Zölle schienen und scheinen Trumps Devise zum Wiederaufbau der amerikanischen Industrie zu sein. Die Idee ist, dass Unternehmen, die diese Besteuerung vermeiden wollen, anfangen müssten, in den USA selbst zu produzieren und damit peu à peu die verlorene industrielle Kapazität ins eigene Land zurückgeholt werden würde – vor allem von China, dem Erzkonkurrenten natürlich.
Um es schlicht zu sagen: Die Taktik Trumps scheint krachend zu scheitern. Einmal, weil die Tariffs natürlich nicht von den Produzenten bezahlt werden, sondern von den Importeuren und damit von amerikanischen consumer. Man stelle sich einen Walmart ohne chinesische Waren vor – oder eben einen, in dem diese Waren erheblich teurer sind. Was würde dann aus den Ankündigungen Trumps, dass die Inflation zurückgehen und dass Energie und alles Mögliche erschwinglicher würde?
Und das nächste Malheur sind die Gegenzölle der betroffenen Volkswirtschaften. Die Chinesen sollen Zölle auf Nahrungsmittelexporte aus den USA erheben, was zu erheblichen Schädigungen amerikanischer Landwirte führen dürfte – sicher eher treue Trump-Wähler aus dem sogenannten fly-over-Amerika. Und Zölle auf kanadisches Öl und Strom: Nebenbei, was kaum jemand weiß, ist Canada der bei weitem größte Lieferant der USA. Und jetzt wollen die auch noch amerikanischen Bourbon boykottieren. Und die renitenten Mexikaner, die sich einen größeren Teil der amerikanischen Autoindustrie an Land gezogen haben, spielen auch nicht richtig mit.
Und dann noch zu guter Letzt: Die Chinesen ziehen technologisch an den USA vorbei. Deep Seek ist real und verweist die AI der USA auf die hinteren Ränge. Und man spricht von Ausfuhrbeschränkungen für seltene Erden.
Nicht zu vergessen: Die nächsten Zwischenwahlen kommen bestimmt. Schon bröckeln die Kurse in New York, und man kann gespannt sein, was sich der Donald einfallen lässt. Am Ende ist sein verlässlichster Partner noch Putin. Denkbar ist alles.
Sicher ist der „Elefant im Raum“. Die USA müssen im Jahr 2025 ca. 10 Billionen Schulden, die „reif“ werden, „überrollen“, das heißt, neue Käufer finden. Das ist etwa das 20-Fache des gegenwärtigen Bundeshaushalts. Und das bei einem zunehmenden Unwillen staatlicher und institutioneller Anleger, das toxische Zeug zu kaufen. Das wird kosten. Zwar könnte man sagen, dass dieses Ei dem Donald von Biden und Obama ins Nest gelegt wurde, aber auch er selbst hat sich diesbezüglich in seiner ersten Amtszeit nicht mit Ruhm bekleckert.
Der Historiker Paul Kennedy beschrieb vor Jahren die Gründe, warum Großreiche untergehen. Es waren zwei: „Overextension“ und „Debt“. Man hört die Nachtigall geradezu trapsen.
Von rechtskonservativen Kreisen wurde Trumps Wahl deutlich begrüßt, und man hatte einige Hoffnungen bezüglich seiner Präsidentschaft. Aber was wurde bisher wirklich eingelöst? Kennedymord, Epstein, Ukraine, wirtschaftlicher Aufschwung, Inflationsbekämpfung – eher Fehlanzeige. Der neueste Vorschlag für einen Waffenstillstand in der Ukraine bei gleichzeitiger Wiederaufnahme der Waffenlieferungen und der Datenübermittlung dürfte ein Schuss in den Ofen sein, d. h. lediglich ein Manöver, um den Russen den Schwarzen Peter für die Fortführung des Krieges zuzuschieben.
Trump wirkt in seinen Aktionen etwas hyperaktiv, um es milde zu sagen. Zoll an, Zoll aus, Drohung ausgesprochen, Drohung zurückgenommen. Und was wirklich drohend am Horizont aufzieht, sind eben die Zwischenwahlen, die eigentlich schon in eineinhalb Jahren losgehen. Wenn er sein Elektorat verärgert, dann könnte er auch als „Lame Duck“ enden.
Dazu einige Eindrücke aus einem Reisebericht eines Geschäftsreisenden aus den USA: „Anyway, nochwas zur Stimmung im Land: die Amis sind alles andere als begeistert über die Unsicherheiten und das ganze laute Getöne. Angeblich sollen es ja „reciprocal” Tariffs (Zölle) geben, aber zu den 25 Prozent der EU auf Whiskey wird jetzt mit 200 Prozent auf EU Wein etc. geantwortet. Auch wurde von Trump heute behauptet, alle Länder hätten die Amis nur ausgebeutet, die armen armen Besatzer, selbst der Wiederaufbau nach dem 2. WK mußte noch dafür herhalten, für den „the europeans” ja noch nicht bezahlt hätten. 80 Jahre altes Zeugs. Dabei hat Deutschland seine Marshall-Kredite zurück bezahlt, und mehr als 1000 Tonnen unseres Goldes liegt immer noch bei der FED. Und daß wir tagein tagaus unsere Besatzungskosten selber tragen dürfen, scheint Trump auch nicht zu wissen. Den Amis ist bewußt, daß sie größtenteils vom Import abhängen, und 25 Prozent Tariffs auf alles macht nur alles für den Verbraucher teurer. Heute hat er ja auch gesagt, er bräuchte überhaupt nix aus Kanada, keine Autoteile, kein Lumber (Bauholz), kein Öl, gar nix. Und er sagte, Canada würde sich doch toll als 51. Staat machen. Ich glaube, er ist in einem ähnlich delirösen Zustand wie Joe Biden, nur auf andere Art.“
Da scheint sich tatsächlich was zu drehen.