Mit tödlicher Sicherheit kommt jeder US-amerikanische Trend auch bei uns im „besten Deutschland aller Zeiten” an. Was war dort drüben nicht schon alles schiefgegangen: Eine eher bei den dortigen Hillbillys beliebte Biermarke hatte mit einer extrem „woken” Transperson geworben, und die renitenten Cowboys, die das Gesöff bis dato geschluckt hatten, reagierten prompt – mit einem Säufer-, äh, Käuferstreik.
Und so ging es weiter, die Dominosteine fielen, und in der amerikanischen Wirtschaft machte sich langsam die Einsicht breit, dass sich „woke” auf „broke” reimt. Man ruderte zurück und behauptete, es sei alles nicht so gemeint gewesen.
Und nun VW, das sich nicht genug tun konnte, überall die „Milch der frommen Denkungsart” zu verspritzen und jeden Fußabstreifer in Regenbogenfarben auszulegen. Die Geschäfte laufen nicht, und jetzt ist natürlich die Konzernleitung schuld – und keineswegs die Politik, die in Wolfsburg ja einiges zu melden hat.
Vertreten wird sie dabei nicht nur durch den Landesvater Stephan Weil, sondern auch durch seine grüne Vize-Dame, Frau Julia Willie Hamburg. Hinter ihr liegt eine typische Grünen-Karriere. Schauen wir doch mal in Wikipedia: Nach dem Abitur an der hannoverschen Goetheschule im Jahr 2004 studierte Hamburg bis 2008 Politikwissenschaft, deutsche Philologie und Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen. Einen Abschluss erlangte sie jedoch nicht.
Die Dame ist 1986 geboren und hat, wie wir neidlos anerkennen müssen, offenbar alles richtig gemacht. Was will man schon mit einem abgebrochenen Studium, das nun wirklich nicht für eine Ingenieurskarriere qualifiziert? Richtig, man geht in die Politik – und zwar zu den Grünen. Heute ist sie stellvertretende Ministerpräsidentin und Aufsichtsrätin bei VW. Ob sie einen Führerschein besitzt, ist uns unbekannt – brauchen tut sie ihn wohl auch nicht, Dienstwagen gibt es ja. Sie sieht sich als bekennende Fahrradfahrerin, was sie wohl im China-Geschäft der 1960er Jahre qualifiziert hätte. Damals saß die „gelbe Gefahr“ in schicken blauen Anzügen überwiegend auf tonnenschweren, unverwüstlichen Drahteseln.
Aber macht ja nichts. Unterstützt wurde ihre Nominierung übrigens von der Hannoveranerin Margot Käßmann. „Julia Hamburg kann dem VW-Aufsichtsrat nur guttun“, verlautbarte der NDR am 12.11.2022. Und weiter: „In der Kontroverse um die Berufung von Niedersachsens Kultusministerin Julia Hamburg in den Aufsichtsrat von Volkswagen erhält die Politikerin weitere Unterstützung – von Frauen aus der Kirche.
„Eine Frau. Eine Grüne. Eine Fahrradfahrerin. Und dann auch noch im VW-Aufsichtsrat? Könnten bitte alle Aufgeregten mal kurz einen Gang zurückschalten?”, forderte die frühere hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Hamburg sei ihrer neuen Aufgabe „sicher nicht nur gewachsen, sondern vor ihrem für diese Branche untypischen Hintergrund womöglich besser als viele andere in der Lage, dem VW-Aufsichtsrat neue Impulse zu geben“.
Da möchte man doch nicht Nein sagen – bei der Gefahr, sofort als „misogyn“ abgestempelt zu werden. Und die Kritik alter weißer Bedenkenträger war ja auch sowas von daneben: Ebenfalls im NDR vom selben Tag war zu lesen: „Der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, hatte die Personalie Hamburg zuvor als ‚offensichtliche Fehlbesetzung‘ bezeichnet und angekündigt, dagegen zu klagen. Als Grund gab Hocker an, dass Hamburg als bekennende Radfahrerin ohne eigenes Auto und aufgrund fehlender Fachkompetenz nicht für das Amt in dem Automobilkonzern geeignet sei.“
Da kam er allerdings an die Falschen. „Wirtschaft braucht immer das Wagnis, neu zu denken“, sagt Margot Käßmann. Die Welt steuere auf eine Klimakatastrophe zu, deshalb sei eine sozial-ökologische Transformation von Industrie und Wirtschaft alternativlos, sagte Käßmann. Sie stelle immer wieder fest, dass gerade in etablierten Strukturen und Machtgefügen eine massive Angst vor Veränderung verbreitet sei. Gerade im Wirtschaftsleben sei eine solche Haltung aber fatal, betonte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Wirtschaft braucht immer das Wagnis, neu zu denken. Ich wünsche mir mehr Mut, alte Muster zu verlassen.“
Wer könnte da Nein sagen? Hat auch niemand – weder die Politik noch der Betriebsrat oder sonstige interessierte Gruppierungen.
Und jetzt haben wir den Salat. Frau Käßmann hat, wenn man böse ist, ja schon die evangelische Kirche an die Wand gefahren – aber nur ein bisschen, versteht sich. Und Frau Hamburg hat von der Schieflage bei VW offensichtlich nichts bemerkt. Wie auch: Ein nicht abgeschlossenes Studium der deutschen Philologie und Philosophie qualifiziert einen eher fürs „Woken-Kuckucksheim“ als für die lästige Ökonomie.
Jetzt wurde ein absoluter Einstellungsstopp beschlossen – jedenfalls hierzulande. Und damit ist die Krise festgezurrt. Ein paar Jahre ohne Nachwuchs, und der Rest von Wolfsburg wird zur Rentnerkolonie, später zum Industriemuseum, und noch später heißt die Stadt wieder Fallersleben.