Israel: Was ich Ihnen nicht ersparen kann

Seit dem Holocaust wurden nicht mehr so viele Juden an einem Tag ermordet, nur weil sie Juden waren. Nach dem schwärzesten Tag seiner Geschichte steht Israel unter Schock. Dieser Text wird auch persönlich und etwas drastisch, aber ich kann es Ihnen nicht ersparen.

Um 9.26 Uhr am Samstagmorgen kam die erlösende Nachricht: Die engsten Freunde in Israel sind wohlauf. Der Sohn war tatsächlich beim Nova-Rave in Re’im gewesen, einem Open-Air-Festival, das die ganze Nacht andauerte und bei dem palästinensische Terroristen 260 Menschen mit Maschinenpistolen und Handgranaten ermordet und Dutzende in den Gazastreifen verschleppt haben. Er kehrte wohlbehalten zurück, nur um gleich zur Armee eingezogen zu werden. Nun müssen wir deswegen um ihn bangen. Von einer anderen Frau, die ich vor über 40 Jahren kennen lernte, hörte ich, dass sie heute in Kfar Aza lebt, einem Kibbuz fünf Kilometer östlich von Gaza, nahe Sderot. Unsere Freundin Anat hat versucht, sie zu erreichen – bisher erfolglos. Vielleicht ist auch sie unter den Opfern – oder ist als Geisel in das Herrschaftsgebiet der Hamas verschleppt worden.

Ein Horror, eine Katastrophe

Bei dem brutalen Einfall der Terroristen am Samstagmorgen sind mehr als 700 Menschen ermordet worden. Auf der erwähnten Party, auf den Straßen, in ihren Häusern. Wo die Hamas-Terroristen auftauchten, richteten sie ein Blutbad an, ermordeten wahllos Männer, Frauen und Kinder, ganze Familien, entführten mehr als hundert Menschen, darunter auch Senioren, Mütter mit Babys, junge Frauen; für sie alle muss man das Schlimmste befürchten. Die Mörder posieren mit den Leichen, auf die sie noch spucken, und mit den Gekidnappten, sie jubeln und rufen „Allahu akbar!“. Es ist die reine Barbarei, anders kann man es nicht sagen. Und auf den Straßen Gazas wird das Massaker an wehrlosen Menschen gefeiert, Autos fahren hupend durch die Straßen, und an die Passanten wird süßer Kuchen verteilt. Nicht nur auf den Straßen Gazas – auch in der Westbank, im Libanon, dem Iran, der Türkei. Und auch in Kanada, in Flüchtlingslagern in Griechenland, in Australien und selbstverständlich auch in Europa, überall dort, wo hasserfüllte Araber leben.

Auch in Deutschland, wo angeblich kein Platz für Antisemiten ist. In Berlin-Neukölln machten Judenhasser aus ihrem Herzen keine Mördergrube, zeigten ihre Verbundenheit mit den Massenmördern und verteilten Baklava auf der Sonnenallee. „Wir akzeptieren es nicht“, meint Bundeskanzler Olaf Scholz, aber natürlich wird auch nichts gegen die Urheber unternommen.

Ich kann es nicht mehr hören. Die leeren Worthülsen, die folgenlosen Solidaritätsbekundungen, die erbärmliche Zeichensetzung mit dem Anstrahlen des Brandenburger Tors, die Untätigkeit, die fortbestehende Aufnahme solcher Typen wie denen in Neukölln zu Hunderttausenden, zu Millionen, Jahr um Jahr.

Wie der Terror wirklich aussieht

An meinem achten Geburtstag trat der palästinensische Terror abrupt in mein Leben. PLO-Terroristen massakrierten bei den Olympischen Spielen in München elf israelische Sportler. Noch als Teenager reiste ich zum ersten Mal nach Israel, gewann dort Freunde, die ich teils bis heute habe und mit denen ich über die Jahrzehnte Freud und Leid teilte. Auch während der schlimmsten Anschlagswellen während der „Al-Aqsa-Intifada“ besuchte ich sie. Am Vorabend meiner Rückkehr kaufte ich in Netanya noch ein paar Sachen ein, als in der Nähe – genau vor dem Einkaufszentrum, in dem ich sonst immer shoppte – ein palästinensischer Terrorist sich und mehrere Menschen in die Luft sprengte. So bekam ich hautnah mit, was in solchen Fällen geschieht: Jeder ruft sofort alle möglichen Verwandten, Freunde und Bekannten an, um sicherzugehen, dass ihnen nichts passiert ist. Im Fernsehen sind die Bilder vom Anschlagsort in Dauerschleife zu sehen, Terror-Experten reden, es gibt nur noch ein Thema. Die Opfer des Terrors werden in der Zeitung abgebildet, mit jeweils einigen Worten über sie. Das ganze Land nimmt Anteil, und ein Regierungschef, der nicht sofort ins Krankenhaus eilt, um die Verletzten zu besuchen, ist dort überhaupt nicht denkbar. Die Toten zu ignorieren und sich nach einem Jahr mal zu bequemen, einen Brief an die Hinterbliebenen zu schreiben, ist der Unique Merkel Style.

In einem Land, das bereits Schnappatmung bekommt, wenn ein älterer Politiker einer Journalistin an der Hotelbar bescheinigt, ein Dirndl ausfüllen zu können, vermag man sich nicht vorzustellen, was Terror von der Art, wie ihn die Israelis seit der Staatsgründung, ach, schon Jahrzehnte davor, erdulden müssen, wirklich bedeutet, und deshalb sage ich es Ihnen jetzt: Palästinensische Terroristen sind seit jeher erbarmungslos, die der PLO und die der Hamas noch mehr, weshalb erstere uns politisch und medial als „gemäßigt“ verkauft werden. Mitten im „Friedensprozess“ morden sie erst recht. Palästinensische Terroristen ermordeten nicht nur wehrlose Sportler; sie ermordeten auch die schwangere Tali Hatu’el mit ihren kleinen Töchtern in ihrem Auto, aus nächster Nähe, sie erschossen ein Baby auf einem Spielplatz in Hebron in seinem Kinderwagen, sie töteten den gelähmten Passagier Leon Klinghoffer auf dem Kreuzfahrtschiff Achille Lauro und warfen ihn mitsamt Rollstuhl über Bord, sie ermordeten dreißig alte Menschen, darunter etliche Holocaust-Überlebende am Vorabend des Pessach-Festes im Park-Hotel von Netanya, das mir bestens vertraut war, so wie viele Orte in dem kleinen Land, die dann irgendwann Schauplatz eines Blutbads wurden. Hat jemand auch nur eine Ahnung davon, was es wirklich heißt, wenn ein Terrorist zehn Kilo Sprengstoff in einem vollbesetzten Linienbus zur Rush Hour zündet und die Leichenteile in den Bäumen und auf den Balkonen der Häuser landen, die die Straße säumen?

Jahrelang ging das so, Tag für Tag, und als wäre der Schmerz angesichts des Leids der Opfer nicht genug, tun deutsche Politiker und Journalisten seit Jahrzehnten alles, um den Terror herunterzuspielen, zu relativieren und die Täter zu entschuldigen. Selbst jetzt. Selbst jetzt! Während der barbarische Hamas-Terror auf Israels Straßen wütet, schwadroniert in der Süddeutschen Zeitung Peter Münch einmal mehr über die „Vorgeschichte“ der „Eskalation“, für die natürlich, wie Münch insinuiert, Premier Netanyahu, die Siedlungspolitik im Westjordanland und die israelische Gegenwehr nach Terrorangriffen verantwortlich sind. Gregor Gysi ist dagegen, dass man die üppigen dreistelligen Millionenzahlungen an die Palästinenser auf den Prüfstand stellt, und Sawsan Chebli, die vorgebliche Kämpferin gegen den Antisemitismus auch unter Arabern, wittert wieder „antimuslimischen Rassismus“ und „antimuslimische Ressentiments“ bei all jenen, die Kritik an den Palästinensern üben.

Hamas – eine Art palästinensische CDU?

So weit alles wie immer, selbst jetzt, wo offensichtlicher ist als je zuvor, um was es sich bei der Hamas handelt: Nicht, wie die auch in öffentlich-rechtlichen Medien gern zitierte Politologin Helga Baumgarten meint, um eine etwas konservativere und etwas religiöse Partei, so etwas wie eine palästinensische CDU (!), oder als jemand, mit dem Israel „reden muss“, wie der als „Nahost-Experte“ herumgereichte Antiwestler Michael Lüders fordert, sondern um eine mörderische islamistische Terrororganisation, deren Daseinszweck die Zerstörung Israels und die Ermordung und Vertreibung aller Juden ist, so wie es in ihrem Programm steht, die, wie wir eben sehen, so viele Juden abschlachtet, wie es ihr möglich ist, und die im Gazastreifen seit 16 Jahren mit brutaler Gewalt herrscht, wo sie schon die kleinsten Kinder in Uniformen steckt, paramilitärische Übungen veranstalten lässt und Bühnenstücke inszeniert, in denen israelische Geiseln gedemütigt werden. Und eine Generation nach der anderen für den „Heiligen Krieg“ drillt.

In diesen Tagen müssen sie die Geiseln nicht selbst spielen, sie haben sie aus deren eigenen Häusern verschleppt. Haben etwa ein 18-jähriges Mädchen ermordet und dann genüsslich gefilmt, wie dessen kleine Geschwister verzweifelt um sie weinten, bevor sie sie in den Gazastreifen entführten. Ein Abgrund an Unmenschlichkeit, für die man keine Worte findet. Es kursieren bereits zahlreiche solcher Videos im Internet, und sie sind nicht auszuhalten.

Israels 11. September? Nein – schlimmer

Der 7. Oktober ist Israels 9/11, hört man zuweilen, aber das ist er nicht. Er ist schlimmer, nicht nur, weil die Zahl der Opfer in der Relation zur Bevölkerungszahl weit größer ist. Der größte Albtraum, Scharen von Mördern auf der Straße und auf der eigenen Türschwelle, ist wahr geworden. In den Morgenstunden des Shabat warteten Familien, die sich zu Hause verbarrikadiert hatten, oft stundenlang darauf, dass die Armee endlich eintreffen und sie retten möge. Das Sicherheitsgefühl der Israelis, das Vertrauen auf den Schutz durch die Sicherheitskräfte, ist schwer erschüttert worden.

Bitachon, Sicherheit, dieses Wort hat in Israel eine Bedeutung, die man sich hier gar nicht vorstellen kann. Bibi Netanyahu, Mr. Security persönlich, dürfte diese Geschichte politisch nicht überleben. Die Frage, die sich alle stellen – Wie war so etwas möglich?! – wird noch geklärt werden, aber erst, nachdem die letzten Terroristen auf israelischem Boden erledigt sind und die Streitkräfte sich des Problems Hamas angenommen haben. Und diesmal ernsthaft. Die israelische Gesellschaft mag in manchen Fragen gespalten sein, aber jetzt ist sie sich einig darin, dass etwas passieren muss. Etwas, wovor man bisher aus humanitären Gründen immer zurückschreckte. Eine Partei, die in diesen Tagen zur Zurückhaltung auffordern würde, könnte sich gleich selbst auflösen. Nicht einmal die Linken würden das tun.

Meine Prognose: In Kürze wird man eine Regierung der Nationalen Einheit bilden, wie bereits mehrmals in Zeiten großer Krisen. Es wird ein möglichst breit geteilter Konsens benötigt für das, was in den nächsten Tagen und Wochen, vielleicht auch Monaten geschehen wird. Und um es klar zu sagen: Die Verantwortung dafür trägt einzig und allein die Mörderbande der Hamas, lassen Sie sich nichts anderes erzählen, nicht von Michael Lüders und nicht von irgendeinem anderen „Experten“, den deutsche Medien konsultieren. Israel muss und wird die Gefahr durch die Hamas, den Islamischen Dschihad und andere Mörderbanden ein für alle Mal beseitigen, und das wird viele Opfer kosten. Für die über hundert Geiseln in der Hand der Terroristen, die in irgendwelchen unzugänglichen Verstecken festgehalten werden, können wir nur noch beten.

Es werden keine schönen Bilder, die Ihnen die üblichen Verdächtigen unter den Pressbengels zeigen werden. Aber das sind die, die wir derzeit alle sehen können, erst recht nicht. Wieder einmal kämpfen Juden ums Überleben, und zum Glück sind sie nicht auf Unterstützung aus Deutschland angewiesen, wo sich der Kampf gegen den Antisemitismus im bizarren Streit um ein 35 Jahre altes Flugblatt vom Bruder eines missliebigen Politikers erschöpft. Das regelt der jüdische Staat jetzt selbst.

Dieser Text erschien erstmals am Montag, 9. Oktober, bei der Achse des Guten. Wir bringen in hier mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktionsleitung der Achse – herzlichen Dank!

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Was die Obristen sagen

3 Kommentare. Leave new

  • Karl aus Oberschlesien
    11. Oktober 2023 18:00

    „Das Magazin des konstruktiven Widerstands“
    Das oben geschriebene könnte man 1:1 auf die Palästinenser übertragen. Die haben bis dato mehr gelitten, wie die Juden.
    Weder die Juden/ Israelis, noch die Mohammedaner jucken mich. Wenn ich aber WIDERSTAND lese, dann sehe ich das die Juden sich einfach‘ in einem Staat/ Land festgesaugt haben UND die Besitzer des Landes seit über 75Jahren bekämpfen/ schikanieren.
    Die Juden/ Israelis breiten sich von Anfang an aus. Ich habe schon in meiner Jugend von heroischen jüdischen Siedlern, im Kibutz, gehört, gelesen; die auf fremden Land, mit der Utzi für Männlein und Weiblein in der Hand, Apfelsinen verteidigen.
    Jaffa war von der UN (SO) nicht vorgesehen. DAS bewerkstelligten die Juden mit Hilfe der Inselaffen- MIT GEWALT. Und die USAmis habe denen seither geholfen.
    Gruß Karl
    Ps: Die Juden haben 1933 den Deutschen den Krieg erkärt (2x) – ein Grund mehr, nicht ‚für die Juden‘ zu sein.

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  • Mich würde viel mehr interessieren wie das Ganze ungestört bzw. ungehindert passieren konnte? Sie schreiben es selbst „In den Morgenstunden des Shabat warteten Familien, die sich zu Hause verbarrikadiert hatten, oft stundenlang darauf, dass die Armee endlich eintreffen und sie retten möge. Das Sicherheitsgefühl der Israelis, das Vertrauen auf den Schutz durch die Sicherheitskräfte, ist schwer erschüttert worden.“

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  • pol. Emik-Wurst, Hans
    16. Oktober 2023 21:02

    Die korrupten Einrichtungen in Washington D.C. und in Brüssel lösen sich auf. Dadurch sieht das BRD-Kartell alt aus. Der Jerusalemer Regierung steht das Wasser bis zum Hals. Es ist peinlich, wenn seit dem 7. Oktober versucht wird, durch eine Falsche-Flagge-Aktion international Menschen aufeinanderzuhetzen, damit sie sich abschlachten. Wer so etwas plant, hat den Knall überhört! Doch die Khasarische Mafia träumt weiter! Von was eigentlich?

    Das Vereinigte Königreich war im 19. Jahrhundert der Spaltpilz, der im Nahen Osten die Menschen gegeneinander aufgebracht hat. Die USA haben lediglich den Staffelstab übernommen. Ich erinnere an die rund 3000 Palästinenser und Israelis, die am 14. Februar 2018 einen Chorgesang einübten und am Ende des Tages aufführten: One day von Matisyahu. Gänsehaut pur!
    https://www.youtube.com/results?search_query=one+day+matisyahu+choir

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