Im Jahr 2019, also kurz vor dem Auftakt der multithematischen Krisenlagen, wurde die „Atlas Initiative für Recht und Freiheit” von Markus Krall und einigen anderen Mitstreitern gegründet. Die zahlreichen erfolgreichen Buchpublikationen und der Bekanntheitsgrad von Markus Krall durch YouTube und Co. haben der Atlas Initiative sehr schnell einen erheblichen Mitgliederzulauf beschert.
Wofür aber steht diese Organisation und für wen ist sie die richtige Adresse? Auf diese und einige andere Fragen möchte ich als Vorstand der Atlas Initiative mit diesem Text antworten. Dabei handelt es sich um eine rein subjektive Darstellung und Interpretation meinerseits – für Anhänger der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist das selbstverständlich, für alle anderen möchte ich darauf hinweisen.
Freiheit und Marktwirtschaft
Beobachtet man die Medienlandschaft und die öffentlichen Diskussionen, dann kann man durchaus den Eindruck bekommen, die Menschen hätten den Zugang zum gesunden Menschenverstand verloren. Die eigene Urteilskraft und das Hinterfragen ist den großen, staatlich protegierten Narrativen und Glaubenssätzen gewichen. Wann immer die Menschen ein Problem ausmachen, rufen sie nach dem Staat oder nach Institutionen wie zum Beispiel die Europäische Zentralbank. Die Menschen wähnen sich in einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur, nehmen aber mehrheitlich wenig Notiz davon, dass die Interventionen durch Staat und Zentralbanken mit marktwirtschaftlichen beziehungsweise naturgegebenen Ordnungsprinzipien überhaupt nicht in Einklang zu bringen sind.
Die zunehmenden Interventionen und die kontinuierlich wachsenden Staatsquoten (Anteil des Staates an der Jahreswirtschaftsleistung) haben die marktwirtschaftlichen Strukturen und die persönliche wie auch die unternehmerische Freiheit immer weiter zurückgedrängt. Der Staat und diejenigen, die ihn kontrollieren, bestimmen zunehmend das wirtschaftliche Geschehen. Es kann hierzulande maximal von einer Bruchteil-Marktwirtschaft die Rede sein. Tendenz fallend.
Marktwirtschaft steht für absolute Konsumentensouveränität und für freiwillige Kooperation zum beidseitigen Vorteil (Win-Win-Konstellation) im einzelvertraglichen Verhältnis. Die Menschen bestimmen also durch ihr freies Nachfrageverhalten darüber, was produziert wird und was nicht. Sie sind es, die durch den Tausch von Geld, also mit Hilfe vieler kleiner Stimmzettel die Produktionsstruktur eines Landes bestimmen.
Diese scheinbar verloren gegangenen Definitionen kennzeichnen ein freies Land mit marktwirtschaftlichen Strukturen.
Es braucht viel konstruktive Aufklärungsarbeit. Der Ausweg aus der aktuellen Misere ist in der freiwilligen Kooperation zu suchen. Kein Mensch darf von anderen Menschen unter Gewaltandrohung zu irgendwelchen Handlungen gezwungen werden. Die Tatsache, dass erzwungene Kooperation den Alltag der Menschen derart dominiert, ist als zivilisatorischer Rückschritt zu klassifizieren. Der Erkenntnisgewinn ist der erste Schritt, um diesen Irrweg zu verlassen. Dafür steht die Atlas Initiative ein. Und auch ich versuche meinen bescheidenen kleinen Beitrag zu leisten.
Denkfabrik plus Vernetzung
Um dem Erkenntnisgewinn Vorschub zu leisten, veröffentlicht die Atlas Initiative regelmäßig Beiträge über ihren YouTube-Kanal und auch über andere Medien, wie zum Beispiel „Freiheitsfunken” oder „EpochTimes”. Die Öffentlichkeitsarbeit ist somit ein Baustein der Arbeit der Atlas Initiative. Darüber hinaus bilden sich Arbeitsgruppen. Diese beschäftigen sich mit einzelnen Themengebieten wie zum Beispiel der Energieversorgung, juristischen Fragestellungen, Bildungsthemen oder der Möglichkeit, über die durch Titus Gebel bekannt gewordenen Freien Privatstädte oder Bürgergenossenschaften das menschliche Zusammenleben zu organisieren.
In den Fachgruppen geht es nicht nur um die theoretische Arbeit, sondern insbesondere auch darum, Projekte lösungsorientiert umzusetzen. Gerade beim Thema Bildung sind die Defizite offensichtlich. Wo der Staat versagt, sind Lösungen von engagierten Menschen zwingend von Nöten. Die Menschen handeln eben, wenn sie Probleme erkennen.
Sachfragen statt Machtfragen
Wichtig herauszustellen ist die Überparteilichkeit der Atlas Initiative. Das gilt besonders jetzt, da ihre zentrale Identifikationsfigur verkündet hat, bundespolitisch aktiv zu werden. Überparteilichkeit ist vielleicht das falsche Wort. Insofern versuche ich, dieses Thema ein wenig aus meiner Perspektive zu umschreiben:
Die Politik beschäftigt sich mit Machtfragen und mit den persönlichen Anreizen eines jeden einzelnen Akteurs. Selten geht es um inhaltliche Fragestellungen oder um Sachfragen im Allgemeinen. Dem Erhalt von Macht und Posten wird nahezu alles untergeordnet.
Da halte ich es ganz mit Franz Oppenheimer, dem Doktorvater Ludwig Erhards. Er sagte einst sinngemäß, dass Politik die Bewirtschaftung des Menschen sei. Zur idealen Bewirtschaftung der Menschen würden die politischen Mittel der Täuschung (Propaganda) und des Zwangs eingesetzt. Die aktuellen Zeiten bestätigen diese These. Sicher gibt es viele Mitglieder der Atlas Initiative, die auch in Parteien organisiert sind. Das ist ihre freie Entscheidung und diese Freiheit sollte auch der Vorstand haben. Ich persönlich werde mich aus dem politischen Geschehen komplett heraushalten und fokussiere mich auf die inhaltliche Arbeit.
Vernetzung und überregionale Veranstaltungen
Das wichtigste Puzzleteil stellt die sogenannte Sektionsarbeit „vor Ort” dar. In den jeweiligen Regionen finden Vortragsveranstaltungen, aber auch kleinere Stammtische statt, die dem persönlichen Austausch und der Kooperation unter Gleichgesinnten dienen. In einigen Regionen, wie zum Beispiel in Oldenburg, gelingt das schon sehr gut und in anderen Regionen fehlt die Dynamik noch ein wenig. Die Sektionsarbeit steht und fällt eben mit den Personen die vor Ort die Bewegung zum Leben erwecken bzw. ihr Dynamik einhauchen.
Um die Vernetzung digital zu begleiten, ist über einen Dienstleister eine App entwickelt worden. Abrufbar ist die Anwendung nicht nur über mobile Endgeräte, sondern auch über den Webbrowser. Eine interaktive Karte ermöglicht es den angemeldeten Mitgliedern, in ihrer Region nach anderen Mitgliedern zu suchen und diese dann zu kontaktieren. Digital kennenlernen und dann physisch treffen – das ist das Motto.
Neben den Veranstaltungen in den Regionen werden auch zentrale Veranstaltungen abgehalten. So fand jeweils in den Jahren 2021 und 2023 in Zusammenarbeit mit dem Ludwig von Mises Institut Deutschland eine interdisziplinäre Geldkonferenz statt. Aber auch die alljährliche Atlas-Mitgliederversammlung mit anschließender Tagung ist in diesem Zusammenhang zu nennen.
Die Tagung wurde von zahlreichen namhaften Referenten beehrt. Zu nennen sind beispielsweise Carlos A. Gebauer, Josef Kraus, Roland Tichy, Fritz Vahrenholt, Antje Hermenau, Andreas Tiedtke, Thorsten Polleit und viele weitere bekannte Protagonisten der freiheitlichen Seite. Sämtliche Vorträge sind über den YouTube-Kanal der Atlas Initiative abrufbar.
Die Atlas Initiative sieht sich als Bestandteil einer immer größer werdenden großen Freiheitsflotte und fungiert, wie am Beispiel der Geldkonferenz zu sehen ist, als eine Art Netzwerkschnittstelle. Auch eigene oder kooperative Kampagnen sollen in Zukunft vermehrt ausgerollt werden. Bislang hat die Atlas Initiative auch einige externe Aktionen unterstützt, so zum Beispiel die Klage gegen die unrechtmäßige Bundes- und Landtagswahl in Berlin. Aber auch die erfolgreiche Klage gegen das Dieselfahrverbot in München wurde maßgeblich aus Mitteln der Atlas Initiative finanziert.
Heimat für den Mittelstand
Insbesondere das Thema Mittelstands-Vernetzung liegt mir persönlich sehr am Herzen. Im Umfeld der Milliardärs-Planwirtschaft und einer sich immer mehr beschleunigenden Zentralisierung drohen die mittelständischen Unternehmen unterzugehen.
Die Vernetzung des Mittelstands wird derzeit vorangetrieben und zwar über die Grenzen der Atlas Initiative hinaus. In den sogenannten Mainstream-Medien und auch in politischen Kreisen hat der Mittelstand kaum nennenswerten Einfluss. Der Druck, sich gegen die Milliardärs-Planwirtschaft zu erheben wird immer größer. Um Breitenwirkung zu erzielen, benötigt der Mittelstand eigene Kampagnen.
Kritische Faktoren
Es bringt aus meiner Sicht überhaupt nichts, wenn ich die Atlas Initiative über den grünen Klee lobe. Es gibt kritische Faktoren und Strömungen die zu benennen sind, damit keine falschen Erwartungen geweckt werden. Wie schon erwähnt, steht und fällt eine derartige Bewegung mit den Mitgliedern. Es ist auch rückblickend durchaus so, dass die Atlas Initiative zu schnell zu groß war. Das heißt also, die Strukturen für derartig viele Menschen waren noch gar nicht vorhanden.
Es ist auch gar nicht so einfach, einen Verein einerseits zentral zu führen und andererseits dezentral aufbauen zu wollen. Die Kältebrücke ist allzu offensichtlich. Feinde im Inneren eines Vereins dieser Größenordnung können deutlich gefährlicher sein, als Gegner außerhalb. Ohne ins Detail gehen zu wollen, aber diesen Punkt habe ich persönlich wohl am meisten unterschätzt.
Ein kritischer Faktor ist, dass viele Mitglieder vor allem wegen der Gefahr, finanzielle Einbußen zu erleiden, Angst haben, ihr Gesicht zu zeigen. Aber auch Anfeindungen aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis oder schlechte Presse schrecken sie ab.
Mitglieder und Vorstände der Atlas Initiative setzen sich in ihrer Freizeit für die freiheitlichen Ideen ein. Die Gegenseite dagegen agitiert hauptberuflich – ein ungleiches und unfaires Spiel.
Vereine sind anders organisiert als Unternehmen. Die Vereinsstruktur ist folglich auch durchaus als eine Herausforderung anzusehen. Glücksritter und unterschiedliche Interessenlagen können die Zielsetzungen negativ beeinträchtigen und Ressourcen in nicht effizienten Bereichen binden.
Keine gemütliche Couch
Nicht wenige unserer Mitglieder sind beigetreten, um die Bürgerliche Revolution zu unterstützen und sie erwarten diese auch. Allerdings haben einige davon vermutlich die Botschaft aus dem gleichnamigen Buch von Markus Krall ein wenig falsch verstanden. Selbstverständlich geht es um Lösungen und um die Schaffung von Netzwerken, aber keinesfalls sollte nach meinem Empfinden die Botschaft gesendet werden, dass der aktuelle Parteienstaat eine Reform durch die Atlas Initiative erfährt. Vielmehr geht es darum, die Urteilskraft der Menschen durch die schon thematisierte Öffentlichkeitsarbeit zu stärken.
Allerdings ist es auch von Nöten, dass die Mitglieder selbst in Aktion treten und sich mit anderen Mitgliedern vernetzen, um dann im zweiten Schritt Lösungen zu erarbeiten und diese zu veröffentlichen bzw. umzusetzen. Veränderungen und Verbesserungen sind nur mit aktiven Menschen zu erwirken. Mit einer mehrheitlich konsumierenden Einstellung kommt die freiheitliche Bewegung nicht voran.
Im Gegenzug bietet die Atlas Initiative Ihren Mitgliedern eine Menge: Vernetzung mit Freiheitsfreunden, die Möglichkeit der Mitarbeit und des fachlichen Austauschs in fachbezogenen Arbeitsgruppen und bei der Öffentlichkeitsarbeit, Gelegenheit in den Fachgruppen Neues zu lernen, beispielsweise die Funktionsweise von Bitcoin, Teilnahme an Veranstaltungen, Kontakt zu interessanten Persönlichkeiten, Zugang zu exklusiven Inhalten und die Herausforderung, den Wettbewerb in den wichtigsten Märkten der Menschheit aktiv mitzugestalten.
Aus meiner Sicht
Es ist wie immer im Leben: Jeder ist seines Glückes Schmied. So ist es auch, wenn man Mitglied der Atlas Initiative wird. Ohne Eigeninitiative und ein gewisses Maß an Beharrlichkeit werden neue Mitglieder unter Umständen enttäuscht sein. Die Atlas Initiative steht noch nicht da, wo ich es mir wünsche, und das ist insbesondere den schon benannten kritischen Faktoren geschuldet.
Ich persönlich habe über die Initiative enorm viele wertvolle Menschen kennengelernt, die ich heute nicht mehr missen möchte. Überdies wurden viele Projekte finanziell und auch inhaltlich unterstützt, die ansonsten möglicherweise Umsetzungsschwierigkeiten bekommen hätten. Allein die Möglichkeit, mit gleichgesinnten Freunden der Freiheit und des gesunden Menschenverstandes in Kontakt treten zu können, sollte vielen freiheitlichen Zeitgenossen eine aussichtsreiche Perspektive eröffnen.
Zu guter Letzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Menschen zu bedanken, die mich persönlich, aber auch die Atlas Initiative, im Wettbewerb der freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Ideen unterstützt haben. Mit den Worten von Ludwig von Mises möchte ich sagen: Mögen immer mehr Menschen den Wert der besseren Ideen erkennen und sich ihnen zuwenden.