Wird der Begriff „Kipp-Punkt“ auf den Klimawandel angewendet, hat das fatale Folgen, so Norbert Bolz:
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Tipping Point ist ein Begriff, den Thomas Schelling 1971 in die soziologische Diskussion eingeführt hat und der dann im Jahr 2000 von Malcom Gladwell in einem populärwissenschaftlichen Bestseller vor allem auf Modephänomene bezogen wurde. Dieser Kipp-Punkt ist der kritische Punkt, dessen Überschreiten eine unaufhaltsame Entwicklung in Gang setzt. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kam dann 2004 auf die folgenschwere Idee, diesen Begriff auf den Klimawandel anzuwenden. Damit fügte er sich ein in die Reihe der Katastrophenerfinder: Rudolf Clausius und der Wärmetod, Bernhard Ulrich und das Waldsterben, James Hansen und die globale Erwärmung. „Kipp-Punkt“ ist der Lieblingsbegriff der Alarmisten. Auf ihrer Weltuhr ist es immer fünf vor zwölf.
Ein Katastrophenmarketing und eine Politik der Angst beherrschen seither die öffentliche Diskussion, in der Hysterie jedes Argument niederschlägt. Und das gilt leider auch für Wissenschaftler, die sich zunehmend als Aktivisten verstehen, die „Druck machen“ wollen. Ihr Mantra lautet: „follow the science“. Aber die Politik folgt immer nur der Wissenschaft, die der Politik folgt. Neben dem PIK ist hier vor allem auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mit Frau Kemfert und Herrn Fratzscher zu nennen, die von den öffentlich-rechtlichen Medien gerne als unabhängige Experten präsentiert werden.
Was hier gepredigt wird, ist eine Erziehungsdiktatur, zu deren Rechtfertigung nichts Geringeres als der Untergang der Welt herhalten muss. Die Ampelregierung spricht dann gerne von „Transformation“ – doch das ist nur ein Euphemismus für Ökodiktatur. Um diesem Anliegen noch mehr Dringlichkeit zu verleihen, wird eine so genannte „Letzte Generation“ großzügig finanziert. Und dieser bezahlte Protest wird wiederum von einem regierungsfinanzierten Journalismus gespiegelt.
Auch die spektakulär verlorene Volksabstimmung in Berlin wird sie nicht irritieren. Denn je illusionärer die grüne Ideologie, desto stärker halten die Sektenmitglieder zusammen.
1 Kommentar. Leave new
Leider erklärt Bolz nicht, welches Interesse „die Politik“ (wie er sagt) eigentlich am Klimaaktivismus hat. Einerseits befördert unsere Regierung Klimaaktivismus, andererseits ist sie nicht in der Lage, die weltweit in Paris beschlossenen Klimaziele zu erreichen. Klimaaktivismus ist übrigens auch kein deutsches Phänomen. Die wissenschaftlichen Grundlagen des menschengemachten Klimawandels werden weltweit anerkannt, auch Schellnhubers Kipppunkte werden weltweit diskutiert, sie werden immer prominenter in den IPCC-Berichten. Ist das eine riesengroße, weltweite Verschwörung?
Die Regierungen der Welt tun sich sichtlich schwer, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren – die Emissionen steigen immer noch von Jahr zu Jahr. Gleichzeitig fördern diese Regierungen aber Tausende durchgeknallter Klimawissenschaftler? Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?
Das müsste einen Medienwissenschaftler wie Bolz doch interessieren. Warum versucht er nicht, eine Antwort zu finden?