Wenn man Heavy-Metal-Fan ist, dann muss man sich mit allerhand Vorurteilen herum schlagen. Beispielsweise wird gemeinhin angenommen, dass Fans dieser Musik schwarzgekleidete Einzelgänger sind, die latent gewaltbereit und eher humorlos sind. Eine gewisse Nähe zum Satanismus wird Heavy-Metal-Fans ebenfalls gerne unterstellt.
Vermutlich waren es genau diese Vorurteile, die in den 80ern zu dem „Warning Signs of Satanic Behavior“-Clip geführt haben. Wer es noch nicht gesehen hat, einfach mal in Google eingeben und genießen. Hinzu kam dann noch der Feldzug gegen diese Musik von selbsternannten Tugendwächtern wie Tipper Gore und der PMRC (Parents Music Resource Center). Dass Heavy-Metal-Fans gar keine depressiven, satanistischen Einzelgänger, sondern musikverliebte Nerds sind, kann man auf den einschlägigen Untergrundfestivals beobachten, wenn man will.
Aber solche gruppenbezogenen Verallgemeinerungen sind nicht nur auf Heavy-Metal-Fans beschränkt. In der Politik zählt so etwas inzwischen zum Daily Business. Vor allem, wenn es gegen die unliebsame Opposition von Rechts geht.
Alles Nazis!
Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz gibt es in Deutschland ca. 40.000 Nazis. Das macht ca. 0,05 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Natürlich ist jeder von denen einer zu viel, aber beängstigend ist diese mickrige Zahl auch nicht. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass im Jahr 2024 fast 200 Mio. Euro (vgl. Focus Artikel vom 02.04.2024) in den Kampf gegen Rechts geflossen sind. Nicht übel für ein Land, dass über eine beträchtliche Anzahl maroder Brücken, Straßen und Schulen verfügt.
Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die AfD (ersatzweise auch CDU und FDP) im Kampf gegen Rechts ausdrücklich mit gemeint ist und eigentlich das Hauptziel darstellt. Vor diesem Hintergrund sollte evtl. eine Evaluierung der Zahlungen in Betracht gezogen werden.
Immerhin konnten trotz 200 Mio. Euro Ausgaben im Kampf gegen das Böse die Wahlerfolge der AfD (und der CDU) nicht verhindert werden. Klingt im ersten Augenblick nicht nach durchdachten Investitionen, wenn die Hauptziele aus AfD und CDU fast 50 Prozent der abgegeben Stimmen erhalten. Aber gut, das nur nebenbei. Denn immerhin gilt von links das allgemeine Dogma, dass alle Wähler der AfD per se Nazis sein müssen, weil sie ja auch Nazis wählen. Rumms. So schnell werden aus 40.000 Nazis quasi im Handstreich mehr als 10.000.000 Nazis.
Noch mehr Millionen gegen Rechts
Damit wären wir ja auch schon beim Kern des Problems: Kann man wirklich 10.000.000 Menschen, die aus welchen Gründen auch immer die AfD gewählt haben, pauschal als Nazis titulieren? Schwierig. Schauen wir uns doch mal die aktuelle Politik an.
Vor einigen Wochen hat die Union mit Hilfe der SPD und den Grünen eine Grundgesetzänderung durch den alten (!) Bundestag gepeitscht. Die Schuldenbremse ist ab jetzt gelockert und die allgemeinen Probleme werden, anstatt sie vernünftig und mit Augenmaß anzugehen, einfach mit Millionen und Milliarden zugeschüttet. Konzepte, Ideen oder Strategien sind bei diesem Vorgehen leider kaum zu erkennen.
Beispielsweise soll die Bundeswehr endlich mit vernünftigem Material ausgestattet werden. Allerdings bleibt die Frage, wenn doch ein Krieg bevorstehen könnte, warum werden dann nicht Bunker für die Zivilbevölkerung gebaut? Auch die durchaus sympathische Idee, Geld bei linken Vorfeldorganisationen zu sparen scheint inzwischen ebenfalls verworfen zu sein. Ob nun das Land hinterher besser oder noch schlimmer aussehen wird ist genauso unklar wie die Frage, wer die Zeche irgendwann bezahlen muss.
Wie es mit Friedrich Merz’ 5-Punkte-Plan zur Begrenzung der Migration weitergeht, ist bis dato im Übrigen ungewiss. Allerdings gibt es auch gute Nachrichten: Die CDU kämpft seit einigen Wochen mit einer Austrittswelle. Wohin diese Wähler jetzt gehen werden ist zwar reine Spekulation, aber es bleibt zu befürchten, dass bei der nächsten Bundestagswahl noch mehr „Nazis“ von vermeintlichen „Nazis“ gewählt werden und der Kampf gegen Rechts noch mehr Millionen verschlingen wird. Natürlich ohne zählbare Erfolge zu liefern.
Jeder Jeck ist anders
Die Schuld tragen die Ausländer. Vor der letzten Bundestagswahl kursierten im Internet zahlreiche Videos von selbsternannten Experten, die nicht müde wurden zu betonen, dass die ganze Aufregung um die Taten in Aschaffenburg, Magdeburg und Solingen übertrieben sei, da Ausländer in der Kriminalitätsstatistik ja statistisch weniger für Verbrechen verantwortlich seien, als biodeutsche Täter.
Gut, es gibt elegantere Arten sich als Mathe-Nulpe zu outen als solche hanebüchenen Vergleiche. Denn niemand, außer vielleicht ein paar richtige Nazis ausgeschlossen, behaupten ernsthaft, dass wir in Deutschland ein generelles Problem mit Ausländern hätten. Die dummdreiste Forderung „Ausländer raus“ ist so ziemlich das Bescheuertste, was man so von sich geben kann. Deshalb hütet sich ja selbst die AfD davor, solche Pauschalisierungen zu verbreiten.
Vielmehr haben wir momentan ein Problem mit der Art der Zuwanderung und unseren dürftigen Abschiebungen gerade bei Intensivtätern. Zu unterstellen, die AfD und ihre Wähler würden generell allen Ausländern die Schuld für die oben genannten Bluttaten geben, ist irgendwo zwischen bösartig und unwissend. Und ja, natürlich sind „pauschal“ Ausländer in der Kriminalitätsstatistik weniger stark repräsentiert als Biodeutsche. Aber das liegt auch daran, dass es in Deutschland in absoluten Zahlen nun mal weniger Ausländer gibt als Deutsche.
Israelhasser unter sich
Hinzu kommt, dass es klassischerweise Delikte gibt, in denen bestimmte Gruppen statistisch überrepräsentiert sind. Zum Beispiel haben die antisemitischen Straftaten seit dem 07.10.2023 im besten Deutschland aller Zeiten spürbar zugenommen. Trotz einer ganzen Armada von Antisemitismusbeauftragten. So demonstrieren in hübscher Regelmäßigkeit Antisemiten auf Deutschlands Straßen. Was ja prinzipiell in Ordnung ist, immerhin gilt die Meinungsfreiheit auch für Spinner, Menschenhasser und Antidemokraten. Problematisch dabei ist nur, dass dies komplett ohne großen Widerspruch bzw. Widerstand stattfindet.
„Nie wieder ist jetzt“ ist anscheinend ebenfalls eine höchst selektive Angelegenheit. Bei den Corona-Demonstrationen war man hingegen nicht so zimperlich. Da hat man noch ganz mutig klare Kante gegen „Querdenker“ gezeigt. Nicht nur das. Jeder, der die Maßnahmen, die Impfung oder die angebliche Tatsache angezweifelt hat, dass das Virus von einer nicht ordnungsgemäß zubereiteten Fledermaus (!) stammte, war pauschal ein rechter Querdenker. Ohne Ausnahme!
Von nun an differenziert
Ob das nun auch für den BND gilt, der es inzwischen für wahrscheinlicher hält, dass das Virus doch aus einem Labor stammt und deshalb so resistent war, bleibt indes offen. Es offenbart aber eines unserer derzeit größten gesellschaftlichen Probleme: Die Debattenkultur.
Durch Pauschalisierungen und Verallgemeinerungen wird teilweise bewusst eine unbequeme Diskussion unterbunden. Social Media trägt dann auch noch dazu bei, dass diese Problematik zunehmend an Dynamik gewinnt. Der gute Dubslav von Stechlin würde im Grab rotieren. Vielleicht sollte man sich einfach häufiger möglichst ohne Smartphone aufs nächste Heavy-Metal-Untergrundfestival begeben und die Stimmung dort genießen. Friedlicher und entspannter geht es fast nirgendwo mehr zu. Zum Erstaunen der „besorgten“ Tugendwächter aus den 80ern.