Die Sanduhr

Über Klimacarlas, Getreideschimmelkäfer und die Unmöglichkeit, schönes Wetter abzuschieben

Was bisher hinreichend thematisiert wurde: Die kognitive Dissonanz vulgo Heuchelei der Klimaalarmisten Luisa S. und Yannik S., die letztens noch mit einem »Öl sparen statt bohren«-Transparent auf irgendeiner Straße geklebt und die Erwachsenen von der Arbeit abgehalten haben, um sich hernach mit einem Interkontinentalflug zum Urlaub nach Südostasien abzusetzen. Wie zuvor Frl. Neubauer, die schon in frühester Jugend zum Privatspaß mehr Flugmeilen angesammelt hatte als sämtliche Bewohner eines mittelgroßen Altersheims während ihres ganzen Lebens, haben auch diese Jünger der Klimasekte unwiderlegbar bewiesen, daß sie an ihre eigenen Dogmen gar nicht glauben und der ganze Alarmismus nichts als ein Hoax zur kurzfristigen Generierung neuer Steuern und Hebel zur langfristigen Installation eines ökobolschewistischen Totalitarismus ist. Wer tatsächlich so panische Angst vor jeder Tonne emittierten Kohlendioxids hätte, wie uns das anläßlich der Besetzung von Lützerath vorgespielt wurde, stiege nicht einmal unter Gewaltandrohung in so eine teuflische Flugmaschine. 

So weit, so offensichtlich. Es ist ein ganz anderer Punkt, der mir in der Rezeption dieser Geschichte bisher zu kurz gekommen ist. Ein Sektensprecher exculpierte das Pärchen hernach mit den Worten: »Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muß man auseinanderhalten können.« 

Wenn wir nun aber Privataktivitäten und sogenannten Klimaschutz wunschgemäß auseinanderhalten, ergibt sich zwingend, daß die Protagonisten diese Klimaproteste gar nicht als Privatleute, sondern gewerblich veranstalten. Das deckt sich auch mit jüngeren Presseberichten, die offengelegt haben, wie sich die Proteste finanzieren und daß wir es tatsächlich – zumindest teilweise – mit bezahlten und auch professionell geschulten Berufsdemonstranten zu tun haben. Daraus folgt, daß diese sogenannten »Demonstrationen« schlicht kommerzielle Werbeveranstaltungen sind und sich gar nicht auf das deutsche Demonstrationsrecht berufen können. Und das wiederum bedeutet, daß begangene Straftaten der Klimaterroristen als gewerbs- und bandenmäßig zu be- und verurteilen wären. 

Eine der verhaltensauffälligen Klimacarlas – diesmal nicht die Rochel, die in der letzten »Sanduhr« aktenkundig ist, sondern die Hinrichs – bezeichnet auf Twitter die Aussage »für mich ist der Klimawandel keine Klimakrise« als »Klimawandelleugnung«.

Nein, Frl. Hinrichs, das Befürworten des Klimawandels setzt ja gerade zwingend voraus, daß man ihn nicht leugnet. Nicht alle Menschen sind so ewiggestrige Klimareaktionäre wie die »Letzte Generation«. Es gibt durchaus auch progressive Menschen, die ein fortschrittliches Klima befürworten.

Weil wir gerade übers Wetter plauschen: Erinnern Sie sich, daß ich in der ersten »Sanduhr« eine Studie des Potsdamer Klimainstituts erwähnte, die herausgefunden haben wollte, daß Erderwärmung zu mehr Haßkommentaren im Internet führt? Jörn Hasselmann, Lokalredakteur beim Tagesspiegel, hat diesen Faden kreativ weitergesponnen. Zu den schweren Silvesterausschreitungen in Berlin schrieb er: »Es war warm, bis zu 18 Grad wurden Silvester in Berlin gemessen. Die hohen Temperaturen begünstigten vermutlich die Neigung zur Randale.« Ja, dann. Wetter kann man nicht abschieben. Muß man dann wohl so hinnehmen.

Karl der Käfer wurde nicht gefragt, die EU hat ohne ihn anzuhören beschlossen, daß der Europäer sich künftighin besser von Ungeziefer ernähren solle als von Steaks. Die Presse sekundiert. »Die Möglichkeiten, Insekten in der gehobenen Küche einzusetzen, sind noch nicht vollständig ausgeschöpft« orakelt die Süddeutsche und man fragt sich, ob da unter »gehobener Küche« verstanden wird, daß es dem Durchschnittsrezipienten den Magen hebt. Aber: Caelum vult, das Klima will es so!

Wie sich die Zeiten doch ändern, und vor allem: Wie schnell sie sich ändern. Vor ein paar Jahren hat uns der Deutschlandfunk noch erklärt, warum Insekten in der EU nicht einmal an Tiere verfüttert werden dürfen: In ihrem Fett können sich Schadstoffe anreichern, die zu Nieren- oder Knochenschäden führen können, Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten könnten in die Lebensmittelkette geraten, Insekten enthalten Allergene, die Allergien bis hin zu einem anaphylaktischen Schock triggern können.

Jetzt also ohne den Umweg über die Nutztierhaltung direkt auf unseren Teller: Das ist bestimmt weniger bedenklich. Damit niemand sich überwinden muß, auf eine Made zu beißen, gibt es recht umfangreiche Listen von Nahrungsmitteln, denen die possierlichen Tierchen gemahlen beigemischt werden dürfen.

Die Europäische Kommission gibt freilich Entwarnung: »Allergiehinweise sind Pflicht. Niemand wird gezwungen, Insekten zu essen. Jede und jeder kann selbst entscheiden, ob er oder sie Lebensmittel aus oder mit Insekten kauft oder nicht.« 

Danke. Ich habe dazu einmal zwei Szenarien skizziert:

Szenarium 1: Sie sind zu Ihrem neuen Chef eingeladen. Besseres Kennenlernen. Sozialgedöns mit Ehefrauen. Es gibt teuren Rotwein und billige Häppchen. Sie kennen ihn bisher rein fachlich, haben nicht die geringste Ahnung von seinen politischen und persönlichen Präferenzen. Auf dem Tisch steht Käsegebäck. Sie möchten kein Ungeziefer essen. 

Frage: Werden Sie in dieser Situation darauf bestehen, daß er die Verpackung noch einmal aus der Gelben Tonne holt, um mit Hilfe einer Lupe im Kleingedruckten den Inhaltsstoffen nachzuforschen – in den Käsecrackern dürften jetzt immerhin ganz legal Hausgrillen oder Getreideschimmelkäferlarven versteckt sein – oder verkneifen Sie sich das lieber, weil Sie den Job brauchen?

Szenarium 2: Sie sind zu einem abendlichen Empfang geladen. Großes Schnittchenbuffet. Smalltalk. Der Veranstalter hat einen Saal gemietet, das Buffet wird von einem externen Caterer betreut. Gutaussehende studentische Hilfskräftinnen achten für prekären Stundenlohn darauf, daß niemand ein leeres Glas hat und leere Platten umgehend durch volle ersetzt werden. Sie möchten kein Ungeziefer essen. 

Frage: Werden Sie bei ernstlichem Bemühen dort irgendjemanden finden, der in der Lage ist, ihnen korrekt zu beantworten, ob in Saucen, Teigtaschen oder dem Schokomousse Grillen stecken? Legal wäre das jetzt! Werden Sie eine der Hostessen bewegen können, zum Telephon zu greifen, für Sie den Chef des Caterers aus dem Feierabend zu klingeln, auf daß dieser den Küchenchef (der zu dieser Stunde längst mit Freunden beim Bowling weilt) anrufen möge, um herauszufinden, in welcher der acht dekorativ drapierten Brotsorten geschrotete Käferlarven stecken? Und wie hoch schätzen Sie den harten Informationswert dieser Stille-Post-Kette ein, falls sie denn überhaupt zustandekäme?

Trösten Sie sich: Sollte es einer späteren EU-Kommission nach ein paar Jahren Schamfrist einfallen, eine Zwangsbeimischung von Madenpulver zu jedem Mehl zu beschließen, das in der EU verkauft wird, hätte sich diese Fragerei sowieso erledigt. Das wäre schlecht für Allergiker? Je, nun, die Zwangsbeimischung von Bioethanol zu mineralischem Sprit ist ja auch nicht unbedingt Balsam für jeden Motor.

Was mich vor allem anderen aber umtreibt: Wenn Dreadlocks bei Europäern, Indianerkostüme, der Zwarte Piet oder der Dietfurter Chinesenfasching sogenannte »kulturelle Aneignung« sind, ist es dann die Ungezieferesserei nicht erst recht?

Wer von solch unappetitlichen Dingen redet, darf von der Amadeu-Antonio-Stiftung nicht schweigen. Diese hat das Internet mit einer »Meldestelle Antifeminismus« beglückt. Die AAS legt also – wohlgemerkt steuerfinanziert – eine jeglicher rechtsstaatlichen Kontrolle entzogene Datenbank an, die erfaßt, wer einer Ideologie kritisch gegenübersteht. Meinungsfreiheit ist wertlos, wenn sie nicht auch die Freiheit beinhaltet, sich einer Meinung zu verweigern. Jeder darf eine Ideologie verachten und das auch sagen.

Wo eine »Meldestelle Antifeminismus« möglich ist, steht einer »Meldestelle Antikommunismus« auch nichts mehr im Wege oder einer »Meldestelle Antifasch…« … halt, das dann vielleicht doch nicht. 

Explizit weist die Stiftung jedenfalls darauf hin, daß auch Meldungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze, also ganz legale Meinungsäußerungen gesammelt werden. Kahanerückzug hin und her, die fest verankerte Stasimentalität tut eben Stasidinge und nimmt Ihr Geld, um Sie zu überwachen und zu verfolgen.

Nicht nur antifeministische Vorkommnisse sollen aber erfaßt werden, sondern auch »queerfeindliche Botschaften«. Es könnte also zum Beispiel bei der »Meldestelle Antifeminismus« die Feministin Alice Schwarzer angeschwärzt werden, weil sie nicht glaubt, daß Männer per Sprechakt zu Frauen werden können. Über den Trick mit der »Queerfeindlichkeit« framed die AAS Verteidigung von Frauenrechten als »antifeministisch«. 

Wie der »Feminismus« der Stiftung der Schande tatsächlich aussieht, mag man aus folgendem Beispiel ableiten: Ende letzten Jahres hat die AAS die Anwaltskosten eines Kaders aus dem Dunstkreis der Stuttgarter SED übernommen, der sich an der antifeministischen Verleumdungskampagne gegen die Feministin Marie-Luise Vollbrecht beteiligt hatte. Fräulein Vollbrecht ist Biologin und aus wohlerwogenem Fachwissen heraus der Überzeugung, daß die Zahl der menschlichen Geschlechter exakt 2 (in Worten: zwei) beträgt und tut diese Meinung auch kund. Gegen die Rufmordkampagne, die ihre berufliche und soziale Vernichtung zum Ziel hat, wehrt sie sich juristisch. Die AAS federt ihre Verleumdung finanziell ab. Kann man das dort eigentlich als Akt des Antifeminismus melden?

Weil wir gerade von praktiziertem Feminismus reden: An der FU Berlin rät der AStA per Rundschreiben Frauen, die dort im universitären Umfeld derzeit seriell sexuell belästigt und bedroht werden, nicht die Polizei zu rufen. »Wir möchten unbedingt darauf hinweisen«, so der AStA, »daß Polizeieinsätze für von Rassismus betroffene Menschen grundsätzlich mit einem erhöhten Risiko einhergehen, Polizeigewalt zu erfahren.« Immerhin liefert der AStA den potentiellen Opfern damit implizit ein Täterprofil, denn Deutsche, so will es das kulturmarxistische Narrativ, können per definitionem nicht von Rassismus betroffen sein. 

Danke, AStA. Danke.

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