Die Logik des Handelns

Das einzig wahre Menschenrecht ist die unter unbedingter Abwesenheit von Zwang, Täuschung und Gewalt zustande gekommene freiwillige Kooperation.

Die Logik des menschlichen Handelns bezeichnete der herausragende Ökonom und Sozialphilosoph Ludwig von Mises (1881– 1973) als Praxeologie, von praxis, Handeln, und logos, Lehre beziehungsweise Logik. Es geht im Kern darum, wie zum Beispiel gewisse gesellschaftliche oder wirtschaftliche Vorgänge nicht nur historisch interpretiert werden können, sondern a priori handlungslogisch begriffen werden können, und zwar ausgehend von der selbstevidenten Grundannahme, dass der Mensch handelt, also Mittel einsetzt, um Ziele zu erreichen.

Es gibt zwei grundlegende Kategorien der menschlichen Kooperation. Auf der einen Seite die humanistische freiwillige Kooperation und auf der anderen Seite die unter Gewaltandrohung oder Täuschung herbeigeführte erzwungene oder ergaunerte Kooperation. Die freiwillige Kooperation wird als freundliche und die erzwungene Kooperation als feindliche Handlung klassifiziert. 

Hier eine Übersicht über die Formen des Handelns aus dem Buch „ Der Kompass zum lebendigen Leben” von Andreas Tiedtke:

Die Handlungslogik beschreibt menschliches Handeln durch logische Schlussfolgerungen. Es geht nicht um eine wertende Analyse, sondern um eine wertfreie Darlegung des Ist-Zustandes. Es wird beschrieben was ist und nicht, was sein soll.

Ursprung einer Handlung

Die Menschen wollen ihre Situation verbessern. Deshalb definieren Menschen Ziele und diese Ziele wählen sie rein subjektiv aus. Es gibt also keine allgemeingültige Blaupause für die Zielsetzungen der Menschen. Ist ein Ziel erreicht, so werden neue Ziele gesetzt. Die Ziele verändern sich auch im Laufe des Lebens. Ein verheirateter junger Mann hat andere Zielsetzungen als ein älterer Mensch oder etwa als ein jugendlicher Mensch. Um die Ziele zu erreichen, handeln die Menschen. Sie sind bestrebt, die Ziele direkt zu erreichen oder ihnen näher zu kommen.

Die Mittel-Ziel-Konstellation

Um die Ziele zu erreichen, setzen die Menschen Mittel ein. Sie stellen beispielsweise ihre Arbeitskraft – ihre Zeit und ihr Können – auf vielfältige Art und Weise zur Verfügung und erhalten dafür Geld als Entlohnung. Das Geld tauschen die Menschen gegen andere Güter ein, um ihre Ziele unmittelbar oder später zu erreichen. Die Arbeitskraft ist in dem Fall ein Mittel, das Geld und das getauschte Gut ebenso. Mittel werden folglich eingesetzt, um die Ziele zu erreichen. Zeit und Mittel sind knapp. Wäre dem nicht so, bräuchte man sie nicht zu bewirtschaften. Zudem liegt es auf der Hand, dass die Menschen tendenziell einen größeren Gütervorrat höher schätzen als einen niedrigeren Gütervorrat. Je größer der Gütervorrat, desto größer der Wohlstand und desto größer das Potenzial der Bedürfnisbefriedigung.

Wählen und priorisieren

Aus der Notwendigkeit, dass ein Mensch nicht oder nur sehr schwer mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen kann, folgt das Erfordernis der Priorisierung. Es gilt also abzuwägen und eine Art Rangfolge aufzustellen. Erstens Ziel X, zweitens Ziel Y und so weiter. Aus der subjektiven, dynamischen Zielsetzung der Abermillionen Menschen wird ein Umstand deutlich: Eine zentrale Planung ist zum Scheitern verurteilt. Keine zentrale Planungsstelle ist in der Lage, die sich aus den dynamisch verändernden Bedürfnissen der Menschen ergebenden Ziele zu antizipieren und die Mittelherstellung sowie Zuteilung zu organisieren. Insofern kommt es im Falle der Zentralplanung unweigerlich zu Fehlsteuerungen, zur Wissensanmaßung und schlussendlich zu Über- und Unterproduktion. Die Menschheitsgeschichte hält genügend Beispiele für gescheiterte Versuche der Zentralplanung bereit. Das Ergebnis war Mangel, Gewalt, Tod, Not, Elend und gesellschaftlicher wie auch wirtschaftlicher Niedergang.

Unsicherheit der Zukunft: Fehler passieren – Versuch und Irrtum

Fehler haben ohne Zweifel ein schlechtes Image. Fehler sind auch nicht Teil eines Handlungsplanes. Aber sie passieren eben, und in gewissen Bereichen können Fehler enorm wertvoll sein. In der Fehleranalyse liegt die Chance zur Weiterentwicklung. Denken Sie einmal an den großartigen Erfinder Thomas Alva Edison. Mehrere Tausend Versuche sollen nötig gewesen sein, um die berühmte Glühlampe erfolgreich zum Leuchten zu bringen. Jeder Fehlversuch hat Edison dem Erfolg nähergebracht und aus vielen Fehlversuchen wird er wertvolle Erkenntnisse gewonnen haben.

Aber nicht nur im Bereich der Forschung und technologischen Fortentwicklung sind Fehlversuche von besonderer Bedeutung. Auch im Unternehmertum, im wirtschaftlichen Handeln oder aber im Investmentbereich sind Fehler und Fehlentscheidungen an der Tagesordnung.

Im Investmentbereich stellt sich ein Anleger beispielsweise breit auf. Er diversifiziert und investiert in viele verschiedene Vermögensanlageklassen, um die Fehleranfälligkeit zu minimieren. Sollte ein Investment fehlschlagen, so federn andere Investitionsentscheidungen die Fehlspekulation ab.

Beim wirtschaftlichen Handeln und Unternehmertum ist es ähnlich. Auch hier ist es ratsam, auf die viel zitierte Schwarmintelligenz zu setzen. Die Zukunft lässt sich nicht prognostizieren, und je größer und teurer eine Fehlentscheidung ist, desto größer sind die Auswirkungen für die Menschen oder gar für die gesamte Volkswirtschaft. Die Fehlspekulationen im Zuge der Finanz- und Eurokrise begegneten Politiker und Notenbanken mit einer Politik des Herauskaufens („Bail-out“). Flankiert wurden die Maßnahmen durch das Argument der „Systemrelevanz“. Diese Entscheidung ging zu Lasten des Wohlstands der breiten Masse der Bevölkerung, da die Geldmengenausweitung (Inflation) durch die EZB das Geld verschlechtere beziehungsweise den Tauschwert herabsetzte.

Auch in der Historie gibt es sehr einleuchtende und extreme Beispiele, welche Entwicklungen folgen können, wenn einzelne Machthaber die Weisheit für sich beanspruchen. Noch vor Christopher Kolumbus (1451 – 1506) verfügte China über die größten Schiffe und die größte Flotte (3.500 Schiffe – zum Vergleich: die US-Navy verfügt über rund 400 bis 500 Schiffe) der Welt.

Die politische Elite Chinas hatte jedoch Sorge, die Kontrolle über die neureiche kaufmännische Mittelschicht zu verlieren. Es ging also um die Angst vor dem Machtverlust, und so wollte man den Außenhandel einschränken. Im Jahr 1430 sollen deshalb Hochseereisen per Diktat untersagt worden sein. Andere Historiker führen die Kriege gegen die Mongolen als Grund ins Feld.

Bis 1525 waren alle Schiffe der Schatzflotte und somit erhebliche Vermögenswerte vernichtet, und der wirtschaftliche Abstieg Chinas, mit signifikanten Wohlstandsverlusten für die Bevölkerung, war bereits in vollem Gange. Es war nicht die Weisheit vieler Menschen (Schwarmintelligenz), die eine Entwicklung durch freiwilliges Handeln herbeigeführt hat, sondern es handelte sich um eine durch Macht korrumpierte kurzsichtige Entscheidung.

Ziele und die Haltungen der Menschen

Von entscheidender Bedeutung für die Auswahl der Zielsetzungen sind die Haltungen der Menschen zu sich, der Welt und zu anderen Menschen und Lebewesen, also ihre oft unbewussten, tiefsitzenden Grundüberzeugungen. Die Haltungen sind entscheidend, wenn es darum geht, welche Zielsetzungen die Menschen emotionieren. Ungünstige Haltungen machen Menschen in der Tendenz zudem sehr anfällig für Täuschung und Propaganda.

Die Haltungen der Menschen resultieren aus ihrer Prägung. Man könnte metaphorisch auch von Programmierung sprechen. Ein Mensch wird geboren und wird vom ersten Moment seines Lebens an geprägt. Die Eltern, die Familie, die Gesellschaft, das Bildungswesen, die Medien und viele weitere Einflussfaktoren kommen zum Tragen. Zusammenfassend könnte man sagen, dass wir Menschen das Ergebnis unserer Lebensgeschichte sind. Was uns erfreut ebenso wie was uns enttäuscht oder bitter zusetzt, wird von diesen Prägungen bestimmt, den grundlegenden Einstellungen und Überzeugungen zu sich selbst und der Welt.

Ungünstige Haltungen

Ungünstige Haltungen tragen die Menschen oft unbewusst in sich. Sie machen die betreffenden Menschen anfällig für Manipulation und für die Emotionalisierung fragwürdiger und nicht selten kollektivistischer Zielsetzungen. Beispiele für ungünstige Haltungen sind Schuld, Scham, Ungenügen und Angst. Redet man den Menschen von Kindesbeinen an (durch Erziehung, Bildung und Medien) durch gewisse Erzählungen Schuld ein, so fühlen sie sich in der Tendenz schuldig. Die Schuldgefühle waren elementar für den Ablasshandel der Katholischen Kirche. Durch Schuldgefühle ließen sich die Menschen bewirtschaften. Sie kauften bereitwillig die Ablassbriefe, um sich von ihrer „Moralschuld“ buchstäblich freizukaufen. Ein hervorragendes Geschäftsmodell, das erst mit der Reformation durch Martin Luther (1483 – 1546) sein Ende fand.

Heute macht man den Menschen beispielsweise Angst vor einer drohenden Wetterkatastrophe und redet ihnen ein, dass sie die Hauptschuld an Temperaturveränderungen tragen. Die Angst übermannt die Menschen und lähmt die Denkfähigkeit. Psychologen sprechen auch von einer kognitiven Dissonanz. Die Schuld wird auch heute durch CO2-Steuern und CO2-Zertifikate recht erfolgreich bewirtschaftet. Ob bei der Katholischen Kirche oder den heutigen Moralschulderzählungen, beide Beispiele erfordern ungünstige Haltungen. Durch die Haltungen, die Angst und die Schuld akzeptieren und befürworten oder erdulden die Menschen den Zwang. Sie begehren also nicht auf gegen höhere Steuern oder dergleichen.

Mehrheitsverhältnisse, Zwang und Gewalt

Entgegen der allgemeinen Annahme rechtfertigen auch vermeintliche Mehrheitsentscheidungen weder Zwang noch Gewalt gegen eine Minderheit. Wenn vier Menschen einen fünften misshandeln, dann befürworten 80 Prozent diese menschenfeindliche Aktion, aber deswegen bleibt sie eine feindliche Handlung. Dies werden die meisten Menschen wohl auch so sehen. Wenn es hingegen darum geht, mit Mehrheitsentscheidungen höhere Steuern durchzusetzen, dann scheinen der Zwang und die Gewaltandrohung gesellschaftliche Akzeptanz zu genießen. Mehrheitsentscheidungen gelten handlungslogisch erst dann als akzeptiert und damit als Recht, wenn alle Beteiligten dieser Art der Entscheidungsfindung einvernehmlich zugestimmt haben. Man sieht also, dass viele Menschen mit ihrem Alltags- oder Laienbewusstsein in manchen Lebensbereichen begreifen, dass „Recht aus Zahl nicht folgen kann“, in anderen Bereichen wiederum nicht.

Täuschung zur Durchsetzung von Zwang

Gerade im Bereich der Geldmengenausweitung und den sich daran anschließenden Teuerungseffekten bedienen sich die Protagonisten dem Mittel der Täuschung, beispielsweise im Sinne des Framings von Daten oder Vorgängen. Angestellte staatlicher Institutionen berechnen beispielsweise anhand eines mehr oder weniger willkürlich zusammengestellten Warenkorbes eine Teuerungsrate. Vermögensgüterpreise bleiben dabei gänzlich unberücksichtigt und in der Tendenz wird die Teuerung zur Rechtfertigung einer lockeren Geldpolitik kleingerechnet. Ohnehin ist es nicht möglich für jeden Menschen eine individuelle Teuerungsrate zu berechnen.

Die veröffentlichte Meinung beeinflusst durch permanente Wiederholung die öffentliche Meinung und die Glaubensstrukturen der Menschen. So ist beispielsweise die Rede von einer Schulpflicht oder von einer Wehrpflicht. Dabei handelt es sich bei genauer Betrachtung um Euphemismen, denn in beiden Fällen liegt Zwang vor im Sinne der Androhung von Vollstreckungsmaßnahmen, also letztlich die Drohung mit Gewalt. Eine wirkliche Pflicht würde handlungslogisch eine freiwillige Vereinbarung erfordern.

Die euphemistische Verniedlichung des Zwangs ändert nichts an den Tatsachen. Aber von Schulzwang oder im Falle des Militärzwangs von einer „zeitlich befristeten Versklavung“ zu sprechen, „verkauft“ sich anscheinend nach der Erwartung derjenigen, die das Wording verbreiten, deutlich schlechter als von einer „Pflicht“ zu sprechen. Darüber hinaus wird eine Pflicht wohl mehrheitlich als positiver Beitrag zum schwer bis gar nicht greifbaren Gemeinwohl gesehen. Sowohl beim Schulzwang als auch beim Militärzwang handelt es sich aber letztlich um eine feindliche Handlung gegen sich selbst friedlich verhaltende Menschen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass durch Täuschung Einstellungen und Überzeugungen erwirkt werden sollen, damit die Menschen sich anders verhalten, als sie es ohne diese „Programmierung“ tun würden.

Politische und ökonomische Unternehmer

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Unternehmertum. Politische Unternehmer und „ökonomische Unternehmer“.

Politik, wie wir sie heute kennen, beschrieb Franz Oppenheimer (1864 – 1943) – ein deutscher Soziologe, Ökonom und Arzt, der übrigens auch der Doktorvater Ludwig Erhards (1897 – 1977) war – sinngemäß als das Bewirtschaften der Menschen mit dem politischen Mittel Zwang. Er schrieb:

„Ich habe aus diesem Grunde … vorgeschlagen, die eigne Arbeit und den … Tausch eigner gegen fremde Arbeit das ‚ökonomische Mittel‘, und die unentgoltene Aneignung fremder Arbeit das ‚politische Mittel‘ der Bedürfnisbefriedigung zu nennen.”

Auch mit dem politischen Mittel wird ein ökonomischer Zweck verfolgt, auch bei politischem Handeln geht es um ökonomischen Profit, aber das politische Mittel ist die erzwungene Kooperation, während das ökonomische Mittel die freiwillige Kooperation ist.

„Ökonomische Unternehmer“ sind selbst Eigentümer der Produktionsmittel, welche sie durch Spartätigkeit oder anderweitig auf friedlichem Wege erworben haben. Sie besitzen beispielsweise Lastkraftwagen, um Transportdienstleistungen zu erbringen, oder haben ihr Kapital in Produktionsanlagen zur Herstellung von Gütern jeglicher Art investiert. Die ökonomischen Unternehmer unterbreiten ihren potenziellen Kunden ablehnbare Angebote und stellen folglich ihr Kapital beziehungsweise ihre Produktionsmittel in den Dienst der Gesellschaft. Der ökonomische Unternehmer ist nur dann erfolgreich, wenn er seine Dienstleistung und seine produzierten Güter an den Bedürfnissen der Kunden ausrichtet. Nur wenn er seine Kunden zufrieden stellt, erzielt er Gewinne. Wenn er Verluste generiert, dann leistet und produziert er an den Kundenwünschen vorbei. Oder er produziert schlichtweg teurer, als der Preis, der sich im Marktprozess erzielen lässt.

Politische Unternehmer hingegen streben die durch Täuschung und Gewaltandrohung herbeigeführte Kooperation an. Sie nutzen das Mittel der Macht beziehungsweise gehen den Weg über staatliche Akteure. Durch Lobbyismus werden so zum Beispiel staatliche Nachfrage oder groß angelegte sogenannte Subventionsprogramme (aus Mitteln Dritter – entweder durch Steuern oder zusätzliche Staatsverschuldung) geschaffen. Politische Unternehmer verschaffen sich mittelbar den Zugang zu den Produktionsmitteln der ökonomischen Unternehmer, in dem sie diese bewirtschaften. Die Methoden der Bewirtschaftung sind vielfältig. Steuern wären ebenso zu nennen wie Gebote und Verbote durch bürokratische Vorgaben.

Bürokratie

Die Verwaltung und Bewirtschaftung der Menschen stehen im Vordergrund des politischen Unternehmertums. Formal gesehen bleiben die Produktionsmittel im Privateigentum. Jedoch werden Privateigentum und Effizienz des ökonomischen Unternehmers durch Besteuerung, Regulierung, Gesetze, Gebote und Verbote erheblich eingeschränkt.

Nur wenn sämtliche bürokratischen Hürden überwunden sind, darf der Unternehmer seine Dienstleistung oder sein Produkt anbieten. Es ist selbstverständlich, dass die Effizienz einer Volkswirtschaft durch das Diktat der Bürokratie leidet. Wenn der Unternehmer seine Zeit zur Erfüllung bürokratischer Vorschriften aufwendet, dann kann er in dieser Zeit keine Dienstleistungen erbringen oder Güter produzieren. Das schadet der Produktivität und wirkt sich mindernd auf die Anzahl und Qualität von Dienstleistungen und Gütern aus. Der Wohlstand der betreffenden Volkswirtschaft schwindet.

Bürokratische Auflagen belasten kleine Unternehmen überproportional. Sie haben einen geringeren Güterausstoß und so verteilt sich der Bürokratieerfüllungsaufwand auf wesentlich weniger Güter. Das erhöht die Kosten und gefährdet die Existenz der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Es liegt auf der Hand, dass für große Konzerne der Anreiz besteht, dies auszunutzen und über Politik und Regierungen für neue Gesetze und Bürokratie zu sorgen. In der Folge zentralisiert sich die Wirtschaft und es lässt sich eine Tendenz zur „Oligarchisierung“ beobachten.

Rechtsetzung durch menschliches Handeln

Naturrechtliche Konzeptionen entstehen durch freiwillige Austauschbeziehungen. Bei der Metapher „natürliches Recht“ ist mit „natürlich“ „ohne Zwang“ gemeint, also dass das Recht von den Beteiligten auf Augenhöhe vereinbart wird und nicht top-down aufgezwungen. Demgegenüber stehen zentralistische Gesetzgebungsverfahren.

In der heutigen Zeit lässt sich eine Vielzahl von neuen Gesetzen, Verordnungen, Geboten und Verboten beobachten. Diese kommen aus handlungslogischer Sicht nicht durch freiwillige Vereinbarung zustande, sondern im Wesentlichen durch politisches Unternehmertum. Die Gründe und Anreizstrukturen wurden bereits dargelegt.

Auch an dieser Stelle landen wir bei den Haltungen, welche die Menschen zu sich und der Welt haben. Über Bildung, Medien und Co. hat man den Menschen die Notwendigkeit des obrigkeitlichen Zwanges eingeredet und auf dieser Basis fußt auch die Akzeptanz für derartige Gesetzgebungsverfahren. Nur durch Erkenntnisgewinn kann dieser Weg umgekehrt werden.

Verpflichtung und Schuld

Schuld ist ein Konzept, das elementar für das Verständnis der Handlungslogik ist. Zwei Menschen können sich durch freiwillige Übereinkunft zu etwas verpflichten und sind einander dann dasjenige schuldig, zu was sie sich verpflichtet haben. Beide Personen sind nach der Transaktion bessergestellt. Es kommt zu Win-win-Situationen. Dem Bäcker ist beispielsweise das Brötchen weniger wert als die 40 Cent, die der Kunde dafür bezahlt. Der Kunde wiederum misst dem Brötchen eine höhere Wertschätzung bei als die besagten 40 Cent.

Entgegen der Erzählung vom Nullsummenspiel sind wie bereits erwähnt beide Vertragspartner nach dem Geschäft bessergestellt. Sie profitieren und verbessern ihre Lage. Die Verpflichtungen ergeben sich aus der freiwilligen Kooperation. Mit der aufgezwungenen oder eingeredeten Schuld hingegen lassen sich Menschen manipulieren und Handlungen erzwingen. Dabei ist diese Schuld „aus dem Nichts heraus“ oder per Diktat („weil ich es sage“) nichts anderes als eine Illusion.

Welchen Ideen folgen die Menschen?

Freie Gesellschaften zeichnen sich durch Win-win-Situationen aus. Unfreie Gesellschaften kennzeichnet die erzwungene Kooperation unter Gewaltandrohung und die daraus resultierenden Win-lose-Situationen. Welche Art von Gesellschaft sich ergibt, hängt von den Haltungen der Menschen zu sich und der Welt ab. Dominieren feindselige Haltungen zu sich und der Welt, wird die Gesellschaft hiervon geprägt sein – und andersherum, wenn friedliche und freundliche Haltungen verbreitet sind. Mit diesem Artikel wollte ich einen kurzen Überblick über die Handlungslogik geben und die Leser neugierig machen auf die Praxeologie. Für eine tiefergehende Betrachtung empfehle ich das Buch von Andreas Tiedtke über die Logik des Handelns mit dem Titel Der Kompass zum lebendigen Leben.

Quellen:

Angus Deaton: „Der große Ausbruch: Von Armut und Wohlstand der Nationen“

Business Insider, Jim Edwards: „Vor 500 Jahren zerstörte China seine Marine, weil die Herrscher des Landes Angst vor Freihandel hatten“

Dieser Artikel erschien erstmalig am 27. Mai 2024 beim Ludwig von Mises Institut Deutschland.

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