Very nice people
Ich muss gestehen, mein Verhältnis zu den USA war über die Jahre hinweg immer ein bisschen gespalten. Auf der einen Seite war der Sender AFN (American Forces Network) quasi verantwortlich für den Sound meiner Jugend. Auch fand manche Gallone Whisky den verschlungenen Weg aus dem PX in die schwäbische Provinz, von anderen Substanzen nicht zu reden, die in den Barracks im Umlauf waren. Ein längerer Aufenthalt an der wonnigen Westküste tat ein Übriges: „Very nice people, awesome guys“, würde Mister Trump sagen. Aber andererseits: Die leidige amerikanische Politik, Bush Junior, das ewige Herumgefuchtele mit Regimewechseln, alles gesegnet von Jesus persönlich. Das war schon mehr als gewöhnungsbedürftig.
Und jetzt: Der Donald will offensichtlich doch Frieden, wobei natürlich immer ein gutes Geschäft dabei herauskommen muss, und anscheinend könnten die Russen ein vielversprechender Geschäftspartner sein, auf jeden Fall eher als die Pleite-EU mit ihrer ewigen Tendenz zu moralischen Belehrungen.
Interessanterweise haben die Russen ja gleich einen hochrangigen Wirtschaftsexperten mit nach Riad geschickt, und man könnte da die Nachtigall durchaus trällern hören.
Aber geschenkt, angesichts der Möglichkeit, dass die Schlächterei in der Ukraine wie auch immer aufhören könnte, scheinen das Nebenwidersprüche zu sein, und dass die Europäer und da zuvörderst Deutschland zahlen sollen, das dürfte auf jeden Fall Sache sein.
Herr Vance löst bei den Eurokraten nun einhellige Empörung aus, und ich fühle durchaus eine klammheimliche Befriedigung, wenn ich ihm zuhöre. Der Mann hat doch mehr als Recht, zumindest was Zensur, Meinungsmanipulation und strafbewehrte Unterdrückung unliebsamer Tendenzen angeht. Vielleicht könnte sogar für diesen Artikel eines Morgens die Staatsmacht an der Tür stehen, auszuschließen ist nichts: Aber die Zahnbürste ist gepackt, und ich plane mir einen Bademantel in den Farben der amerikanischen Flagge anzuschaffen. Vielleicht gibt’s den billig bei Temu. Auch Bademanteldemonstrationen hätten einen gewissen karnevalistischen Effekt. Und den Humor soll man ja auf keinen Fall verlieren.
1 Kommentar. Leave new
Das mit dem Bademantel im Union-Jack-Style ist eine gute Idee, lauft aber ohne mediale Öffentlichkeit ins Leere.
Je nachdem wie hoch die Staatsanwaltschaft Ihre Prominenz einschätzt wird sie Medienvertreter einladen oder auch nicht. Und mit in Echtzeit filmenden Journalisten aus dem oben erwähnten Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist auch nicht in jedem Falle zu
rechnen.
Vielleicht haben sie ja einen vetrauenswürdigen und kurzfristig alarmierbaren Nachbarn mit entsprechendem Equipment und Blick auf Ihren Eingangsbereich .