Das Ende einer unwürdigen Vorführung

Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier.

Im Hintergrund steht der Sarg, der standesgemäß mit der Flagge der Stars and Stripes eingehüllt ist. Und im Vordergrund begibt sich der jetzige US-Präsident, der zum Tod seines besten Freundes das Wort ergreift. „My name is Joe Biden. And I love John McCain“, beginnt er und hielt die wahrscheinlich beeindruckendste und emotionalste Rede, die ich bisher gehört habe.

Ich gebe zu, ich bin ein großer Fan des US-amerikanischen Pathos. Er mag oftmals blasiert erscheinen, doch im Hinblick auf die Kälte der Welt, der aktuellen und noch kommenden Krisen und der hoffentlich abgewendeten Katastrophen halte ich ein wenig menschliche Offenheit und Zugewandtheit für eine durchaus wünschenswerte Angelegenheit. Denn Freiheit ohne Menschlichkeit ist wie Demokratie ohne unabhängige Medien: nicht existent.

Joe Biden hielt die Rede im Jahr 2018, das war vor sechs Jahren. Damals war er zwar nicht mehr jung, das heißt, bereits alt, aber er konnte noch reden. Und wie. Nicht nur in dieser Rede, auch in den TV-Duellen konnte er durchaus mit Trump mithalten. Sie werden die Vergangenheitsform bemerkt haben: konnte. Heute ist von dem ehemals brillanten und schlagfertigen Redner nichts mehr übrig. Er ist ein Schatten seiner selbst, eine Hülle, die ferngesteuert wirkt.

Ein erbärmliches Schauspiel

Zum letzten Duell vor wenigen Wochen, Biden gegen Trump, hielt ich mit zwei Freunden einen kleinen X-Space ab. X-Spaces kann man als interaktive Radiosendungen verstehen. Menschen mit einem X-Account können zuhören und wenn die Moderatoren es wollen, dürfen sie auch mitsprechen. 

Wir spielten das Duell ab und diskutierten darüber währenddessen und nach der Übertragung. Und irgendwann war der Morgen auch schon angebrochen.

Sie werden das Duell oder Ausschnitte davon gesehen haben. Ich muss sagen: Ich war schockiert. Schockiert von einem kranken Mann, der zu diesem Zeitpunkt US-Präsident bleiben wollte. Doch was noch schockierender ist, ist die Tatsache, dass ihn keiner daran hinderte. Hat ihm niemand gesagt: „Joe, es ist Zeit zu gehen“?

Nun ist Biden zurückgetreten. Zwei Jahre zu spät. Wo war die Familie über die ganzen Jahre? Stellen Sie sich vor, liebe Leser, es ist Ihr Vater, der so würdelos vorgeführt wird. Ich mag mir kaum vorstellen, auf welchen Medikamenten Biden noch am Funktionieren gehalten wird, was immer weniger gelingt. Es handelt sich um ein erbärmliches Schauspiel und um familiäres Versagen, das jedes bisschen Anstand und Würde vermissen lässt. 

Kamala Harris spielt keine Rolle 

Auch die Demokratische Partei, wenn sie schon beschlossen hat, ihren Humanismus abzulegen, muss sich die Frage stellen lassen, warum es so weit kommen konnte. Bereits vor drei Jahren gab es deutliche Anzeichen, dass Joe Biden nicht zu jeder Zeit Herr seiner Sinne ist. Damals galt man als rechter Verschwörungstheoretiker, in Deutschland zusätzlich als Nazi. Heute, im Jahr 2024, wo die gesundheitlichen Defizite des US-Präsidenten so unübersehbar sind, können es die Linken nicht mehr verschweigen. Offenkundig war der Druck dann doch zu hoch und Biden, so wie er noch Herr seiner Sinne ist, zog die Notbremse und trat von seiner Kandidatur zurück.

Es scheint, als sei die Demokratische Partei bereit, mit allen Mitteln Donald Trump verhindern zu wollen. Ich meine aber auch, dass Joe Biden eine Gefahr für die nationale und internationale Sicherheit darstellte. Was glauben Sie, wie ernst Putin Joe Biden nimmt, der das schon bei Annalena Baerbock verständlicherweise nicht mehr schafft? Oder der chinesische Präsident? Oder, eigentlich egal, welcher Staatschef?

Die Außenwirkung des kranken Biden war derart katastrophal, dass man sich fragen muss, wer dahintersteckt. Ich habe eine natürliche Allergie gegen Verschwörungstheorien, doch hier muss man sich schon fragen, welche Hintergründe dieses irre Spektakel hat. 

Manche munkeln, dass der eigentliche Präsident, der Schattenstaatschef, schönes Wort, seit Jahren Barack Obama ist. Gut, das würde so einiges erklären. Denn Kamala Harris, die Frau, die angibt, schwarz zu sein, ohne dass man es sieht, scheint wohl keine große Rolle zu spielen. Und das, obwohl linke Medien schon zu Beginn der Amtszeit Harris hoffnungsfroh als zukünftige Präsidentin hochgeschrieben haben.

Joe gotta go

Wer Biden nun nachfolgt, ob doch Harris oder Hillary Clinton, bleibt abzuwarten. Immerhin kann man dankbar sein, dass dieses schmierige, unwürdige und menschlich schlimme Theater um einen alten, kranken Mann, endlich ein Ende gefunden hat. Bei all den politischen Differenzen zwischen dem Autor dieser Zeilen und Joe Biden: Diesen Umgang hat er nicht verdient, weil diesen Umgang niemand verdient hat. 

Ich frage mich, was John McCain dazu sagen würde. Der Republikaner galt als größter interner Widersacher Donald Trumps. Beide hatten keine Probleme, der Öffentlichkeit mitzuteilen, was sie voneinander halten. Doch als bester Freund kann ich mir, trotz all seiner politischen Aversionen gegenüber Trump, nicht vorstellen, dass McCain die Kandidatur Bidens unterstützt hätte. Vielleicht wäre er derjenige, der sagen würde: „Joe, du bist krank. Es ist Zeit zu gehen. Du hast noch ein paar Jahre. Lass andere ran und kümmer dich um dich selbst. Erlebe schöne Dinge, gerne auch mit mir. Aber bitte tritt zurück.“ 

Und vielleicht hätte Biden schon vor zwei Jahren auf ihn gehört und wäre damals schon zurückgetreten.

Doch McCain ist tot. Niemand möchte seinen besten Freund beerdigen, auch wenn das irgendwann unausweichlich ist. Was aber noch schlimmer ist: Seinem besten Freund zuzusehen, wie er öffentlich degeneriert und gedemütigt wird. 

Joe Biden musste gehen. Er hat es für sich getan. Vor allem aber für sein Land, das er vorgibt zu lieben.

Diesen Beitrag im Wurlitzer anhören:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden


Alternativ können Sie den Podcast auch bei anderen Anbietern wie Apple oder Overcast hören.

Beitrag teilen …

Der nächste Gang …

Podcast V1

Das Verbrechen der Wortverkehrer

Dawid Wylezol Blog

Auf dem Plattenspieler: Lana Del Rey

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fill out this field
Fill out this field
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
You need to agree with the terms to proceed

Autoren