Man kann heutzutage ja geradezu von Informationsarbeit sprechen – sie muss, neben der Beziehungsarbeit, zusätzlich zur allfälligen Selbstoptimierung geleistet werden. Für mich als gelegentlicher Artikelschreiber heißt das unter anderem: das Durchforsten einer Menge von Publikationen und Videos, vorzugsweise auf Englisch verfasst. Das fördert durchaus den fortgeschrittenen Fremdspracherwerb – und dabei stoße ich immer wieder auf Lieblingswörter, also Ausdrücke, die im Englischen sowohl präzise als auch witzig sind. „Witty“ zu sein war ja stets ein erklärtes Ziel unserer angelsächsischen Freunde.
Heute mal zu zweien dieser Wörter: delusion und pussification.
Delusion ist im Deutschen kaum als Fremdwort gebräuchlich. Illusion kennt jeder – und sich Illusionen zu machen gilt als weitestgehend unschädliche Art, die Welt falsch zu sehen. Delusion dagegen hat einen pejorativen Charakter, bedeutet sozusagen selbstschädigende Illusionen, falsche Wahrnehmung der Realität, Selbsttäuschung. Dass dieses Wort im Deutschen nicht existiert, heißt allerdings nicht, dass das Phänomen – gerade im politischen Leben – selten wäre.
Unser zukünftiger, wenn es denn so kommt, Kanzler Merz fabulierte kürzlich vom Einsatz deutscher Taurus-Raketen gegen Russland, speziell gegen die Kertsch-Brücke. Nicht einmal der gegenwärtige – und wohl auch zukünftige – Obergefreite mochte ihm da ohne Weiteres zustimmen. Der Zustand der Bundeswehr scheint trotz Sondervermögen desaströs; man berichtet von „Peng, peng“-Rufen bei Übungen und von verheerenden Defiziten, etwa im Bereich der Logistik.
Sollte die Wehr gen Osten ziehen müssen, würden unsere Krieger wohl mit Ersatzkanistern ausschwärmen, um die spärlichen Transportfahrzeuge zu betanken – oder gleich mit ihren Privat-Pkw losfahren. Da von einem Taurus-Angriff auf Russland zu faseln, ist entweder bärböckisch oder schlicht: delusional.
Eingeweihte bezeichnen ohnehin die Fähigkeiten sämtlicher westeuropäischer Armeen als Witz. Das hindert Experten – insbesondere weibliche – allerdings nicht daran, fleißig die Kriegstrommel zu rühren.
Überhaupt: In den Krieg ziehen wollen laut Statistik überwiegend übergewichtige Boomer – männlich wie weiblich – während sich die tatsächlich infrage kommenden Jahrgänge vornehm zurückhalten. Klar, wer will schon vom feuchten Schützenloch direkt ins kalte Grab?
Und hier kommt das zweite Wort ins Spiel: pussification. Es stammt von pussy – einem Begriff, der im Englischen je nach Kontext von Mieze über Angsthase bis zu Weichei und Feigling reicht. Jemanden in den USA als „pussy“ zu bezeichnen, kann allerdings nach hinten losgehen – zumindest in Texas und anderen eher robusten Regionen.
Pussification ist also die „Vermietzung“, „Vermuschung“, der Verweichlichungsprozess der westlichen Jugend, die einfach nicht mehr die wehrwillige Robustheit ihrer Groß- und Urgroßvätergeneration hat – oder die der Ukrainer und Russen. Schon als Küchenbulle in einer pussifizierten Einheit würde man wahnsinnig: überall Veganer, Vegetarier oder Inhaber diverser Unverträglichkeiten. Den Rest der Szene möge sich der geneigte Leser bitte selbst ausmalen.
Zum Schluss noch ein Zitat von Dagmar Henn, RT, 14.04.2025:
„Also die Feindstaatenklausel. Die ist immer noch Bestandteil der UN-Charta, in den Artikeln 53 und 107. Nachdem deutsche Lenkraketen nur mit deutschem Bedienpersonal treffen, wäre ein Einsatz dieser Raketen gegen russisches Gebiet – also auch gegen die von Merz erwähnte Brücke von Kertsch – eine Kriegshandlung Deutschlands gegen Russland.
Weil es eben besagte Feindstaatenklausel gibt, wäre eine unmittelbare russische Reaktion gegen Deutschland völlig völkerrechtskonform – ohne Einbeziehung des UN-Sicherheitsrats.
Es nutzt da auch nichts, auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag zu verweisen, der ja die Stelle eines Friedensvertrags einnehmen sollte. Der ist ohnehin spätestens durch die Einrichtung des NATO-Ostseekommandos in Rostock gebrochen – von jenem Deutschland, von dessen Boden ‚nur Frieden ausgehen‘ sollte.
Wenn Russland den Schluss zieht, diesem Zustand Taten folgen lassen zu müssen, wird das Verhältnis zu Deutschland auf jenen Stand zurückgeworfen, auf dem es jahrzehntelang vor besagtem Vertrag war: dem einer Waffenruhe in einem Krieg, der nie durch einen Friedensvertrag formell beendet wurde. Wenn deutsche Raketen mit deutscher Mitwirkung russisches Gebiet treffen, dann geht aus rechtlicher Sicht einfach der Zweite Weltkrieg weiter.“
„Oh weh, oh wehe, wenn ich auf das Ende sehe!” – würde da unser Volksdichter Wilhelm Busch sagen.
Was kann man da noch tun? Schleunigst aus der CDU austreten. Aber was, wenn man gar nicht erst drin ist? Frei nach Groucho Marx (nicht Karl):
In einen Club, der mich aufnehmen würde, würde ich niemals eintreten!