Am 7. Oktober 2023 ist das passiert, was nie hätte passieren dürfen: Über 1200 Menschen in Israel, darunter Kinder, Frauen und Greise, wurden brutal abgeschlachtet, mehr als 250 Menschen als Geiseln in die Tunnel des Gazastreifens verschleppt. Vergewaltigungen, Folter, brennende Kibbuzim – Bilder, die an die dunkelsten Kapitel der Geschichte erinnern. Doch in Deutschland folgte auf diesen Terror kein Aufschrei der Empörung, sondern eine eigentümliche Zurückhaltung.
Politiker wie Sahra Wagenknecht oder Aktivisten aus der „Palästina-Solidarität“ beeilten sich, die Gazaner als Opfer zu stilisieren, während die Hamas als „Widerstandsbewegung“ verharmlost wurde. Aktuelle Umfragen zeigen: Nicht einmal ein Fünftel der Deutschen unterstützt Israel uneingeschränkt, während die Mehrheit entweder „neutral“ bleibt – was auch immer Neutralität im Entsetzlichen bedeuten soll – oder sogar Sympathien für die Schlächter aus Gaza äußert. Wie ist das möglich?
Die These ist unbequem, aber nicht minder wahr: Die Liebe vieler Deutscher zu Gaza speist sich nicht aus Mitgefühl, sondern aus einer tief verwurzelten Lust an autoritären Strukturen, gepaart mit einer kruden Schuldprojektion, die judenfeindliche Muster bedient.
Um diese These zu verstehen, lohnt ein Blick in die deutsche Geschichte. Warum war Nazi-Deutschland möglich? Nicht nur wegen der Machtergreifung Adolf Hitlers, sondern weil Millionen Deutsche sich freiwillig einer autoritären Ordnung unterwarfen. Die Sehnsucht nach Hierarchie, nach einem starken Staat, der „Ordnung“ schafft, war tief verwurzelt.
Ein prägnantes Beispiel ist die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. In Würzburg, einer Stadt mit stolzer jüdischer Gemeinde, zerstörten Bürger – nicht nur SS-Schergen, sondern auch „gewöhnliche“ Nachbarn – die Synagoge in der Domerpfarrgasse und plünderten jüdische Geschäfte. Historische Berichte, etwa aus den Archiven der Würzburger Geschichtswerkstatt, zeigen: Viele handelten nicht auf direkten Befehl, sondern aus einer Mischung aus Opportunismus, Hass und der Lust, Teil einer „starken“ Bewegung zu sein. Es war die freiwillige Unterwerfung unter eine autoritäre Ideologie, die solche Gewalt ermöglichte.
Ihnen sind die Gazaner egal
Ähnlich verhielt es sich mit der Weigerung Nazi-Deutschlands, zu kapitulieren. Bis zum Ende, als die Alliierten bereits Berlin in Schutt und Asche bombardierten, klammerte sich das Regime an seine zerstörerische Ideologie. Eine Parallele zu Gaza? Solange die Hamas Geiseln festhält und ihre Herrschaft über den Gazastreifen aufrechterhält, wird der Konflikt andauern. Dies ist keine Gleichsetzung mit der Shoah – die Singularität der NS-Verbrechen bleibt unantastbar. Doch die psychologische Mechanik, die freiwillige Hingabe an autoritäre Strukturen, ist durchaus vergleichbar. Die Gazaner, die die Hamas 2006 in freien Wahlen zur stärksten Kraft machten, haben sich – wie einst viele Deutsche – für eine „vulgär-kratische“ Ordnung entschieden, die Gewalt und Unterdrückung glorifiziert.
Hier setzt die Theorie des Ökonomen Ludwig von Mises an. In seiner Praxeologie unterscheidet er zwischen „kratisch“ (herrschaftlich, zwangsbasiert) und „katalaktisch“ (kooperativ, auf freiwilligem Austausch beruhend). Die Hamas ist das Paradebeispiel der benannten vulgär-kratischen Struktur: Sie herrscht durch Angst, Gewalt und Indoktrination, nicht durch Konsens oder Freiheit. Ihre Raketen, ihre Tunnel, ihre Geiselnahmen – all das ist Ausdruck einer Herrschaft, die keine Kompromisse kennt.
Doch warum fasziniert diese Struktur Teile der Deutschen? Weil, so die These, die deutsche Seele eine unbewusste Sehnsucht nach autoritären Mustern trägt. Die Hamas, mit ihrer klaren Hierarchie und ihrem kompromisslosen „Kampf“, wird – unbewusst – als Projektionsfläche für diese Sehnsucht genutzt. Die Gazaner werden nicht als Individuen gesehen, sondern als Symbol für eine unterdrückte „Masse“, die angeblich für „Gerechtigkeit“ kämpft.
Die Tatsache, dass diese „Gerechtigkeit“ in Massakern wie am 7. Oktober mündet, wird ausgeblendet. Streng genommen sind den Deutschen die Gazaner egal. Sie dienen als Projektionsfläche für ihren Antisemitismus, weil sie es den Juden immer noch nicht verziehen haben, einen eigenen Staat errichtet zu haben, der sich aus ihrer Sicht tragischerweise im Gegensatz zu den muslimischen Anrainerstaaten überdurchschnittlich gut entwickelt hat – und das trotz einer lebenslangen Bedrohungslage. Vielleicht, ja vielleicht auch gerade deswegen.
„Kauft nicht bei den Juden“ nennt sich heute BDS
Die deutsche Schuld aus der NS-Zeit spielt hier, auch wenn es viele nicht hören mögen, eine zentrale Rolle. Anstatt sich dieser Schuld direkt zu stellen, wird sie projiziert: Israel, der jüdische Staat, wird zum Sündenbock, während die Gazaner als „ultimative Opfer“ idealisiert werden. Diese Projektion führt zu einer eigentümlichen Doppelmoral: Während die Hamas für ihre Raketenangriffe und Selbstmordattentate kaum kritisiert wird, wird jede israelische Verteidigungsmaßnahme als „unverhältnismäßig“ gegeißelt.
Die Parallele zur Reichspogromnacht wird in der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions) besonders deutlich. BDS, das sich als „Menschenrechtsbewegung“ tarnt, fordert den Boykott israelischer Produkte, Künstler und Wissenschaftler. Beispiele gibt es genug: Roger Waters, der Ex-Pink-Floyd-Sänger, rief wiederholt dazu auf, Auftritte in Israel abzusagen, und setzte Künstler wie Radiohead unter Druck. In Deutschland wurden 2019 Veranstaltungen israelischer Künstler gestört, etwa beim Berliner Pop-Kultur-Festival, wo BDS-Aktivisten Proteste organisierten. Die Parallele zum „Kauft nicht bei Juden“ der 1930er-Jahre ist unübersehbar: Es geht um Ausgrenzung, um die moralische Selbstüberhöhung der Boykottierenden, die sich als „gerecht“ inszenieren, während sie einen Staat dämonisieren, der als einziger im Nahen Osten Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verteidigt. Wieder keine Gleichsetzung mit der NS-Zeit – die Dimensionen sind andere. Doch die Mechanik, soziale Ausgrenzung mit moralischer Arroganz zu verbinden, ist erschreckend vertraut.
Es ist Zeit, den Spiegel zu zerbrechen
Die geringe Unterstützung für Israel in Deutschland, trotz des ewigen „Nie wieder“-Mantras, ist kein Zeichen von Neutralität, sondern von Verblendung. Die Liebe zu Gaza, die sich in Demonstrationen, in den Reden vieler Politiker oder im Schweigen der Mehrheit zeigt, ist keine Empathie, sondern die Abwesenheit von Mitgefühl. Der 7. Oktober 2023 hätte ein Weckruf sein müssen: Terror, der Juden abschlachtet, ist kein „Widerstand“, sondern die Fortsetzung eines alten Hasses in neuem Gewand. Doch anstatt diesen Hass zu benennen, flüchtet sich Deutschland in die Umarmung der Gazaner – und damit, unfreiwillig, in die Arme der Hamas.
Israel, der einzige Staat in der Region, der Demokratie, Frauenrechte und Meinungsfreiheit garantiert, verdient Unterstützung, keine Dämonisierung. Die deutsche Geschichte lehrt uns, was passiert, wenn autoritäre Strukturen unreflektiert hingenommen werden. Die Frage bleibt: Ist die deutsche Gaza-Solidarität nicht letztlich ein Spiegel der eigenen autoritären Sehnsüchte? Es ist Zeit, diesen Spiegel zu zerbrechen – und den jüdischen Staat als das zu verteidigen, was er ist: eine Bastion der Freiheit, das Selbstverständnis für Juden, in Frieden und Freiheit in einem Meer aus Tyrannei zu leben, das in Deutschland jeden Tag jüdisches Leben schwieriger macht. Am Ende wird heute das geliefert, was man schon spätestens ab 1938 bestellt hat: ein judenfreies Deutschland.