Alle reden über das Wetter und über neue Temperaturrekorde. So auch Spiegel online am 3. April 2024: „Seit 1881 gab es in Deutschland im März noch nie so hohe Temperaturen wie 2024. Dabei hatte bereits der Februar einen Rekord aufgestellt. Und auch der April beginnt sommerlich: Am Wochenende werden knapp 30 Grad erwartet.“
Und natürlich muss das alles menschengemachter Klimawandel sein. Folgerichtig wird im selben Artikel auch Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes (DWD), mit den düsteren Worten zitiert: „Der Klimawandel geht ungebremst weiter. Wir müssen intensiv in Klimaschutz einsteigen und uns an Schäden durch Wetterextreme anpassen.“
Es gibt keinen Wetterbericht mehr, der nicht sofort einen Zusammenhang zu menschengemachtem Klimawandel herstellt. Und natürlich wird deshalb jede noch so unsinnige und desaströse Maßnahme der „Energiewende“, die zunehmend zur Deindustrialisierung Deutschlands führt, als Klimaschutz gerechtfertigt.
Doch warum haben wir eigentlich tatsächlich so eine starke Erwärmung in den letzten Monaten? Wie sicher können wir sein, dass die Energiewende auch eine Klimawende bewirken kann? Meine Zweifel sind durch eine aktuelle Veröffentlichung gewachsen.
Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, bevor wir uns dann wieder einmal mit den Folgen der eingeleiteten Maßnahmen beschäftigen – und dem, was außerhalb Deutschlands und Europas stattdessen passiert.
Abrupter Anstieg
Tatsächlich ist der globale Temperatur-Mittelwert im September 2023 um 0,66°C höher gewesen als im September 2015. In der Abbildung sehen Sie die „Global Mean Surface Temperatures” (GMST) seit Januar 2015. Gestrichelt: der lineare Trend. (Quelle: Copernicus)
Dieser Trend hat sich seitdem bis April 2024 fortgesetzt. Das kann aber unmöglich am CO2 liegen, denn die CO2-Emissionen haben sich in der kurzen Zeit nicht wesentlich verändert.
Die „normale“ globale Erwärmung sehen wir in der gestrichelten Linie, das ist der sich tatsächlich langsam erwärmende Mittelwert. Aber der Auswuchs ab 2023, der sofort zu diesen ganzen Diskussionen mit Tempolimit etc. geführt hat, muss andere Ursachen haben.
Eine Ursache, die mit dem Klimawandel nichts zu tun hat, sondern ein ganz natürliches Klimaphänomen ist, stellt El Niño dar – der aber bereits auf dem Rückzug ist. Wobei es allerdings in der Regel zwei Monate dauert, bis sich der dadurch bedingte weltweite Rückgang der Temperaturen einstellen wird – doch das ist tatsächlich nur eine Frage der Zeit.
Aber auch El Niño würde so einen abrupten Anstieg nicht erklären. Das sehen Sie in der Grafik im Jahr 2016, wo El Niño tatsächlich für einen starken, aber nur kurzfristigen Anstieg der Temperatur sorgte.
Wasserdampf und Hunga Tonga
Aber nun bin ich auf eine Grafik gestoßen, die noch einen anderen Verdacht erhärtet, den ich bereits früher hatte, der aber jetzt noch viel plausibler wird.
Die Grafik von Ron Clutz zeigt, wie sich der Wasserdampfgehalt in der oberen Atmosphäre in den letzten zwei Jahren nachhaltig verändert hat. Und es liegt sehr nahe, als Ursache dafür den Ausbruch des Hunga-Tonga zu sehen.
Worum geht es da? Am 15. Januar 2022 ereignete sich die Eruption des unterseeischen Vulkans Hunga Tonga im Südpazifik nahe dem Tonga-Archipel. 146 Millionen Tonnen Wasser wurden bis vierzig Kilometer in die Stratosphäre hochgeschleudert. Der Wasserdampf, das mit Abstand bestimmende Klimagas unserer Erde, erhöhte sich in der Stratosphäre um 10 bis 15 Prozent. Nach Angaben der NASA ist die Hunga-Tonga-Explosion die größte bekannte Wassereruption in die Stratosphäre.
Normalerweise schießen Vulkane wie etwa der Pinatubo Asche und Schwefelverbindungen in die Atmosphäre und führen dadurch zu einer Abkühlung. Der Hunga Tonga liegt indessen 150 Meter unter der Wasseroberfläche und hat daher hauptsächlich Wasser hochkatapultiert. Wasserdampf in der Stratosphäre führt zu einer Temperaturerhöhung.
Der Beitrag des Wasserdampfes
Solche natürlichen, nicht menschengemachten Phänomene werden aber von der Klimaforschung gerne kleingeredet, weil sie nicht ins Bild passen. Nach der Einschätzung von Susan Solomon, Stratosphärenphysikerin der US-Technologie-Hochschule MIT, war zu erwarten, dass sich die globale Temperatur durch den Hunga-Tonga-Ausbruch drei bis fünf Jahre lang um nur etwa 0,05 Grad Celsius erhöhen würde – also deutlich weniger als in der realen Temperaturerhöhung, mit der wir es zu tun haben.
Aber wir sollten die Wirkung des Wasserdampfes nicht unterschätzen. Auf der Webseite des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) kann man dazu lesen: „Wasserdampf ist das wichtigste Treibhausgas in der Erdatmosphäre. Der Beitrag von Wasserdampf zum natürlichen Treibhauseffekt gegenüber dem von Kohlendioxid (CO2) hängt von der Berechnungsmethode ab, kann aber als ungefähr zwei- bis dreimal größer betrachtet werden.“
Wie sich das genau auf die Temperatur auswirkt, wissen wir nicht. Insofern ist es Spekulation, ob es wirklich nur 0,05 Grad sind oder nicht doch wesentlich mehr. In jedem Fall haben wir seit dem Ausbruch bis heute im Jahr 2024 mit einer nachhaltigen 10-prozentigen Erhöhung des Wasserdampfes in der oberen Atmosphäre zu tun, der zwei- bis dreimal stärkere Auswirkungen auf den Treibhauseffekt hat als CO2.
Vergleichsweise gering?
Anders gesagt: Wir können also von einem Effekt ausgehen, der einem Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre um 30 Prozent entsprechen würde – als wenn sich die CO2-Konzentration um ein Drittel erhöhen würde!
Da bezweifle ich, dass das nur einen Temperaturanstieg von 0,05 Grad Celsius bewirkt. Das scheint mir doch hinten und vorne nicht zu stimmen. Darüber müsste dringend eine ernsthafte Debatte geführt werden – aber die findet nicht statt.
Auf der Webseite klimafakten.de etwa wird einem Leser auf die Frage „Hat der Ausbruch des Hunga Tonga einen Einfluss aufs Klima?“ nur beschwichtigend geantwortet: „Durch den Ausbruch des Hunga Tonga wurden vor allem große Mengen an Wasser in die Atmosphäre geschleudert. Diese werden einen gewissen wärmenden Effekt aufs Klima haben, der aber nur vergleichsweise gering ist und vor allem nur temporär.“
Die Grafik von Ron Clutz zeigt auf jeden Fall, dass der Effekt nachhaltiger ist, und vieles spricht dafür, dass er auch stärker ist, als es manche Aktivisten wahrhaben wollen.
Gesicherte Stromversorgung in Gefahr
Leider handelt es sich ja hier nicht um eine akademische Diskussion ohne Auswirkungen auf unser Leben und unseren Wohlstand. Die Behauptung, der Temperaturanstieg wäre allein menschengemacht und das CO2 wäre hauptsächlich schuld daran, wird dafür benutzt, Panik zu verbreiten und mit der Klimawende für Konsequenzen zu sorgen, die unser Land immer mehr belasten.
Eine direkte Konsequenz ist: Der Stromverbrauch in Deutschland geht seit 2022 kontinuierlich zurück. Wesentlicher Grund dafür ist der Minderverbrauch der Industrie. Gestiegene Strompreise führten zum Rückgang der Industrieproduktion, mitunter auch zu Produktionsverlagerungen.
Die bereits eintretende Deindustrialisierung bestärkt die Bundesregierung darin, den Ausstieg aus gesicherten Kraftwerkskapazitäten weiter fortzusetzen. Wie in meinem letzten Beitrag hier im Sandwirt schon angekündigt, legte RWE am 31.3.2024 in Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium fünf Braunkohleblöcke (Niederaussem und Neurath) still, im Lausitzer Revier wurden die Blöcke E und F des Kraftwerks Jänschwalde für immer abgestellt.
Insgesamt wurden 2100 MW Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen. Bis Ende des Jahres werden weitere 400 MW und zusätzliche 1300 MW von Steinkohlekraftwerken abgeschaltet (Heyden bei Minden, Fenne im Saarland, Marl und Mehrum im Landkreis Peine).
Wer zahlt?
Die grüne Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger jubelte: Die jetzige Abschaltung sei „ein großer Erfolg für Klimagerechtigkeit“ und geschehe „im Wissen um die historische und globale Verantwortung für die Erreichung unserer Klimaziele“.
Doch wer wird die Stilllegungen der RWE-Kraftwerke wohl bezahlen? Natürlich der Steuerzahler. Bis 2030 erhält RWE 2,6 Milliarden Euro für die Verringerung der gesicherten Stromerzeugung. Begründung: Mit den Kraftwerken hätte RWE ja viel Geld mit seinen Kunden verdienen können. Mit der gleichen Argumentation soll die LEAG aus der Lausitz 1,75 Milliarden € vom Steuerzahler erhalten.
Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie geht der bundesweite Ausstieg aus gesicherter Leistung also munter weiter, wie die folgende Abbildung zeigt.
(* Installierte Nettoleistung einschließlich der Kraftwerke außerhalb des Strommarktes von 7,4 GW, ** Gesetzliche Stilllegungen (KVBG): Ausstiegspfad Braunkohle: 1.652 MW; Ausschreibung der dritten bis sechsten Runde: 4.775 MW (Steinkohle); Stilllegung nach Beendigung der Versorgungsreserve gemäß § 50d EnWG: 1.886 MW; Stilllegung nach Marktrückkehr aus der Netzreserve: 2.947 MW, *** darunter 2,8 GW Erdgas, Quelle: Bundesnetzagentur, Kraftwerksliste, Stand 25.11.2022)
Versorgungslücken
Wie weit kann die gesicherte Leistung überhaupt noch heruntergefahren werden? Die Höchstlast in den letzten Jahren betrug 81 000 MW (81 GW). Zu der im Jahr 2025 nur noch vorhandenen gesicherten Leistung von 83 500 MW muss man den Import hinzuzählen. McKinsey hat in einer Studie vom letzten Jahr festgestellt, dass man mit etwa 10 000 MW gesicherter Leistung aus dem Ausland rechnen kann.
Zwar ist die Leitungskapazität ins Ausland größer. Aber ob uns die Nachbarn aus der Patsche helfen, wenn sie den Strom in einer windstillen Großwetterlage selbst bitter benötigen, ist fraglich, führt die Studie aus.
Zudem geht sie davon aus, dass durch den Ausbau der Wärmepumpen und der Elektromobilität die gesicherte Leistung sehr schnell überschritten wird und nur durch Maßnahmen der Nachfragedrosselung beherrscht werden kann. Selbst McKinsey, bislang weitestgehend Unterstützer der Energiewende, warnt: „Die Kombination aus sinkender gesicherter Kapazität und durch die Elektrifizierung steigender Spitzenlast kann zu Versorgungslücken führen.”
Wir retten nicht die Welt
Während hierzulande der Ausstieg aus der Kohle seitens der Ampel gefeiert wird, sind weltweit folgende Kohlekraftwerkskapazitäten innerhalb eines Jahres hinzugekommen: China 47.000 MW, Indonesien 5.900 MW, Indien 5.500 MW, Japan 2.450 MW, Süd-Korea 1.040 MW, Vietnam 2.600 MW … – insgesamt 69.545 MW neue Kohlekraftwerke.
Zieht man von den 69.545 MW neu gebauten Kohlekraftwerkskapazitäten die in Deutschland reduzierten 3.800 MW ab, die RWE und andere 2024 und 2025 stilllegen, dann sieht man sehr schnell, dass wir mit der Abschaltung in Deutschland eben nicht die Welt retten, wie uns die grüne Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger weismachen will.
Sondern wir gefährden den Standort Deutschland, ohne einen signifikanten Beitrag zur Reduktion des weltweiten CO2-Ausstoßes zu leisten – dessen Beitrag zur Erwärmung sowieso zumindest zu differenzieren ist.
Bemerkenswerte Kehrtwende
Auch die US-amerikanische Regierung hatte einmal ähnliche Ziele wie die deutsche Ampelregierung. 80 Prozent Stromerzeugung sollten 2030 aus Erneuerbaren Energien stammen, fünf Jahre später 100 Prozent. Dabei stammten noch 2021 79 Prozent des Stroms aus nicht erneuerbaren Energien wie Kernenergie, Gas und Kohle.
Nun gibt es jedoch eine bemerkenswerte Kehrtwende. Die Kernenergie wird wieder entdeckt, weil man in den USA festgestellt hat, dass die Ziele für die Erneuerbaren Energien unerreichbar, unbezahlbar und vor allen Dingen aber unpopulär sind.
Der erste spektakuläre Schritt ist die Reaktivierung des 2022 stillgelegten Kernkraftwerks Palisades in Michigan. Es war nach 50 Jahren außer Betrieb genommen worden. Die demokratische Gouverneurin Gretchen Widmer ließ nun neue Töne verbreiten: Anstatt das Kraftwerk zurückzubauen, soll es nun 2025 nach entsprechender Sicherheitsüberholung wieder erneut ans Netz. Es wäre das erste Kernkraftwerk in den USA, das wieder eröffnet.
Präsident Biden unterstützt die Entscheidung mit einer Subvention von 1,5 Milliarden US Dollar für die Wiedereröffnung. Mitte der 30er-Jahre soll das Kraftwerk dann durch zwei neue Kernkraftwerke der nächsten Generation, sogenannte SMRs (small modular reactors) ersetzt werden. Diese energiepolitische Wende reicht bis in die Administration: Der kernenergiekritisch eingestellte Leiter der nationalen Kernenergiebehörde NRC, Jeff Baran, wurde von Biden entlassen, um den neuen Kernenergiekurs durchzusetzen.
Energie für die New Economy
Die Gründe sind aufsehenerregend. Nach einer Einschätzung der Energiespezialisten von Doomberg ist die zunehmende Anforderung an gesicherte Stromleistung der wahre Treiber für die ideologische Umkehr. Die begonnene Revolution der Künstlichen Intelligenz KI sowie die fortschreitende Digitalisierung erfordert „ultra-reliable” (ultraverlässliche) Stromerzeugung.
Die Tech-Giganten haben erkannt, dass Kernenergie die beste Lösung ist, um die Anforderungen der Rechenzentren und ihrer Datenbanken an Netzstabilität und gesicherter Leistung zu garantieren. Schon heute verbrauchen Rechenzentren etwa 460 Terawattstunden Strom weltweit. Durch die Ausweitung der Künstlichen Intelligenz wird dieser Verbrauch 2030 mindestens auf bis zu 1.137 TWh ansteigen – den doppelten Stromverbrauch Deutschlands, wie die folgende Grafik zeigt:
Das Wichtigste dabei: die absolute Zuverlässigkeit – „ultra-reliable”. Da darf kein Saharastaub oder Hagel auch nur für Sekunden dazwischenkommen. Ich finde das spannend, weil das ein neues Licht auf die Energiediskussion wirft. Bis jetzt sagen wir immer, wir brauchen die Old Economy, wir müssen die zuverlässigen Kraftwerke haben, damit man z. B. nicht Stahlwerke runterschalten muss. Und jetzt kommt aber der Energiebedarf von der ganz anderen Seite, von der New Economy.
Die Maßnahmen der Energiewende bedrohen also nicht etwa die Relikte der Vergangenheit – sondern unsere Zukunft! Umso bedrohlicher ist der deutsche Sonderweg, der die veränderte Realitäten außerhalb Europas ignoriert. Und umso beunruhigender ist die undifferenzierte Diskussion über die Gründe für die Klimaveränderungen.