War was? Hatte man uns nicht einen heißen Herbst versprochen? Am Ende war es dann immerhin ein lauer Oktober. Und selbstverständlich darf es nicht sein, daß der Deutsche dieses Kaiserwetter einfach so genießt: Er muß sich schuldig fühlen dabei, so daß der Goldene Herbst flugs zum Sendboten der dräuenden Klima-Apokalypse zerdeutelt werden mußte. Nun denn, wenn dies die Klimakatastrophe ist, kann ich – die explodierenden Kosten für Heizöl und Gas bedenkend – gar nicht genug davon bekommen. Laß uns, o süßer Klimakataklysmus, nicht im Stich! Denn eines ist klar: Die Temperaturen müssen steigen, damit sie sinken können. Nur bei signifikanter Erderwärmung kann so viel fossile Heizenergie eingespart werden, wie erforderlich ist, um die Erderwärmung aufzuhalten. Das ist doch nun wirklich so schwer nicht zu verstehen.
Zu befürchten ist freilich, daß nach diesem schönen Herbst der Winter uns nicht erspart bleiben wird und uns irgendwann die Erkenntnis einholt, daß auch pünktlich gefüllte Gasspeicher uns nicht retten, weil diese eben nur als Puffer zum Ausgleich regulärer Schwankungen in der Menge nachströmenden Gases konzipiert sind, nicht aber als ultimativer Wintervorrat, wenn dieses ganz ausbleibt. Kurz: 100 Prozent Gasspeicher bedeuten kaum 25 Prozent Winter.
Vor diesem Hintergrund muten die grünen Jubelperserismen auf Twitter doch einigermaßen befremdlich an, die unironisch verkünden, Habeck habe uns – was all den Versagern vor ihm nicht gelungen sei – in Rekordzeit unabhängig gemacht von russischem Gas. Je nun, wenn Habeck uns Unabhängigkeit von russischem Gas beschert hat, könnte freilich auch ein Obdachloser sich als »endlich unabhängig von seinem Vermieter« feiern oder ein Pleitier als »endlich unabhängig von der Bank«. Machen wir uns also nichts vor: Im Stillen hoffen auch die Klimareaktionäre, die um jeden Preis das Wetter von 1933 zurückhaben wollen, darauf, daß die Erderwärmung uns einen milden Winter bescheren möge, weil sie ahnen, daß ihr Guru einen harten Winter politisch kaum überstehen dürfte, ja möglicherweise die ganze Klimakirche trotz medialen Sperrfeuers Federn lassen müßte, falls mit dem Strom auch die Staatsfunkempfangsgeräte ausfielen.
Weil wir gerade vom Wetter reden: Als ich letztens über die Überschrift »EZB-Chefin Lagarde behauptet: Die Inflation kommt durch den Klimawandel!« gestolpert bin, habe ich das zunächst für einen Hoax gehalten. Sie wissen, die Menschen sind schlecht, und auch wenn die Eurobolschewiken uns täglich hinreichend reale Angriffspunkte liefern, steht doch jeden Tag jemand auf, der denkt, man müsse noch etwas dazuerfinden. Nicht so hier. Bezugspunkt der Meldung ist ein Interview, das Lagarde im Juli der Frauenbeilage des Figaro gegeben hat und das im Spätsommer veröffentlicht wurde. Und da sagt sie tatsächlich: »Climate change is having a clear impact, especially on inflation.«: »Der Klimawandel hat deutliche Auswirkungen, besonders auf die Inflation«. Und nein, auch der Kontext macht es nicht wirklich besser. Denn all die »Klimakatastrophen, Dürren und Hungersnöte«, denen sie den drastischen Verfall des Euro in die Schuhe schieben möchte, existieren nur als modellierte Prognosen. Der Euro aber schmilzt heute schon höchst real vor unseren Augen dahin wie ein Alpengletscher im ZDF.
Um dieses Inflationsdingens also noch mal faßlich aufzudröseln: Je mehr Wasser ich in eine Suppe schütte, desto mehr muß ich davon essen, um satt zu werden. Je größer die Geldmenge ist, die der volkswirtschaftlich verfügbaren Menge an Waren und Dienstleistungen gegenübersteht, desto mehr muß ich davon ausgeben, um die einzelne Ware kaufen zu können. Im Prinzip läuft das wie mit Flüssigkeiten in kommunizierenden Röhren, die nach Ausgleich streben, nur wegen der Komplexität des Wirtschaftssystems eben nicht in Echtzeit. Diese Komplexität hat dazu geführt, daß die exzessiv von Lagarde ausgeweitete Geldmenge nur mit großer Verzögerung in den Verbraucherpreisen ankommt, weil sie zunächst, von den meisten Verbrauchern unbemerkt, zum Beispiel in Immobilienpreise diffundiert ist, von wo aus sie irgendwann die Mieten treiben wird. Ursache und Wirkung können hier gut und gerne Jahre auseinanderliegen.
Der derzeitige Inflationsschub wurde nun dadurch ausgelöst, daß eine drastisch wachsende Geldmenge auf eine durch Krieg und Seuche sinkende Waren-und Leistungsmenge trifft, also beide Faktoren auseinanderdriften: Es wird gleichzeitig Substanz aus der Suppe gefischt und Wasser nachgeschüttet.
In einem Schneeballsystem – und als solches ist der Euro nun einmal konzipiert – in dem bei Schönwetterlage das Wirtschaftswachstum einen Teil der Geldmengenausweitung auffängt, während die verbleibende Differenz über Preissteigerungen als illegale Zusatzsteuer zur Enteignung von Sparern und Rentnern wirkt, ist das aber der GAU. Denn fällt das Wirtschaftswachstum aus dieser Systematik heraus, fehlen der Zentralbank die Instrumente, die künstlich ins System gepumpte Geldmenge wenigstens teilweise einzusammeln: Die Preise explodieren, die Währung kollabiert.
Krieg und Seuchenmaßnahmen sind dabei nur insofern ursächlich, als sie das Wirtschaftswachstum ausbremsen. Sie sind viel stärker Anlaß als Ursache. Gänzlich unschuldig ist freilich das milde Oktoberwetter.
Und sonst so?
Neueste Schellnhuberei aus dem Potsdamer Klimainstitut ist eine »Studie«, die herausgefunden haben will, daß die klimawandelbedingt steigenden Temperaturen sogenannte Haßrede im Internet begünstigen würden: Je öfter Sie also mit Ihrem SUV zum Bäcker fahren, desto wärmer wird es und desto mehr Haßkommentare gibt es im Netz. Ganz klare Kausalität und im Herbst 2022 gelten solche Dinge als Wissenschaft und werden von einer Bundestagsvizepräsidentin, von der wir nachher noch hören werden, mit dem schönen Satz »Die #Klimakrise zu bekämpfen, hilft auch im Kampf gegen #HateSpeech!« völlig unironisch weiterverbreitet.
Ein Nigerianer gibt sich per Mail an die bayerischen Grünen als deren Vorsitzende Eva Lettenbauer aus und veranlaßt die Buchhalterin erfolgreich, ihm 50.000 € zu überweisen. Die Sache fliegt später auf und die Partei zeigt ihn an. Gerade noch rechtzeitig. Wenn die Grünen auf Bundesebene erst einmal das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz durchgesetzt haben, gilt: Wer sich selbst als Eva Lettenbauer identifiziert, muß auch vor dem Gesetz als Eva Lettenbauer gelten.
Nach dem Bundeskongreß der SED-Jugendorganisation »Linksjugend Solid« beschwert sich ein Teilnehmer, daß die Thüringer Delegation – was diese freilich leugnet – mehr Essensrationen abgefaßt habe, als ihr zugestanden hätten, so daß am Ende 40 Genossen_innen [sic!] darben mußten und behauptet: »Sozialismus geht anders!«. Doch, doch, Nikolaus. Genau so geht Sozialismus:
- zentrale Planung unter falscher Annahme des realen Bedarfes
- Appelle an die Solidarität unter falscher Annahme der Wesensart des Menschen im allgemeinen und des homo socialisticus im besonderen
- Mangel und Hunger
- gegenseitige Beschuldigungen
Für die 200 Mio. €, die Baerbock im Frühjahr den Taliban geschenkt hat – wir erinnern uns: feministische Außenpolitik! – kaufen diese jetzt russisches Gas, während der deutsche Steuerzahler, der dafür aufzukommen hat, sich das Gesäß abfriert.
Katrin Göring-Eckardt verlangt auf Twitter, den »Schutz der ukrainischen Identität und Kultur« zu garantieren und Deutschland fragt sich haareraufend: Warum immer nur die Ukraïne? Warum niemals ich? Warum liebt mich keiner? Was hat dieses Land, was ich nicht habe?
Und wenn Ihre Enkel Sie einmal fragen sollten, was der Dunning-Kruger-Effekt ist, erzählen Sie ihnen von damals, als Sawsan Chebli einmal auf Twitter die Frage aufwarf, wie jemand, der so dumm sei wie Elon Musk, es im Leben so weit bringen könne.
Ja. Sie haben richtig gelesen. Sawsan Chebli. Wirklich. Ich denke mir das alles ja nicht aus hier.
3 Kommentare. Leave new
Wie schön, Sie hier wieder anzutreffen. Bei Twitter habe ich Sie arg vermisst!
Hochverehrter Patriarchator, welch schöne Überraschung, neben all den anderen hochkarätigen Autoren ausgerechnet Sie hier zu lesen!
Sie fehlen auf Twitter sehr, besonders die letzten Monate. Besteht die Chance, Sie dort – unter neuer Leitung des Musk-hirsches – einmal wiederzutreffen?
Eine Mauer um Deutschland und überdachen – das Land wäre eine Geschlossene Anstalt (so oder so ähnlich hat es mal Broder formuliert).