Hallo Freunde! Ich begrüße euch ganz herzlich zu meiner kleinen Kolumne, die künftig monatlich beim Sandwirt erscheinen wird!
Was erwartet euch?
Ganz einfach: Ich werde zu Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft mit dem der dafür nötigen Ironie Stellung beziehen. Dies wird auch immer mit passenden oder unpassenden Episoden aus Musik, Literatur und Film versehen werden. Ich werde übrigens konsequent auf das Gendern verzichten.
Ich freue mich sehr, bei diesem Projekt von Oliver Gorus und seinem Team dabei sein zu dürfen und bin gespannt, wohin die Reise geht.
Nun zum Wesentlichen: Was habt Ihr in letzter Zeit eigentlich so gemacht?
Zu heiß geduscht?
Ich habe mich zurückgelehnt und mir in aller Ruhe die vielen Ratschläge der Politiker zum Thema „sparen“ angehört. Nur ein paar Beispiele: Wir sollen uns, laut dem Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann, mehr mit dem Waschlappen waschen, Bundeswirtschaftsminister Habeck gibt an, dass fünf Minuten duschen ja vollkommen reichen und Ministerpräsident Günther aus Schleswig-Holstein möchte gar unsere Raumtemperaturen regulieren. In Baden-Württemberg ist inzwischen eine „Roadshow“ der Landesregierung unterwegs, um Bürger für das Energiesparen zu gewinnen.
Ich musste bei diesen doch sehr intimen Tipps spontan an Thilo Sarrazin denken, der vor knapp 15 Jahren Hartz-4-Empfängern Kochtipps gegeben hat und dafür – zurecht – scharf kritisiert worden ist.
Heute wissen wir allerdings: Er war mit seinen Tipps seiner Zeit einfach nur sehr weit voraus.
Seit Corona scheint es vielen Politikern, aber auch Journalisten (besonders vom ÖRR), ein Anliegen zu sein, immer mal wieder unangebrachte Ratschläge oder gar Regulierungen für unser Privatleben zu formulieren. Dies und die Folgen wurden bereits sehr gut von Anna Schneider in der „Welt“ kommentiert.
Ich möchte hier aber auf etwas anderes hinaus: Die Reaktionen der Bevölkerung auf diese Spartipps finde ich besonders spannend.
Einigen scheint es egal zu sein, andere regieren empört und manche – gar nicht so wenige – reagieren mit einer Art vorauseilendem Gehorsam. Ich höre von diesen Leuten oft Sprüche wie:
„Ich habe schon immer kalt geduscht.“
„20 Grad Raumtemperatur ist eh mehr als ausreichend.“
„Ich dusche eh nur fünf Minuten.“
„Haare wasche ich sowieso nur einmal die Woche. Mit dem Waschlappen.“
Habt ihr sicher auch schon alles gehört, oder? Ich antworte dann immer, dass mir egal ist, wie lange, wie oft, mit wem und wie heiß jemand duscht.
Außerdem offenbart dieses ganze Theater für mich eine durchaus nicht zu unterschätzende Geisteshaltung: Man fängt an, die Übergriffigkeit des Staates zu akzeptieren, anstatt ihn dafür zurückzuweisen.
Setzt euch mal auf ein Schulklo!
Diese Ich-habe-ja-nichts-zu-verbergen-Haltung animiert die Volksvertreter meines Erachtens nur dazu, noch mehr in unser Privates einzugreifen. Meistens dann noch unter dem Deckmantel einer moralisch komplett überhöhten „Solidarität“.
Ich formuliere es mal klar und deutlich: Keinem Politiker geht es etwas an, ob, wie lange und mit wem ich unter der Dusche stehe. Keinem Politiker geht es etwas an, ob ich und womit ich mich impfen lasse. Im Gegenteil, die Politiker sind für uns da. Sie müssen für alles, was sie tun, Rechenschaft ablegen, weil sie von uns dazu beauftragt wurden Dinge zu regeln, für die wir keine Zeit haben, da wir Geld verdienen müssen.
Henryk M. Broder fasste es mal sehr schön zusammen: Der Staat habe drei wesentliche Aufgaben, sagte er, nämlich fähige Beamte einstellen, für Sicherheit sorgen, eine vernünftige Infrastruktur bereitstellen. Fertig.
Tipps zu geben, wie man einen Waschlappen benutzt, gehört definitiv nicht in diese drei Kategorien. Wer im Sommer, als es noch das 9-Euro-Ticket gab, mit der Bahn gefahren ist, konnte auch live und in Farbe bestaunen, wie schnell unsere Infrastruktur an seine Grenzen kommt. Statt eitle Spartipps zu geben, lade ich auch gerne jeden Politiker dazu ein, eine „Sitzung“ auf der Toilette einer öffentlichen Schule zu verbringen.
Wir können danach auch gerne darüber diskutieren, wer denn für unsere Energiemisere verantwortlich ist. Klar spielt der Krieg in der Ukraine da eine Rolle, keine Frage. Aber der gleichzeitige Atom- und Kohleausstieg wurde lange vorher beschlossen. Sowohl in der Kernenergie als auch bei der Kohle musste man inzwischen schon wieder etwas zurückrudern.
Bei aller Barbarei
Nichtsdestotrotz habe ich inzwischen meine eigenen Sparmaßnahmen ergriffen: Ich gehe nun öfters ins Hallenbad oder in den Sportclub und dusche dort. Danach lege ich mich mit einer Decke auf die Couch und widme mich meiner neuen Lieblingssendung: „House of the Dragon“. Ich habe schon „Game of Thrones“ geliebt. Diese Spielchen und Intrigen um Politik, Macht und Einfluss haben etwas sehr Faszinierendes.
Interessanterweise sind in beiden Serien diejenigen am schlimmsten, die ständig etwas zum „Wohle“ oder zur „Stabilität“ des Reiches machen wollen. Die Konsequenzen sind dann meist blutig und wenig erfreulich für die Bevölkerung von Westeros. Da ist man dann doch wieder froh in den heutigen zivilisierten Zeiten zu leben.
Game of Thrones bildet ein Abbild Europas in der Spätantike bzw. dem frühen Mittelalter. Bei aller Barbarei hat aber bisher kein Tagaryen-Herrscher seinen Untertanen Waschtipps gegeben. Immerhin.
So, beim nächsten Mal reden wir dann übers Klima, Straßenkleber und Scheinheiligkeit. Ich freue mich schon sehr darauf!
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„Ich habe schon immer kalt geduscht.“
Ich empfehle folgende Vorgehensweise: jeden Morgen erst einmal einen Eimer Eiswasser zubereiten (notfalls mit Eiswürfeln von der Tankstelle). Dieses Eiswasser dann zum Waschen verwenden. Wenn man danach kalt duscht, kommt es einem richtig warm vor.