Die Reden von J.D. Vance in Paris und München haben im europäischen Politestablishment eingeschlagen wie eine Bombe. Kritische Kommentatoren vergleichen unsere Staatslenker mit einem aufgescheuchten Hühnerhaufen, wahlweise mit oder ohne Kopf. Das amerikanische Beharren auf Free Speech, die Unverschämtheit von Vance, Scholz auflaufen zu lassen, Merz eine Mini-Audienz zu gewähren, sich aber mit Frau Weidel zu einem immerhin halbstündigen Gedankenaustausch zu treffen, kann man nur noch als ein wiederholtes „Abwatschen“ unserer Eliten bezeichnen.
Die Entrüstung ob der unterstellten Einmischung in unsere freien und geheimen Wahlen ruft unweigerlich die allzu deutliche Unterstützung von Frau Harris im Vorfeld der US-Wahlen ins Gedächtnis, mitsamt den vielen wenig diplomatischen Äußerungen über Trump, die gut dokumentiert sind.
Und wenn eines sicher ist: Der Donald vergisst nicht. Und er hat doch eindeutig eine leichte Tendenz, es seinen Kritikern heimzuzahlen – nicht nur im Land der Freien und Tapferen, sondern dummerweise auch hierzulande und im Rest von Europa. Dumm gelaufen!
Nun scheint das Schlimmste, was uns und der Ukraine passieren könnte, ein möglicher Frieden zu sein – und prompt eilt ein zutiefst verstörter Haufen Kriegswilliger nach Paris, um zu sehen, was sich da noch tun ließe. Herr Starmer hat schon Truppen angeboten, allerdings wird von Experten gesagt, dass die komplette englische Armee mit Müh und Not das Wembley-Stadion knapp über die Hälfte füllen könnte, von einem desaströsen Zustand von Wehr und Waffen abgesehen.
Von unserer Bundeswehr schweigen wir besser. Und sollten die Franzosen, wie einst ihr Kaiser gen Russland ziehen, würde ich vorher einen gewaschenen Aufstand gegen den ohnehin geschwächten Macron vermuten.
Selenskyj will nun sein ohnehin an menschlichem Materialnachschub leidendes Heer auf 1,5 Millionen aufblähen, natürlich von der EU bezahlt, und so „die Demokratie” verteidigen. Wie es mit der Demokratie in der Ukraine aussieht, wollen wir hier allerdings nicht erörtern.
In den letzten Tagen habe ich mit mehreren ukrainischen Bekannten gesprochen. Die Reaktionen waren durchaus individuell, aber eins war ihnen gemeinsam: Zurück in die Ukraine? Never! Eine Freundin, die Ukrainer in Deutschland unterrichtet, bestätigte diesen Befund vollumfänglich. Patriotismus durchaus, aber Hingehen will keiner.
Kritische Stimmen, wie die des Ex-Natogenerals Kujat, bekräftigen, dass die Ukraine vor und auch noch kurz nach der russischen Invasion zu durchaus günstigen Bedingungen hätte Frieden schließen können. Sogar später gab es von russischer Seite Angebote. Und: Je länger der Krieg weitergeht, desto mehr dürfte das Land Territorium verlieren. Die natürlich wieder völlig unzureichende „Hilfe“ der Europäer macht also das Ergebnis des Krieges immer schlimmer, von den exorbitanten Gefallenenzahlen abgesehen. Man sollte sich diesbezüglich nicht auf ukrainische Angaben und schon gar nicht auf die des britischen Geheimdienstes verlassen.
Eins scheint klar zu sein: Trump sieht die Ukrainefrage in einem größeren, globalen Zusammenhang, und ich vermute mal, dieser Krieg und die Europäer überhaupt sind für ihn ein lästiger Kostenfaktor. Vermutlich ließen sich mit den Russen bessere Geschäfte machen oder ein globaler Ringtausch aushandeln: „Gibst du mir XXX, gebe ich dir YYY,“ und die seltenen Erden im Osten kann man auch gemeinsam ausbuddeln, wenn überhaupt. Europa darf da natürlich nicht mehr mitreden, höchstens die Zeche bezahlen – eines Krieges, an dem, wie gesagt, die USA nicht ganz unschuldig sind. Das war nicht nur Biden, sondern auch die Vorgängerregierungen Trump und Obama, die diese Suppe angerührt haben.
Interessant dürfte für die USA auch die Option sein, Russland ein wenig aus der Liaison mit China herauszulösen oder gar, wie manche vermuten, den Globus einfach in drei Machtsphären zu teilen, wobei sich die Frage stellt: In welcher Sphäre wären wir Deutschen dann?
Es hagelt aber schon Absagen an Selenskyjs Forderungen: Die Polen wollen keine Truppen schicken, nur die Balten stehen bereit. Böse Zungen meinen, die sollten dann wenigstens im Gänsemarsch anrücken, das sähe nach mehr aus.
Das Einzige, was die Europäer wirklich zu verlieren haben, ist ihr über Jahre hinweg gepflegtes Narrativ von dem neuen Churchill Selenskyj, und vom bitterbösen Putin und natürlich vom Iwan, der an die Marmelade will. Dass diese Narrative sagenhaft blödsinnig, in sich widersprüchlich und unterkomplex sind, daran hat auch die gebetsmühlenhafte Wiederholung der Mär vom unprovozierten Überfall der Russen auf die wehrlose Ukraine nichts geändert, und das Wehrhaftigkeitsgetrommel des Ober-Obergefreiten Pistorius wird auch nicht realistischer.
Frieden wäre für alle besser: für die geschundene Ukraine, für die Pleitestaaten im Westen und für die Bürger, die letztendlich für alles bürgen.