Diesen Text gibt es auch als Video mit Wolfgang Herles im Televisor des Sandwirts: Hier.
Und außerdem auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier.
Ehrlich. So ein Monatsrückblick ist Drecksarbeit: Ordnen, was ein heilloses Durcheinander ist, logische Zusammenhänge entdecken, wo gar nichts logisch ist, das Beständige im Unbeständigen erkennen, wo doch nichts mehr beständig ist.
Der Monat begann mit einer phänomenalen Kriegslist, an die man sich lange erinnern wird. Die Ukraine schmuggelte Drohnen tausende von Kilometern ins Innere Russlands, um einen Teil von Putins Raketen und Flugzeugen zu zerstören.
Der Jubel über den Coup ändert aber nichts am Kriegsverlauf: Russland rückt vor. Doch ist dieser Krieg unversehens aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Die Deutschen regen sich jetzt lieber über die Drecksarbeit auf!
Gemeint ist die Drecksarbeit, die Israel verrichtet, indem es mit Luftangriffen versucht, den Ayatollahs im Iran die Lust an der Atombombe auszutreiben. Das mörderische Mullah-Regime mitsamt seiner Hilfstruppen, von den Houthis im Jemen bis zur Hamas im Gazastreifen, auszulöschen, wäre ein Segen für die Perser wie für die Israelis. Aber so einfach geht das nicht.
Erinnern wir uns: Ayatollah Khomeini wurde im Pariser Exil hofiert. Der vermeintlich aufgeklärte Westen bejubelte 1979 seine islamische Revolution. Ausgerechnet die Linken waren ganz auf der Seite der Frauensteiniger. Hauptsache, der westlich orientierte Schah war entmachtet. Geschäfte machen mit den mittelalterlichen Despoten zählte mehr als die Menschenrechte. Jetzt erledigte das in seiner Existenz direkt bedrohte Israel für uns die Drecksarbeit, wie der Bundeskanzler sich ausdrückte.
Wenigstens drückte er mal etwas aus, statt sich nur zu drücken. Aber das ist nun vielen auch nicht recht. Den Antisemiten sowieso nicht, den Verächtern der westlichen Lebensart auch nicht. Militärische Stärke aber bewirkt gelegentlich mehr als das Völkerrecht, das die pazifistischen Gutmenschen wie eine Monstranz vor sich hertragen, wenn es ihnen gerade mal passt.
Bei der Drecksarbeit geholfen haben die USA. Am 23. Juni griffen sie Iran an, schweres Bombardement einer unterirdischen Urananreicherungsanlage. Ob es ausgereicht hat, die atomare Bedrohung Teherans auf Dauer zu stoppen oder nur ein paar Monate zurückzuwerfen, das wissen wir noch nicht. Es reicht jedenfalls aus, Donald Trump triumphieren zu lassen.
Aber hat Donald Trump überhaupt so etwas wie ein Weltbild? Oder besteht seine Welt nur aus dem Schatten, den er selber wirft? Nach dem Motto: Ich mag Putin und er mag mich – der Rest kann doch nicht so schwer sein!
Unzählige Male hatte er versprochen, den Krieg um die Ukraine am ersten Tag seiner Amtszeit zu beenden. Obwohl er für den Friedensnobelpreis so gut wie alles tun würde, sogar sich vom Teufel Fliegen servieren zu lassen, an den Moskauer Fliegen hat er sich bisher dennoch die Zähne ausgebissen. Umso mehr zählt für ihn der Schlag gegen den Iran. Vorausgesetzt, die Waffenruhe hält.
Am 5. Juni saß Friedrich Merz bei ihm im Oval Office, dem derzeit bekanntesten Fernsehstudio der Welt. Von dort wird regelmäßig das neue Showformat gesendet, das der Entertainer Donald Trump erfunden hat. Man muss wissen, wie es funktioniert, wenn man dazu eingeladen wird. Der ukrainische Präsident Selensky wusste es nicht. Friedrich Merz lernte daraus. Er gab sich damit zufrieden, als Sidekick neben dem Gastgeber zu sitzen, den Mund nicht ungefragt auf und immer gute Miene zum Spiel auf seine Kosten zu machen.
Unvergesslich auch diese Szene im Oval-Office-Studio: Der reichste Mann der Welt, seinen hampelnden Sohn auf den Schultern, steht neben dem mächtigsten Mann der Welt am Schreibtisch. Elon Musk und Donald Trump. Ziemlich beste Freunde. Im Juni wurden sie zu ziemlich besten Feinden. Kettensägenmonster Elon Musk beendete seine Drecksarbeit für Donald Trump. Er musste sich entscheiden: Wenn er wieder erfolgreich Autos verkaufen wollte, konnte er nicht länger zum Hofstaat der Zoll-Ajatollahs gehören.
America-First-Nationalist Trump und Freihandels-Libertärer Musk sind natürliche Gegner. Auch in Sachen Zuwanderung sind sie es. Sein Ex-Freund ließ in Kalifornien Marines aufmarschieren gegen die Abschiebungsproteste. Drecksarbeit, wohin man schaut im schönen Monat Juni. Damit kommt jetzt nicht klar, wer beide heillos bewundert hat. Was nun, Frau Weidel?
Na Servus!
Diesen Beitrag im Televisor ansehen:
Diesen Beitrag im Wurlitzer anhören:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.