Die Wachstumsstory von Windkraft ist ungebrochen. 2020 wurden weltweit 113 000 MW neuer Windkraftkapazität aufgebaut. Bis 2030 wird weltweit ein weiterer Zubau von 1 500 000 MW Kapazität an Windenergie hinzukommen, die Hälfte in China. Die Planungen der Bundesregierung sehen für Deutschland 2030 115 000 MW Windkraftkapazität an Land vor, für 2035 157 000 und für 2040 160 000 MW.
Damit würde man 2040 etwa 400 TWh Strom erzeugen können. Heute erzeugen 56 000 MW Windkapazität an Land (28 380 Anlagen) 100 TWh Strom. Deutschland wird nach China und den USA den drittgrößten Zuwachs an Windenergie verzeichnen.
Leider ist das kein Grund zum Jubel, denn neben einem unvorstellbaren Zuwachs an Kosten und einer dramatischen Einbuße an Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand bedeutet das einen nicht wiedergutzumachenden Eingriff in die deutsche Landschaft und deren Naturhaushalt. Schauen wir uns das also einmal genauer an (Quellen siehe in meinem Buch „Die große Energiekrise”).
Windparkwahnsinn
Deutschland wird flächendeckend aussehen wie die Landschaft um das Dorf Struth zwischen Mühlhausen und Wanfried in Hessen. Das Foto (Marcus Scheidel) ist keine Fotomontage. Es ist die heutige Realität eines Dorfes, das den Wahnsinn des zukünftigen Windparks Deutschlands beschreibt.
Lassen Sie uns die Verteilung der Anlagen in der Zukunft anschauen. Heute haben wir 28 380 Anlagen, die 56 130 MW darstellen. Nehmen wir an, die nach den Plänen der Bundesregierung bis 2040 noch zu errichtenden 100 000 MW werden mit 4- oder 5-MW-Anlagen gebaut. Dann kommen 20 000 bis 25 000 Anlagen hinzu. Dann sind 50 000 Anlagen auf der Fläche Deutschlands von 357 000 km2 unterzubringen.
Die Bundesregierung versucht uns einzureden, es gehe nur um 2 Prozent der Landesfläche. Das hört sich nicht nach sehr viel an. Im „Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land“ findet man den Trick.
Es werden lediglich manchmal noch die Flächen der Bebauungspläne, die in der Regel die Flächen um die Fundamente der Windkraftanlagen legen, ergänzt um eine Flügellänge von 50 bis 60 M. Der Einwirkungsbereich einer Anlage ist aber um Faktoren größer, da um einen Windpark ein Abstand von mindestens 1000 m gelegt werden muss, um die Lärmeinwirkungen auf Siedlungen auf das rechtlich notwendige Maß zurückzuführen. Der Unterschied ist gewaltig
Die Fläche um die Füße der Anlagen beträgt im Rechenbeispiel 900 x 15 m = 1,35 km2. Die tatsächliche Einflussfläche einschließlich des notwendigen Abstandsbereichs beträgt 1400 x 2450 = 4,75 km2, also fast viermal so viel. Je kleiner der Windpark, umso größer ist der Unterschied. Daher ist man auf der sicheren Seite, wenn man die von der Bundesregierung angestrebten 2 Prozent, mit dem Faktor 4 multipliziert.
Was bedeuten denn 8 Prozent? Zieht man von der Fläche Deutschlands die bebaute Fläche, die Fläche der Naturschutzgebiete und der Gewässer und der Straßen ab (zusammen rund 25 Prozent), bleiben 75 Prozent Wald und landwirtschaftliche Fläche übrig. Aus den 8 Prozent werden nunmehr 10,6 Prozent der in Deutschland zur Verfügung stehenden freien Fläche mit Anlagen im Abstand von 750 bzw. 450 M. In der freien Landschaft wird es kaum noch einen freien Horizont mehr geben.
Bestandsgefährdungen
Aber es geht nicht nur um Landschaftszerstörung. Trotz Tötungsverbots für den Roten Milan, Mäusebussard und andere Greifvögel fallen jährlich 12 000 Greifvögel den Windkraftanlagen zum Opfer, so dass es zu Bestandsgefährdungen beim Roten Milan und selbst beim Mäusebussard kommt. Und wir sollten nicht vergessen, der Rote Milan ist der eigentliche Wappenvogel Deutschlands, denn Deutschland ist verantwortlich für fast die Hälfte seines weltweiten Bestandes.
Wegen des zunehmenden Protestes gegen Windkraftanlagen in der Nähe von Wohnsiedlungen und Dörfern weichen die Länder und Planer auf die staatlichen und privaten Wälder aus. So werden die letzten natürlichen Waldhabitate vom Hunsrück, Vogelsberg bis zum Reinhardswald, dem Märchenwald der Brüder Grimm, zerstört, in denen dann auch noch zu allem Überfluss massenweise Fledermäuse zugrunde gehen. Man rechnet mit 10 Opfern pro Windkraftanlage pro Jahr.
Aufgrund ihrer Ultraschallortung können sie das Rotorfeld einer Windkraftanlage durchqueren. Dennoch fallen sie tot vom Himmel. Ursache ist ein Barotrauma: Ihre Lunge platzt durch den Druckabfall hinter den Rotoren. Dies widerfährt etwa zirka 250 000 Fledermäusen pro Jahr. Die Dunkelziffer ist vermutlich wesentlich höher, weil die Tiere meist noch ein wenig weiter flattern und dann irgendwo im Wald verenden, wo ihre kleinen Kadaver bald aufgefressen werden.
Naturzerstörung
Seltsam: Bei Bauvorhaben wie Autobahnen, Flughäfen, Gewerbeparks oder Brücken löste das Vorhandensein einer Fledermauskolonie jahrelangen Streit aus oder verhinderte sogar das ganze Projekt. Der Massentod dieser Tiere durch die Windindustrie rief bisher noch keine vergleichbare Empörung hervor.
Die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft stellte bereits 2013 fest, dass „in der Folge des unüberlegten und übereilten Ausbaus erneuerbarer Energien aus landwirtschaftlicher Biomasse und Windkraft die Bestände von fast 50 Prozent aller Vogelarten deutlich abgenommen“ hätten.
Paradoxerweise sind die Grünen die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung. Die von ihnen ausgelöste Naturzerstörung durch flächenfressende Wind- und Biogas-Industrie ist „genau das Gegenteil von dem, was die Umweltbewegung einst forderte“, sagt der Ökologe Patrick Moore, der 1971 mit seinen Freunden Greenpeace gründete.
Wie eine riesige Waschmaschine
Schon heute machen 200 Mio. m² Rotorfläche auch den Insekten zu schaffen. Eine Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR sendete Alarmsignale: Danach können 1200 Mrd. Insekten durch den Direktaufprall auf die Rotorflügel vernichtet werden. Die durch Unterdruck getöteten durchfliegenden Insekten wurden nicht betrachtet. Aber allein der direkte Aufprall entspricht nach der Abschätzung eines der Autoren der Größe der durch 40 Mio. PKW vernichteten Insekten.
Bedrohlich wird diese Erkenntnis dadurch, dass flugfähige weibliche Insekten kurz vor ihrer Eiablage hohe schnelle Luftströmungen aufsuchen, um sich vom Wind zu entfernten Brutplätzen zu tragen. Dort treffen die Weibchen mit Hunderten von Eiern auf eine Rotorwand, die umgerechnet von Aachen bis Frankfurt an der Oder reicht und 200 m hoch ist. Wie in einer riesigen Waschmaschine wird jährlich ein Luftdurchsatz von 10 Mio. km3, das ist mehr als das Zehnfache des deutschen Luftraums (bis 2000 m Höhe), durch die Rotoren gesogen.
Der Rückgang der Fluginsekten beträgt in den letzten 30 Jahren etwa 75 Prozent. Das hat vielerlei Ursachen. Aber die Ursache Windenergie will man seitens der Politik nicht wahrhaben
Erwärmung durch Windkraft
Werden die negativen Wirkungen auf die Fauna immer deutlicher, so wird der Effekt einer mit der Ausbreitung der Windenergie verbundenen lokalen Erwärmung bislang noch nicht breit diskutiert. Windparks führen zu erheblicher Erwärmung in ihrem Einwirkungsgebiete. Zwei Harvard-Wissenschaftler, Lee Miller und David Keith, kamen in einer großangelegten Studie über amerikanische Windparks zum Ergebnis, dass Windfarmen die lokalen Temperaturen um 0,54 Grad Celsius erhöhen.
Normalerweise kühlt die Luft oberhalb der Erdoberfläche in der Nacht ab. Aber die rotierenden Flügel der Windkraftanlagen gleichen das starke Temperaturgefälle in der Nacht aus und schaufeln Wärme zurück auf den Erdboden. Am Tage tritt kaum ein Effekt ein, da das Temperaturgefälle an der Erdoberfläche dann gleichmäßiger ist. Es gibt also keine Nettoerwärmung; die Wärme wird nur umverteilt, aber dies führt zu einer erheblichen Erwärmung im Einwirkungsbereich der Windparks. Mittlerweile bestätigen eine Reihe von Studien diesen Effekt, der zudem zu einer spürbaren Austrocknung der Böden in den Windfeldern führt.
Die Forscher führen aus, dass selbst, wenn die gesamte amerikanische Stromerzeugung durch Windenergie erzeugt würde, alle „Windfarmen mehr als hundert Jahre laufen müssten, bevor der Erwärmungseffekt über den US-Kontinent, hervorgerufen durch Turbine-Atmosphäre-Wechselwirkungen, kleiner wäre als die reduzierte Erwärmung auf Grund der Verringerung der CO2-Emissionen“.
Meteorologische Folgen
Deutschland plant mit einer Verdreifachung der Windenergieerzeugung. Aber welche Effekte der Austrocknung der Böden mit dem Ausbau der Windenergie bewirkt werden, ist weder in Politik noch Forschung ein Thema.
Das gilt auch für die meteorologischen Folgen der Energieentnahme des Windes. Ein Windkraftwerk entnimmt immerhin die Hälfte der Energie des Windes und verwandelt diese in Strom. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Geochemie in Jena haben berechnet, dass der geplante Ausbau der Windenergie die zu erwartende Windleistung der Anlagen um 8-10 Prozent reduzieren wird.
Die Offshore-Planung, die den relativ kleinen Raum der deutschen Nordsee, der von Schifffahrtswegen, Sandabbau, Naturschutzgebieten und militärischen Übungsgebieten übriggeblieben ist, bis zum letzten Quadratkilometer mit 10 000 großen Anlagen vollstopft, führt zu einem erheblichen Ertragsverlust. Sage und schreibe 40 Prozent weniger Ertrag kommen bei der Planung der Bundesregierung am Ende heraus.
Die Windparks werden zum Opfer einer atmosphärischen Windberuhigung, die sie selbst erzeugt haben. An Land ist die alte Windstärke erst nach 4 bis 5 km wieder hergestellt, offshore kann sich das bis zu 70 km weit auswirken. Es stellt sich durchaus die Frage, ob die mit einem großflächigen Ausbau der Windenergie verbundene Energieentnahme meteorologische Folgen hat. Verändern sich die Regenereignisse durch Verringerung der regionalen Windgeschwindigkeiten? Systematisch ist das noch nicht untersucht worden. Warum nicht? Nicht zuletzt deshalb, weil die Bundesregierung daran kein Interesse hat.
Keine Umweltverträglichkeitsprüfung
Am 30.1.2023 hat sie sogar beschlossen, dass die Umwelt- und Artenschutzprüfungen für Windkraftanlagen entfallen, wenn für das ausgewiesene Gebiet bereits eine „strategische Umweltprüfung” vorgenommen wurde. Eine strategische Umweltprüfung ist eine allgemeine Prüfung auf der Ebene der Raumordnung oder der Bundesplanung wie der Verkehrswegeplanung.
Wenn beim Bundesverkehrswegeplan eine strategische Umweltprüfung stattgefunden hat, käme niemand auf die Idee, die Genehmigung eines einzelnen Autobahnabschnittes ohne Umweltverträglichkeitsprüfung vorzunehmen. Bei der Windkraft wird es nun so gehandhabt.
Im Juli letzten Jahres wurde in das Erneuerbare Energiegesetz eingefügt, dass der Windkraftausbau dem überragenden öffentlichen Interesse dient. Nun wird für 18 Monate auf die Prüfung eines Windparks nach UVP, Vogelschutzrichtlinie, Artenschutz- und FFH-Verordnung verzichtet.
Die A 20 in Schleswig-Holstein wurde seit nun zehn Jahren wegen möglicher Beeinträchtigungen von Fledermäusen nicht gebaut. Bei Windkraftanlagen wissen wir, dass daran durchschnittlich zehn Fledermäuse pro Jahr und Anlage verenden – 240 000 Stück im Jahr. Strategische Umweltprüfung : Fehlanzeige!
Es besteht kein Zweifel, dass Erneuerbare Energien ein wichtiger Teil des zukünftigen Energiemixes sind. Aber bis 2045 die gesamte Energieversorgung im Wesentlichen auf Wind und Sonne umzustellen, wird die Wettbewerbsfähigkeit, die Versorgungssicherheit und den Naturhaushalt Deutschlands massiv beschädigen.
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Wahnwitz: Wer Kernkraftwerke abschaltet und Atomstrom importiert, wer Kohlekraftwerke abschaltet und Kohlestrom importiert, wer Holzkraftwerke baut und Holz importiert, ist des Wahnsinns fette Beute geworden. Wer seit den neunziger Jahren die dafür verantwortlichen Parteien wählt, hat den Verstand verloren.
Was stabilisiert das Netz bei Dunkelflaute? Irgendwelche eingespeisten Summen aus Zeiträumen zu benennen, ist sinnfrei. Ein Wechselstromnetz kollabiert augenblicklich, sobald die technisch notwendigen Parameter aus dem Ruder laufen. Auch das Hundertfache an Fakepower und unbegrenzt viele Batteriespeicher ändern nichts an der 45-Prozent-Regel. Jede einzige Windanlage und jede einzige Solarpanele zwecks Einspeisung ist eine zuviel! Die 45-Prozent-Regel bedeutet: Maximal 55 Prozent FakePower sind möglich!
dzg . one/Forcierung-des-Energiekolonialismus-durch-die-Ampelregierung
Jegliche eingespeiste Fakepower ist ein volkswirtschaftlicher Schaden. Es liegt keinerlei Gewinn darin. Vielmehr werden Rohstoffe und Brennstoffe auf unverantwortliche Weise verschwendet, sowie Mensch, Tier und Umwelt geschädigt.
Sehr geehrter Herr Vahrenholt,
Sie zitieren ohne Widerspruch „…kleiner wäre als die reduzierte Erwärmung auf Grund der Verringerung der CO2-Emissionen“. Ich kann nicht glauben, dass Sie als Chemiker dieses Zitat bringen, ohne es einzuordnen. Reduzierte Erwärmung durch weniger CO2? Ich bitte um einen Nachweis, dass CO2 die Ursache für eine Erwärmung ist. Ich habe im Chemie-Unterricht noch gelernt, dass CO2 der Wärme folgt – nicht umgekehrt.