Stammtische der Freiheit

Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier.

Der Bürgergipfel ist vorbei und ich muss nicht lügen, wenn ich dieses Ereignis als einen Höhepunkt in diesem Jahr bezeichne. Neben einer durchdachten Planung waren es vor allem die Redner und die Zuhörer, die den 7.9. in Stuttgart prägten. Im Zentrum des Tages in der Liederhalle stand die Freiheit. Denn diese stirbt nicht etwa nur zentimeterweise, sondern wird inzwischen als Meterware verheizt.

Neben den Hauptreden im Hegelsaal moderierte ich die Stammtischgespräche. Insgesamt acht Redner folgten dem Ruf in den dritten Stock und durften gemeinsam mit mir rund eine halbe Stunde plaudern. Der erste Gast war Ulrich Vosgerau. Der Jurist und niedergelassene Rechtsanwalt wurde spätestens bekannt seit dem gar nicht mal so geheimen Geheimtreffen in Potsdam, das die engagierten Hobby-Detektive von Correctiv die neue Wannsee-Konferenz tauften – freilich, um am Ende viel Geld in verlorenen Prozessen zu verlieren, die unter anderem eben jener Ulrich Vosgerau führte.

Und genau das führte der Jurist in dem Gespräch mit mir auch aus. So sei die „Methode Correctiv“ insofern durchschaubar, dass sich die Linksaktivisten gar nicht mal die Mühe gemacht hätten, in ihrer sogenannten Recherche von Tatsachen zu sprechen. Vielmehr war man sich in Bottrop einig, woher die Frau des Betreibers mutmaßlich stammte, dass es sich bei dem besagten Artikel um einen Meinungsbeitrag handelte. Meinungen kann man haben, Meinungen kann man verwerfen. Was Meinungen aber, im Gegensatz zu einer Tatsache, nicht unbedingt benötigen, sind Belege.

Zwischen Pleitewellen und Mittelalter

Als Nächstes besuchte Frauke Petry den Stammtisch. Im Fokus der ehemaligen Politikerin steht ganz das Motto des Bürgergipfels: individuelle Freiheit. Frau Petry sieht diese in hohem Maße gefährdet, was sich auch in Teilen der Wahlergebnisse widerspiegelt. Dennoch blickt die Chemikerin zuversichtlich in die Zukunft. 

Als dritten Gast durfte ich mit Prof. Fritz Vahrenholt anstoßen. Der ehemalige Top-Manager, der Zeit seines Lebens in der Energiebranche tätig war und sich vor allem um Windkraftanlagen kümmerte, bezweifelt, dass das Ziel von 100 Prozent erneuerbaren Energien eingehalten werden kann. Mehr als 30 Prozent hält der Sozialdemokrat für utopisch. Insofern kann man sich ausmalen, wie der ehemalige Umweltsenator die heutige Energiepolitik seiner Partei einstuft. Spoiler: Nicht so gut.

Mit Klaus-Rüdiger Mai sprachen wir über die Wirtschaft und inwieweit sich das ökonomische Klima verändert hat. Nachdem eine Pleitewelle nach der anderen die deutschen Unternehmen erreicht hat, ist es für den Journalisten, der unter anderem für Tichys Einblick und den Sandwirt schreibt, nur folgerichtig, was heute passiert. Es scheint, dass die hiesige Politik kaum ökonomischen Sachverstand besitzt und – das kommt erschwerend hinzu – auch noch beratungsresistent ist. 

Mit dem Vorstandsvorsitzenden des Deutscher Arbeitgeberverband e.V., Dr. Björn Peters, sprach ich über das Mittelalter und weshalb es verwundert, dass diese Zeit so einen schlechten Ruf hat. Denn laut Peters können wir, was Innovationskraft, aber auch kulturelles Selbstverständnis und Identität betrifft, einiges vom Mittelalter lernen.

Arroganz und Faulheit 

Auch von Horst Lüning konnte man einiges mitnehmen. Lüning ist Unternehmer, Ingenieur, Publizist und – daher kannte ich ihn – Whisky-Experte und YouTuber. Neben dem Mischen von Whisky und Cola sprachen wir auch über Glaubwürdigkeit und Vertrauen. So klingt es zunächst widersprüchlich, dass man durch eine Verkostung am Bildschirm Menschen zum Kauf eines Whiskys überzeugt, denn vor dem iPad kann man den Geschmack des Getränks schwerlich testen. Es geht also um Authentizität und Vertrauen. Man merkt bei Horst Lüning, dass er durch und durch wie ein Unternehmer denkt und handelt.

Als vorletzten Gast am Stammtisch begrüßte ich Prof. Norbert Bolz, der große Hoffnungen in die ganz junge Generation setzt. Denn mit Belehrungen, also dem „von oben herab“, ist keine Generation in Gänze zu überzeugen. Für ihn sind Indikatoren wie die U-18-Wahl in Sachsen, und Thüringen, bei denen die Ampel-Parteien abgestraft wurden, Grund zur Hoffnung, dass dieses Land mitnichten verloren ist, sondern sich auf dem Weg der Besserung befindet. Dennoch bleibt dieser Weg steinig, und es hat den Anschein, dass er sich auch noch einige Jahre hinziehen wird.

In eine ähnliche Kerbe schlug der letzte Gast, Markus Krall. Für den Ökonomen muss es erst noch schlimmer werden, bevor die Deutschen bemerken, in welchem selbstevozierten politischen Elend sie sich befinden. Auf die Frage, wie es ihm nach der Hausdurchsuchung gehe, antwortete er: „Gut“. Wir erinnern uns: Da sich Herr Krall einst mit dem Rollator-Oberputschisten Prinz von Reuß traf, wurde sein Haus von der Polizei durchsucht. Dabei war Krall weder angeklagt, noch liefen gegen ihn Ermittlungen. Es genügte, dass der Publizist als Zeuge genannt wurde. – Schöne, neue Welt. Deshalb und aus anderen Gründen verlegt Markus Krall in diesen Tagen seinen Wohnsitz in die Schweiz.

Stolz und Demut

Gegen 18:30 Uhr schloss der Stammtisch. Es war ein anstrengender, aber unheimlich geistreicher Tag, bei dem die Gäste, aber auch ich selbst, vieles mitnehmen konnten. Nichts ist selbstverständlich, und vieles musste erarbeitet werden. 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nicht alles, aber manchmal mehr, als man glaubt, an einem selbst liegt. Zwei Faktoren, neben äußeren Einflüssen, können einen am Entfalten der individuellen Freiheit, die der Schlüssel für den Erfolg ist, hindern: Arroganz und Faulheit. Faulheit kann man leicht überwinden, indem man seinen Allerwertesten hochbekommt und etwas für sein Glück tut. Arroganz ist kaum heilbar, eben weil sie die Selbstreflexion frisst.

Was vom Bürgergipfel bleibt, sind diese vier Buchstaben: DBNA. Du bist nicht allein. Auch wenn viele aus unterschiedlichen Richtungen kommen – von libertär bis liberal und konservativ; einige Ex-Linke waren auch dabei –, so eint uns vor allem eines: der konstruktive Widerstand gegen die Feinde der Freiheit. 

Und ich muss nicht lügen, wenn ich sage, dass es mich mit Stolz und Demut erfüllt, einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben.

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