Die Inkompetenz des Wirtschaftsministeriums, geführt von Robert Habeck und, bis zum Rücktritt vor zwei Tagen, dem Staatssekretär Graichen und dessen Family, nimmt kein Ende. Auf stolze 225 Mrd. Euro schätzt Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung die Kosten des Wärmepumpengesetzes. Robert Habeck spricht von 130 Mrd Euro.
Er redet über Geld, das die meisten Haus- und Wohnungsbesitzer nicht haben. Selbst wenn man nur die Kosten der Wärmepumpe mit 25 000 Euro berücksichtigt, fallen (ohne Kosten von Gebäudeinvestitionen) bis 2030 bei 6 Mio. Wärmepumpen 150 Mrd. Euro an Kosten an. Das ist ein Verarmungsprogramm für die Mittelschicht.
Es bringt nichts
Was für ein Aufwand für etwas, was, wie uns gerade erst regierungsamtlich bestätigt wurde, in Wahrheit gar nichts bringt. Ex-Staatssekretär Patrick Graichen hat nämlich am 3. April 2023 auf eine Anfrage des Abgeordneten Dietmar Bartsch die „sensationelle” CO2-Minderung beschrieben: Wenn demnach im Jahr 2030 6 Mio. Wärmepumpen installiert sein sollten, würden durch diesen Aufwand 10,4 Mio. t CO2 vermieden.
Machen wir uns bewusst: Das entspricht ungefähr der Emission, die beim Abschalten eines Kernkraftwerkes entsteht, wenn der Strom durch Braunkohle ersetzt wird. Aber rechnen wir noch ein wenig weiter nach: 10,4 Mio. t CO2 sind mickrige 1,4 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands (746 Mio. t CO2 im Jahr 2022). Dafür müssen aber pro Tonne vermiedenem CO2 sage und schreibe 14 423 Euro (150 Mrd. Euro geteilt durch 10,4 Mio. t CO2) investiert werden!
Eine ähnliche CO2-Verminderung würde man schon erreichen, wenn man nur ein einziges Braunkohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung (CCS) ausrüsten würde. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe im brandenburgischen Spremberg emittiert etwa 12 Mio. t CO2 und würde mit einer Investition von 600 Mio. € CO2-frei. Pro Tonne CO2 wären das 50 € an Investitionskosten.
Die lächerliche Verminderung um 10,4 Mio. t CO2 träte übrigens nur ein, wenn nach den Planungen der Bundesregierung bis 2030 tatsächlich ein Anteil von 80 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien (20 Prozent Gaskraftwerke) erzeugt würde. Kommt diese CO2-Verminderung – was zu erwarten ist – nicht, ist der Milliarden-Aufwand nahezu ein CO2-Nullsummenspiel.
Wirkungsvolle CO2-Verminderung
Wollte man eine wirkungsvolle und effiziente CO2-Minderung, so müsste man alle ostdeutschen Braunkohlekraftwerke, die noch bis 2038 betrieben werden können, mit einer CO2-Abscheidung, also mit CCS (Carbon capture and sequestration) ausstatten. Diese Kraftwerke produzieren 50 TWh Strom und emittieren etwa 50 Mio. t CO2. Um die 14 Kraftwerksblöcke CO2-frei zu machen, müssten etwa 8,4 Mrd. € investiert werden.
Für einen kleinen Bruchteil (ein Zwanzigstel) des Habeckschen Monster-Plans an Investitionen in Wärmepumpen würde man also die fünffache Menge an Emissionsminderung erhalten! Die Investition in eine Abgasreinigung in Braunkohlekraftwerke wäre somit um den Faktor 100 effizienter.
Deutschland würde auf diese Weise eine unglaublich hohe Wirkung auf die CO2-Bilanz der Welt haben. Nicht wegen der eigenen Emissionen, sondern weil damit ein Weg aufgezeigt würde, wie China, Indien, Indonesien, Pakistan und der Rest der Welt ihre geplante Nutzung ihrer Kohlevorräte auf technologisch brillante Weise und kostengünstig von CO2-Emissionen befreien können.
Ich bin fest davon überzeugt, dass CCS, also die Abscheidung von CO2 und Verpressung in Tiefengesteinen (vorzugsweise Basalt), vor dem Durchbruch steht. Denn die Kosten dafür liegen nach Schätzungen von Experten bei etwa 70 US-Dollar pro Tonne CO2 (Quellen dazu in meinem neuen Buch).
Die Marktwirtschaft wird sich auch hier durchsetzen. Den Kosten von etwa 70 Euro pro Tonne CO2 stehen Einsparungen von 100 Euro pro Tonne CO2 für nicht mehr zu bezahlende CO2-Zertifikate gegenüber. Und nach den Plänen der EU sollen diese „Straf”-Zertifikate auf demnächst 200 Euro pro Tonne ansteigen.
Erprobte Speicherung
Ich merke in meinen Gesprächen immer wieder, wie viele Bedenken und wie viel Unwissen es zu CCS gibt – schauen wir es uns also genauer an. CCS bedeutet die Abtrennung von CO2 aus den Abgasen, zumeist durch Absorption mit Hilfe basischer Aminlösungen (Monoethanolamin). Das konzentrierte und verdichtete Kohlendioxid muss zur Vermeidung von Säurebildung sehr trocken (< 0,005 Prozent Wasser) in Pipelines oder Tankschiffen zu den Speicherstätten transportiert werden. Dies wird in den USA und Kanada bereits praktiziert.
Die Speicherung von CO2 in tiefen, salzwasserhaltigen Gesteinen oder erschöpften Erdgas- oder Ölfeldern kann als erprobt angesehen werden. Immerhin werden weltweit (Frankreich und Deutschland haben keine Projekte, dort ist CCS verboten) mittlerweile 40 Mio. t CO2 in 27 CCS-Projekten auf diese Weise gespeichert. Die Orte können Sie in der folgenden Abbildung sehen (Quelle: Global CCS Institute).
Die 27 Projekte sind unterschiedlichster Natur. Dazu gehören die Herstellung von Wasserstoff aus Erdöl und Erdgas, die Abtrennung von CO2 in der Stahl- und Zementindustrie und die Abscheidung von CO2 aus Kohlekraftwerken.
Laut dem Global CCS Institute sind mittlerweile geeignete geologische Schichten von 12 000 Mrd. t identifiziert worden. Rechnerisch würde das die CO2-Emission der nächsten 300 Jahre abdecken. Für die Speicherung kommen vor allen Dingen die geologischen Schichten in Frage, die seit Mio. von Jahren Öl und Gas fest eingeschlossen hatten.
Scholz war fasziniert
In Europa findet übrigens außer in Norwegen, wo aus Gasfeldern wie Sleipner und Snohvit mitgefördertes CO2 abgetrennt und wieder verpresst wird, in Großbritannien und in Holland keine Entwicklung statt. In Norwegen müssen alle neuen Gaskraftwerke über CCS-Anlagen verfügen.
Norwegen, der größte Ölproduzent Europas, wirbt damit, CO2 zurückzunehmen. Die Ölgesellschaften Equinor, Shell und Total untersuchen das „Northern Lights Projekt“, bei dem CO2 auch aus EU-Ländern in der 2600 m unter der tiefen Johannsen-Formation der Nordsee endgelagert werden kann.
Beim Besuch des Bundeskanzlers während der Ukraine-Krise am 16. August 2022 in Norwegen wies der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Störe sehr entschieden darauf hin, dass man „ohne die Abscheidung und anschließende Speicherung des Treibhausgases … die Klimaziele nicht erreichen könne.“ Norwegen habe sehr große und gute Erfahrung darin, CO₂ in 3000 m Tiefe unter der Nordsee einzulagern. „Wir haben Erfahrung und wissen, dass es dort bleibt. Das ist ein sicherer Lagerort.“ In der Zukunft könnte „Norwegen die Emissionen ganz Europas unter der Nordsee speichern.“
Die Reaktion von Scholz war aufschlussreich: Bei der Abscheidung von CO2 „an der Quelle“ habe es „faszinierende“ technische Fortschritte in den vergangenen Jahren gegeben. Das erinnert daran, dass Scholz sich vor dem deutschen CCS-Verbot neben dem damaligen Ministerpräsidenten von Brandenburg, Matthias Platzeck, als einziger Ministerpräsident für die CO2-Abscheidung durch CCS eingesetzt hatte.
Scholz lehnte daher das von Schleswig-Holstein geforderte Vetorecht für die Länder gegen Anlagen auf deren Gebiet ab. Allerdings sagte er auch, dass ihn vor allem eine Speicherung des Klimagases CO2 unter dem Meer interessiere.
Seit 2012 verboten
Scholz’ Bemühungen hatten keinen Erfolg. Nur in Österreich seit 2011 und in Deutschland seit 2012 gibt es ein CCS-Verbot, in keinem anderen europäischen Land.
Pilotvorhaben blieben in Deutschland erlaubt, aber alle norddeutschen Länder haben von der Klausel Gebrauch gemacht, selbst solche Forschungsvorhaben auszuschließen. Maßgeblicher Drahtzieher des CCS-Verbots in Deutschland war übrigens kein anderer als der damalige schleswig-holsteinische Energiewendeminister Robert Habeck.
Damals erklärte er: „Wir wollen kein CCS als Reinwasch-Technologie für die klimaschädliche Kohleverbrennung.“ Und er erreichte, dass die damalige Landesregierung einen entsprechenden Antrag im Bundesrat stellte, der dann später Gesetz wurde.
Ein Fake
Bis zu diesem Verbot gab es die CCS-Technologie übrigens auch in Deutschland in Form einer Pilotanlage im bereits erwähnten brandenburgischen Kraftwerk Schwarze Pumpe.
Übrigens dachte ich bisher – und habe es in meinem neuen Buch auch so geschrieben – , dass diese Anlage, die eine funktionierende CO2-Abscheidung nachwies, abgebaut und nach Kanada verkauft worden sei.
Aber vor einigen Tagen war ich nun in Hohenmölsen, einer Kleinstadt am Rande des Braunkohlereviers PROFEN in Sachsen-Anhalt. Nach der Veranstaltung zog mich ein Mitarbeiter der LEAG (gemeinsame Marke der Lausitz Energie Verwaltungs GmbH, Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz Energie Kraftwerke AG) zur Seite und teilte mir mit, dass ich da einem Fake aufgesessen sei.
Die LEAG habe mit Rücksicht auf die Politik die Öffentlichkeit im Glauben gelassen, dass die Anlage nach Kanada verkauft worden sei, damit niemand auf dumme Gedanken komme und die Reaktivierung der Anlage fordern könne. Die Anlage stehe noch immer an seinem Platz, die Mess- und Regeltechnik sei zwar ausgebaut, aber man könne sie reaktivieren.
Political Correctness treibt schon merkwürdige Blüten in Deutschland. Aber Olaf Scholz könnte sich angesichts dieser Tatsache doch für die Reaktivierung der CCS-Anlage von Schwarze Pumpe einsetzen …
Übrigens war die Anlage Schwarze Pumpe anscheinend auch gar nicht die erste ihrer Art in Deutschland. Wie mir einer meiner Leser berichtet hat, habe RWE schon vor Vattenfall (später LEAG) im Jahr 2009 eine Anlage zur Abtrennung von CO2 aus dem Rauchgas am 1000-MW-Block des Braunkohlenkraftwerkes Niederaußem errichtet. Dieses sehr erfolgreiche Projekt habe im Jahr 2022 bereits mehr als 100 000 Betriebsstunden absolviert und sei technisch ständig weiterentwickelt worden.
Ich wusste davon bisher nichts, es ist nie groß an die Öffentlichkeit gelangt. Wie insgesamt der große Mantel des Schweigens über diese Technik gelegt worden ist.
Und es gibt noch andere Kollateralschäden. Bei der Gewinnung von Braunkohle wird der enthaltene Schwefel zu Gips abgeschieden und weiter verkauft – nun wird man neue Gipsbergwerke bauen müssen, um den Bedarf zu befriedigen.
Ich habe noch mehr gelernt in Hohenmölsen. Wussten Sie, dass der in Amsdorf geförderten wachshaltigen Braunkohle bis zu 15 Prozent Wachs entzogen wird und der dortige Wachsproduzent Romonta zu den größten Wachsproduzenten der Welt gehört ? Auch diese Arbeitsplätze sind nun hochgradig gefährdet.
Mir ist aus vertraulicher Quelle sogar erzählt worden, dass es Überlegungen gibt, die Braunkohle wie bisher abzubauen, das Wachs wie bisher abzuscheiden und dann die verbliebene Braunkohle wieder in den Tagebau zurückzuverfüllen. Was für ein Wahnsinn …
Ideologische Verirrung
Sie fragen sich, warum niemand in der Bundesregierung auf die Idee kommt, in Anbetracht des Weiterlaufens von Kohlekraftwerken die Forderung nach Abscheidung des CO2 zu erheben? Die Antwort ist, dass man lieber alles unterlassen will, was Kohlekraftwerke CO2-neutral und unangreifbar machen würde. Eine solche technologische Verengung ist nur als ideologische Verirrung zu verstehen.
Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, dass in Deutschland bestehende gesetzliche Verbot von CO2-Abscheidung und anschließender Tiefenverpressung (CCS) abzuschaffen. Das wäre die richtige Antwort auf die jetzige selbstgemachte Energiekrise. Und man wäre sogar im Einklang mit den Forderungen des UN-Klimarats IPCC, der es, wie ich an dieser Stelle schon einmal erzählt habe, für erforderlich hält, weltweit CCS einzuführen, um die CO2-Emissionen in den Griff zu bekommen.
Andere Länder sind zwischenzeitlich an die Stelle Deutschlands in der Technikentwicklung von CCS getreten. Das ist in gewisser Weise tröstlich. Denn ich bin sicher, dass eine zukünftige Bundesregierung sich an die heimischen Braunkohleschätze wird erinnern müssen, die Deutschland wettbewerbsfähige, weil vom Weltmarkt unabhängige Strompreise garantieren würden.
Von der jetzigen Bundesregierung ist da nichts mehr zu erwarten, da hilft auch der Rücktritt von Patrick Graichen nichts. Aber die nächste Bundesregierung muss das machen.
5 Kommentare. Leave new
Der ehemalige Umweltminister Frankreichs Brice Lalonde rechnet mit der Energiepolitik Deutschlands und Europas ab. „Deutschland führt uns mit der gedankenlosen Komplizenschaft der Kommission in die Irre“. https://incamas.blogspot.com/2023/04/frankreichs-ex-umweltminister-rechnet.html
Sehr geehrter Herr Vahrenholt,
Sie haben nachgewiesen das die Regierung bei der Ausgestaltung der Maßnahmen zur Co2 Verminderung keinerlei Vernunftbasierte Standards einhält sondern sich völlig frei von Grundrechenarten und Physik austobt zum Schaden der Bevölkerung. Ist Ihnen schonmal der Gedanke gekommen das Menschen die ganz offenbar nicht rechnen wollen die selbe Methodik bei den Klimawandelmodellen anwenden?
Sehr geehrter Herr Vahrenholt,
verstehe ich es richtig, dass Sie von der Richtigkeit der Reduktion der CO2-Emissionen überzeugt sind, nur den Weg dahin anders beschritten sehen wollen, als es die Bundesregierung tut? In diesem Fall hat sich jede weitere Diskussion für mich erübrigt. Es ist klar, dass wir als Bewohner dieses Planeten achtsam mit endlichen Ressourcen umgehen müssen und die Welt, in der wir leben, nicht mutwillig zerstören. Doch was hat das mit den CO2-Emissionen zu tun?
Kohlendioxidschwindel: Ohne Industrien blieb der CO2-Gehalt der Erde und der Luft konstant. Nach Naturkatastrophen entstand stets ein neues Gleichgewicht, allerdings immer mit einer Verzögerung, weil Änderungen auch plötzlich auftreten können. Wird es wärmer, steigen die in Wasser gelösten Gase an und es wachsen zusätzliche Pflanzen, die CO2 verbrauchen. Die Industrialisierung geht schneller voran als die Begrünung von Wüsten und Steppen. Es muss sich Humus bilden und es müssen Pflanzen wachsen, die Schatten spenden, damit der Boden und die Luft mehr Feuchtigkeit enthalten. Dem Planeten zusätzliches CO2 vorzuenthalten, verzögert ein neues Gleichgewicht. Vulkanausbrüche, Sandstürme und Luftverschmutzung bilden Kondensationskerne für Wasserdampf und lassen die Luft und das Wasser abkühlen, was den CO2-Gehalt wieder reduziert. Kohlendioxid-Abgaben und Kohlendioxid-Zertifikate sind Betrug. Laut Oliver Gorus gehöre zu den Aufgaben des Deutschen Wetterdienstes weder das Fälschen von Temperaturkurven noch zu den Aufgaben der ARD das Indoktrinieren der Bevölkerung.“
Pressetext 2310 vom 14. Mai 2023 Stromverbraucherschutz NAEB
Kohlendioxidabscheidung und -deponierung verbraucht viel Energie
dzg . one/Kohlendioxidabscheidung-und-deponierung-verbraucht-viel-Energie
Im Artikel ist eine Inkonsistenz. Einmal heißt es, CCS sein in F und D verboten, dann, in D und A. Was jetzt?