Im September 2010 war es soweit, die gesellschaftlichen Konflikte, die wir heute als normal empfinden, nahmen hier ihren Anfang. Was war passiert? Ein wenig charismatischer aber dafür umso geschätzterer Politiker, der sich mit knallharter Nüchternheit und effizienten Pragmatismus einen Namen gemacht hatte, veröffentlichte ein Buch, dass die Gemüter so dermaßen erhitzte, dass sogar die damalige Bundeskanzlerin Merkel in die Diskussion einschritt. Gemeint ist natürlich Thilo Sarrazin.
In seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ skizzierte er ein eher düsteres Bild von Deutschlands Zukunft, wenn sich nach seiner Meinung nicht grundsätzlich gewisse Dinge ändern würden. Das Buch wurde zum Bestseller.
Doch nicht alle waren begeistert. Denn anstatt sich mit den Thesen Sarrazins auseinanderzusetzen, schlug ihm aus dem eher links-alternativen Milieu eine Welle des Hasses und der Hetze entgegen. Komischerweise ausgerechnet von den Leuten aus Politik und Medien, die heute stets vor zu viel Hass und Hetze warnen.
Die vererbte Intelligenz
Was waren seine zentralen Thesen, die so eine heftige Reaktion hervorriefen? Die Grundthesen waren: Die Gesellschaft wird weniger leistungsfähig, weil immer mehr Kinder in bildungsfernen Schichten aufwachsen, vor allem, weil das Sozialsystem Kinderreichtum belohnt. Die zweite These war, dass die Intelligenz zu 50 bis 80 Prozent vererbbar sei und durch den Kinderreichtum in bildungsfernen Schichten die Durchschnittsintelligenz der Gesellschaft sinken würde. Die letzte These hatte es ähnlich stark in sich, denn hier setzte er sich mit der Zuwanderungspolitik auseinander. Nach Sarrazin stellt gerade die Zuwanderung aus muslimischen Ländern ein Problem dar, da Muslime unterdurchschnittliche Erfolge am Arbeitsmarkt und in der Schule vorweisen könne, dafür aber eine umso größeren Anteil an staatlichen Transferleistungen sowie Gewaltkriminalität haben.
Diese Thesen arbeitete er wenig emotional mit vielen Fakten auf. Eigentlich müsste bei der ganzen Faktenfülle gerade hier das aus Coronazeit bekannte und berüchtigte #TeamWissenschaft jubeln. Allerdings waren es gerade Leute aus diesem Milieu, die Sarrazin am heftigsten kritisierten. Besonders die Sache mit der vererbten Intelligenz stieß vielen Menschen übel auf. Die schlimmsten Vergleiche wurden gezogen. Auch, weil er es wagte, die Zuwanderung aus mehrheitlich muslimischen Ländern zu kritisieren.
Wo er recht hat …
15 Jahre später stellt sich natürlich die spannende Frage, wer denn nun Recht hatte – Sarrazin oder seine Kritiker. Was die Erblichkeit von Intelligenz angeht, liegt diese nach heutigem Stand der Wissenschaft wohl doch eher bei 80 Prozent, als bei 50 Prozent. Komisch, dass gerade dieser Punkt so hart kritisiert wurde. Denn ja, Intelligenz bedingt gute Schulleistungen und wirtschaftlichen Erfolg, er ist aber keineswegs ein Garant dafür. Auch andere Qualitäten sind gefragt, um erfolgreich zu sein: Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und soziale Kompetenzen spielen eine ebenso große Rolle.
Dass die bildungsfernen Schichten mehr Kinder bekommen, ist nach wie vor Fakt und für jeden in den amtlichen Statistiken nachlesbar. Und dass es für Unternehmen immer schwieriger wird, fähiges Personal bzw. passende Azubis zu finden, können Sie bei jeder mittelgroßen Ausbildungsmesse landauf, landab bestaunen.
Doch leider muss man sagen, dass Sarrazin vor allem in einem Punkt recht hatte, nämlich bei der Gewaltkriminalität von Zuwanderern: Die Kriminalstatistik von 2024 zeichnet ein ziemlich eindeutiges Bild. Die Gewaltkriminalität nimmt zu und dabei besonders der Anteil der nichtdeutschen Straftäter. Auch die Messerkriminalität steigt seit Jahren. Denken Sie nur an die Vorfälle in Mannheim, Solingen oder Aschaffenburg. Interessanterweise findet man australische Austauschstudenten als mutmaßliche Täter eher selten in den Statistiken.
Böhmermann und der Elfenbeinturm
Beispiele zum Thema Gewaltkriminalität finden sich inzwischen fast täglich in lokalen und überregionalen Zeitungen wieder. Denken Sie nur etwa an den Jungen, der kürzlich in Hamburg-Harburg aus dem 8. Stock eines Hochhauses stürzte, als eine Gruppe Syrer in seine Wohnung eindrang.
Neben diesem gruseligen Fall hat in den letzten Wochen vor allem eine Handreichung des NRW-Bildungsministeriums für Erheiterung gesorgt. Da die Gewalt an Nordrhein-Westfälischen Schulen derzeit sprunghaft zunimmt, wird Lehrern geraten, kleinere Vorfälle nicht zur Anzeige zu bringen. Aber nicht nur das. Wenn es brenzlig wird bei Konfrontationen mit Schülern oder Eltern, sollen sich Lehrer im Ernstfall „aus der Gefahrenzone entfernen“ …
Naja, und ganz nebenbei wurde in Berlin eine Petition gestartet, die in der S-Bahn ein Abteil nur für FLINTAs (Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nichtbinäre, Transgender- und Agender-Personen) fordert. Warum wohl?
Stellt man zu den genannten Beispielen die falschen Fragen, ist man, wie Sarrazin, ganz schnell unter „Nazi-Verdacht“. Doch langsam bewegt sich etwas. Denn in der Zwischenzeit haben sich diese Problematiken, die sich aus der jahrelangen unkontrollierten Massenzuwanderung ergeben, sogar bis zum traditionell eher verstaubten ÖRR rumgesprochen. Das neue ARD-Magazin „Klar“ setzte sich in seiner ersten Sendung kritisch mit eben dieser seit Jahren geduldeten illegalen Migration und den dadurch angesprochenen steigenden Gewalt- und Messertaten auseinander. Sehr zum Missfallen von Jan Böhmermann, der diese Sendung postwendend als „rechtspopulistischen Quatsch“ abqualifiziert hat.
Woher kommt eigentlich dieser typische Beißreflex von links? Ist es das Festhalten an alten Narrativen? Möchte man unbedingt die Deutungshoheit über gewisse Themen behalten? Oder möchte man unliebsamen Debatten aus dem Weg gehen? Möchte man immer noch zwanghaft jedem beweisen, dass man heute der Gute ist?
Egal, was es ist, je mehr man versucht, mit allen Mitteln eine Diskussion als „rechtspopulistisch“ zu disqualifizieren, umso mehr wird sie geführt werden. Doch nicht nur das. Noch dazu werden diejenigen gefeiert, die diese Diskussion aktiv führen wollen.
Der lachende Dritte
Da wären wir nun wieder bei dem kometenhaften Aufstieg der AfD in den letzten Wochen und Monaten. Es ist nicht das konsequente Ansprechen der Probleme, das diese Partei so stark gemacht hat, sondern eher der Versuch, mit allen Mitteln die Debatte zu unterdrücken oder zu stigmatisieren.
Inzwischen ist man an einem Punkt angelangt, an dem die Fronten verhärtet scheinen. Obwohl zumindest Teile der Union und ganz kleine Teile der SPD den Eindruck erwecken, sie hätten verstanden, um was es geht. Auf Grüne und Linke kann man sich in dieser Hinsicht wohl nicht mehr verlassen. Vor allem die schwächelnden Grünen und die verzwergte Volkspartei SPD sind zu sehr damit beschäftigt, ihre Vorfeldorganisationen zu pampern oder Strafverfahren gegen unbescholtene Bürger zu führen, von denen sie angeblich ganz schlimm beleidigt wurden.
Der große Witz daran ist ja, dass man wahrscheinlich vieles hätte verhindern können, wenn man 2010 auf Sarrazin gehört und die Diskussion über sein Buch und seine Thesen nüchtern in der Mitte der Gesellschaft diskutiert hätte. Zumindest hätte die AfD kein Thema mehr gehabt, mit der sie auf Stimmenfang gehen könnte. Eine Brandmauer oder eine Debatte, was sagbar ist und was nicht, wäre dann ebenfalls überflüssig gewesen.
Denn so wie es momentan läuft, schafft Deutschland nicht nur sich, sondern vorher auch noch die Meinungsfreiheit ab.
1 Kommentar. Leave new
Der Artikel fasst bekannte Einlassungen zusammen und geht auf einige Autoren ein, ich weise zur Stützung von Sarazzin darauf hin, dass bereits Schmitt die gleiche Meinung zu falscher Immigration hatte und dies „kulturell“ begründet hat und nicht „genetisch“. Im Ende ist es vom Ergebnis her dasselbe Argument.
Wieso der Autor grob falsch zu der Rolle der AFD kommentiert, weiß er möglicherweise. Seine Feststellung, der AFD Erfolg sei auf „verkürzte Korridore der Diskussion“ zurück zu führen, beleidigt die Wähler der AFD, etwas intellektuell verkleidet, aber in eindeutiger Form. Zudem kann die AFD auf ihr Programm verweisen, das in wichtigen Politikfeldern präzise Vorgaben formuliert. Was die „Einengung“ betrifft, so widerspreche ich dahingehend, dass die AFD von anderen als Paria bei allen Gelegenheiten ausgegrenzt wurde und wird. Wie soll man aus dieser Rolle dann umfassend diskutieren ? Im Gehalt ist diese Einlassung Mobbing.