Auf dem Plattenspieler: ZZ Top

Künstler: ZZ Top

Album: Tres Hombres (London, 1973)

Vor vielen Jahren, als es den Begriff „Hipster“ bzw. Hipsterbart noch nicht gab, Ende der 60er Jahre, betrat ein vollbärtiges, mit dunklen Sonnenbrillen ausgestattetes Trio aus Houston/Texas die Weltbühne und ist seitdem nicht mehr aus der Rock and Roll Hall of Fame wegzudenken. Wobei vollbärtiges Trio nicht ganz zutrifft, denn nur zwei der Mitglieder waren bekannt für ihren fulminanten Haarwuchs im Gesicht, Gitarrist und Sänger Billy Gibbons, sowie der leider 2021 verstorbene Bassist Dusty Hill. Ausgerechnet der Schlagzeuger mit dem Namen Frank Beard hatte keinen Vollbart. Die Rede ist von den texanischen Kultrockern ZZ Top.

Besonders faszinierend ist neben der wunderbaren Musik der Band ihr Durchhaltevermögen. Schlappe 52 Jahre haben ZZ Top in der Originalbesetzung Platten aufgenommen und die Bühnen dieser Welt bespielt! Welche Band kann das von sich behaupten?

Billy Gibbons hatte schon diverse Bandprojekte in den 60ern. Diese waren mehr oder weniger erfolgreich. Aber sie brachten ihm zumindest einen Auftritt im Vorprogramm von Gitarrenlegende JIMI Hendrix ein, der Billy im Anschluss mit der Aussage adelte, der talentierteste amerikanische Gitarrist zu sein. 

Das war für den Saitenvirtuosen von ZZ Top eine riesige Motivation und so wollte Billy dann Ende der 60er Nägel mit Köpfen machen und ein neues erfolgsversprechendes Bandprojekt gründen. Zu diesem Zweck tat er sich mit seinem damaligen Manager Bill Ham zusammen und gemeinsam warben sie, fast wie im Profifußball, der erfolglosen Band „American Blues“ ihren Bassisten Dusty Hill und ihren Schlagzeuger Frank Beard ab. ZZ Top waren geboren.

Doch es sollte noch einmal drei Jahre und zwei Alben dauern, bis die Bluesrocker aus Texas den Durchbruch schafften, mit einem Album, das bis heute zu den Besten seiner Art gehört und sich deshalb jetzt auf dem Sandwirt-Plattenspieler dreht: „Tres Hombres“ aus dem Jahr 1973.

Als dieser Longplayer auf den Markt kam, ging plötzlich alles ganz schnell. Wie ein Tornado eroberte er die amerikanischen Billboard-Charts und hielt sich dort ganze 81 Wochen, die Single „La Grange” eroberte sogar die Top 50 der Verkaufscharts und schon im folgenden Jahr spielten ZZ Top bereits vor 80.000 Zuschauern in Austin.  

Der Erfolg lässt sich sehr gut durch ihren eigenwilligen Soundmix erklären. Klar, da steckt Classic Rock drin, genauso wie Folk, Blues, Southern Rock, Rock&Roll und auch eine Brise Boogie, eben fast alles was zu dieser Zeit in Texas gehört wurde. Sie selbst nannten ihren Sound „Abstract Blues”, ein Begriff, der aus meiner Sicht aber weder dem Feeling, noch der Wucht und und dem Drive ihrer Musik gerecht wird. Mich begeistert an ZZ Top nämlich gerade, wie die Songs grooven, kein bisschen abstrakt, wie sie Emotionen über den Gesang und die Gitarrensoli perfekt transportieren, so wie wir es vom Blues her kennen. 

Aber auch die Arrangements der Songs sind total auf den Punkt gebracht. Der Einsatz des Schlagzeugs nach einer gefühlten Minute in „La Grange“ zum Beispiel, bereitet mir heute noch eine Gänsehaut. Die geniale Mischung aus emotionaleren, bluesigeren Titeln mit extrem nach vorne gehenden Rockknallern, macht diese Scheibe so lebhaft, so vielseitig und so besonders hörenswert. Bis heute.

Hören Sie das komplette Meisterwerk “Tres Hombre” von ZZ Top in voller Länge auf YouTube.

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Oliver Gorus Blog

Die Zwölf Stuttgarter Artikel

1 Kommentar. Leave new

  • Dieter Franke
    3. September 2024 6:13

    Eigentlich alles richtig und fein beobachtet. Aber es ist fast unverzeihlich, den Namen von Hendrix falsch zu schreiben. Er heißt JIMI und nicht etwa Jimmy.

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