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An was werden wir denken, wenn wir uns, sagen wir, in zehn Jahren an den September 2024 zurückerinnern? Ganz sicher nur an eines: An den genialen Streich des israelischen Geheimdienstes Mossad. Es war wie eine bitterböse Satire, die sich nur kein Satiriker hätte ausdenken können. Explodierende Walkie Talkies und – wie heißen diese altmodischen Dinger auf Deutsch? –Funkmeldeempfänger. Spüren Sie auch eine klammheimliche Schadenfreude?
Zugegeben, nicht die feine Art, gleich ein paar 1000 Hisbollah-Terroristen auszuschalten. Ich wusste bisher nicht, weshalb ausgerechnet Geheimdienste auf Englisch Intelligence Service genannt werden. Jetzt ist mir das klar. Wenn es in Israel nicht so viel Intelligenz gäbe, wäre das Land schon verschwunden. Wobei ich bezweifle, dass die Intelligenz des Premierministers dazu ausreicht.
Intelligenz, das Stichwort des Monats. In der Politik ist zu unterscheiden zwischen dumm sein und sich dumm stellen. Dummheit, das hat sich herausgestellt, ist zwar keine Bedingung, aber auch kein Hindernis auf dem Weg nach oben. Die Liste mit Beispielen wäre an dieser Stelle zu lang. Sich dumm zu stellen ist dagegen geradezu Karrierevoraussetzung. Wobei auch da wieder unterschieden werden muss zwischen einerseits ideologischer Verbohrtheit und andererseits Realitätsverlust. Ideologisch verbohrt sind zum Beispiel alle, die immer noch glauben, sie kämen mit ihrer Energiewende ungebremst ans Ziel.
Realitätsverlust dagegen ist, wenn zum Beispiel Olaf Scholz sich für einen erfolgreichen Kanzler hält und aus dem Wahlergebnis in Brandenburg schließt, genau das ließe sich in einem Jahr bundesweit wiederholen. Scholz kann von Ministerpräsident Woidkes Popularität nur träumen. Dieser Woidke hat mit seiner höchst privatistischen Drohung aufzuhören, falls die AfD vor der SPD landet, die Sache gerade noch einmal hingebogen, aber sich erstens die Unterstützung von Scholz im Wahlkampf ausdrücklich verbeten, zweitens die Grünen damit aus dem Landtag gedrängt und drittens seine bisherige Koalition erledigt. Jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit Sarah Wagenknecht ein Tänzchen zu wagen. Ein erstklassiger Pyrrhussieg.
Dieser September wird innenpolitisch gleichsam eingerahmt von den Landtagswahlen im Osten. In allen drei Ländern, in Brandenburg, Sachsen und Thüringen wurde die Ampel abgestraft. Die Grünen flogen aus zwei Parlamenten. Die FDP ist nur noch mit der Lupe unter sonstige Parteien zu finden. Und so bleibt die einzige Frage von Interesse die, ob sich die Ampel bis zur Wahl im nächsten Jahr schleppen kann. Ob Scholz die FDP feuert oder die FDP Scholz – oder ob sie freiwillig geht.
Spielt das noch eine Rolle? Alleinherrscher Lindner hat sich selbst ausmanövriert. Erst hieß es: Lieber nicht regieren als schlecht regieren. Dann: Lieber schlecht regieren als nicht regieren. Und jetzt: Lieber schlecht regieren, als gar kein Amt. Aber das Mitleid ist begrenzt. Die Liberalen wissen nicht mehr, was liberal ist, wissen nicht, dass der Staat das Problem ist und nicht die Lösung.
Vielleicht liest Lindner mal die, wie ich finde, grandiose Rede des argentinischen Staatspräsidenten Milei vor der UNO in New York vor ein paar Tagen. Anarchokapitalist Miley hat offenbar Erfolg. Die Inflation sinkt, die Wirtschaft wächst. ¡Viva la libertad, carajo! Bei uns geht es nur mit Karacho abwärts. Na Servus!
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