Künstler: Kid Rock
Song: Born free – veröffentlicht auf dem gleichnamigen Album (Top Dog Records, 2010)
Kid Rock ist zweifellos eine der umstrittensten Figuren der amerikanischen Musikszene. Geboren als Robert James Ritchie 1971 in Michigan, verbuchte er in den 1990er-Jahren zunächst als „Rap-Rocker“ international große Erfolge, bevor er sich anschließend, nicht weniger erfolgreich, zunehmend auch Country und Southern Rock zuwandte. Doch es ist nicht nur seine musikalische Vielseitigkeit, die ihn zu einer interessanten Persönlichkeit macht – vielmehr ist es seine unerschütterlich freiheitliche Haltung zu Politik und Gesellschaft, die ihn immer wieder ins Zentrum öffentlicher Diskussionen rückt.
Diese Haltung, die vor allem in den letzten Jahren wieder für Aufsehen sorgte, spiegelt eine tiefere Philosophie wider. Es ist eine Philosophie des ständigen Infragestellens und des mutigen Ausdrucks eigener Überzeugungen – auch auf die Gefahr hin, sich selbst von anderen zu entfremden. Für Ritchie ist das Leben kein unkritischer Abgleich mit der Meinung der Masse, sondern vielmehr ein kontinuierlicher Dialog zwischen den eigenen Werten und den Anforderungen der Gesellschaft.
Seine Unterstützung für Donald Trump, sowohl in der letzten Präsidentschaftswahl (wo er bei der „Victory Rally“ in Washington auftrat und sogar bei der Amtseinführung als Gast geladen war), als auch bereits während dessen erster Amtszeit (wo er Trump öffentlich unterstützt hat), seine scharfe Kritik an der übermäßigen Bürokratie und der wachsenden Macht des Staates, sowie sein vehementer Einsatz für traditionelle Werte sorgten immer wieder für Aufsehen. Dies brachte ihm nicht nur viele Anhänger, sondern selbstredend auch noch mehr Kritiker ein.
Eine seiner markantesten Aktionen ereignete sich 2023, als Richie in einem viral gegangenen Video, nach einem kurzen Statement mit einem Maschinengewehr auf eine Ansammlung von Bud-Light-Bierdosen feuerte. Der Grund: Bud Light hatte sich gerade der LGBTQ-Community angebiedert und eine Transgender-Aktivistin zum Gesicht ihrer neuesten Werbekampagne gemacht. Für Kid Rock war dies ein klares Symbol für das, was er als eine schleichende Übernahme der öffentlichen Meinung durch die „Woke-Kultur“ betrachtete. Dass sich gerade Bud Light, eine Marke mit einer treuen Anhängerschaft aus ländlichen, konservativen Kreisen – den „Rednecks“ – der woken Agenda unterwarf, war für ihn ein No-Go. Diese Entscheidung, die Bud Lights Basis zuwiderlief, stieß auf großen Unmut – und sorgte dafür, dass Rocks Aktion in diesen Kreisen breite Zustimmung fand. Einige seiner Kritiker riefen hingegen dazu auf, ihn aufgrund der Aktion zu canceln, da sie diese als offen transphobe Geste interpretierten. „Ich liebe es, wenn die das versuchen“, kommentierte er in einem Interview, ganz unbeeindruckt von den Angriffen.
Denn bereits seine Äußerungen zur „MeToo“-Bewegung im Jahr 2018 wurden zum Anlass eines Cancel-Versuches. Richie erklärte, dass er zwar die Intention der Bewegung, Frauen zu schützen und sexuelle Gewalt zu bekämpfen, nachvollziehen könne und gut finde, jedoch die oft damit einhergehende pauschale Verurteilung von Männern ohne Rücksicht auf die individuellen Umstände, sowie ohne die Überprüfung des Wahrheitsgehalts der Anschuldigungen, als äußerst problematisch empfand. Diese „Verurteilen-statt-Hinterfragen“-Einstellung, die in Hollywood zu dieser Zeit vorherrschte, betrachtete er als eine ernsthafte Gefahr. Richie passte sich nicht an – oder hielt seine Meinung, wie einige andere Personen des öffentlichen Lebens, die nicht damit d’accord gingen, zumindest zurück – er betonte, wie wichtig es sei, differenziert zu denken und jede Anschuldigung nur nach einem fairen Verfahren zu bewerten. Damit stellte er sich als Verteidiger einer Kultur des gesunden Menschenverstands dar, die er als zunehmend bedroht ansah.
Doch es sind nicht nur seine politischen Äußerungen, die für Aufsehen sorgen. Es ist auch die Weigerung, sich an die Normen und Erwartungen der Branche zu halten: Statt sich an große Plattenlabels zu binden, hat Kid Rock seine Musikproduktion schon früh selbst in die Hand genommen und ein eigenes kleines Imperium aufgebaut. Diese Unabhängigkeit ist mehr als nur eine wirtschaftliche oder künstlerische Entscheidung – sie ist ein Ausdruck seiner Überzeugung, dass wahre Freiheit im Handeln und in der Eigenverantwortung liegt. Es geht ihm darum, das Leben in allen Belangen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, ohne sich von äußeren Einflüssen oder der Meinung anderer zu beugen.
So ermöglichte ihm die vollkommene Entscheidungsfreiheit über sein Schaffen zum Beispiel, seine Fans zu begeistern, indem er sein Album „Rebel Soul“ dauerhaft für nur fünf Dollar anbot, um auch den weniger gut betuchten Anhängern die Möglichkeit zu geben, ein physisches Exemplar zu erwerben.
Auch seine „$20 Best Night Ever Tour“ im Jahr 2011 punktete, wie der Name bereits sagt, mit einer einmaligen Preisklasse. Künstler mit seiner Reichweite und seinem etablierten Namen konnten zu dieser Zeit problemlos einen Preis von 100 bis 150 Dollar oder sogar darüber hinaus verlangen. Doch genau das war auch der Punkt: Es war ein starkes Statement gegen die Überteuerung der Musikindustrie und die undurchsichtigen Strukturen, in denen unzählige Menschen mitverdienen, ohne einen echten Beitrag zur Kunst zu leisten. Es war eine klare Ablehnung des vorhandenen Systems und ein Aufruf, die Kontrolle zurückzugewinnen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Fans.
Seine Haltung zur persönlichen Freiheit und zur Unabhängigkeit ist auch in seiner Musik spürbar. Ein besonders passendes Beispiel dafür ist der Song „Born Free“. Der Track handelt von der Sehnsucht nach Unabhängigkeit und dem Drang, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es geht dabei um die Freiheit, als Individuum zu leben, zu denken und zu handeln, ohne sich von den Meinungen der anderen oder den Forderungen der Gesellschaft einschüchtern zu lassen. „Born Free“ spiegelt Kid Rocks Lebensanschauung wider – ein Leben, das von Mut, Individualität und dem Streben nach Selbstbestimmung geprägt ist.
Kid Rock ist also weit mehr als nur ein Musiker. Dass er sich jahrzehntelang an der Spitze halten konnte und sich dabei nie anpasste, dass er bereit ist, für seine Überzeugungen einzutreten, selbst wenn er damit auf Widerstand stößt, macht ihn zu einem Vorbild.
Sehen und hören Sie hier den Song „Born Free“ von Kid Rock mit dem dazugehörigen Musikvideo.