Am 15. Januar 2024 begann das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos unter dem Motto „Vertrauen wiederherstellen“ (Rebuilding Trust). Anscheinend hat man auf dem Weg bis hierher Vertrauen verspielt? Könnte das vielleicht an „Desinformation“ liegen?
Im Weltrisikobericht des WEF wird Falsch- und Desinformation als das größte Risiko für die kommenden zwei Jahre eingeordnet, so die Tagesschau im Internet. Gemeint ist natürlich nicht Desinformation seitens des WEF, sondern Desinformation betreffend die politikbegründenden Narrative aus dem Dunstkreis von WEF, Big Business, Big Government und Big Media. Aber was wäre, wenn diese politikbegründenden Narrative keine in Stein gemeißelten Wahrheiten wären und die propagierten Politiken keineswegs „alternativlos“?
Fehlinformation, Desinformation, Malinformation
Der Autor und Evolutionsbiologe Bret Weinstein teilte kürzlich bei Tucker Carlson in dessen Show auf X (vormals Twitter) mit, dass es mittlerweile behördlicherseits eine noch spezifischere Einteilung von „Falschinformationen“ geben würde. Nach seiner Aussage hätte das Amt für Heimatschutz (Department of Homeland Security) der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) ein Memo herausgegeben, in welchem es drei Arten von Falschinformationen unterschied: Fehlinformation, Desinformation und Malinformation, letzteres abgeleitet von dem englischen Wort „malign“, also etwa „bösartig“.
Fehlinformation seien Irrtümer oder Fehler, Desinformation seien „beabsichtigte Fehlinformation und Lügen“ und „Malinformation“ seien Informationen, die Wahrheit beinhalten, die aber dazu veranlassen, den Autoritäten zu misstrauen. Tucker Carlson antwortete spontan: „Also ist Malinformation das, was man tut, wenn man jemandem beim Lügen erwischt.“ Und Weinstein sagt: „Exakt, es ist, wenn man die Lügen seiner Regierung diskutiert.“
Der Titel der 11. Jahreskonferenz des Ludwig von Mises Institut Deutschland 2023 lautete: „Der Kampf um die öffentliche Meinung. Wie er geführt wird, wieso er so wichtig ist und um welche Ideen es geht“ und damit wurde der Nagel auf den Kopf getroffen. In Zeiten großer Umbrüche wie der heutigen „sozial-ökologischen Transformation“ geht es darum, die öffentliche Meinung für diese Transformation zu gewinnen. Es geht immerhin um eine Transformation weg vom Leitbild der Aufklärung eines mündigen, selbstdenkenden Individuums, hin zum Leitbild eines obrigkeitlich geführten, infantilisierten Kollektivs, in dem für das eigene Denken und Urteilen im Hinblick auf die großen politikbegründenden Narrative kein Raum ist, sondern die Maximen lauten: „Folgen Sie der Wissenschaft!“, „Vertrauen Sie den Experten!“ und „Glauben Sie amtlichen Quellen!“
Angesichts der bei dieser Transformation einsetzbaren Techniken drohen Einschränkungen der persönlichen Freiheit in einem Ausmaß, das erschrecken lässt. Denn es stehen Mittel zur Verfügung, mit denen diese „Große Transformation“ oder dieser „Great Reset“ zu einer Dystopie für die Bürger zu werden droht:
- Digitale-Identität (Digital-ID), digitaler Impfpass, CO2-Fußabdruck und dergleichen.
- Digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC), einschließlich der Programmierbarkeit einer solchen Währung und die Kombination mit der Digital-ID.
- Regulierung der Internet-Inhalte (Digital Services Act), insbesondere um die Verbreitung von „Desinformation“ zu verhindern.
Praxeologie und Ludwig von Mises‘ Erkenntnistheorie
Aber wie kann man herausfinden, ob die als unverrückbar geltenden politikbegründenden Narrative tatsächlich bewiesenermaßen wahr sind? Was sind die wirklichen Fehlinformationen oder Desinformationen – die der herrschenden Meinung in Big Media und Big Government oder die hier und da durchsickernden kritischen Aussagen der „Dissidenten“? Hier hilft die Praxeologie (Handlungslogik) Ludwig von Mises‘ (1881 – 1973) weiter, denn sie beinhaltet eine Erkenntnistheorie, die über den zurzeit als alleinseligmachend verkündeten Empirismus hinausgeht.
Denn nach Mises‘ Erkenntnistheorie sind solche Narrative wie etwa die Menschengemachtheit des Klimawandels oder wie mit Krankheitswellen umzugehen sei, a priori – von Vornherein – nicht beweisbar. Denn bei Phänomenen wie dem Klimawandel oder dem Verlauf von Krankheitswellen handelt es sich um komplexe historische (nicht-wiederholbare) Phänomene mit Rückkoppelungen, und die von der herrschenden Meinung angewandte Methode der Theoriebildung betreffend solche Phänomene ist nicht die klassische Naturwissenschaft, sondern das „eigentümliche Verstehen“.
Eigentümlich, weil diese Methode – neben der Anwendung von Logik, Mathematik und Naturwissenschaften – sogenannte „persönliche Relevanzurteile“ enthält, also wie relevant ein Ereignis A für ein Ereignis B ist, die letztlich keiner objektiven Überprüfung zugänglich sind. Genau deswegen kommen die Experten mit dieser Methode oftmals zu unterschiedlichen, ja sogar zu sich widersprechenden oder gegenteiligen Annahmen. Und dies ist kein Fehler dieser Methode, sondern es ist ein charakteristisches Merkmal: „It’s not a bug, it’s a feature.“
Ludwig von Mises schrieb:
„[Verstehen] ist die Methode, die alle Historiker und auch alle anderen Menschen stets anwenden, wenn es um die Interpretation vergangener Ereignisse der Menschheitsgeschichte und um die Voraussage künftiger Ereignisse geht. Die Entdeckung und Abgrenzung des Verstehens war eine der wichtigsten Beiträge der modernen Erkenntnistheorie. … Der Anwendungsbereich von Verstehen ist das geistige Begreifen von Phänomenen, die nicht vollkommen mit den Mitteln der Logik, der Mathematik, der Praxeologie und der Naturwissenschaften aufgeklärt werden können, insoweit sie von diesen Wissenschaften eben nicht erklärt werden können. Es [das Verstehen] darf den Lehren dieser anderen Bereiche der Wissenschaften [Logik, Mathematik, Praxeologie und Naturwissenschaften] nie widersprechen.“
Bei komplexen Phänomenen wie etwa dem Klimawandel lassen sich keine konstanten Zusammenhänge zwischen messbaren Größen isolieren, wie dies in den klassischen Naturwissenschaften der Fall ist, wo diese Zusammenhänge jederzeit von jedermann überprüft werden können. Sondern es gibt viele Einflussfaktoren, wie etwa Wolkenbildung, Sonneneinstrahlung, Luft- und Meeresströmungen und so weiter. Und diese beeinflussen sich wiederum gegenseitig. Zudem findet mit der Photosynthese ein „Gegenprozess“ statt: Pflanzen verwenden CO2, um ihre Struktur aufzubauen. Darüber hinaus ist das Erdklima nicht wiederholbar.
Wie bedeutsam der Faktor „menschliche CO2-Emissionen“ im Hinblick auf Temperatur und Meeresspiegel ist, lässt sich also nicht zweifelsfrei feststellen. Die Daten, die von komplexen Phänomenen gewonnen werden, so Ludwig von Mises, können niemals eine Theorie beweisen oder widerlegen. Ludwig von Mises schrieb:
„Erfahrung ist immer Erfahrung der Vergangenheit. Erfahrung und Geschichte liegen nie in der Zukunft. Diese Binsenweisheit müsste nicht wiederholt werden, wenn es nicht das Problem der Prognosen der Statistiker gäbe … Die Statistik ist die Beschreibung von Phänomenen, die nicht durch regelmäßige Einheitlichkeit gekennzeichnet sind, in Zahlenausdrücken. Soweit es eine erkennbare Regelmäßigkeit in der Abfolge von Phänomenen gibt, ist es nicht nötig, zur Statistik zu greifen. … Statistik ist daher eine spezifische Methode der Geschichtsschreibung. … Sie handelt von der Vergangenheit und nicht von der Zukunft. Wie jede andere Erfahrung von der Vergangenheit kann sie gelegentlich wichtige Dienste bei der Zukunftsplanung leisten, aber sie sagt nichts aus, das direkt für die Zukunft gültig ist.“
Darüber hinaus kann aus einer wissenschaftlichen Ist-Aussage nicht auf eine Sollte-Aussage geschlossen werden. Wissenschaft kann stets nur aussagen was ist, aber nicht, was deswegen getan werden sollte. Sollen ist Wollen für andere.
Niemand ist in einer Position, Vor- und Nachteile für andere abzuwägen, weil es hier eben schon gar nicht um „Wiegen“, also um das Vergleichen von objektiven Größen der Außenwelt, geht, sondern um Nutzen und Leid. Und Nutzen und Leid sind subjektiv und zwischen zwei Personen nicht vergleichbar. Auch dass das Gemeinwohl über dem Einzelwohl stünde, ist Humbug, denn das Gemeinwohl besteht nur aus den verschiedenen Einzelwohlen. Leid und Nutzen sind psychische Phänomene, die nur vage in Ausdrücken beschrieben werden können, aber nicht objektiv gewichtet oder gemessen.
Die Ökonomie ist eine A-priori-Wissenschaft
Ein weiteres Beispiel für die Anwendung von Mises Praxeologie ist die Ökonomie. Auch hier bedient sich die heute herrschende Meinung des Empirismus, aber auch die Wirtschaftsgeschichte ist ein komplexes historisches Phänomen mit Rückkoppelungen, und so verlieren sich viele in persönlichen Interpretationen von Wirtschaftsdaten und gelangen auf diesem Weg zu unterschiedlichen Annahmen. Aber die Ökonomie, wie sie Ludwig von Mises wissenschaftlich ausgearbeitet hat, ist etwas anderes als Wirtschaftsgeschichte.
Mises‘ Ausgangspunkt für die Ökonomie ist die selbstevidente Tatsache, das Axiom „der Mensch handelt“. Der Mensch setzt Mittel ein, um Ziele zu erreichen. Dabei bewertet er die Mittel entsprechend dem Wert, den er den Zielen beimisst, die er erreichen möchte, und das letzte Ziel des Handelns ist stets die Zunahme der Zufriedenheit, also ein psychisches Phänomen.
Alle ökonomischen Schlussfolgerungen basieren auf dem Axiom „der Mensch handelt“, Schlussfolgerungen, wie etwa dass Wert subjektiv ist, dass staatlich erzwungene Preisfixierungen das Problem nur vom Preis auf die Menge verschieben, dass freiwillige Kooperation zu Win-win-Situationen führt, erzwungene Kooperation hingegen zu Win-lose-Situationen und so weiter. Die Handlungslogik und ihr am besten ausgearbeitetes Teilgebiet, die Ökonomie, sind also keine empirischen Wissenschaften, sondern a-priori Wissenschaften wie Logik und Mathematik. Die Methode der Ökonomie ist das Schlussfolgern ausgehend von der Grundannahme, dass der Mensch handelt, und nicht das Interpretieren von Erfahrungstatsachen aus komplexen Phänomenen.
Empirische Interpretationen von Wirtschaftsdaten, also Wirtschaftsgeschichte oder -prognose, die im Widerspruch zu den Schlussfolgerungen der Ökonomie stehen, können daher als falsch erwiesen werden. Man hätte sich die empirischen Studien sparen können, ob der Mindestlohn „wirkt“ oder nicht, denn ökonomisch ist von vornherein klar, dass ein Mindestlohn unterhalb des Marktlohnes schlicht wirkungslos ist und oberhalb des Marktlohnes in der Tendenz zu Arbeitslosigkeit führen muss. Denn Höchstpreise (Mietendeckel und dergleichen) führen ceteris paribus zu einer Abnahme des Angebotes und Mindestpreise wie der Mindestlohn zu einer Abnahme der Nachfrage, also in diesem Fall der Nachfrage nach Arbeit.
Mit Interventionen, also dem zwangs- und fallweisen Eingreifen in den Markt wie etwa Preisfixierungen, lässt sich die Wirtschaft nicht in einer Art und Weise „steuern“, die günstig für das „Gemeinwohl“ wäre, wie das viele Volkswirte behaupten. Und weil das vorgeblich erwünschte Ziel mit Interventionismus nicht erreichbar ist, beispielsweise eine Verbesserung der Versorgung mit Wohnungen durch einen Mietendeckel, sondern eine Verschlimmbesserung eintritt, wird mit noch härteren Interventionen, wie etwa steuerfinanziertem sozialem Wohnungsbau, „nachgebessert“, bis der Interventionismus letztlich die Marktwirtschaft erstickt und die Gesellschaft im Sozialismus landet.
Es gibt dann vielleicht noch formal-juristisch Eigentum, aber die Unternehmer wurden durch massive Regulierung, drückende Besteuerung, Inflation und so weiter de facto enteignet. Und ohne Unternehmerfreiheit gibt es auch keine Konsumentenfreiheit.
Wie im Sozialismus „klassischer Prägung“ oder im Feudalismus gibt es dann noch eine dünne Oberschicht, die sich nahezu jeden Konsum leisten kann, jedenfalls aber deutlich besser lebt als die Masse der Menschen, und eine breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft. Diese „überkommene Hierarchie“, so schrieb der ehemalige Bundeskanzler und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (1897 – 1977), diese „alte … soziale Struktur“ wollte er durch Marktwirtschaft überwinden, die zu einer „breitgeschichteten Massenkaufkraft“ führt.
„Als Mises auftauchte“, so sein Schüler George Reisman, „gab es … praktisch keine systematische intellektuelle Opposition gegen den Sozialismus oder eine Verteidigung des Kapitalismus. Die intellektuellen Schutzwälle der Zivilisation waren im wahrsten Sinne des Wortes unverteidigt. Was Mises unternahm, und das macht den Wesensgehalt seiner herausragenden Bedeutung aus, war der Aufbau einer intellektuellen Verteidigung des Kapitalismus und damit der Zivilisation.“
Der Ökonom und Historiker Anthony C. Sutton (1925 – 2002) schrieb, dass zeitgenössische amerikanische Colleges kollektivistisch ausgerichtet seien. Es gab zu Suttons Zeit nur einige wenige bekennende Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Diese seien effektiv ausgesondert worden, so Sutton. „Selbst Ludwig von Mises, der unbestrittene Kopf dieser Schule, konnte keine feste Anstellung als Professor in den Vereinigten Staaten finden. So viel zum Thema akademische Freiheit in der Ökonomie.“
Fazit
Wir haben gesehen, dass die wissenschaftliche Methode des „eigentümlichen Verstehens“ komplexer Phänomene, mit welcher viele der heute vorherrschenden Narrative begründet werden, nicht zu beweisbaren Theorien führen kann. Wir haben gesehen, dass Annahmen des vorherrschenden Empirismus in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, wie etwa dass das zwangs- und fallweise Eingreifen in den Markt (Interventionismus) zu „gesamtgesellschaftlichen Verbesserungen“ führen würde, falsch sind.
Darüber hinaus kann Wissenschaft immer nur sagen was ist, aber nicht, was sein soll. Ludwig von Mises‘ Handlungslogik hingegen und die von ihm maßgeblich mitbegründete Österreichische Schule der Nationalökonomie, die klar und für jedermann begreifbar die Grundlagen der Ökonomie beschreibt, wird in der öffentlichen Debatte ausgeblendet und kommt an den Universitäten so gut wie nicht vor.
Es ist keine Desinformation, über diese Fehler und Unzulänglichkeiten der herrschenden Meinung aufzuklären. Vielmehr handelt es sich um Desinformation, wenn behauptet wird, die aktuellen populären politikbegründenden Narrative aus dem Dunstkreis von WEF, Big Business, Big Government und den von diesen gesponserten NGOs seien in Stein gemeißelte Wahrheiten und dürften in keinem Fall angezweifelt werden. In diesem Zusammenhang ist zu befürchten, dass „Rebuilding Trust“, also das Zurückgewinnen von verloren gegangenem Vertrauen bedeutet, dass man künftig noch härter als bisher schon gegen Kritik an den politikbegründenden Narrativen der Autoritäten vorzugehen beabsichtigt.
Ich wünsche Ihnen noch ein angenehmes Jahr 2024!
Quellen:
World Economic Forum Annual Meeting (WEF)
Größtes globales Risiko: Desinformation (tagesschau)
Tucker Carlson Episode 60 (X, 38:30)
Die Vorträge und Interviews der 11. Jahreskonferenz des Ludwig von Mises Instituts Deutschland (YouTube-Kanal)
Die staatlichen Corona- und Klimamaßnahmen können wissenschaftlich nicht begründet werden (Andreas Tiedtke, Misesde.org)
Der Nachweis eines menschengemachten Klimawandels ist nicht erbracht. Eine erkenntnistheoretische Kritik (Andreas Tiedtke)
Wohlstand für Alle (Ludwig Erhard)
Zu Ehren Ludwig von Mises | 50. Todestag (George Reisman)
America’s Secret Establishment (Antony C. Sutton)
3 Kommentare. Leave new
„Desinformation“ ist offensichtlich identisch mit „regierungsseitig unerwünschte Information“.
Es wäre gut, die Zeiträume wirtschaftlichen Erfolgs der österreichischen Schule in Bild und Wort darzustellen. Die abstrakte Theorie ist beeindruckend, der Mensch lässt sich aber schneller überzeugen, wenn er praktische Beispiele erhält. Das ist praktisch der Test einer Theorie
Es ist unredlich, die Verbrechen des BRD-Kartells durch Vergleiche zu verharmlosen oder zu relativieren. Ich erinnere an die C-Komödie, den Kohlendioxidschwindel und den Energiewendeschwindel, um nur drei aktuelle Themen zu nennen. Der Wahnsinn hat Methode!
Volker Fuchs – Menschheitsverbrechen: Weltweit 610 Mio Impfbetroffene
Die zerstörerische Impf-Spike-RNA in den Covid-Impfungen frisst die Gehirne der Menschen und verwandelt sie in lobotomierte Zombies.
dzg. one/Volker-Fuchs-Menschheitsverbrechen_Weltweit-610-Mio-Impfbetroffene