketzerei gelten, dann haben wir es mit einer Politik der Realitätsverleugnung zu tun.

Nietzsche fragte einmal: Wieviel Wahrheit erträgt der Mensch? Für die Europäer und vor allem für die Deutschen lautet die Antwort: Nicht sehr viel. Denn die Wahrheit stört das Wohlgefühl. Und die Tatsachen waren schon immer der Feind des Gutmenschen. 

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