Das Problem des Trumpismus: Unsicherheit

Was für die Juden des Alten Testaments die Propheten mit ihren Strafandrohungen und apokalyptischen Szenarien waren, das sind für den modernen Investor die Fachleute, die unablässig den Untergang des Finanzsystems, den drohenden Einflug schwarzer Schwäne und dergleichen ankündigen. Dass viele dieser Prognosen zumindest nicht pünktlich eingetroffen sind, spricht im Kern nicht gegen sie: Auf jeden Fall – jetzt ist Donald als orangener Schwan mit MAGA-Käppchen gelandet und haut die Weltbörsen in einer Geschwindigkeit zu Brei, die beeindruckend ist.

Einer der mir seit langem bekannten Experten ist Marc Faber, der aus seinem thailändischen Exil mit einem lustig eidgenössisch gefärbten Englisch Jahr um Jahr durchaus humorvoll Ungemach prognostizierte und zum Goldkauf aufrief: Nur die Dagobert-Duck’sche Methode des Münzbades sei ein sicheres Investment.

Er scheint gegenwärtig recht zu behalten, aber eine seiner Aussagen gab mir besonders zu denken: Er sagte nämlich, das Schlimmste für Investoren seien nicht Kurseinbrüche und dergleichen, sondern „uncertainty” – Unsicherheit.

Und die scheint Trump nun gerade durch seine Art des Dealmakings heftig zu verbreiten: Zoll an, Zoll aus, Restriktion ein, Restriktion aus – alles begleitet von Drohungen und, um es milde zu sagen, Schuldzuweisungen an den Rest der Welt, die eines unmöglich machen: eine längerfristige Perspektive eines möglichen Investitionsumfelds zu entwickeln. Soll man nun in den USA investieren, wie es Trump will – trotz hoher Löhne und Rohstoffmangels aufgrund der Gegenzölle der Chinesen?

Trump hat auf jeden Fall eines geschafft: seine eigentlichen Verbündeten – Kanada, Mexiko und die Europäer – zu verärgern, und Südkorea sowie Japan in die Arme Chinas zu treiben.

Auch wenn das Zollspektakel sich in heiße Luft auflösen sollte: Das Misstrauen wird bleiben gegenüber einem Präsidenten, von dem man nicht wissen kann, was er am kommenden Tag für neue Executive Orders erlässt.

Die Realisierung von Investitionen braucht Zeit: Eine Mine wird nicht über Nacht gebuddelt, und eine Fabrik entsteht nicht auf ein Fingerschnipsen. Trump kann Chaos erzeugen – ob ihm das aber wirklich nützt, bleibt die Frage. Die USA sind nicht mehr in der Lage, die Kanonenbootpolitik der Nachkriegszeit mit ihren Flugzeugträgern zu betreiben, die damals schon nur begrenzt funktioniert hat.

Und die heiße Phase der amerikanischen Zwischenwahlen dürfte schon in eineinhalb Jahren beginnen. Was, wenn bis dahin der amerikanische Verbraucher unter Preissteigerungen und Inflation leidet? Was, wenn die Schulden nicht schwinden, sondern eher noch ansteigen?

Der durchaus Trump-freundliche amerikanische Blogger Curtis Yarvin schreibt auf seiner Seite „GrayMirror“ zum Thema „The problem with Trumpian mercantilism“:

„Stell dir einen Plan vor, amerikanische Konsumgüter wieder in den USA zu produzieren. Alles, was man bei Wal-Mart kaufen kann, soll in Amerika hergestellt werden. Cool! Aber – bis wann? Von wem? Wie? Wo? Mit welcher Ausrüstung, mit welchem Personal, mit welchen Rohstoffen?

In jeder modernen Lieferkette sind viele Glieder ohne andere Glieder nutzlos. Wenn sich diese Glieder als vollständig unabhängige Unternehmen etablieren müssten – stell dir vor, man müsste so das erste Auto bauen; wer braucht Vergaser oder Schalldämpfer, wenn es keine Scheibenwischer gibt – dann ist es nahezu unmöglich, überhaupt anzufangen.

Wenn unsere Autohersteller sterben würden, befände sich die USA in der automobilen Lage Kubas – in der Lage, Autos zu importieren und zu reparieren, aber nicht, sie herzustellen.

Zölle bieten einen latenten finanziellen Anreiz, eine Art allgemeine unternehmerische Nährlösung, für Unternehmen, die wieder in die USA zurückkehren. Das ist alles. Selbst diese Nährlösung zu nutzen, ist eine Menge zellulärer Arbeit – und ihre Konzentration, selbst mit den ersten Trump-Zöllen, reicht wahrscheinlich nicht aus, um auch nur ein nennenswertes Wachstum in der Grundindustrie zu nähren, geschweige denn eine vollständige Lieferkette.

Man kann nicht einfach Dünger ins Wasser kippen und erwarten, dass daraus ein Baum wächst.“

Er dürfte recht behalten. Und die Messe ist noch nicht gelesen.

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2 Kommentare. Leave new

  • Jens Schirner
    12. April 2025 23:22

    Sechs, setzen. Thema nicht verstanden, Fakten nicht studiert.

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  • Und was ist mit den Zöllen und Handelsbarrieren der anderen? Warum ist Trump derjenige, der angeblich Chaos stiftet, indem er darauf reagiert, was andere, auch die EU, schon lange tun? Warum kräht kein Hahn danach, wenn ich, wenn ich was aus den USA kaufe, horrende Einfuhrgebühren begleichen muss und den Kauf deswegen nicht tätige? Die Zölle usw., die gegen die USA erhoben wurden, waren bisher keinen Artikel, kein Börsenbeben, keine Unsicherheit, wert. Warum nicht?

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