Es ist März 2022. Die ganze Welt freut sich auf ein Ende der Corona-Pandemie! Die ganze Welt? Nein, ein kleines Land im Herzen Europas diskutiert immer noch über eine Impfpflicht, da die ganzen unsolidarischen Impfverweigerer die Gesellschaft belasten würden.
Eine Erkenntnis aus zwei Jahren Corona: Bekommen Menschen die Chance, ihren Nachbarn anzuschwärzen und sich selber als absolut linientreu zu inszenieren, fackeln die wenigsten lange. Vor allem in Deutschland. Das Mittelalter ist zwar schon ein paar Jahrhunderte her, aber die Menschen funktionieren, wenn man sie lässt, immer noch nach denselben Parametern. Man erinnere sich nur an die völlig irrationalen Reaktionen auf Joshua Kimmich, Nena oder die Prominenten (u. a. Jan Josef Liefers), die das #allesdichtmachen-Video veröffentlicht haben. Ihr Fehler war, vom Mainstream abzuweichen und entweder die Impfung oder die Maßnahmen kritisch zu sehen. Auf eine seriöse Aufarbeitung der Coronazeit warten wir bis heute (Stand März 2023).
Eine Pandemie geht um die Welt
Fangen wir aber von vorne an: Im März 2020, also ziemlich genau vor drei Jahren, ging Deutschland und die restliche Welt in den Lockdown. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt schon einige Vertreter aus dem „linksliberalen“ Spektrum behaupteten, es wäre kein richtiger Lockdown gewesen, da die Maßnahmen viel zu lasch seien. Immerhin durfte man ja noch die Wohnung verlassen und arbeiten gehen, also seien somit auch keine elementaren Grundrechte beschränkt gewesen. Tja, was sind schon Versammlungs- und Reisefreiheit?!
Im Sommer 2020 folgten dann einige Lockerungen, bevor es im Herbst in den so genannten kurzen, harten Novemberlockdown ging. Dieser schier endlose Lockdown wurde immer wieder verlängert, um Weihnachten, Ostern oder Lauterbachs Auftritte bei Lanz zu retten. Auch die Bedingungen für den Lockdown änderte sich gefühlt jede Woche: Erst R-Wert (wie geht es dem eigentlich?) und dann wechselnde Inzidenzen zwischen 100 und 35.
Letztendlich wurde das Ende des Lockdowns an den Impfstatus geknüpft. Wer die nötigen „Piekser“ vorweisen konnte, durfte wieder zum Sport, ins Kino oder ins Restaurant. Stichwort 2G. Ungeimpfte wurden im Namen des „Gesundheitsschutzes“ ausgegrenzt und vom öffentlichen Leben weitestgehend ausgeschlossen. Komischerweise gab es keinen Aufschrei von den Leuten, die sich sonst gerne als „Grundgesetz-Ultras“ bezeichnen. Auch wurde die medizinisch-wissenschaftliche Zweckmäßigkeit dieser Einschränkungen der Grundrechte niemals von #TeamWissenschaft hinterfragt.
The Mob Rules
Im Gegenteil. Kritiker wurden pauschal der Querdenkerbewegung zugeordnet. Dabei kristallisierte sich ein Muster heraus: Querdenker sind Rechte und jeder der mit diesen Leuten für Grundrechte demonstriert, ist demnach auch rechts. Eine Differenzierung fand nicht statt.
Der eben angesprochene Joshua Kimmich hatte in einem Interview übrigens lediglich Bedenken geäußert, weil es sich um einen neuen Impfstoff handeln würde, der kaum erprobt sei. Kaum hatte er seine Sicht dargelegt, tobten die Medien. Er sei ein „Vorbild auf Irrwegen“ meinte Thomas Fuhrmann vom ZDF (Überraschung). Auch seien die Bedenken, die er äußern würde, „wenig überzeugend“. Immerhin gestand der Mann vom ZDF Herrn Kimmich das Recht zu, selbst zu entscheiden, ob er sich impfen lassen möchte oder nicht. Am Ende gewann dann aber doch noch das Gute: Der Druck wurde zu groß und er ließ sich schließlich impfen. Allerdings beklagte Kimmich zurecht, dass unsere Gesellschaft zwar stets Respekt, Toleranz und Offenheit betont, aber diese Tugenden in dieser Diskussion komplett gefehlt haben. Don´t call it Hexenjagd!
Kimmich legte den Finger perfekt in die Wunde. Kritik, die nicht nach dem Geschmack der Mehrheit in Funk und Fernsehen ist, wird gnadenlos platt gemacht. Mitläufer, vor allem in den sozialen Netzwerken, nehmen das auf und schon läuft der Shitstorm. Selber Schuld sei der Ungeimpfte – hätte er sich doch impfen lassen!
Ein ähnliches Prinzip finden Sie übrigens bei diversen ÖRR-Clowns, die Herrn Streeck nicht mehr in Talkshows sehen wollten, da dieser angeblich menschenfeindliche Positionen vertreten würde. Respekt, Toleranz und Offenheit gilt halt nicht für abweichende Meinungen.
Vulgärliberales Pack
Spätestens jetzt wurde es grotesk. Leute, die noch während der Flüchtlingskrise 2015 immer wieder betont hatten, dass es sowas wie Deutschland eigentlich gar nicht gibt und Länder sowieso ein reines Konstrukt seien, forderten nun Solidarität eben von den Deutschen, deren Existenz sie noch ein paar Jahre zuvor abgestritten hatten. Und ja, natürlich ist die Gesellschaft ein Konstrukt, nur das Individuum ist real. Deshalb ist Liberalismus ja auch die natürlichste politische Meinungsrichtung, weil sie die individuellen Freiheitsrechte in den Mittelpunkt stellt.
Apropos Individuum: Bizarr wurde es während Corona, als die angesprochene Impfpflicht beschlossen werden sollte. Politiker sprachen in diesem Zusammenhang von einem „vulgären Verständnis von Freiheit“, wenn es um die „eigene körperliche Unversehrtheit“ ginge. Genau diese bösen „Vulgärliberalen“ würden sich nun über eine mögliche Impfpflicht beschweren, obwohl sie jahrelang, einfach so, alle möglichen Freiheitsrechte genossen hätten. Diese Mistkerle. Wahrscheinlich haben sie auch noch pünktlich ihre Steuern gezahlt.
Deutschland fremdelt ja traditionell mit der Freiheit. Aber diese nun an Bedingungen zu knüpfen, ist sogar für deutsche Verhältnisse eine ganz neue Dimension. Vor allem, wenn man bei Themen wie der Legalisierung von Drogen oder der Abtreibung von „my body, my choice“ spricht, aber bei der Impfpflicht die freie Entscheidung nicht gelten lassen möchte. Freiheit gilt anscheinend nur dann, wenn es zur eigenen Agenda passt. Aber, seien wir ehrlich, da sind Reichsbürger und Querdenker auch nicht besser. Auch diese wollen Freiheit nur für sich und ihre kruden Verschwörungstheorien.
Solidarität und andere Phrasen
Im Internet machten damals schnell Hashtags wie #MaskeAuf oder #ImpftEuch die Runde. Für Leute, die vor der Corona-Pandemie eher ein trostloses Dasein gefristet hatten, waren nun die berühmten 15 Minuten Ruhm gekommen. Sie konnten gegen eine renitente Randgruppe hetzen und sich gleichzeitig als edle Retter stilisieren. Noch nie war es so leicht, im Namen der guten Sache einen signifikanten Teil der Gesellschaft auszugrenzen.
Kritik an den Maßnahmen war unerwünscht. Schließlich war ja Pandemie und man musste solidarisch sein. Warum muss man eigentlich mit allem und jedem solidarisch sein? Die Antwort ist klar: Nein, man muss natürlich mit niemandem solidarisch sein. Man kann mit jemanden solidarisch sein, wenn man sich aus freien Stücken dazu bereit erklärt. Eine erzwungene Solidarität ist letztendlich eine leere Phrase des Kollektivismus. Und um nichts anderes ging es in der Pandemie: Viele Personen des öffentlichen Lebens ließen ihren kollektivistischen Fantasien freien Lauf. Alles im Namen der Wissenschaft.
Die Wissenschaft als Rettung
Sie kennen das sicher aus den sozialen Netzwerken: Irgendwann kommt in einer Diskussion der Satz: „Aber die Wissenschaft sagt …“
Das Witzige dabei ist, dass die wenigsten, die gerne mit „der Wissenschaft“ argumentieren, jemals eine Uni von innen gesehen, geschweige denn, eine wissenschaftliche Studie angefertigt haben.
Also, fangen wir von vorne an. Was ist Wissenschaft überhaupt? Laut Karl Popper ist das Ziel der Wissenschaft, Wissen zu erkunden, zu generieren, sowie bereits vorhandenes Wissen zu korrigieren. Ein einfaches Beispiel dafür: Im Mittelalter dachte man, die Erde sei eine Scheibe. Dann kam Galileo Galilei (auch wenn er sicher nicht der Erste war) und interpretierte Anfang des 17. Jahrhunderts seine astronomischen Beobachtungen so, dass Nikolaus Kopernikus mit seiner These aus dem 16. Jahrhundert recht gehabt hatte und die Erde sich um die Sonne dreht – und nicht die Sonne um die Erde, was der damalige „wissenschaftliche Konsens” gewesen war. Heute wissen wir, dass er recht hatte, auch wenn der endgültige wissenschaftliche Beweis erst über hundert Jahre später erbracht werden konnte.
Man kann es auch so zusammenfassen: Wissenschaft hat nur dann einen Wert, wenn die aufgestellten Thesen überprüf- und auch widerlegbar sind. Jeder, der jetzt mit irgendwelchen Studien irgendwelche Freiheitseinschränkungen im Namen der guten Sache rechtfertigen möchte, ist nicht auf Seiten der Wissenschaft. Er instrumentalisiert lediglich die Wissenschaft für seine eigenen Zwecke.
Bedenklich ist, dass mit dieser Wissenschaftsgläubigkeit tatsächlich freiheitseinschränkende Maßnahmen gerechtfertigt wurden, die sich im Nachhinein als komplett sinnlos entpuppten. Das gibt ja selbst Herr Lauterbach inzwischen zu. Zumindest in Bezug auf die Maßnahmen an der frischen Luft und die Diskussion über die angeblich nebenwirkungsfreie Impfung. Um das #TeamWissenschaft ist es inzwischen sehr ruhig geworden. Zu hoffen bleibt, dass die Politiker daraus gelernt haben. (Guter Witz, ich weiß.)
Lehren aus Corona
Machen wir es kurz. Was ist nun die Lehre aus Corona?
Der Staat (und phasenweise vor allem das RKI) hatten viel zu viel Macht. Diese wurde dann auch noch mit Wissenschaft und einem ständig hochgehaltenem Paniklevel gerechtfertigt. Wenige Journalisten haben es gewagt, kritische Fragen zu stellen. Besonders der ach so kritische ÖRR hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil. Wenn es nicht so lief, wurden Sündenböcke wie Kimmich öffentlich stigmatisiert.
Das alles wirft letztendlich die Frage auf, wie viel Macht der Staat eigentlich haben sollte? Darf er einfach so Grundrechte einschränken? Sollten nicht Freiheit, Eigenverantwortung und Selbstentfaltung die Säulen unserer Gesellschaft sein und eben nicht Bevormundung, erzwungene Solidarität und Kollektivismus?
Diese Fragen sollten im Zentrum der Aufarbeitung der Coronazeit stehen. Jede Behörde, Schule oder Verwaltung wird ständig evaluiert. Wann wird denn mal evaluiert, wie viel Geld durch Maskendeals, sinnlose Apps und massenhafte Bevorratung von Impfdosen verbrannt wurde?
Oder könnte das etwa die Bevölkerung verunsichern?