In jüngerer Vergangenheit vermischen sich Sport und Politik wieder deutlich häufiger, als in vergangenen Jahrzehnten. Gerade autokratische Regime versuchen neuerdings immer häufiger, sich durch schillernde Sportveranstaltungen in ein besseres Licht zu rücken.
Unvergessen die WM 2022 in Katar, die olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 oder die olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Gerade die olympischen Winterspiele 2022 waren für viele Leute ein Augenöffner. Hatte man doch vergeblich gehofft, dass die olympischen Sommerspiele 2008 in Peking (genau die Spiele, in den Usain Bolt alles und jeden in Grund und Boden gelaufen hat) humanistische bzw. demokratische Impulse aussenden könnte. – Das Gegenteil war der Fall. Die Menschenrechtsverletzungen nahmen noch einmal zu und die gesamten Spiele wirkten wie die Parodie einer Propagandaveranstaltung, die von Monty Python inszeniert wurde.
Aber gut, auch in der Antike wussten die Herrscher, dass man mit „Brot und Spiele“ das Volk bei Laune halten kann. In China saß das Volk allerdings entweder im Gefängnis oder vor der Tür, da sich kaum einer die Ticketpreise leisten konnte. Nichtsdestotrotz: Wir stellen fest, Sport und Politik gehören inzwischen wieder zusammen, wie Scholz und sein schwaches Gedächtnis oder Annalena Baerbock und ihre Visagistin.
Alles für das Klima
Apropos Annalena Barbock … da war ja was! Unsere Lieblingspolitikerin durften bei der Heim-EM ins Fußballstadion, während der Normalsterbliche auf ARD und ZDF angewiesen war. Würg. Beim Gruppenspiel Deutschland gegen die Schweiz saß die Außenministerin der Herzen auf der Tribüne. Eigentlich sollte sie aber in Luxemburg bei einem Treffen ihrer Kollegen teilnehmen. Also flog sie nach dem Spiel kurzerhand zurück nach Luxemburg, um am Folgetag bei dem Treffen dabei sein zu können. Nicht nur die Kurzstrecke von sage und schreibe 184 km sorgte dabei für kollektives Kopfschütteln: Da sie erst kurz vor 24 Uhr abhob, umging sie das Nachtflugverbot (22 bis 6 Uhr) mittels einer Sondergenehmigung. Es ist schon lustig, dass Deutschland und vor allem die Grünen beim Klima immer die Guten sein wollen, aber für sich solche Extrawürstchen heraus nehmen. Immerhin wollen Grüne Politiker seit Jahren Kurzstreckenflüge verbieten und sind in Hessen für eine Verschärfung des Nachtflugverbotes in den Wahlkampf gezogen.
Nicht auszudenken, wenn Merz sowas gemacht hätte. Der wurde seinerseits vor allem von Grünen-Trollen im Internet beschimpft, als er mit dem Privatjet nach Sylt zur Hochzeit von Christian Lindner flog. Ok, es war kein Fußballspiel und immerhin gehört Merz ja zu den Bösen. Vielleicht hängt das Schweigen der sonst so aktiven Klimaszene auch damit zusammen, dass Fridays for Future und die Letzte Generation in letzter Zeit massiv schwächeln und so langsam in die Bedeutungslosigkeit versinken.
Der böse Wolf
Doch nicht nur das Klima geriet durch das nasskalte Wetter fast in Vergessenheit, auch unser Problem mit der Islamismus ging fast unter im Fußballfieber. Zum Glück hat uns Merih Demiral mit dem Wolfsgruß nach seinem Treffer gegen Österreich wieder daran erinnert!
Immerhin taten es ihm mehrere hier lebende Landsleute gleich und wiederholten den rechtsextremen Gruß auf Fanmärschen und in Stadien. Die Empörung darüber verging ungefähr genauso schnell wie die Aufregung über die 67 Prozent der Türken, die bei der letzten türkischen Präsidentschaftswahl für Erdogan gestimmt haben. Jo, man regt sich halt lieber wochenlang über ein Video aus Sylt auf …
Oder über die Farbe des Trikots unserer Nationalmannschaft. Das rosa-lila Trikot stieß nicht überall auf Nächstenliebe. Eigentlich sollen die Farben die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft repräsentieren. Warum schwarzrotgold das nicht tut, bleibt hierbei das Geheimnis des DFB.
Auch wurde immer wieder bemängelt, dass schwarze Spieler wie Antonio Rüdiger von den Fans nicht so recht akzeptiert würden. Ob es vielleicht an Fotos von dem Spieler liegt, in dem er während des Ramadan den Zeigefinger erhoben hat und somit zu viel Raum für Interpretationen geliefert hat?
Möglich. Eventuell sind auch noch Erinnerungen an Özil vorhanden, der zwar für Deutschland gespielt hat, aber eben auch ein großer Fan von Erdogan war. Denn Spieler wie Gerald Asamoah, Felix Magath oder Jimmy Hartwig waren seinerzeit auch absolute Publikumslieblinge, trotz ihrer Hautfarbe und den ganzen Rassisten in Deutschland. Warum? Weil sie alles für ihren Verein und die Nationalmannschaft gegeben haben. Denn wahrscheinlich liegt die Ablehnung nicht an den ganzen Rechtsextremen sondern vor allem daran, dass viele Fans einfach nicht ständig eingetrichtert bekommen wollen, dass Toleranz und Vielfalt die Werte schlechthin sind, wenn es doch auch negativ Seiten gibt. Selbst Toni Kroos hat ja darauf bereits hingewiesen. Trotzdem müssen wir anscheinend der Welt immer noch ständig beweisen, dass wir jetzt die ach so toleranten Guten sind.
Der Zeigefinger und der Bundespräsident
Da werden gerade Erinnerungen an die WM in Katar wach. Dass Olympia in China und Russland stattfindet, ist ärgerlich aber nicht zu vermeiden. Immerhin sind beide Länder gestandene Sportnationen. Aber die WM 2022 an Katar zu vergeben war an Absurdität kaum zu überbieten. Genauso gut hätte man die Skisprung-WM an die Dominikanische Republik vergeben können.
Ähnlich wie beim Wolfsgruß ist vor allem ein Bild in Erinnerung geblieben: Die deutsche Nationalmannschaft, die sich den Mund zuhält. Damit wollte man wohl gegen die nicht vorhandene Meinungsfreiheit in Katar protestieren. Schön. Hat aber nicht geklappt.
Denn wenn man schon während einer Sportveranstaltung seine Meinung über ein Land äußern möchte, was im Falle von Katar ja auch durchaus angebracht ist, dann tut man es und schert sich nicht um die Konsequenzen. Außerdem waren die Auftritte der Mannschaft so schlecht, dass man sich komplett zum Gespött gemacht hat.
Klar, der Fehler liegt nicht bei der Mannschaft, dass die Spiele, menschenrechtlich gesehen, an so ein Katastrophenland vergeben werden, dennoch muss man sich fragen, warum man dann so einen Quatsch macht und sich in eine Situation bringt, in der man nur verlieren kann? Muss man der Welt immer noch beweisen, dass man jetzt zu den Guten gehört?
Und ganz generell: Wenn sich niemand außer Katar mehr darum reißt, die WM auszutragen, sollte man dann vielleicht nicht etwas am Modus ändern? Oder geht es letztendlich doch wieder nur ums Geld und nicht um den Sport?
Die nächsten Spiele kommen bestimmt
Zum Glück waren im Vergleich dazu die Europameisterschaftsspiele in Deutschland natürlich ein absoluter Hochgenuss. Obwohl sich auch hier, natürlich nicht zu vergleichen mit Russland, China oder der islamischen Welt, Sport und Politik deutlich mehr vermischt haben, als noch in den vergangenen Jahren.
Das nervige Verlangen zu zeigen, wie gut man doch ist, nimmt dabei langsam manische Züge an. Denn eigentlich haben wir das gar nicht nötig. Deutschland hat sich während der EM von seiner besten Seite gezeigt. Bis auf ein paar Messerangriffe (etwa in Stuttgart durch einen Syrer), mehreren Zugausfällen bzw. Verspätungen und der Erkenntnis, dass Gelsenkirchen hässlich ist, war es mehrheitlich eine schöne EM, die Lust auf mehr gemacht hat.
Auch wenn die politischen Diskussionen um Trikotfarbe, Hautfarbe der Spieler und um das Zeigen der Nationalfarben maximal anstrengend war, so hatte man doch weitestgehend das Gefühl, dass dieses Land doch mehr vereint, als spaltet. Die Quintessenz aus meinem letzten Beitrag (Schwarzrotgold) haben sich nämlich voll und ganz erfüllt: Deutschland ist ein begeisterungsfähiges Land mit sehr gastfreundlichen Einwohnern, außer gegenüber dem Handballspieler Cucurella natürlich, der aber ehrlich gesagt nichts dafür kann, wenn der Schiedsrichter nicht pfeift.
Vielleicht sollten wir öfters die Politik links (hihi) liegen lassen und einfach ausgelassen den Moment genießen. Dann sind wir wirklich die Guten.