Wann ist ein Mann ein Mann?

Wir Männer leben in einer Zivilisation, vielmehr einer Zwischenwelt, in der inzwischen die zweite Generation Frauen, Mütter, Erzieherinnen, Lehrerinnen ihren Platz gefunden hat und auf einer soliden Grundlage weiter an ihrem Profil arbeitet. Wir Männer sind Zombies in dieser Zwischenwelt. Wir hinken hinterher und müssen feststellen, dass ein neues, dominantes Alphaweibchen in die Fußstapfen des Großvaters getreten ist.

Wir haben in mehrerlei Hinsicht eine Doppelbelastung zu ertragen. Einerseits müssen wir mit dem Verlust männlicher Vorbilder zurecht kommen, wachsen oft vaterlos auf, andererseits ist der Erwartungsdruck selbst fortgeschritten emanzipierter Partnerinnen hoch.

Wenn unsere Väter nicht gefehlt haben, waren sie allzu oft Männer, die sich als Patriarchen aufspielen konnten, nur ihr eigenes Ding durchgezogen haben oder in die Kategorie Pantoffelheld fallen.

Wir können uns nicht mehr auf unserer Männlichkeit ausruhen und müssen lernen uns auch mal unterzuordnen. Wir sollen nach Möglichkeit alles genauso gut machen wie die Frauen, v.a. in Sachen Umgang mit Gefühlen.

Wenn wir es aus eigener Kraft dennoch geschafft haben, uns über unsere Gefühle klar zu werden, wobei hier noch keine Wünsche formuliert sind, müssen wir drüber reden und sie auch noch reflektieren. Und zwar bevor sie zu Ende gefühlt sind.

Wir sollen zwar über Gefühle, die uns gerade eben erst dämmernd klargeworden sind, sprechen und metakommunizieren, was aber, wenn die Gefühle dann auch noch vermeintlich negativ sind? Dem destruktiven (männlichen?) Prinzip entsprechen? Gefühle wie Aggression, Wut oder gar Hass sind eher unzulässig und sollen möglichst vermieden werden. Das geht ja man(n) gar nicht.

Wer sich als Mann und/oder Vater mal auf entsprechende Diskussionen eingelassen hat, der wird, glaube ich, wissen, was ich meine. Nicht das Frauen diese Gefühle nicht auch haben … aber in der durchschnittlich gleichen Qualität? Sind alle Klischees für den Arsch oder hat die Legende einen wahren Kern? 

Also tapsen wir umher, wissen, was wir alles nicht mehr bringen können, was wir aber weiterhin leisten sollten, lernen uns gerade von einer ganz neuen Seite kennen, funktionieren, stehen der Frau zur Seite, die uns leider auch mal die kalte Schulter zeigt, an die wir uns gerne auch mal anlehnen würden, stehen alleine unseren neuen Mann.

Und irgendwann sind wir Väter und wussten und wissen eigentlich gar nicht, wie das heutzutage geht. Bloß keine Schwäche zeigen jetzt … und bloß keine falschen Fragen stellen, gewagte Erziehungshypothesen aufstellen. Das geht ins Auge. Da wird man schneller zum Deppen, Weichei und Erziehungsgehilfen als man im Bett je gekommen ist. Uups … sorry.

Naja, mit der Zeit wächst man da hinein, in die neue Rolle. Man muss sich nur trauen, authentisch zu sein und sich die Rolle freigeistig selbst zu definieren. Für moderne Väter gilt m.E. die Devise … scheiß auf autoritär, scheiß auf antiautoritär … erziehe authentisch. Sei du selbst … mit allem was dazu gehört.

Außer böse Wörter … die besser nur heimlich den Kindern beibringen. Hüstel*

Was Jungen brauchen, das wissen die Mütter am besten. Was Mädchen brauchen? Auch.

Quatsch. Ihr, wir, haben es in der Hand. Wir sind die erste Generation. Wir sind die 68er … nur eben 50 Jahre zu spät.

Die Emanzipation der Frau war sinnlos, zumindest für uns Männer, wenn sich nicht auch der Mann emanzipiert. Ein e-man-zipierter (sich vom Geist des Vaters lösender) Mann ist sich seiner sensiblen Anteile bewusst und traut sich, sie zu leben, er sieht Kinder, Haushalt und Sozialarbeit nicht als etwas Negatives.

Dazu muss er sich nur Freiraum und seine Freiheit einfordern. Doch genau jene Personen, die ihn darin unterstützen sollten, wollen seine Freiheit nicht. Stichwort Job or not.

Ein besserverdienender Garant für Einkommen, Macht und Status, auf den die Familie nicht verzichten will, plus ein gesunder, sportlicher Typ, eloquent, intelligent, zärtlicher Lover, eine Wunschvondenaugenableseundsieambestendirekterfüllermaschine sollst du sein!

Kannste vergessen. Du bist’n Loser … genau wie ich.

Der Mann ist nämlich auch von den Männern verlassen. Leistungsideale und Vorteile in der männlich dominierten Arbeitswelt bestehen nach wie vor. Wenn Dein Chef ne Frau ist, ist es oft genug noch schlimmer. 

Babypausen, Teilzeitarbeit und Jobsharing. Pah.

Geld statt Liebe, unbewusste Abwertungen, Kontaktarmut betreffen vor allem die Söhne von Vätern, die sich gegenüber der Mutter nicht behaupten konnten, keinen eigenen Zugang zu Erziehungsthemen entwickeln konnten und keinen Ausweg als die Flucht vor der Verantwortung gesehen haben.

Jaja … so ist das.

Die Moral von Geschicht? Mann, sei einfach du selbst und vertraue dir! Wenn du dich selbst nicht liebst, liebt dich keine.

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