Auf dem Plattenspieler: The Sisters of Mercy

Künstler: The Sisters Of Mercy 

Album: Floodland (1987 WEA/Merciful Release)

Mit achtzehn Jahren hörte ich dieses Album zum ersten Mal – frisch aus dem Preßwerk als Raubkopie auf einem ORWO-Kassettentape. Mit Zwanzig dann endlich richtig: beim ersten Grenzübertritt in den Westen eine „Zitty”, das West-Berliner Stadtmagazin, erworben, die Läden ausgekundschaftet, die zu den „Indie-Charts” beigetragen hatten, und dann ab zu „Mr. Dead und Mrs. Free”, einem damals nicht ganz unbekannten Plattenladen am Nollendorfplatz.

„The Sisters of Mercy“ waren schon immer eine One-Man-Show ihres Leaders und Sängers Andrew Eldritch. Hinter jedem der Studio-Alben steckt ein Split, Streit, Abbruch der „Sisters” als solche, die Zahl der im Streit ausgeschiedenen Mitglieder ist Legion, und oft lohnt sich das Hinterherschauen – „was haben die denn solo gemacht?” als Quelle guter Musik.

Die Sisters selbst brachten es auf nur vier Alben und eine E.P., läßt man die unter „The Sisterhood” compilierte Racheansage an die Ex-Bandkollegen in der Zählung zu. 1993 war Schluß mit den Studioalben, es gab nur noch „Best Of”-, und Remaster-Scheiben; Grund war auch hier, daß sich Eldritch natürlich auch mit der Plattenfirma zerstritt. Seitdem gibt es tatsächlich 30 Jahre Arbeitsverweigerung, was ein neues Album betrifft, aber auch genauso lange währt schon die Zeit gut gefüllter Konzerte.

Während das erste Album „First and Last and Always” den Ruf der Sisters als Gothic-Band festigte und das letzte „Vision Thing” eher rockig klang (man wollte vom „Gothic”-Image weg, seit das Wort ausgesprochen war), markiert „Floodland” genau den Übergang. Aber eben nicht nur, sondern Depeche-Mode-artiger 80er-Synthiebombast à la „Never Let Me Down” dominiert das ganze Album. Das liest sich genauso großartig, wie es sich anhört, es ist alles drin: Patricia Morrison als Sängerin. Ein 40-köpfiger Chor. Ein Saxophonsolo. Provozierende Songtexte, die selbstverständlich davon ausgehen, daß die Hörer ihre Gefühle im Griff haben, auch wenn sie mit einen Campingmobil durch Memphis fahren. Eine Kindheitsballade. Und trotzdem nie kitschig.

Abseits der bekannten Hitsingles wie „Dominion” oder „This Corrosion” lohnt sich besonders die „Flood Ⅰ” oder die 11-Minuten-Vollversion von „Neverland” zum Reinhören. 

Einen Youtube-Link zum gesamten Album gibt es leider nicht. Das Digipack sollte aber dem Geldbeutel nicht weh tun.

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