Auf dem Plattenspieler: Quincy Jones 

Künstler: Quincy Jones

Album: $ (Reprise Records 1972)

Kein Künstler, Musiker oder Sänger hat im Laufe seiner Karriere ganze 27 Grammys verliehen bekommen, bei 80 Nominierungen! Diese Hausnummer weist bereits darauf hin, warum es sich bei dem heutigen Interpreten auf dem Sandwirt-Plattenspieler um eine absolute Legende handelt, vielleicht den größten Musikproduzenten aller Zeiten und auf jeden Fall einen der besten Komponisten und Arrangeure der letzten 70 Jahre. Die Rede ist von Quincy Jones, der letzten Sonntag in Los Angeles im Alter von 91 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben ist.

Ich bin immer noch etwas geschockt, denn Quincy Jones gehört für mich als Komponist und Produzent immer schon zu den ganz großen Vorbildern. Ihm war es von je her ein Anliegen, die schwarze Kultur zu etablieren und unterschiedliche Stile wie Jazz, Soul oder Hip-Hop miteinander zu verbinden, was mich immer schon inspirierte und was auch immer schon meiner eigenen musikalische Idee sehr nahe kam. Aber besonders wenn es um die passende Komposition zu bewegten Bildern ging, war Jones für mich einer der größten Lehrmeister, und das nur durch das Konsumieren seiner unzähligen Soundtracks und den dazugehörigen Filmen. Doch dazu später mehr. 

Der Name Quincy Jones ist vermutlich nicht jedem gleich ein Begriff, was nachvollziehbar ist, weil er für seine größten Erfolge eher im Hintergrund tätig war: als Produzent. Deshalb rentiert sich hier, obwohl ich normalerweise kein großer Freund davon bin, ein wenig Namedropping.

Seine berühmtesten Produktionen sind sicherlich die drei Alben, die er für Michael Jackson produziert hat – für den King of Pop war er laut Quincys Frau wohl so etwas wie eine Vaterfigur. Mit „Off The Wall“ und „Bad“ schuf er zwei Meilensteine, aber vor allem mit „Thriller“ produzierte er Anfang der 80er Jahre DAS erfolgreichste Album der Musikgeschichte.

Aber auch vieler anderer berühmter Musiker nahm sich Quincy Jones an und verhalf ihnen zu großem Erfolg. Für Lesley Gore z.B. produzierte er in den 70ern fünf Top-10-Hits. Und sicher ist vielen noch der Benefiz-Song „We Are the World“ eines ganzen Rudels aus US-Popstars aus dem Jahr 1985 ein Begriff, geschrieben von Michael Jackson und Lionel Richie. 63 Mio. Dollar spülte diese Aktion damals als Hilfeleistung in die Hungergebiete Afrikas.

Als Arrangeur arbeitete Jones u.a. für Billy Eckstine, Ella Fitzgerald, Shirley Horn, Peggy Lee, Nana Mouskouri, Frank Sinatra, Sarah Vaughan und Dinah Washington. 

Als Komponist war er über Jahre hinweg nicht aus dem Filmgeschäft wegzudenken. Er arbeitete an Scores und Soundtracks für weit über 30 Kinofilme wie: „Mirage“, „Walk, Don’t Run“, „The Deadly Affair“, „In Cold Blood“, „In the Heat of the Night“, „The Italian Job“, „The Wiz“, „They Call Me Mister Tibbs!“, „$“ (Dollars), The Getaway“, „Jigsaw“, „A Dandy in Aspic“ oder „The Color Purple“. Dazu kommen jede Menge TV-Shows und Serien. Hier seien nur  „The Prince of Bel Air“, „Ironside“, „Mad-TV“ und „Roots“ erwähnt.

Weitere erfolgreiche Zusammenarbeiten, als Produzent oder Arrangeur, gab es auch noch mit Aretha Franklin, Little Richard, Herbie Hancock, George Benson, Count Basie, Duke Ellington, Dizzy Gillespie und vielen, vielen mehr.

Das war aber nur ein Teil der Karriere des Meisters. Unter seinem eigenen Namen oder in Form von Kollaborationen mit anderen Musikern brachte er insgesamt fast 100 Alben auf den Markt, hatte dazu bereits in den 1960er Jahren seinen ersten Managerposten in einer Plattenfirma, und zwar als Vizepräsident von Mercury Records und war somit der erste Afroamerikaner in der Führungsspitze eines Major-Labels.

Langsam wird sicher jedem bewusst, was für ein Schwergewicht Quincy Jones in der Musikindustrie war, welchen Einfluss und welches Standing dieses Multigenie hatte. – Dabei wäre es vielleicht nie soweit gekommen, denn Quincy hat nur durch das Schicksal die Abzweigung zur Musik gefunden, wie er selbst einmal erzählte: In der Jugend sei er einmal in die Waffenkammer eines Veteranenheims eingebrochen und nur, weil er dort ein Klavier entdeckte, sei er damals nicht in die kriminelle Szene abgerutscht, denn bis zu diesem Zeitpunkt wollte er tatsächlich Gangster werden. 

Das lässt sich gut anhand seiner schweren Kindheit erklären, geprägt von Entbehrungen und Rassendiskriminierung. Quincy Jones wurde 1933 in der South Side, einem bekannten Armenviertel in Chicago, geboren. Er kam aus einem zerrütteten Elternhaus, der Vater war Werftarbeiter, die Mutter psychisch krank, und so wuchs Jones ab dem siebten Lebensjahr bei der Großmutter, einer ehemaligen Sklavin, auf. 

Das entdeckte Klavier in der Rüstkammer, sowie der Umstand, dass Quincy Jones im Alter von 14 Jahren den genialen Ray Charles kennen lernte und die beiden bis zum Ableben des blinden Ausnahmekünstlers dick befreundet waren, leiteten die Wende ein für eine unfassbare Karriere und ein phänomenales Lebenswerk. Dabei half ihm auch sein andauernder Drang, sich immer weiter entwickeln zu wollen, sowie sein Perfektionismus. Ende der 50er Jahre ging er beispielsweise für eine Zeit nach Frankreich, um sich auch in klassischer Musik bei den besten Leuten in Paris ausbilden zu lassen und um so seine Fähigkeiten als Komponist zu erweitern. Unzählige Tourneen über den Globus und Auftritte auf den größten Jazzfestivals machten ihn schnell auch als Musiker international bekannt.

Ich habe von den ca. 100 Langspielplatten des Meisters heute bewusst keine ausführlich besprochen, um Ihnen dafür lieber einen kleinen Einblick in das vielseitige Schaffen und den Menschen Quincy Jones zu geben, was ich hier noch seitenweise vertiefen könnte. 

Einen Plattentipp aus seinem riesigen Repertoire habe ich natürlich trotzdem für Sie: Hier können Sie sich auf YouTube eines meiner Lieblingsalben von Quincy Jones in voller Länge anhören: Den Soundtrack des Streifens „$“ (Dollar) aus dem Jahre 1972 mit den Knaller-Hits „Money is“ und „Money Runner“!

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3 Kommentare. Leave new

  • Peter Geisinger
    8. November 2024 11:06

    Bei allem Respekt: Wie kann Quincy Jones (geboren 1933) im Alter von 14 Jahren den genialen Ausnahmekünstler Stevie Wonder (geboren 1950) kennengelernt haben?
    Wie kann er bis zum Ableben desselben mit ihm zusammengearbeitet haben, wo sich doch Stievie Wonder seines Lebens und Schaffens zum Glück weiterhin erfreut?
    Gibt es noch einen zweiten – mir unbekannten – Stevie Wonder?

    Antworten
    • Vielen Dank für die Anmerkung. Das ist richtig. Es handelt sich um eine Verwechslung – gemeint war hier natürlich Ray Charles, nicht Stevie Wonder. Eng befreundet war Quincy Jones nämlich mit beiden, aber natürlich hat er Ray mit 14 kennen gelernt der nur zwei Jahre älter war.

      Antworten

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