Die Windkraftflaute der Ampelregierung

Im ersten Jahr der Ampelregierung hat der Ausbau der Windenergie einen empfindlichen Dämpfer erhalten – worüber die Medien aber leider nicht so gerne berichten wie über Klebeaktionen und Geländebesetzungen. 

Dabei hatte der grüne Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck im März 2022 noch vollmundig verkündet, die erneuerbaren Energien in „Tesla-Geschwindigkeit“ ausbauen zu wollen und durch eine Beschleunigungsgesetz Naturschutzbedenken vom Tisch gewischt. Doch tatsächlich wurden im Laufe des Jahres trotz grüner Regierungsbeteiligung weniger Windkraftwerke bewilligt als 2021. 

Enttäuschende Beteiligung

Der Grund: Bei den Ausschreibungen für Windenergieanlagen an Land durch die Bundesnetzagentur war 2022 nur eine enttäuschende Beteiligung zu verzeichnen, weil sich Windkraft wegen gestiegener Zinsen und Materialkosten für Investoren nicht mehr rechnet. 

Diese Ausschreibungen hat einer von Habecks Vorgängern als Wirtschaftsminister, Sigmar Gabriel, eingeführt: Viermal im Jahr wird seitdem eine bestimmte Menge an Megawatt ausgeschrieben, und dann können die Windkraftentwickler Angebote machen. Um den Wettbewerb anzukurbeln, werden Höchstgrenzen für die anzubietende Höhe der Einspeisevergütung festgelegt, die nicht überschritten werden dürfen. 

Jedes Jahr wurden seitdem diese Höchstgebote abgesenkt, um Druck auf die Preise auszuüben. Ursprünglich lagen die Höchstgebote bei 8,76 €ct/kw, und zuletzt betrugen sie beim Amtsantritt von Robert Habeck nur noch 5,88 €ct/kw.

Windkraft rechnet sich nicht mehr 

Hohe Zinsen und steigende Materialkosten (Stahl, Kunststoff, Kupfer) haben nun aber die Wirtschaftlichkeit von neuen Windkraftprojekten bei diesem niedrigen Gebotsniveau immer mehr beeinträchtigt. Angesichts des stark gestiegenen Kostenrahmens bei den Projekten waren die aktuellen Höchstwerte aus Sicht der Bieter nicht mehr attraktiv und wirtschaftlich genug, um am Ausschreibungsverfahren teilzunehmen. 

Schon im Oktober hatte „ECOreporter“, ein „Magazin für nachhaltige Geldanlagen“, besorgt getitelt: „Bricht der Windkraftausbau ein?“ Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE), wurde mit den Worten zitiert: „Um künftige Ausschreibungsrunden wieder auszufüllen, muss der aktuelle Ausschreibungsrahmen dringend an die Marktentwicklungen und den Deutschen Industriepreisindex angepasst werden.“

Der Wunsch wurde schnell erfüllt: Um die Ausbauziele nicht zu gefährden, ließ der Bundeswirtschaftsminister kurz vor Weihnachten 2022 klammheimlich die Einspeisevergütung für Onshore-Windkraftwerke anheben – worüber wieder kaum berichtet wurde.

Zunächst verständigte sich die Koalition, versteckt im Rahmen der politischen Einigung zur Strompreisbremse, darauf, die Bundesnetzagentur zu einer stärkeren Anhebung der Auktionshöchstwerte zu autorisieren. Sie darf die Höchstgrenzen nun um bis zu 25 Prozent anheben, bisher betrug der Spielraum nur 10 Prozent.

Teurer auf 20 Jahre

Und postwendend reagierte Habecks grüner Buddy Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur: Der 2023 gültige Höchstwert für Windenergie an Land wurde von ihm am 27.12. auf 7,35 €ct/kw pro Kilowattstunde festgelegt. Das entspricht exakt der nunmehr erlaubten Anhebung um 25 Prozent, ausgehend vom bisherigen Höchstwert in Höhe von 5,88 ct/kWh.

Die Windenergie wird damit seit über 20 Jahren erstmals wieder teurer – und sie bleibt es für die nächsten 20 Jahre, denn die erhöhte Einspeisevergütung für neue Anlagen wurde wie immer auf 20 Jahre festgeschrieben – so lange ist sie den Kraftwerksbetreibern garantiert. 

Kurzfristig wird das seinen Zweck erfüllen, es wird sicherlich wieder mehr Anbieter und damit auch Windkraftanlagen-Bauprojekte geben. Der bereits zitierte Präsident des Bundesverbandes Windenergie Albers sieht darin „eine starke Motivation für die Beteiligung an der ersten Ausschreibung für die Windenergie an Land in 2023 und somit das Startsignal für eine Zubauwelle“.

Keine wettbewerbsfähigen Strompreise

Aber zu welchem Preis? Zunächst einmal reden wir hier über gigantische Subventionen – die nur im Moment noch nicht stattfinden angesichts eines durch das Gas bestimmten hohen Strompreises von 15 €ct/kw. Aber irgendwann wollen wir auch mal wieder wettbewerbsfähig sein bei den Strompreisen, und dann wird das eine auf 20 Jahre festgelegte Dauersubvention von Hunderten von Milliarden. 

Für die Industrie aber sind die jetzt zugestandenen und langfristig festgelegten 7,35 €ct/kw eine Katastrophe. Im Moment mag man die Höhe angesichts des Strompreises für nicht so schlimm halten. Aber wir lagen da vorher mal bei 4 bis 5 €ct/kw, und diese Höhe braucht die Industrie auch, um wirtschaftlich produzieren zu können. 

Bei einem auf 20 Jahre festgelegten Preis von 7,35 €ct/kw für Windenergie und fehlenden Alternativen herkömmlicher Energiequellen, die ja alle abgebaut werden sollen, bedeutet das, dass die Industrie in Deutschland keine international wettbewerbsfähigen Strompreise erhält. Die Amerikaner und die Chinesen haben etwa 3 €ct/kw! 

Achillesferse: Die Rohstoffe

Vor der Wahl hatte Bundeskanzler Scholz einen Industriestrompreis von 4 €ct/kw versprochen. Nun soll es das fast das Doppelte werden. Und jeder weiß: Um aus fluktuierender Windenergie verlässlichen Strom zu machen, müssen die Speicherkosten hinzuaddiert werden, und dann ist man schnell beim Drei- bis Vierfachen. 

Unabhängig von der Festlegung auf die 7,35 €ct/kw, die natürlich später für dann abzuschließende Verträge theoretisch auch wieder abgesenkt werden kann: Es ist längst erkennbar, dass die Erneuerbaren Energien ihre Achillesferse in den teurer werdenden Rohstoffen haben. Auch Solarmodule sind um 30 Prozent teurer geworden, da deren Hauptkostenfaktor Silizium durch teurer gewordenen Kohlestrom hergestellt wird, nämlich zu 90 Prozent in China. 

Es ist unwahrscheinlich, dass die Materialkosten in diesem Jahrzehnt billiger werden. Die Energiewende wird uns wegen steigender Materialkosten teuer zu stehen kommen. 

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