Sind Steuern Raub? – was die Bibel sagt

„Steuern sind Raub“ – dieser Satz ist längst mehr als nur ein libertäres Schlagwort. Er steht für ein grundlegendes ethisches Prinzip: Eigentum ist unantastbar, und Zwangsabgaben ohne Zustimmung verletzen dieses Prinzip fundamental. 

Während dieser Gedanke in der libertären Philosophie vor allem durch Denker wie Murray Rothbard oder Lysander Spooner vertreten wurde, findet sich die dahinterliegende Idee – überraschend deutlich – auch in der Bibel. Wer bereit ist, die Heilige Schrift konsequent und kontextsensibel zu lesen, wird erkennen: Die Bibel verleiht diesem Gedanken nicht nur Legitimität, sondern liefert seine tiefste Begründung.

Ein zentraler Schlüsseltext findet sich in 1. Samuel 8. Dort wendet sich das Volk Israel an den Propheten Samuel mit der Bitte, einen König über sie zu setzen, „wie ihn alle Nationen haben“. Gott wertet diesen Wunsch als Abkehr von seiner eigenen Herrschaft und lässt Samuel das Volk eindringlich warnen:

„Euer König wird eure Söhne nehmen, um sie in seinen Wagen einzuspannen […]; eure Felder, Weinberge und besten Ölbäume wird er nehmen […]; den Zehnten eurer Saat und eurer Weinberge wird er fordern […]. Und ihr werdet seine Knechte sein.“

Diese Beschreibung ist alles andere als neutral. Sie zeigt: Steuern sind Ausdruck menschlicher Herrschaftsanmaßung, einer Herrschaft, die sich über Gottes ursprüngliche Ordnung hinwegsetzt. In biblischer Sicht bedeutet die Forderung nach einem menschlichen König keineswegs zivilisatorischen Fortschritt, sondern Verlust von Freiheit. Der Mensch, der eigentlich unter der unmittelbaren Herrschaft Gottes stehen sollte, begibt sich freiwillig in ein System von Zwang, Dienstbarkeit und Abgaben – und damit in ein Verhältnis, das Gott als warnenswert bezeichnet.

Diese Dynamik findet ihre Entsprechung in Sprüche 29,4, wo es heißt:

„Ein König, der durch Recht das Land aufrichtet, zerstört es aber, wer Geschenke liebt.“

Der hier verwendete hebräische Begriff שֹׁחַד (šōḥad) meint nicht nur klassische Bestechung, sondern umfasst auch Tribut (Steuern), Gaben, Vorteile – also jede Form von ökonomischer Vorteilsnahme durch Herrscher. Damit beschreibt der Vers genau das, was passiert, wenn zivile Autorität nicht durch Prinzipientreue, sondern durch ökonomischen Zugriff auf das Eigentum der Bürger ausgeübt wird.

Ordnung durch Recht – nicht durch Umverteilung.

Doch wenn wirtschaftliche Ausbeutung zur Regierungsstrategie wird, wird das Land zerstört. Genau das geschieht heute durch übermäßige Steuern, staatliche Bereicherung und politische Eigeninteressen auf Kosten der Bürger. Das Gemeinwesen zerfällt, wenn es nicht mehr auf Freiheit und Recht, sondern auf fiskalischer Ausbeutung beruht.

Die Stelle aus den Sprüchen steht in direktem inhaltlichem Zusammenhang mit 1. Samuel 8: Beide Texte beschreiben, wie aus einer zivilen Ordnung eine ökonomisch ausgebeutete Knechtschaft wird. Der Staat wird zum Selbstbedienungsladen einer Elite – und das Recht weicht deren Eigeninteresse. Die Folge: Zerstörung der wirtschaftlichen Freiheit und damit der Grundlagen des Gemeinwesens.

Das biblische Eigentumsverständnis bestätigt diese Sicht. Das Gebot

„Du sollst nicht stehlen“ (Mose 20,15)

zieht eine klare Grenze, die keine Ausnahmen für staatliche Akteure vorsieht. Die Bibel kennt keinen Sonderstatus für Regierungen, wenn es um das Eigentum des Einzelnen geht. Eigentum gehört der Person, nicht dem Kollektiv. Auch eine Mehrheit kann nicht legitim über das Eigentum der Minderheit verfügen. Ohne freiwillige Zustimmung ist jeder Zugriff auf Eigentum – ob durch Gewalt oder Gesetz – im biblischen Sinne Unrecht.

Diese Sichtweise verweist auf ein tief verankertes biblisches Prinzip: Verantwortung setzt Eigentum voraus. Wer Eigentum besitzt, steht vor Gott in Rechenschaft für dessen Nutzung. Diese Verantwortungsstruktur wird durch staatlichen Zugriff nicht ergänzt, sondern unterlaufen.

Auch Jesus greift das Thema auf – auf subtile, aber kraftvolle Weise. Als er nach der römischen Steuer gefragt wird, bittet er um eine Münze. Diese trägt das Bild des Kaisers. Seine Antwort:

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ (Matthäus 22,21)

Diese Worte werden oft als Zustimmung zu Steuern interpretiert. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Jesus legitimiert nicht das Steuersystem, sondern entlarvt es. Die Münze mag dem Kaiser gehören – aber der Mensch gehört Gott (Mose 1,27 ). Die wahre Loyalität gilt nicht dem Staat, sondern dem Schöpfer. In dieser Sicht erscheint die Steuerzahlung als Konzession an die Weltordnung, nicht als moralische Pflicht.

Noch deutlicher wird das in Matthäus 17,24–27. Dort wird Jesus nach der Tempelsteuer gefragt. Seine Antwort:

„Die Söhne sind frei.“

Doch er zahlt – um keinen Anstoß zu erregen. Auch hier gilt: Freiheit ist der Normalzustand, Zahlung nur ein pragmatischer Akt in einer unfreien Welt.

Auch Paulus‘ Ausführungen in Römer 13 sind absolut kein Blankoscheck für staatliche Steuergewalt. Zwar schreibt er:

„Deshalb entrichtet ihr auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener.“ (Römer 13,6)

Doch der Kontext ist entscheidend: Paulus spricht von einer Obrigkeit, die das Gute fördert und das Böse bestraft (Römer 13,3–4). Die Funktion des Staates – das zieht sich durch die Bibel – ist die Aufrechterhaltung von Ordnung, nicht der Raub fremden Eigentums. Wo der Staat diese Rolle verlässt, verliert er seine theologische Legitimität. Paulus ruft zur praktischen Friedfertigkeit auf – nicht zur moralischen Akzeptanz ungerechter Systeme.

Ein Blick auf das alttestamentliche Abgabensystem rundet das Bild ab. Zwar gab es dort den Zehnten und andere Abgaben, doch diese waren zweckgebunden, vertraglich geregelt und freiwillig akzeptiert. Sie dienten der Versorgung von Priestern, Armen und Fremdlingen (Mose 14,28–29; 3. Mose 27,30–34) – nicht dem Aufbau eines zentralistischen Verwaltungsapparates. Die biblische Ordnung setzt auf Dezentralität, Verantwortung und Bundestreue – nicht auf abstrakte Bürokratien oder gesichtslosen Zugriff.

Fazit: Steuern im Licht der Bibel 

Die Bibel kennt kein moralisches Recht zur erzwungenen Besteuerung durch Menschenherrschaft.

Wo Steuern nicht auf Zustimmung beruhen, sind sie moralisch illegitim. Sie verletzen das göttliche Eigentumsrecht, untergraben persönliche Verantwortung und treten das Prinzip der Freiheit mit Füßen.

Deshalb ist die Aussage „Steuern sind Raub“ nicht nur libertäre Provokation, sondern auch eine konsequent biblische Analyse. Sie deckt auf, was allzu oft hinter idealistischen Begriffen wie „Gemeinwohl“, „Solidarität“ oder „Gerechtigkeit“ verborgen liegt: die gewaltsame Umverteilung fremden Eigentums ohne vertragliche Grundlage.

Wer der Bibel vertraut, muss Eigentum als heilig achten – und Zwang als Ausnahme, nicht als Regel. Oder mit Samuel gesprochen:

„Und ihr werdet seine Knechte sein.“

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