Fluchtweg aus dem Fiatgeld?

Gigantische staatliche Schuldenberge, Finanzchaos in den öffentlichen Haushalten, eine hartnäckige Inflation, die man auf gut Deutsch auch als Geldwertvernichtung bezeichnen kann, und die eruptive Zinspolitik der Notenbanken – es gibt gute Gründe, den Papier- und Fiatwährungen zu misstrauen. Was aber tun? Welche Alternativen erscheinen sinnvoll? In Gold investieren oder lieber in Digitalwährungen wie Bitcoins & Co.? 

Digital-Nerds ziehen wohl die Kryptowährungen vor, auf Sicherheit und weniger Volatilität achtende Anleger hingegen Gold. Doch mehr und mehr verschmelzen die beiden Assets zu Kombilösungen, also goldgedeckten Stablecoins. Was ist davon zu halten?

Stablecoins

Die hohe Volatilität, sprich: die Schwankungsintensität von Kryptos wie Bitcoin, Ethereum usw. hält viele auf Wertstabilität bedachte Anleger davon ab, sich mit den klassischen Digitalwährungen anzufreunden. Die sogenannten Stablecoins sollen dieses Volatilitätsproblem zumindest entschärfen und somit die Nerven der Anleger schonen, obwohl gerade dieses heftige Auf und Ab für manche eher spekulativ ausgerichtete Investoren einen besonderen Reiz ausmacht; ganz nach dem Motto: no risk, no fun. 

Immerhin birgt die Volatilität auch Chancen auf hohe Gewinnmargen. Allerdings – und das ist die Kehrseite der Medaille – besteht natürlich das Risiko hoher Verluste. Im Oktober 2021 lag der Preis für einen Bitcoin bei rund 53.487 Euro, im Dezember 2022 bei gerade einmal 15.480 Euro. Im Jahr 2023 war die Krypto-Welt dann wieder in Ordnung. Der Bitcoin stieg von 21.051 Euro im Januar auf 38.387 Euro Mitte Dezember. 

Stablecoins werden mitunter auch als Kryptos mit eingebautem „Airbag“ bezeichnet. Hierzu werden diese Kryptos an ein Basis-Asset gekoppelt. Das können Währungen, Währungskörbe, aber auch Rohstoffe wie Rohöl und eben Gold sein. Stablecoins können über die klassischen Kryptobörsen gekauft werden.

Freilich macht es wenig Sinn, in Digitalwährungen zu investieren, die wiederum auf dem US-Dollar oder dem Euro basieren. Denn damit kehrt der Anleger über einen Umweg wieder zum Fiatgeld zurück. Die angestrebte Diversifikation wird zumindest zum Teil wieder aufgehoben. Also doch lieber auf das bewährte Gold setzen? 

Gold plus Krypto

Längst sind Gold oder Kryptowährungen keine Frage des „Entweder-oder“ mehr, sondern des „Sowohl-als-auch“. Im Juni 2023 berichteten Fachmedien, die Investmentfirma der königlichen Familie von Abu Dhabi habe US-amerikanische Aktien im Umfang von mehreren Milliarden Dollar verkauft und gleichzeitig Gold und Kryptowährungen erworben. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass auch der Staatsfonds von Bhutan in Kryptowährungen investiert habe. Sind die Kryptos also das neue Gold? 

Sicher nicht, denn noch weist das gelbe Edelmetall deutliche Vorteile gegenüber der Digitalwährung auf. Dazu gleich mehr. Richtig aber ist, dass Bitcoins & Co. zunehmend zur Diversifikation von größeren Vermögens-Portfolios genutzt werden. Beide Assets – Gold und Kryptos – stellen Alternativen zum von Inflation und dramatisch steigenden Staatsschulden bedrohten Fiat-Geld dar. 

Derweil begegnen sich Gold und Digitalgeld auch auf einer anderen Ebene – die erwähnten Stablecoins mit Golddeckung. Konkret: Der Token ist an den aktuellen Goldpreis gekoppelt. (Unter Token versteht man „Bausteine“ für Handlungen mit Kryptowährungen; Token sind darüber hinaus Voraussetzungen für Transaktionen auf einer Blockchain.) 

Durch diese Koppelung soll eine im Vergleich mit anderen Kryptos geringere Preisvolatilität erzielt werden. Manche Anbieter räumen den Anlegern auch die Möglichkeit ein, ihre digitalen Coins gegen die entsprechende Menge Gold eintauschen zu können. So entspricht etwa der goldgedeckte Stablecoin Tether Gold (XAUT) einer Feinunze Gold. Deren Preis lag Anfang 2024 bei rund 1.870 Euro. 

Fünf Beispiele

Schauen wir uns die fünf führenden goldgedeckten Kryptowährungen etwas genauer an:

  1. Perth Mint Gold Token (PMGK)

Er gilt als einer der solidesten goldgedeckten Kryptowährungs-Token, wird er doch von einem echten Goldblock der renommierten Perth Mint in Westaustralien gedeckt. 

Gewicht und Reinheit werden von der australischen Regierung garantiert. Der Grundstein für Perth Mint wurde bereits im Jahr 1896 gelegt; sie ist damit die älteste Münzprägeanstalt auf dem 5. Kontinent. Sie prägt unter anderem so bekannte Edelmetallmünzen wie die Lunar-Serien in Gold und Silber, die Silbermünze Kookaburra, die Platinmünze Koala und Goldbarren. Im Oktober 2011 wartete Perth Mint sogar mit einem Rekord auf: Sie stellte eine Goldmünze mit einem Durchmesser von rund 80 Zentimetern und einer Dicke von über 12 Zentimetern her. 

  1. DigixGlobal (DGX)

Hinter dem DGX steht ein Unternehmen in Singapur. Das Gold zur Unterlegung des Token wird sowohl in dem Stadtstaat als auch in Kanada gelagert. Ein Token dieser Digitalwährung entspricht 1 Gramm Feingold. Die Token lassen sich im Übrigen auch gegen physisches Gold eintauschen, wofür allerdings eine Gebühr fällig wird. 

  1. Gold Coin (GLC)

Dabei handelt es sich um eine sozusagen gestückelte Art von goldgedeckter Kryptowährung. Im Klartext heißt dies, ein Coin entspricht dem Bruchteil eines Gramms Gold. Der Vorteil von GLC: Im Gegensatz zu anderen goldgedeckten Kryptowährungen sind die Gold Coins noch relativ günstig zu erwerben. Ein weiterer Vorteil ist, dass GLC die Blockchain Ethereum verwendet, die als eine der sichersten Plattformen gilt. 

  1. Tether Gold (XAUT)

Ebenfalls eine erste Adresse ist XAUT, denn deren Emittent ist auch für die Ausgabe des größten US-Dollar-gestützten Stablecoins verantwortlich. Jeder Tether Gold Token steht – wie erwähnt – für eine einzelne Unze Gold eines Londoner Standardbarrens. Tether bewahrt seine Goldreserven bei Swiss Vault auf. Auf deren Internetseite kann man nach der Seriennummer des jeweiligen Goldbarrens suchen.

  1. Meld Gold (MCAU)

Bei Meld Gold handelt es sich um ein australisches Start-up, das den Kauf und Verkauf von Gold durch eine Kombination mit der Goldlieferkette neu strukturieren möchte. Es handelt sich bei MCAU um einen Token ohne eigene Blockchain. 

Unterdessen verfolgen die BRICS-Staaten (seit der Aufnahme neuer Mitgliedsländer zum 1. Januar 2024 heißt diese Staatengruppe offiziell BRICSplus) das Ziel, eine goldgedeckte Digitalwährung herauszugeben. Tatsächlich haben die BRICS-Nationen China, Russland und Indien seit 2022 massiv Gold gekauft, das sie als Reserven in ihren Zentralbanken horten. 

Gold vs. Digitalwährungen

Ziehen wir an dieser Stelle also Bilanz – was spricht für digitale Währungen wie Bitcoins & Co. und was für Gold? 

      • Bitcoins & Co. haben sich in der Vergangenheit als äußerst volatil erwiesen. Aber auch der Goldpreis ist zum Teil kräftig gefallen und wieder gestiegen. Fest steht aber: Einen Totalverlust musste kein Gold-Investor jemals hinnehmen; im Gegenteil, langfristig ist der Goldpreis stetig gestiegen. Einen solchen „Track-Record“ gibt es bei den Kryptos noch nicht. Wer also auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte Gold vorziehen. Das gelbe Edelmetall hat sich in vielen Jahrhunderten bewährt, und zwar in ganz unterschiedlichen Marktphasen. 
  • Gold kann man (noch) bis zu einem Schwellenbetrag von 1.999,99 Euro in Deutschland und 9.999,99 Euro in Österreich anonym erwerben. Mit dem in Deutschland geltenden Schwellenbetrag kommt der Anleger nicht weit, außerdem muss er spätestens beim Verkauf damit rechnen, sich legitimieren zu müssen. Bei Kryptowährungen ist die Anonymität derzeit noch weitgehend gewährleistet (nicht hingegen bei den geplanten digitalen Zentralbankwährungen, den CBDCs). 
  • Gold kann man sicher verwahren; wer in Kryptos investiert, muss immer mit Hackern und anderen Cyber-Kriminellen rechnen.
  • Gold ist ein Wertspeicher, Kryptos sind hingegen vor allem von nomineller Natur; sprich: für Transaktionen und den privaten Zahlungsverkehr konzipiert.
  • Gold ist Gold. Egal, ob man in Barren oder Münzen investiert. Bei den Digitalwährungen gibt es eine für Laien kaum noch überschaubare Vielfalt (Bitcoins, Altcoins, Stablecoins, CBDC).

Fazit: Für den auf Sicherheit bedachten, konservativen Anleger ist und bleibt Gold die beste Wahl. Für risikobewusstere Anleger im mittleren Alter kann eine Beimischung von Kryptowährungen durchaus interessant erscheinen. Allerdings bleibt abzuwarten, welche auf Gold basierenden Stablecoins sich in den nächsten Jahren durchsetzen werden. Spannend ist überdies die Frage, wie sich die geplante goldgedeckte Digitalwährung der BRICS-Staaten entwickeln wird und ob diese wirklich ein Einstieg in eine neue Form des Goldstandards sein könnte. 

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