Vergeben und vergessen?

Die Covid-Maßnahmen waren für viele Menschen subjektiv teilweise extrem belastend, speziell auch die Kinder haben darunter gelitten. Die diversen Verordnungen wie Schulschließungen, Lockdowns, Maskenpflichten, Testzwänge, Ausgangssperren, Impfdruck bis hin zu einrichtungsbezogenen De-facto-Impfpflichten und amtlich verordneten Unterscheidungen zwischen Geimpften und Ungeimpften usw. waren aber nicht nur subjektiv belastend, sondern zu einem Teil auch grundrechtseinschränkend. Sie waren oft auch weder objektiv begründet noch verhältnismäßig, häufig auch wissenschaftlich-medizinisch nicht argumentierbar und gar nicht selten entstanden sie einfach willkürlich. 

Der Protest war so spürbar wie die Maßnahmen

Es gab daher viele Proteste und Widerstände seitens der Bürger, ebenso konnte man klare Spaltungstendenzen in der Gesellschaft beobachten, die gerade durch diejenigen Maßnahmen, die nicht ausreichend argumentiert bzw. nicht objektiv begründbar waren, noch massiv gefördert wurden. An den jeweiligen Extremen der Meinungsvielfalt wurden Positionen vertreten, die man noch vor zwei oder drei Jahren für nicht gesellschaftsfähig gehalten hätte: Das Wegsperren Ungeimpfter oder die Verweigerung von Intensivtherapie für Impfgegner wurde offen ventiliert und sogar von einzelnen Ethikern und Politikern unterstützt. Andererseits kam es natürlich auch zu Radikalisierungstendenzen im maßnahmenkritischen Lager. 

Schwamm drüber?

Jetzt, zum Ende der Pandemie, wird von etlichen Seiten moniert, man möge doch einfach „Schwamm drüber“ sagen und ein großes „Vergeben und Vergessen“ einleiten. Nur so könne man die vielen unschönen, einschränkenden, diskriminierenden und auch die verfassungsrechtlich fragwürdigen Verordnungen ad acta legen, denn nur durch das Verzeihen der vielen Aggressionen, die von diversen Medien, großen Teilen der Politik und gar nicht wenigen in der Bevölkerung ausgegangen sind, könne man einen Neubeginn versuchen. 

Diese Sichtweise ist aber ein fataler Irrtum, weil sie kontraproduktive Folgen zeitigen würde. Eine solche Disruption im gesellschaftlichen Grundkonsens, wie sie die Covid-Krise verursacht hat, sucht in den vielen Jahrzehnten seit 1945 ihresgleichen und man wird nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen können. 

Ohne Reue geht es nicht

Vergeben und verzeihen kann man nur, wenn derjenige, dem man vergibt, auch Einsicht und Reue zeigt. Verzeihen funktioniert nur durch eine beiderseitige Aktivität, sonst bleibt das Verzeihen ein Selbstbetrug und ist letztlich Zeichen einer Schwäche, die beim Gegenüber nur Tür und Tor für neuerliches schädliches Tun öffnet. Der grundsätzlich edle Akt der Vergebung wird dadurch zu einer Farce und entwertet.

Es ist daher unumgänglich, dass zunächst all die Politiker, Medienleute, Prominenten und sämtliche in der Öffentlichkeit stehenden Leute, die der Spaltung und Diskriminierung Vorschub geleistet haben, öffentlich Abbitte leisten und ihre schweren Fehler eingestehen. 

Vor allem und zuvorderst muss aber der Gesetzgeber sämtliche Verordnungen und Gesetze, die an die Grundrechte rühren oder diese sogar einschränken, umgehend evaluieren und reparieren. Teilweise geschieht das schon (es gibt in Deutschland einen Evaluierungsbericht), aber die Öffentlichkeit wurde darüber kaum informiert und ob die Vorschläge etwa des zitierten deutschen Berichts umgesetzt werden – wer kontrolliert das schon?

Ohne Untersuchungsausschuss geht es nicht

Da erfahrungsgemäß eine solche Abbitte und ein öffentliches Zugeben von Fehlern kein übliches Ereignis ist, weil es in unseren Breiten an der Fehlerkultur hapert und auch die regierenden Parteien am öffentlichen Aufarbeiten von Fehlern nicht interessiert sind, müssen die Bürger einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss fordern, der von politisch und industriell unabhängigen echten Experten bespielt wird und besonders die Themenkreise Medizin, Public Health, Soziologie, Psychologie, Ökonomie und Pflege durchleuchtet. Wir brauchen die Aufarbeitung der Fehler, um sie in Zukunft vermeiden zu können.

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2 Kommentare. Leave new

  • Top auf den Punkt gebracht, vor allem das es nach 1945 das schlimmste Verbrechen an den Menschen im eigenen Land ist bleibt festzuhalten.
    Erreicht wurde dies ebenso durch einseitige politisch initialisiere Propaganda und der hörigen MSM.
    Es wiederholt sich also….

    Antworten
  • Bettina GRESLEHNER
    8. Januar 2023 20:56

    Toll verfasster Beitrag

    Antworten

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