Künstler: Curtis Mayfield
Album: Curtis (Curtom 1970)
Heute dreht sich das Debütalbum einer Koryphäe, einer Legende der Soulmusik auf dem Teller des Sandwirt Plattenspielers – das erste Soloalbum von Songwriter Curtis Mayfield. Dieser 1942 in Chicago geborene Ausnahmekünstler ist nicht nur für seine einmalige, einfühlsame Kopfstimme berühmt geworden, sondern auch für sein soziales und politisches Engagement, das sich vor allem in seinen Texten widerspiegelt. Curtis Mayfield wurde zu einem wichtigen Gesicht des „Civil Rights Movements“, der Bürgerrechtsbewegung in den 50er und 60er Jahren rund um Martin Luther King und er bleibt bis heute präsent durch seine Musik.
Doch erst einmal zurück zu den Anfängen. Curtis Mayfield war ein riesiges Talent als Sänger und Songwriter. Er begann im Alter von sieben Jahren aktiv in Gospelchören zu singen, brachte sich schon früh das Schreiben von Songs selber bei und versorgte bereits im Alter von 14 Jahren diverse R&B-Bands aus Chicago mit gutem Songmaterial. Auch für seine erste Band „The Roosters“ – später „The Impressions“ – komponierte und textete er schon die ersten Protestsongs und erreichte die ersten Top-Platzierungen in den Charts. Songs mit Botschaft wie „It’s All Right“, „Keep on Pushing“, „People Get Ready“, „We’re a Winner“ oder „Mighty, Mighty“ sind auch heute größtenteils noch aktuell und haben unter Plattensammlern Kultstatus.
1970 war es dann soweit. Nach den Erfolgen mit den Impressions wollte sich Curtis Mayfield als Solokünstler voll entfalten, sammelte noch wichtige Erfahrungen durch die Zusammenarbeit mit damals aktuell angesagten R&B-Künstlern wie „Gladys Knight & the Pips“, „Aretha Franklin“ oder „The Staple Singers“. Nebenbei bastelte er eifrig an seinem Solo-Debütalbum „Curtis“, das im September 1970 in die Läden kam, Platz eins der US-R&B-Charts erreichte und es sogar in die Top-20 der Pop Charts schaffte.
Als ich „Curtis“ etwa 20 Jahre später zum ersten Mal in der Hand hielt und das Album durchhörte, war mir sofort klar: Hier habe ich eine echte Perle für mich entdeckt, ein Erstlingswerk, aber auch bereits ein Meisterwerk. Mit „We The People Who Are Darker Than Blue“ oder „Give it up“ hatte mich Curtis Mayfield bereits voll in seinen Bann gezogen. Aber mit „Move on up“ lieferte Curtis auf dieser Scheibe einen der, wie ich finde, besten Songs aller Zeiten ab, musikalisch wie textlich, ein Song der mich in schweren Zeiten immer motiviert hat positiv nach vorne zu sehen:
Just move on up
to a greater day
with just a little faith, if you put your mind to it
you can surely do it
Curtis hat den Glauben an die Menschen nie verloren und immer wieder den Zusammenhalt und den Respekt füreinander gefordert. Er motiviert uns mit seinen Songs bis heute, dass wir mit der richtigen Einstellung und dem Glauben an unsere Träume, alles möglich machen können.
So hush now, child
and don’t you cry
your folks might understand you
by and by
move on up
and keep on wishin‘
remember your dream is your only scheme
so keep on pushin‘
Mayfield hat in seiner langen Karriere viele großartige Titel geschrieben, die bis heute gespielt und zitiert werden, die kaum etwas an Aktualität eingebüßt haben. Die auf seine ganz eigene soulige Art sehr wirkungsvoll produzierten Songs plädieren gegen Rassismus, gegen Unterdrückung, gegen Krieg, gegen Drogen, gegen die Spaltung der Gesellschaft, für Gleichberechtigung und eine gerechte Gesellschaft.
„Move On Up“ ist für mich persönlich bis heute sein wichtigster Song, den ich immer wieder gerne auflege und höre und der mir und bestimmt auch vielen anderen Menschen bis heute oft in schweren Zeiten geholfen hat.
Curtis Mayfield meinte es gut mit den Menschen, aber leider meinte es das Schicksal nicht gut mit Curtis Mayfield. Wie so oft erwischt es die Guten. Bei seinem Auftritt auf einem New Yorker Open Air im Jahr 1990 traf ihn eine vom Sturm losgerissene Traverse und zwang ihn, vom Hals abwärts gelähmt, sein Leben im Rollstuhl fortzuführen. Dazu kam eine Diabetes-Erkrankung, weswegen ihm auch noch das rechte Bein abgenommen werden musste.
Das alles hielt Curtis Mayfield aber nicht auf. Er konnte zwar aufgrund der Querschnittlähmung nicht mehr Gitarre spielen, sang und schrieb aber auch im Rollstuhl weiter. So produzierte er 1996 noch das großartige Album „New World Order“, bekam noch einen Grammy für sein Lebenswerk und wurde 1999, wenige Wochen vor seinem Tod, in die Rock and Roll Hall Of Fame aufgenommen.
Was uns bleibt sind die vielen tröstenden und motivierenden Worte des Meisters, seine Menschlichkeit und sein Drang der Welt immer zuzurufen, dass wir besser werden können und nie aufgeben dürfen. Und das auf mehr als zwanzig wunderbaren, gefühlvollen Alben, textlich wie musikalisch, die ich Ihnen durch die Bank alle empfehlen kann.
1 Kommentar. Leave new
Curtis Mayfield – excellente Wahl. Ich kam durch ihn auf Empfehlung eines – leider verstorbenen – Freundes .