Auf dem Plattenspieler: Jazzmatazz Vol. 1

Künstler: Guru

Album: Jazzmatazz, Vol. 1 (Chrysalis 1993)

Weil ich es liebe, gute Musik unter die Menschen zu bringen, bin ich nicht nur Musikproduzent, sondern auch bereits seit meinem 16. Lebensjahr nebenbei regelmäßig als DJ unterwegs. Damit möchte ich nicht angeben, sondern es ist ein Umstand, dem ich eine unvergessliche Erfahrung zu verdanken habe, die unmittelbar mit der Scheibe zu tun hat, um die es jetzt geht.

Denn heute dreht sich ein wirklich wegweisendes Projekt auf dem Plattenspieler, ein Album, das mir voll in die Karten spielt, weil es verschiedene Genres kombiniert. Weil es Programming, Sampling, Drumcomputer und Rap mit Liveinstrumenten und Gesang kombiniert. Ein Konzept, das ich besonders liebe und das ich mir auch bei vielen eigenen Produktionen, vor allem in den 90ern, zu Nutze gemacht habe. Ein dicker Beat aus der Dose, dazu ein kleines Sample und das ganze garniert mit handgespieltem Bass, Piano, Vibraphon oder echten Bläsern.

Genau diese Mischung liebte auch Keith Edward Elam alias Guru, der Rapper der zusammen mit DJ Premier die berühmte Rapgruppe Gangstarr bildete. Auf der Jazzmatazz Reihe verband er in erster Linie jazzige, oft eben live gespielte Elemente, mit Hip Hop Beats zu einer groovigen und sehr musikalischen Mixtur, die auf allen vier Teilen der Serie mit Gästen vom Allerfeinsten glänzt: An dieser Stelle seien exemplarisch MC Solaar, Angie Stone, Erykah Badu, Ronny Jordan, Lonnie Liston Smith, Chaka Khan, Jamiroquai, Bahamadia, Isaac Hayes, Herbie Hancock, Freddie Hubbard und Ramsey Lewis genannt. Klingt wie das „who is who“ der Jazz- und Rapgeschichte.

Auf dem Teller liegt heute das allererste Album der Jazzmatazz Reihe aus dem Jahr 1993, vielleicht auch das Beste. Für mich war es so sensationell, weil es damals überhaupt nicht selbstverständlich war, dass Musiker wie der berühmte Blue Note Trompeter Donald Byrd, der Kult- Vibraphonist Roy Ayers oder auch die Saxophonisten Courtney Pine und Branford Marsalis auf einer Platte mit Rap ihr Bestes gaben. Eine Kombination, bei der es in der Hörmuschel sofort zu knistern beginnt und auch die müdesten Knochen animiert werden, sich zu bewegen.

Und damit zurück zum Anfang, warum ich eingangs erwähnt hatte, dass ich seit der Jugend gerne die Platten drehe und zu einem süchtigen Sammler des schwarzen Goldes geworden bin. Im Laufe meiner Karriere als DJ wurde ich immer wieder als Supportact für Konzerttourneen gebucht. Ich fungierte dabei zumeist als Warm-up-Act, quasi als Vorgruppe und als Aftershow DJ zugleich. Eine Aufgabe, die mich immer fasziniert hat, weil ich mit den unterschiedlichsten Künstlern unterwegs war, jedes Publikum komplett anders tickte und ich auf diese Weise die Welt kennen lernen konnte. So hatte ich die Ehre die Bühne mit Künstlern wie Busta Rhymes, Grandmaster Flash, DJ Jazzy Jeff oder den Jungle Brothers zu teilen. Ende der 90er Jahre ging Guru wieder mit dem Jazzmatazz Projekt auf Tournee und natürlich mit einer kompletten Band. Bei jedem Konzert kamen dann noch einzelne Stars hinzu, die auf den Alben als Gäste auftauchten. Großartige Shows vor begeisterten Menschen in Locations mit 800 bis 2000 Fans. Schon am ersten Tourtag kam beim Soundcheck Guru persönlich im Backstage auf mich und die Organisatoren zu und fragte, ob ich nicht der Band DJ für die komplette Tournee sein wolle. Der offizielle Jazzmatazz Tour DJ war offenbar kurzfristig ausgefallen. Was für eine Ehre! Und ein Ritterschlag noch dazu, mit solch einem Projekt und einem meiner Lieblingsrapper die ganze Tour zusammen auf der Bühne zu stehen. Er wies mich während des Soundchecks kurz ein und erklärte mir in aller Kürze, welche Songs wie und wann gespielt wurden, was ich dabei alles machen sollte und wo Soloparts für mich zum Scratchen waren. Das prägte ich mir sofort ein – so gut ich konnte – und die Aufregung stieg von Minute zu Minute. Bis es dann endlich soweit war und das erste Konzert begann. Alle klappte bestens, die Band und die Crew waren einfach super, und so wurde die Jazzmatazz Tournee für mich ein ganz besonderes, unvergessenes Erlebnis.

Aber auch ohne persönlichem Bezug handelt es sich bei Guru´s Jazzmatazz Vol.1 um ein herausragendes Werk, das bis heute sehr aktuell klingt und mit seiner ausgewogenen musikalischen Mischung immer für gute Stimmung sorgt. Hören Sie selbst:

Hier auf YouTube finden Sie Guru´s erstes Jazzmatazz Album in voller Länge.

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