Identitätspolitik am Limit

Vielleicht haben Sie es auch gelesen: Außenministerin Annalena Baerbock hat im Zuge ihrer feministischen Außenpolitik (was auch immer das sein soll) mit einer Delegation, darunter auch Claudia Roth, die von Großbritannien geraubten und dann nach Deutschland verkauften „Benin-Bronzen“ an Nigeria zurückgeben. Groß war der Jubel, denn die Außenministerin wollte somit einen Beitrag zur Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichte leisten. Alle waren glücklich. 

Immerhin sollten die „Benin-Bronzen“ in einem Museum (von Deutschland natürlich mitfinanziert) ausgestellt werden. Doch es kam anders. Der Präsident von Nigeria verschenkte die Statuen kurzerhand an die Oba Königsfamilie von Benin. Wahrscheinlich werden die Kunstschätze somit nie der Bevölkerung Nigerias zugänglich sein. Was als Märchen begann, endete letztlich in einem Fiasko. 

In einem Fiasko mit Ansage. Dass in Teilen Afrikas Clans und Korruption vorherrschen sollte jedem bekannt sein, der sich schon mal rudimentär mit Politik auseinandergesetzt hat. Das Auswärtige Amt reagierte eher gleichmütig auf die verschenkten Kunstschätze. Immerhin könne ja Nigeria mit den Bronzen machen was sie wollen. Bedingungen seien bei der Rückgabe nicht vereinbart worden. 

Man fragt sich, warum eigentlich keine Bedingungen für die Rückgabe der Bronzen gestellt wurden?! Ist es Naivität oder Resignation? Wahrscheinlich ist es wieder ein Fall von „Deutschland rettet die Welt” – ob diese nun will oder nicht. Dabei führt sich Deutschland auf wie der Oberstreber, der allen gefallen will. Quasi das „Pick-me-girl“ unter den Ländern. 

Vielleicht haben Sie auch den ESC gesehen. Die Band „Lord of the Lost“ hat ihren Namen alle Ehre gemacht und statt mit einer Deutschlandfahne (immerhin die Farben der Demokratie) mit einer Regenbogenfahne posiert. Ja klar, kann man machen. Warum man aber nicht sowohl mit Deutschland- als auch mit Regenbogenfahne posieren kann, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis der Band. 

Wie gesagt, die Deutschen bzw. die woken Linken (Identitätslinken) wollen auf Teufel komm raus die Welt retten. Dabei will die Welt eigentlich nur deutsche Autos fahren. 

Frauen an die Macht

Aber so viel Pragmatismus hat sich in der deutschen Politik leider noch nicht durchgesetzt. Vielleicht sollten, so wie Obama kürzlich in Berlin festgestellt hat, Frauen an die Macht. Er meinte, wenn Frauen (die natürlich von Männer unterjocht würden) „zwei Jahre das Sagen hätten, wären alle Probleme gelöst”. 

Der gute Mann hat anscheinend noch nie eine Folge Germany´s Next Topmodel oder Frauentausch gesehen. Allerdings weiß Obama ganz genau, dass solche identitätspolitischen Versatzstücke besonders gut in Deutschland ankommen. 

Immerhin möchte FRAU Faeser auf EU-Ebene durchsetzen, dass in Zukunft Asylzentren an den EU-Außengrenzen für Migranten, Asylsuchende und Flüchtlinge errichtet werden, damit Personen, die kein Recht auf Asyl haben, von dort in ihre Heimat zurückkehren. Hat ja nur acht Jahre gedauert. Stellen Sie sich mal die Reaktionen vor, wenn man so einen Vorschlag – öffentlich – 2015 gemacht hätte?! Unvorstellbar. 

Auf jeden Fall muss die #NoBorders- und #WirHabenPlatz-Fraktion in den kommenden Tagen sehr stark sein. Diese ist inzwischen deutlich leiser geworden, seit viele Kommunen nicht mehr in der Lage sind, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Identitätspolitik am Limit. 

Aber zurück zu Obamas These über die Frauen: Er weiß wohl auch nicht, dass man erstmal klar definieren muss, wen er mit Frauen meint. Wenn er damit nur die biologischen Frauen gemeint hat, dann sollte er sich lieber schon mal warm anziehen. Die links-woke Blase vergibt solche Schnitzer nicht so leicht. Aber vielleicht meinte er auch alle Personen, die sich als Frau fühlen. Wie inzwischen vor allem beim ÖRR üblich, hätte er hier vielleicht eher einen Begriff wie „weibliche Person“ „menstruierende Person“ oder „Mensch mit Gebärmutter“ verwenden sollen. Inzwischen kann es mehrere tausend Euro kosten, wenn man einen biologischen Mann, der sich als Frau identifiziert, als Mann bezeichnet. Und nein, Sie leben nicht in einer Monty-Python-Satire. Obwohl es einiges erklären würde. 

Wie dem auch sei, Obama hat es so gesagt, also wird es auch stimmen: Weibliche Personen an die Macht! 

Weltreise einmal anders

Apropos Frauen. Bei der Bundesgartenschau in Mannheim kam es zu einem handfesten Skandal! Eine Frauentanzgruppe bestehend aus Rentnerinnen wollte bei einer Tanzeinlage einen Sombrero tragen. Aber nicht nur das. Bei der Show „Weltreise in einem Traumschiff“ sollten Kimonos, indische Gewänder und andere traditionelle Kleidungsstücke aus aller Welt vorgeführt werden. – Der Aufschrei war groß: Kulturelle Aneignung! Stereotypen! Beleidigung! 

Ob sich diese Volksgruppen tatsächlich durch eine harmlose Showeinlage beleidigt fühlen, darf stark bezweifelt werden. Ich war dieses Jahr in Arizona bei den Hualapais am Grand Canyon. Glauben Sie mir, die wollen lieber über Football reden. Die einzigen, die sich ständig beleidigt fühlen, sind Identitätslinke, irgendwelche Randgruppenbeauftragte und einige Berufspolitiker. Den meisten Menschen auf der Welt ist es vollkommen egal, ob ein paar Rentnerinnen in Mannheim in einem schlecht sitzenden Kimono über die Bühne wackeln. Oder interessiert Sie es, wenn irgendwo auf der Welt ein Deutscher mit Lederhosen und Bierkrug dargestellt wird? Sehen Sie. 

Wo wir gerade beim Thema sind. Karl May hat in seinen Büchern das Kunststück vollbracht, nicht nur den Wilden Westen und die dortigen Einwohner zu beschreiben, sondern vor allem den Deutschen perfekt zu skizzieren. In den Geschichten sind es skurrile „Westmänner“ mit deutschen Wurzeln, die alles regeln und wieder ins Lot bringen. Unterstützt werden sie dabei von edlen Ureinwohnern mit klarer moralischer Haltung. So oder so ähnlich stellt sich doch jeder grüne Stammtisch die Weltordnung vor. Nur mit dem Zusatz, dass die „edlen“ Ureinwohner von bösen Kapitalisten, Klimaleugnern oder Neurechten unterdrückt werden und nur sie (also die Grünen) Gerechtigkeit bringen können. 

Wie bei den Benin-Bronzen. 

Kritik ja, aber nicht so!

Wie gesagt, die Identitätslinken brauchen eine Randgruppe, die sie beschützen müssen. Ob diese das nun will oder nicht. Früher war es mal der Arbeiter. Heute sind es so ziemlich alle Randgruppen, die man finden kann: Menschen mit wechselnden Geschlechtern, Flüchtlinge, Opfer des Klimawandels oder unterdrückte Völker jeglicher Art (vor allem Palästinenser). Wichtig ist dabei, dass man einen klaren Gegner oder eine frappierende Ungerechtigkeit hat, gegen die man ins Feld ziehen kann. Für den Fall, dass sich kein passender Gegner finden lässt, wird einfach eine Bedrohung erfunden oder aufgebauscht. Wie bei der kulturellen Aneignung. 

Dahinter verbirgt sich nichts anderes als der typisch linke Erziehungswahn. Den Menschen muss klar gemacht werden, dass nicht alle Mexikaner Sombrero, nicht alle Japaner Kimonos und nicht alle Indianer Federschmuck tragen. Dass jeder, der erfolgreich die Grundschule abgeschlossen hat, sowas ohnehin weiß, spielt dabei keine Rolle. Immerhin geht es um die gute Sache. Der Zweck heiligt die Mittel. Wie im Sozialismus. Es geht ja immerhin um das höhere Gute. Das vielleicht nicht wir alle, aber die Identitätslinken erkannt haben. 

Eine entscheidende Rolle in diesem Kampf spielt die Zensur. Oder warum glauben Sie, soll Musk enteignet werden und die Jungs von Pfizer nicht? Der Mann möchte freie Meinungsäußerung auf Twitter durchsetzen. Sorry, aber das geht gar nicht! Vor allem nicht in Zeiten, in denen zwar unsere Gesellschaft immer bunter werden soll, aber bitte nicht das Meinungsspektrum. 

Natürlich ist es ärgerlich, wenn Wagenknecht & Co vor dem Brandenburger Tor für „Frieden“ (oder besser für Putin) demonstrieren. Es ist noch ärgerlicher, wenn rechte Flachzangen gegen eine angebliche „Umvolkung” auf die Straße gehen. Haben sie dennoch das absolute Recht dazu? Natürlich! 

So ist es auch in den sozialen Netzwerken. Erinnern sie sich noch, was los war, als „Querdenker“ gegen Impflicht und Coronamaßnahmen auf die Straße gegangen sind? Nicht nur radikale Identitätslinke wollten denen das Recht dafür absprechen. Oder wie es immer so schön heißt: „Natürlich kann man die Coronamaßnahmen kritisieren, aber nicht so!“ – Wie genau die Kritik stattdessen geäußert werden soll, wird in diesem Zusammenhang stets offen gelassen.

Nun ist die Frage, warum das Vertrauen in die eigene Meinung so schwach ist, dass man andere zensieren will? Oder, wenn das nicht geht, auf den sozialen Netzwerken sämtliche Accounts mit einer anderen Meinung blockiert? Jede Wette, bevor wir eine Antwort auf diese Fragen erhalten, landen die „Benin-Bronzen“ doch noch in einem Museum. Genauso, wie es auch Indiana Jones gewollte hätte!

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