Ukraine-Konflikt: Alternative Quellen

In unserem Land macht sich mehr und mehr eine Art von apokalyptischem Lebensgefühl breit: Wirtschaftliche Schwierigkeiten, Energiekrise, Rechtsunsicherheit, Bespitzelungsinitiativen, all diese Faktoren und mehr kulminieren letztlich doch auch in der Einschätzung der Ukraineproblematik, in der sich mehr und mehr zwei Fraktionen unversöhnlich gegenüberstehen. 

Die eine hält eine Fortführung des Krieges für sinnlos, ist damit auch gegen Waffenlieferungen, die andere besteht auf weitere Finanzierung der Ukraine und zunehmend auch auf direkte militärische Unterstützung: Immer öfter ist die Rede von „boots on the ground.“ 

Stellvertretend für viele mediale Äußerungen seien hier einige Sätze aus einem Artikel von Christoph B. Schiltz in der „Welt” vom 26.3.2024 analysiert: „Die Ukraine droht dieses Jahr in die Defensive zu geraten – auch wegen der unverantwortlichen Versäumnisse von Bundeskanzler Scholz und anderen westlichen Politikern. Es mehren sich die Anzeichen, dass der Konflikt erst einmal stillgelegt werden könnte.“

Der SPD-Fraktionschef Mützenich sprach von „Einfrieren“ und provozierte damit erheblichen Widerstand bundesdeutscher Falkinnen und Falken. Dass dieses „Einfrieren“ wohl nicht einseitig vom Westen verfügt werden kann, sondern die Zustimmung des Gegners bräuchte, bleibt unerwähnt. Im Subtext glaubt man zu lesen, dass das „Einfrieren“ nur deshalb angedacht wird, weil das „Aufheizen“ nicht funktioniert, wie es sollte. Dem Autor entgeht völlig, dass offensichtlich bei der Situation in der Ukraine eine mögliche Eskalation oder Befriedung momentan ausschließlich von der russischen Seite determiniert sein dürfte.

Information oder Propaganda?

Nun ist es relativ entscheidend, wie und wo man sich über den Konflikt informiert. Beschränkt man sich auf die hiesigen großen Medien, dann reicht die Berichterstattung von doch unverkennbar propagandistisch gefärbten Nachrichten auf „Bild“ und „Welt“ sowie ARD und ZDF zu selteneren nachdenklichen Stimmen, wie der des ehemaligen Generals Harald Kujat, die aber kaum durchdringen. 

Zwar scheint die sich entwickelnde Realität auf dem Schlachtfeld die positiven Erwartungen an einen baldigen ukrainischen Sieg geradezu systematisch zu widerlegen, dennoch wird an der Idee, eines totalen Sieges und einer Bestrafung Russlands festgehalten. 

Rechtliche und historische Fragen sollen hier nicht diskutiert werden. Mir geht es ausschließlich darum, Ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich darüber zu informieren und eine eigene Meinung zu bilden, welche Ergebnisse dieser Krieg letzten Endes zeitigen könnte und auf was man sich gegebenenfalls als verantwortlicher Politiker einstellen müsste. 

Geht man rein gedanklich von einem russischen Sieg aus, hätte das nämlich viele Konsequenzen. Nur zwei seien genannt: Es wäre wohl erstens mit einer massiven Fluchtwelle aus der Ukraine zu rechnen, die unter Umständen unser Sozialsystem, den Wohnungs- und Arbeitsmarkt, kurz den sozialen Frieden, in Frage stellen würde. Probleme ähnlicher Art scheinen sich schon in Polen zu zeigen, wo die Toleranz und Bereitschaft den Nachbarstaat zu unterstützen offensichtlich abnimmt. Zweitens: Würde Russland Odessa erobern, hätte es zusätzlich zu seiner wichtigen Position auf dem Öl-, Gas- und Rohstoffmarkt auch noch eine nicht unerhebliche Kontrolle über den Weltgetreidemarkt. Hier könnte es durchaus ans Eingemachte gehen. Die Frage ist also nicht, was sich der Beobachter des Geschehens wünscht, sondern was mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit passieren dürfte. 

Darum ist es mir wichtig, Ihnen im Folgenden leicht zugängliche Alternativmeinungen zu den allgegenwärtigen pro-ukrainischen Nachrichten anzuführen.

Analysen, Meinungen, Einschätzungen

Kujat wurde schon erwähnt. Interessanterweise sind es eine Menge pensionierter Militärs, die sich eindeutig skeptisch zu einem ukrainischen Erfolg im Krieg äußern, ja sogar die eindeutige Rechtmäßigkeit in Frage stellen. Ich möchte noch einen weiteren nennen: Jacques Baud, ein pensionierter hochrangiger Schweizer Militär, Jahrgang 1955. Er hat einen Master in Ökonometrie und ein abgeschlossenes Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit und internationalen Beziehungen. Er arbeitete als für die Ostblockstaaten und den Warschauer Pakt zuständiger Analyst für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst. Baud hat die Ausstrahlung eines relativ neutralen, nachdenklichen älteren Herrn, der aber durchaus weiß, wovon er redet. Die Erfolgsaussichten der Ukraine schätzt er als minimal ein. Einige seiner auf YouTube veröffentlichten Videos sind leider auf Französisch, dennoch merkt man eine wohltuende Neutralität in seinen Äußerungen. Er ist sicher nicht russophil, dennoch kritisch gegenüber der westlichen Beteiligung am Ukraine-Konflikt. 

Eine relativ zum hiesigen Medienspektrum kontroverse Diskussion scheint es noch in den USA zu geben. Zu sehen ist das schon an der Aufregung um das Putin-Interview von Tucker Carlson. Im Netz treten diverse „Experten“ auf, die generell den Ukrainekonflikt stärker im Kontext weltpolitischer Probleme wie dem Israel-Palästina-Konflikt oder dem Migrationsdruck an der US-Südgrenze, sehen. 

Eindeutig pro-russisch ist Scott Ritter, deshalb vielleicht mit Vorsicht zu genießen. Ausgewogener scheint Douglas McGregor zu sein, ein pensionierter Colonel der United States Army, Politikwissenschaftler, Militärtheoretiker, Autor und Berater. McGregor definiert sich vor allem als amerikanischer Patriot und ist, denke ich, ein Vertreter des Isolationismus. Er wendet sich gegen die Einmischung der USA weltweit und sieht seine Heimat eher durch innere Spaltungen gefährdet. Zur Ukraine ist seine Position eindeutig: Die hat seiner Meinung nach den Krieg bereits verloren. 

Sehr detaillierte Informationen finden sich auf einer Seite, auf die ich per Zufall gestoßen bin: Der Autor nennt sich Simplicius the Thinker und hat durchaus eine russlandfreundliche Bias, wobei er keineswegs das ukrainische Militär unterschätzt oder dessen partielle Erfolge negiert. Simplicius zeigt ein beeindruckendes Detailwissen, was Waffentechnik, Taktik und dergleichen angeht. Ich verfolge ihn seit etwa einem Jahr und im Allgemeinen liegt er mit seinen Analysen und Voraussagen richtig. 

Eine fast skurrile Seite ist die von Thomas Gast, dem Legionär. Thomas Ludwig Gast ist ein deutscher Autor, Webvideoproduzent und ehemaliger Soldat. Bekannt wurde er vor allem durch seine Bücher zur französischen Fremdenlegion sowie seinen YouTube-Kanal „Thomas Gast“. Gasts Auftreten ist fast kumpelhaft, er zeigt sich vor militärischen Devotionalien, hat durchaus positive Erinnerungen an seine Zeit in der Legion. Was seine Seite interessant macht, ist die offensichtlich vorhandene militärische Expertise. Er hat gekämpft, er kennt sich mit Waffensystemen aus und kennt auch wichtige militärische Akteure, bis hin zum französischen „Armeechef persönlich. Experte scheint er auch für westafrikanische Staaten zu sein, einem interessanten Parallelschauplatz des Ukrainekriegs. Gast hält zum Beispiel von einer französischen Bodentruppeninvasion gar nichts. Die Fremdenlegion und französische Elite-Truppen generell wären zwar durchaus ernstzunehmende Instrumente, maximal aber in der Lage, Konflikte in afrikanischen Stammesgesellschaften zu „managen“, keineswegs in einem Krieg, wie er im Osten abläuft, zu bestehen.

Es wäre ein Leichtes, weitere Quellen anzuführen. Eingeschränkt wird das lediglich dadurch, dass ich, wie wohl viele, des Russischen nicht mächtig bin. Auch originär russische Quellen führe ich aus naheliegenden Gründen nicht an. Die wenigen von mir genannten Personen und Seiten verarbeiten schon in großem Umfang Originalberichte und Kommuniqués der Konfliktparteien.

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1 Kommentar. Leave new

  • Einer, der unbedingt Respekt und Erwähnung verdient ist Patrick Lancaster (youtube), sozusagen ein Reporter-Frontschwein im Donbas, der auf eigene Kosten von dort berichtet.

    Von Wikipedia „geadelt“

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